Das Überseemuseum in Bremen stand schon lange auf unserer Wunschliste. Endlich bot sich die Gelegenheit zu einem Abstecher ins kleinste Bundesland Deutschlands. Von hier aus eroberten wir die ganze Welt bis in die entlegensten Winkel: Ozeanien, Shanghai und der südamerikanische Dschungel waren nur einige unserer Stationen.
Mit der Bahn ins Museum
Aber von vorne. Da das Niedersachsen-Ticket der Deutschen Bahn auch Bremen mit einschließt, entschieden wir uns ohne zu Zögern für die Zugfahrt. Zwei Stunden Fahrzeit, auf der Hälfte einmal umsteigen – mit Kindern im Grundschulalter kann das direkt entspannend sein. Wann sonst kommt man dazu, mal wieder ausgiebig vorzulesen und über all die Dinge zu quatschen, für die im Alltag keine Zeit ist?
Das Überseemuseum Bremen
Das Museum selbst ist absolut empfehlenswert. Hier ist nichts staubtrocken.
Schon beim Betreten der Ausstellungshalle zieht es uns in alle Richtungen gleichzeitig. Da locken Nachbauten fernöstlicher Tempelanlagen, ein sichtlich ausgiebig benutztes Boot von Inselbewohnern aus der Südsee will erkundet werden, und Silas zieht an meinem Handgelenk, weil er auf der Vitrine dahinten einen ausgestopften Pfau entdeckt hat.
Von oben nach unten durchs Überseemuseum
Eisern rufen wir uns zur Ordnung, denn von Oma und Opa haben wir den Tipp bekommen, auf jeden Fall in den höheren Etagen mit dem Museumsrundgang zu beginnen. Lässt man sich gleich in die bunte Welt der exotischen Landstriche ziehen, kommt man da oben nämlich gar nicht mehr an.
So durchqueren wir die Halle nur bis zur Treppe und sind oben die allerersten und längere Zeit einzigen Besucher des Tages.
Weser-Schifffahrt zum Anfassen
Im zweiten Stock geht es um den Grund, durch den Bremen überhaupt zu einem Übersee-Museum gekommen ist: die Weser. Von hier aus steuerten Schiffe in alle Welt und brachten Waren aus fernen Ländern in die Heimat.
Wir erfahren, wie sich neuseeländische Wolle anfühlt, wenn sie als Rohmaterial den Hafen erreicht, und wie die Ballen unbehandelter Baumwolle aussehen. Die Jungs stürzen sich auf die Schiffsmodelle aus verschiedenen Epochen. Janis interessiert sich sehr für die menschengemachten Flussregulierungen im Wandel der Zeit, die eingängig dargestellt sind. Wir schlendern durch alte Handelskontore, lernten Bremer Markenware aus vergangenen Tagen kennen und landen schließlich in einem modernen Supermarkt.
7 Themenbereiche im Überseemuseum
Eine Etage tiefer ist das Spektrum enorm breit gefächert. Unter dem Oberbegriff „Erleben, was die Welt bewegt“ warten Erlebnisstationen aus sieben Themenbereichen auf neugierige Kinder und Erwachsene. Klimawandel, Kommunikation, Sex und Gender, Zeit, Menschenrechte, Migration und Weltwirtschaft – alles so aufbereitet, dass wir alleine hier schon einen vollen Tag verbringen könnten.
Inzwischen aber hängt uns der Magen in den Kniekehlen. Wir sind seit kurz nach zehn hier, und es ist schon nach eins. Trotzdem dauert es eine Dreiviertelstunde, bis wir bei unseren Picknick-Rucksäcken im Schließfach des Untergeschosses angekommen sind. Schließlich tauchen hinter jeder Ecke neue spannende Dinge auf, die wir „nur noch kurz“ in Augenschein nehmen wollen.
Vom Dino bis zum Abwaschlappen
Im Ausstellungsbereich der Evolution treffen wir nicht nur das Skelett eines Iguanodons, sondern entdecken auch sein Trittsiegel, das aus dem Obernkirchener Steinbruch stammt.
An der Fühl-Station messen wir unsere Tastsinne (ich gewinne, obwohl ich den Abwaschlappen für Seide halte). Die Kinder sind ganz hingerissen von den Tierpräparaten und staunen über die riesige Baumscheibe eines Redwood-Mammutbaums.
Das Schau-Magazin lassen wir zu meinem großen Bedauern ganz links liegen.
Vom Keller-Picknick in den dunklen Dschungel
Nach dem unromantischen, aber effektiven Keller-Picknick dürfen die Jungs unsere weitere Expeditionsroute bestimmen.
Silas lotst uns zuerst in den nächtlichen Dschungel, der ihn auf dem Weg nach unten schon fasziniert hat. Eigentlich soll man mit den eingebauten Taschenlampen in die dunklen Vitrinen leuchten, aber die sind kaputt. Wie gut, dass sich Handys heutzutage auch zu Taschenlampen umfunktionieren lassen. Auf diese Weise entdecken wir allerhand Tiere und Pflanzen. Diese werden zwar nicht näher erklärt, aber das ist den Jungs egal. Der Entdeckerdrang hat hier Vorrang.
Krabben streicheln im Mangrovenwald
Gleich nebenan liegt der Mangrovenwald, in dem es ebenfalls viel zu entdecken gibt. Wer mutig genug ist, in die markierte Erdspalte zu langen, kann eine der hier lebenden großen Krabben ertasten.
Musealer Kurztrip durch Asien
Durch ein Shinto-Tor betreten wir den asiatischen Kontinent und erkunden einen buddhistischen Tempel, ein japanisches Wohnhaus und traditionelle Gemächer aus China. Das Angebot an interessant dargebotenen Informationen für alle Sinne ist schier überwältigend.
Am späten Nachmittag sinken die Jungs auf die Sitzfläche an der Abenteurer-Hörspielstation und verkünden, dass sie fertig sind. Das Hirn ist voll, sehe ich ein, die Füße sind abgelatscht. Sechs Stunden sind wir hier gewesen. Alles gesehen haben wir längst nicht. Wie so oft entscheiden wir: Wir müssen wiederkommen!
Das Übersee-Museum befindet sich direkt neben dem Bremer Hauptbahnhof. Die Familienkarte kostet 13,50 €, lohnt sich aber erst, wenn beide Elternteile dabei sind. Alle weiteren Informationen bezügliche Eintrittspreise und Öffnungszeiten im Überseemuseum Bremen gibt es immer aktuell auf dessen Webseite.
Die zweite Hälfte unseres Bremen-Ausflugs lässt sich hier nachlesen: https://www.family4travel.de/fussball-freaks-in-bremen-deutschland/
Ich kann das Überseemuseum auch nur empfehlen! Wir überlegen, uns eine Jahreskarte zu kaufen, da es dort sooo viel zu entdecken gibt.
Wenn wir in der Nähe von Bremen wohnen würden, würden wir das bestimmt auch machen. Es ist toll, wenn man sich dann mal einen ganzen Nachmittag (oder ein, zwei Stündchen) völlig auf eine Abteilung konzentrieren und diese ausgiebig erkunden kann. Und selbst, wenn man hinterher doch nicht so oft hingeht, wie man sich vorgenommen hat: Wenn man ein Museum unterstützt, tut man nebenher immer eine gute Tat, denn ich kenne kaum eins, das mit seinen Geldern nicht wie verrückt knappsen muss und froh über jede verkaufte Jahreskarte ist. :)
Ich bin gerade durch den Beitrag über das Neandertal-Museum auf den Beitrag hier gestoßen und frage mich gerade, wieso ich das Übersee-Museum noch gar nicht kenne. Da müssen wir unbedingt hin! Vielen Dank für den Tipp! Durch deinen Blog wurde ich schon auf so viele Museen aufmerksam, wirklich toll!
Liebe Michaela, das freut mich riesig, dass du hier Tipps gefunden hast, die für dich passen!
Meinen Uralt-Beitrag über das Übersee-Museum habe ich mir bei der Gelegenheit noch mal angeguckt und ganz schnell in der Optik etwas überarbeitet. Das war ja wirklich noch ganz am Anfang meiner Blogger-Tätigkeit, als ich noch mit riesigen Textblöcken um mich geschmissen habe und die Fotos auf Briefmarkengröße eingestellt habe. Ist jetzt behoben! :)
(Und jetzt will ich selber unbedingt mal wieder ins Überseemuseum! Ist nämlich wirklich sehr, sehr cool da. ;) )
Hallo Lena,
als ich gerade deinen neusten Artikel zum Thema Bloggen, Finanzen und co. gelesen habe, fiel mir ein, dass ich dir die ganze Zeit gerne noch ein Feedback geben wollte, wie es uns im Überseemuseum gefallen hat und das irgendwie immer verschwitzt habe. Nun also…
wir waren bereits am 1.4. dort und ich kann nur sagen: wir LIEBEN es! Das ist wirklich ein ganz ganz tolles Museum sowohl für Erwachsene als auch für Kinder. Selbst unser 4jähriger Sohn fragt regelmäßig, wann wir mal wieder nach Bremen ins Musem fahren :-)
Ich war auch sehr erstaunt über die – im Vergleich zu vielen anderen, deutlich kleineren Museen – niedrigen Eintrittspreise. Das lohnt sich wirklich! Wir waren fast die gesamte Öffnungszeit dort, weil es so viel Spannendes zu entdecken gab und haben noch nicht alles gesehen. Irgendwann ging es uns aber wie euch: wir waren k.o. und konnten einfach nichts mehr aufnehmen.
Seit 2013 wurde allerdings etwas umgebaut. Die unterste Etage und die Ausstellung „Erleben, was die Welt bewegt“ scheinen weitestgehend gleich geblieben zu sein, aber die Ausstellung über Dinosaurier gibt es nicht mehr und die Ausstellung über die Weser, Bremen und die Welt auch nicht mehr. Stattdessen gibt es jetzt eine Afrika- und eine Amerika-Ausstellung, die wir allerdings beide nicht ganz so schön fanden wie das Untergeschoss.
Achso und falls ihr irgendwann nochmal dort seid: Bestehe unbedingt auf den Besuch im Schau-Magazin, das ist wirklich der Wahnsinn, es ist RIESIG und es gibt unglaublich viel zu sehen!
Also vielen lieben Dank an dich! Ohne deinen Blog wären wir wohl nicht so schnell auf das Überseemuseum aufmerksam geworden, was wirklich ein Jammer gewesen wäre.
Lieben Gruß
Michaela
Liebe Michaela, tausend Dank für dein ausführliches Feedback und die ganzen Ergänzungen!
Wir müssen echt unbedingt mal wieder ins Überseemuseum.