Der wildromantische Bergsee mit der Marieninsel ist nicht weit von der österreichischen Grenze entfernt und tatsächlich eine der schönsten Wasserflächen, die ich in meinem Leben bisher zu Gesicht bekommen habe.

Das Wetter lässt zu wünschen übrig an diesem einen Tag, den wir Sloweniens nördlichster Top-Sehenswürdigkeit gönnen können. Trotzdem, wenn wir schon einmal hier in der Gegend sind, dürfen wir uns den hochgelobten Anblick des türkisblauen Thermalsees vor dem Alpenpanorama natürlich nicht entgehen lassen. Unsere Couchsurfing-Gastgeber, die uns in einem kleinen Dorf ein paar Kilometer entfernt beherbergen, raten uns, möglichst früh da zu sein. Selbst in der Nachsaison Anfang September und bei suboptimalen Wetterverhältnissen wird es an einem Samstag schnell voll. Wir parken am Campingplatz westlich von Bled. Hier kostet das Ticket fünf Euro und gilt für den ganzen Tag.

Westufer: Jung und hip

Im Gegensatz zum nahe gelegenen Wörthersee auf der anderen Seite der Grenze, an dessen Ufer wir tags zuvor kurz Station gemacht haben, sind hier Alpengipfel und Thermalquellen nicht mit Rentner-Reisebussen gleichzusetzen. Im Gegenteil: Vor allem hier am Westufer, wo sich Campingplatz und Wassersportzentrum befinden, lässt sich eine junge Crowd beim Wakeboarden von hipper Musik beschallen. Wir sehen ihnen eine Weile zu, dann machen wir uns auf zu einem Spaziergang rund um den See. Der dauert rund eine Stunde, und der Weg ist die meiste Zeit so beschaffen, dass Kinder ihn gerne bewandern.

Bleder-See-Wanderweg

Am Südufer führt der Rundweg über Holzbohlen.

Nordufer: Burg und Bad

Am Nordufer laufen wir direkt unter der Burg entlang, die wir erst auf der gegenüberliegenden Seite zu Gesicht bekommen. Die Besichtigung ist möglich, lohnt nach Aussage unserer Couchsurfer aber nur bedingt, deswegen lassen wir das. Auch zum Baden ist es viel zu kalt – leider, denn das unterhalb der Burg befindliche Naturbad sieht sehr einladend aus. Es macht einen modernen, sogar stylischen Eindruck und scheint auch Kindern einiges zu bieten. Zwischen Bad und Bled reihen sich einige Cafés aneinander, die ebenfalls verlockend aussehen. Später bedauere ich es, nicht hier eingekehrt zu sein, denn hier sitzt man – finde ich – mit Abstand am schönsten.

Bleder-See-Strandbad

Schick: Im „richtigen Sommer“ ist das Strandbad unterhalb der Bleder Burg bestimmt der place to be.

Bled: Gar nicht so teuer

Das erste, was wir vom Örtchen Bled sehen, ist ein kleiner Kunsthandwerkermarkt. Wie wir später in Ljubljana feststellen, sind die Preise für bemalte Glasgegenstände, Holzspielzeug und anderen Kitsch hier deutlich günstiger als in der Hauptstadt. Auch das Preisniveau der Gastronomie ist angenehm human (zumindest, wenn man gerade aus Österreich kommt). Die teils gut-bürgerlichen, teils eleganten Restaurants entlang des Ufers im Städtchen zeichnen Hauptgerichte für 10 bis 15 Euro aus.

Von Bled aus ist es eine ganze Ecke bis zur Marieninsel. Wer da lieber rudern lassen möchte, nimmt in einem dieser Pletjna-Boote Platz.

Von Bled aus ist es eine ganze Ecke bis zur Marieninsel. Wer da lieber rudern lassen möchte, nimmt in einem dieser Pletjna-Boote Platz.

Marieninsel: Rudern oder gerudert werden

Die Preise für Ruderboote sinken proportional zur Entfernung des Hauptorts. Direkt in Bled kostet eine Stunde 15 Euro, am Ortsrand schon nur noch 12. Am schönsten und gleichzeitig günstigsten sind mit 10 Euro die Stunde die hölzernen Schwanenhals-Boote am Campingplatz. Von dort aus ist auch der Weg zur „heiligen Insel“ am kürzesten; trotzdem braucht man mindestens zwei Stunden, wenn man die berühmte Kirche auf dem bewaldeten Felsen im See auch noch besichtigen will. An allen Uferseiten legen außerdem die typischen Pletjna-Boote mit gewölbter Dachplane ab (da rudert der Gondoliero gleich eine ganze Gruppe, nach den Preisen hab ich allerdings nicht gefragt). Die kleine Insel ist ein Wallfahrtsort und Maria geweiht – was wohl vor allem damit zu tun hat, dass sich bereits in vorchristlicher Zeit der Tempel einer weiblichen Gottheit hier befand. Fast 100 Stufen sind es hinauf zur Kapelle, die als sehr sehenswert gilt. Eine Glocke aus dem 16. Jahrhundert soll Frischverliebten Glück bringen.

8: Die Marieninsel im Bleder See ist immer noch ein Wallfahrtsort.

8: Die Marieninsel im Bleder See ist immer noch ein Wallfahrtsort.

Bleder Kuchen: Gar nicht so lecker

Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit und ein beschränktes Budget, deshalb müssen wir abwägen: Bootfahren oder Kuchenessen? Wer uns kennt, weiß, wie die Entscheidung zwangsläufig ausfällt. Wir kehren ein und probieren den Bleder Kuchen, mit dem fast jedes einzelne Lokal hier Werbung macht. Er besteht aus Puddingcreme mit einer dicken Schicht Sahne, oben und unten eingerahmt von einem Hauch Alibi-Blätterteig. Bei so viel Matschepampe verzichte ich wohlweislich von vornherein. Meine Männer ordern jeder ein Stück, und zum ersten Mal seit Jahren passiert es, dass Silas Kuchen übrig lässt. Selbst Janis schafft sein Stück nicht ganz. Und was wirklich noch nie vorgekommen ist: Martin verputzt zwar noch die Überbleibsel des einen Kinderkuchens, verzichtet aber beim zweiten selber dankend. Nee, Bleder Kuchen ist nicht so unser Fall.

Geht so: Der Bleder Kuchen ist wohl der Verkaufsschlager der Region, kommt bei family4travel aber nur so mittelmäßig an.

Geht so: Der Bleder Kuchen ist wohl der Verkaufsschlager der Region, kommt bei family4travel aber nur so mittelmäßig an.

Südufer: Titos Prestigeobjekt

Auf dem Rückweg kommen wir noch an der Villa Bled vorbei. Tito ließ die ehemalige Adelsresidenz zum Prestigeobjekt ausbauen, um diplomatische Gäste zu beeindrucken. Immerhin galt der Bleder See als eine der Schokoladenseiten Jugoslawiens. Heute dient der eher sachlich gestaltete Bau als Luxushotel.

Bleder-See-Vila-Bed

Auch zu Titos ehemaligem Palast führen eine Menge Stufen hinauf. Die Ähnlichkeit zum benachbarten Wallfahrtsort ist bestimmt nicht zufällig.

Gut gelaunt vollenden wir unsere Runde. Wieder am Auto stellen wir erfreut fest, dass wir alles richtig gemacht haben: Der Parkplatz ist wegen Überfüllung geschlossen. Im Uferbereich des Wassersportzentrums kriegt man schon kaum noch ein Bein an die Erde. Ansonsten verläuft sich der Andrang zum Glück, bis hierher sind uns keine Menschenmengen negativ aufgefallen. Trotzdem sind wir froh, den Trubel jetzt hinter uns lassen zu können. Nächster Halt: Radovljica, die schöne Altstadt mit dem Bienenmuseum.