Nur ein paar Autominuten von Sheffield entfernt beginnt der Peak District, Englands ältester Nationalpark (seit 1951). Zu dem riesigen und landschaftlich abwechslungsreichen Gebiet zählt auch unser Märchenwald mit dem „Nine Ladies“-Steinkreis. Absolut empfehlenswert ist aber auch ein Spaziergang durch die Heide zu den bizarren Steinlandschaften bei Heathersage.
Abends hatten wir mit Kate und Chris noch Unmengen an Broschüren gewälzt, um unser Programm für heute in Form zu bringen. Heute Morgen haben wir dann doch alles wieder umgeworfen. Statt des angekündigten Regens strahlte uns die Sonne entgegen, und wir fuhren doch mitten rein in den Peak District.
Vom (kostenpflichtigen) Wanderparkplatz aus führen ausgetretene Pfade durch die Heide. Der Peak District ist nicht nur Großbritanniens ältester, sondern auch der meistbesuchte Nationalpark. An einem Wochentag kurz nach dem Frühstück aber sind wir unter uns. Der Himmel ist blau, die Heide blüht. Die Idylle ist so vollkommen, dass ich gar nicht weiß wohin mit meinem Urlaubsglück. Am liebsten würde ich mich ins Kraut werfen und mit der Schönheit dieser Gegend verschmelzen.
Meine Jungs ahnen nichts von den merkwürdigen Gedankengängen ihrer Mutter. Sie springen umher wie die Lämmchen und entdecken zu ihrem außerordentlichen Entzücken ebensolche. Janis hält sie zuerst für einen Felsen, und sofort ist der Ausdruck der „lebenden Steine“ etabliert.
Wir gelangen an einen Aussichtspunkt, von dem aus wir das Tal unter uns überblicken. Da sind all die typisch englischen Mäuerchen und Hecken, die Wiesen mit den weißen Sprenkeln – noch mehr Schafe. Bilderbuch-England.
Am Horizont sehen wir schon die Steinformationen, von denen unsere Couchsurfer uns erzählt haben. „Da will ich hin!“ verkündet Janis und läuft los, und Silas steht ihm in nichts nach. Bis wir auch nur in die Nähe der Felsen kommen, sind die Jungs schon ganz oben. Zum Glück haben wir vorher von Kate und Chris gehört, dass dieser Abenteuerspielplatz nicht übermäßig gefährlich ist (sonst hätten wir sie längst eingefangen). Den Hals kann man sich bei jedem Fall aus Übermannshöhe brechen, klar, und einige der Felsen sind hoch, aber doch ohne allzu tückische Abgründe und auch für Kinderfüße gut zu bewältigen. Aufpassen müssen wir vor allem auf den Wind, bemerken wir dann. Der pustet ganz gut hier oben auf der Ebene.
Während die Jungs die Gipfel erklimmen, entdecke ich steinzeitliche Hinterlassenschaften. Die typischen Steinmulden sind überall. Bis heute ist man sich nicht einig über den Zweck dieser Aushöhlungen. Opferschüsselchen für die Götter? Oder einfach nur die Spuren eifrigen Pfeilspitzenschärfens? So oder so, dass die natürlichen Altäre hier mitten in der Landschaft die Menschen zu allen Zeiten angezogen und inspiriert haben, halte ich für selbstverständlich.
Auch Besucher jüngerer Epochen haben ihre Spuren hinterlassen. Viele haben ihre Namen in den uralten Fels geritzt. Manche haben das Datum hinzugefügt. Das älteste, das ich finde, lautet 1883. Wir wandern von Felseninsel zu Felseninsel. Die Jungs erkennen in ihnen Piratenschiffe, Schatzverstecke, Drachenhöhlen. Schließlich finden wir einen Stein, der in seinem früheren Leben mit Nessi verwandt gewesen sein muss.
Auf dem Rückweg zum Parkplatz kommen uns wahre Horden von Wanderern entgegen. Was sind wir froh, dass wir so früh hier gelandet sind!
Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 15. August 2013 verfasst. Mehr England-Reiseberichte aus jenem Familienurlaub inklusive Karte gibt es in unserem England-Inhaltsverzeichnis. Chronologisch geht es hier weiter:
Wirklich eine tolle Landschaft. Wird gemerkt für die nächste Traumreise.
In der Schweiz gab es auch viele von diesen Schüsselsteinen, wobei man bei einigen schon sehr viel Phantasie haben musste, um die Vertiefungen zu erkennen.
Herzlich, Katja
Das ist wirklich ein toller Abenteuerspielplatz. Viele Gruesse, Peggy