Auf unserer großen Irland-Reise sind wir irgendwann auch in Cork gelandet. Schließlich ist die Großstadt im Süden der Insel mit 125.000 Einwohnern Irlands zweitgrößte Metropole. Natürlich stellte sich uns da die Frage: Was tun in Cork? Die Antworten haben wir gesucht. Aber warum sich Cork als Reiseziel für einen Städtetrip mit Kindern nicht sonderlich lohnt – und was man machen kann, wenn man trotzdem schon mal da ist – verrate ich hier im Blog.
Wie kommt man nach Cork?
Cork besitzt einen Flughafen, und so beginnt für viele Urlauber die Irland-Rundreise genau hier.
Ich plädiere ja immer dafür, aufs Flugzeug zu verzichten und reise mit Auto und Schiff nach Irland. (In meinem Artikel „Klimabwusste Urlaubsplanung“ habe ich bestmöglich aufgedröselt, wie viel was bringt.) Auch mit der Fähre kann man nach Cork fahren – allerdings landet nur noch eine einzige vom französischen Roscoff aus zweimal die Woche in Cork an (Britanny Ferries). Für uns waren immer die Verbindungen nach Rosslare im äußersten Südwesten Irlands sinniger.
Innerhalb Irlands braucht man schon ein eigenes Auto, wenn man ein bisschen was vom Land sehen will. Es fahren zwar auch Busse über Land, aber die halten hauptsächlich in Städten. Die grüne Insel ist berühmt für ihre Natur. Wer die ohne eigenen PKW sehen will, muss in den Städten geführte Bustouren buchen. Und die bieten dann eher ein Gefühl der Massenabfertigung. Von den meisten Orten innerhalb Irlands nach Cork kommt man aber schon mit dem Bus (wenn man das denn tatsächlich möchte).
Was muss man sehen in Cork?
Cork besitzt kaum echte Sehenswürdigkeiten. Das geht so weit, dass es im Wikipedia-Artikel über Cork nicht einmal einen Abschnitt über Sehenswürdigkeiten gibt (wie sonst in den allermeisten Stadt-Artikeln, erst recht in dieser Größenordnung). Auch meine traditionellen und umfangreichen Reiseführer, die ich zur Vorbereitung unserer 6-wöchigen Irland-Reise genutzt habe, zeigen sich von Cork weder besonders beeindruckt, noch haben sie viele Tipps auf Lager. Aus Gründen.
Historischer Ort ohne viele Sehenswürdigkeiten
Aber ein paar Orte, die man sich anschauen kann, hat Cork dann natürlich schon zu bieten.
Wie viele Städte in Irland ist Cork unheimlich alt. Im Jahr 606 soll der Heilige Finbarr ein Kloster auf der Flussinsel im River Lee gebaut haben, aus der sich die Stadt entwickelte. Seitdem hat Cork immer wieder unter verschiedenen Einflüssen gestanden. Erst waren es die Wikinger, die hier einen Handelsposten aufzogen, dann die Normannen und schließlich die Engländer. Cork war immer eine Handelsstadt, anfangs für Wolle und Häute, später vor allem für die gute irische Butter (Stichwort Kerrygold). So war die Stadt für irische Verhältnisse schon immer recht wohlhabend.
Im Stadtbild hat sich das so richtig aber nie niedergeschlagen. Bei einem ersten Schlendern durch Straßen und Gassen wirkt Cork auf uns wie jede beliebige irische Stadt, nur größer.
Altstadt Shandon
Unser Reiseführer sagt, der Stadtteil Shandon sei der hübscheste Part von Cork. Nachdem wir von der Innenstadt rund um St. Patrick’s Street und Grand Parade enttäuscht sind, marschieren wir über die Brücke und direkt den Hügel hinauf, denn es kann wirklich nur besser werden. In Shandon gibt es schmale Gassen und kleine Häuser. Trotzdem ist „malerisch“ ein Wort, das ich hier nicht verwenden würde.
Im Zentrum Shandons steht der Buttermarkt. Das runde Gebäude beherbergt heute einige Kunsthandwerker. Direkt gegenüber befindet sich das Buttermuseum.
Buttermuseum Cork
Das Buttermuseum ist meiner Meinung nach die Sehenswürdigkeit in Cork, die sich noch am ehesten zu besichtigen lohnt. Tatsächlich finden wir es ziemlich spannend, in dem kleinen zweistöckigen Museum die irische Buttergeschichte nachzuvollziehen. Wir werfen einen Blick auf einen mehrere tausend Jahre alten Butterklumpen, der einst wohl als Opfer im Moor deponiert wurde. Ein unterhaltsamer Film vermittelt uns die Geschichte der Handelsmarke Kerrygold und erzählt uns, wie irische Butter vom Billigprodukt zur Premiumware wurde.
Das Ausstellungsdesign ist recht konservativ. Zwar hat man sich sichtlich bemüht, alles ein bisschen zu modernisieren. Vor allem im Obergeschoss jedoch gibt es hauptsächlich alte Dinge hinter Glas und Texttafeln, die deren Bedeutung erklären. Wer dem Thema an sich ein bisschen Interesse entgegenbringt, wird sich trotzdem gut unterhalten. Wer interaktive Displays und Mitmach-Stationen braucht, um sich in einem Museum zu amüsieren, wird hingegen enttäuscht sein.
St. Anne’s Kirchturm mit Glockenspiel zum Selberspielen
Gleich um die Ecke befindet sich die kleine Kirche St. Anne’s. Sie stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist, ketzerisch gesagt, an sich nicht der Rede wert. Bei Touristen beliebt ist sie vor allem deshalb, weil sich in ihrem Turm ein Glockenspiel befindet, auf dem jeder zahlende Tourist nach Herzenslust klimpern darf. Je nachdem, wer gerade oben ist und sich zum Küster berufen fühlt, wird ein Spaziergang durch Shandon so schnell zur Nervenprobe. Aber „Ich habe in einer Kirche ein Glockenspiel gespielt und damit einen ganzen Stadtteil beschallt“ ist schließlich ein Satz, mit dem nicht jeder angeben kann.
Die Uhr im Kirchturm besitzt ebenfalls einige Prominenz, und zwar als „four-faced liar“. Ihre vier Ziffernblätter, die in unterschiedliche Richtungen zeigen, weisen nämlich gerne unterschiedliche Uhrzeiten aus.
Der Eintritt in die Kirche ist frei. Wer in den Turm und zum Glockenspiel möchte, zahlt 5 Euro pro Person (Kinder die Hälfte, Familienkarte 12 Euro) und muss Treppen steigen.
Stadtmuseum im Fitzgerald Park
Nachdem wir Shandon ausgiebig erkundet haben, steigen wir den Hügel wieder hinunter. Im Zentrum Corks gäbe es jetzt noch diverse Kirchen und ein Kloster zu besichtigen. Wir schenken uns das und steuern stattdessen noch ein Museum an.
Das Stadtmuseum ist klein, aber dafür auch kostenlos. Bei unserem Besuch gibt es eine hübsch aufbereitete Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg. Die Dauerausstellung umfasst nicht nur (sehr wenig) Stadtgeschichte, sondern auch einige geologische Funde. Dafür, dass wir uns in Irlands zweitgrößter Stadt befinden, sind wir aber bemerkenswert schnell durch.
Ausstellung zur Stadtgeschichte in der Kirche
Tatsächlich besser über die Stadtgeschichte informiert uns eine kostenlose Ausstellung in der North Main Street im unmittelbaren Stadtzentrum. Sie ist in der ehemaligen Kirche St. Peter’s untergebracht.
Da sie hauptsächlich auf Textbannern basiert, lohnt sich der Besuch mit Kindern eher nicht so. (Aber gut, irgendwie muss man die Zeit ja rumkriegen, wenn man einen ganzen Tag in Cork mit Kindern verbringen will.)
Was kann man in Cork mit Kindern unternehmen?
Speziell für Kinder haben wir in Cork keine Attraktionen gefunden (wir haben allerdings auch nicht explizit danach gesucht). Im Fitzgerald Park (wo auch das Stadtmuseum steht) gibt es zumindest einen ausgesprochen schönen Spielplatz. Bei gutem Wetter lohnt sich hier definitiv ein Stopp, wenn man Cork mit Kindern besucht.
Auch der Park selbst ist sehr nett. Es gibt einige interessante Kunstwerke. Und Hinweise darauf, dass sich auch einige Feen angesiedelt haben, haben wir gefunden.
Nett ist außerdem ein Spaziergang entlang des Flusses. Vor noch nicht allzu langer Zeit hat der Lee eine neue Uferpromenade bekommen. Wer allerdings einen Rundweg daraus machen möchte und von Shandon kommend nach dem Schlenker am Wasser in Richtung Fitzgerald Park möchte, kommt vermutlich auch an einigen zwielichtig erscheinenden Gestalten vorbei.
Café-Tipp in Cork
Ein paar recht anziehend wirkende Cafés, Restaurants und Pubs haben wir im Vorbeigehen in dem Gassenviertel gesehen, das sich nördlich und südlich der St. Patrick’s Street ungefähr zwischen der Bank of Ireland und der Father-Matthew-Statue erstreckt. Einige der schmalen Straßen sind tatsächlich autofrei (eine Seltenheit in Irlands Städten).
Wir selbst sind eingekehrt in der Natural Foods Bakery in der Paul Street. Eigentlich suchten wir nur irgendeinen Laden, der uns um halb fünf noch reinlässt (denn entgegen unserer deutschen Überzeugung trinken Iren sowie Briten ihren Tee selten um fünf Uhr, sondern nutzen „Teatime“ eher synonym fürs Abendessen; viele Cafés schließen schon um 15 oder 16 Uhr). Jedenfalls stellte sich heraus, dass die Natural Foods Bakery nicht nur leckere Kuchen und herzhafte Kleinigkeiten über den Tresen reicht, sondern im Obergeschoss auch über wirklich nette Sitzgelegenheiten verfügt. Durchaus empfehlenswert!
Fazit: Lohnt sich ein Trip nach Cork?
Ich habe es ja schon vorweggenommen: Nein, ein Trip nach Cork lohnt sich eigentlich nicht. Ich bin froh, dass wir ihn gemacht haben, denn bestimmt hätte ich mich sonst beim Vorbeifahren immer wieder geärgert, dass ich noch nie dort gewesen bin. Aber ich für meinen Teil weiß jetzt: Zumindest mit Kindern brauche ich im Irland-Urlaub nicht noch mal nach Cork. Kann ja sein, dass es als Party-Tourist ganz anders aussieht. Aber auf der Suche nach kulturellen Erlebnissen und hübschen Fassaden eignen sich andere Städte besser.
Wobei – ich überlege gerade… Galway ist hübsch, aber auch entsprechend überlaufen. Dublin hat in der Innenstadt ein ganz nettes Flair, tolle Museen und anziehende Kneipen. Skibbereen ist eine witzige Kleinstadt, die authentisches, ungeschöntes Irland ausstrahlt. Aber so richtig für Städtetourismus geeignet ist Irland einfach nicht.
Auch Cork ist sicherlich authentisch und eben nicht für Touristen aufgehübscht. Irgendwie doof, wenn ich sowas einerseits immer einfordere, mich aber über Unspektakularität beschwere, wenn ich darauf treffe. Dennoch würde ich jedem empfehlen, der nach Cork reisen und ein paar Tage in der Stadt verbringen möchte, sich lieber in die wunderschöne Natur außerhalb der Stadt zu bewegen. Die ist nämlich toll!
Cork selber überzeugt mich als Reiseziel nicht besonders.
Mehr Irland mit Kindern (oder ohne)
Besagter Natur rund um Cork (und die ganze irische Westküste hoch) widmet sich der Reiseführer „Irland mit Kindern“*, den ich zusammen mit Stefanie Holtkamp geschrieben habe. In der Nähe der Großstadt haben wir da zum Beispiel einen wunderschönen Steinkreis im Angebot, außerdem zwei alte Forts im Doppelpack und eine Burgruine, um die man auch mit Alpakas wandern kann…
Meine Ratschläge für den Irland-Urlaub hier im Blog habe ich in folgendem Artikel zusammengefasst und verlinkt:
Irland mit Kindern: Unsere Tipps und Erfahrungen
Transparenz-Hinweis: Wir waren als Blogger und Reiseführer-Autoren mit einem Referenzschreiben der irischen Tourismus-Organisation unterwegs, das uns in allen Museen etc. freien Eintritt gewährte. Beeinflusst hat uns das nicht.
Man stelle sich vor, man liest diesen Text als Einheimische*r…
Meinst du, man sollte aus Rücksicht auf die Gefühle Einheimischer besser nichts Kritisches über Reiseziele schreiben? Als Lokalpatriotin, die ihre sehr kleine Heimatstadt und die Region aktiv in Blogbeiträgen bewirbt, würde ich nicht umhin kommen, beim Lesen jedes Textes, der diese als touristisch eher mäßig attraktiv beschriebe, seufzend zu nicken. Ich stelle mir vor, dass es den meisten Menschen aus Cork ähnlich ginge.
Wir haben den Blog dankend gelesen und sind wirklich froh, dass sich jemand diese Mühe macht! Allerdings können wir den negativen Eindruck ganz und gar nicht verstehen – wir (4-köpfige Familie mit Kids 9 und 11) waren regelrecht begeistert von Cork! Aus unserer Sicht eine wirklich sehenswerte Stadt mit tollen Läden, herrlichen Fassaden und Straßenzügen, die ein wunderbar irisches und fast heimeliges Flair vermitteln. Wir würden auf jeden Fall sogar nochmal wiederkommen, was auf unseren Reisen wirklich nicht häufig der Fall ist.
Vielen Dank für euer Feedback! Und toll, dass euch Cork gefallen hat! Vielleicht hat sich die Stadt auch in den vergangenen sechs Jahren geändert.
Wir fanden Cork ja nun auch nicht total scheußlich. Nur verglichen mit dem, was man in der kostbaren Urlaubszeit stattdessen machen kann, halte ich die meisten Alternativen für spannender. Aber natürlich wie immer: Geschmacksache. :) Ich bin jedenfalls dankbar fürs Teilen eurer Meinung und wünsche noch ganz viel Spaß auf der Insel!