Update: Warum Couchsurfing tot ist
Update: Wir sind keine Mitglieder bei Couchsurfing mehr. Aus der gemeinnützigen Organisation couchsurfing.org ist ein kommerzielles Unternehmen geworden: couchsurfing.com. Der Besitzwechsel ging mit einer Art Geiselhaft einher: Von heute auf morgen konnten wir uns nicht mehr einloggen, ohne vorher einen Mitgliedsbeitrag zu entrichten. Wäre ich nett zur Kasse gebeten worden, hätte ich ohne Murren einen angemessenen Beitrag für den Service bezahlt. Schließlich habe ich damals, als es möglich war, auch etwas gespendet. Ich kann mir auch vorstellen, dass die Not zu Corona-Zeiten groß war. Aber diesen Move, diese unfeine Art, habe ich dann schlichtweg boykottiert.
Perfiderweise ist mein Profil hinter der Paywall weiterhin aktiv. Ab und zu – seltener werdend – bekomme ich E-Mail-Benachrichtigungen, dass aktive Nutzer mir eine Anfrage geschickt haben. Lesen könnte ich sie nur, wenn ich bezahlte. Es tut mir weh, dass da Leute unterwegs sind in dem guten Glauben, es gäbe x alte Hasen, die auf Anfragen antworten würden. Ich würde gerne antworten. Aber ich lasse mich nicht erpressen.
Ich bin sehr dankbar für all die großartigen Erfahrungen, die wir durch Couchsurfing machen durfen. Aber so nicht, Freunde!
Unsere Profile bei BeWelcome und Warm Showers sind weiterhin „echt“ aktiv.
Ursprünglicher Beitrag
Dieser Text ist sehr lang – aber dafür erfährst du hier auch alles, von der Entscheidungshilfe, wo und wie du dich anmelden kannst, bis zur Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Suche nach geeigneten Gastfamilien und der Auswahl des richtigen Gastgeschenks. Ganz am Ende findest du dann eine Liste mit unseren eigenen Erfahrungsberichten vom Couchsurfing mit Kindern in ganz Europa.
Los geht’s!
Couchsurfing: Was ist das überhaupt?
Beim Couchsurfing geht es darum, online Menschen zusammenzuführen, damit sie sich real treffen können. Und zwar (meistens) nicht nur einfach mal kurz, sondern tagelang. Manche sagen, Couchsurfing bietet kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten – und das stimmt, aber es ist nur die halbe Wahrheit. Es geht vor allem um interkulturellen Austausch und darum, Menschen verschiedener Herkunft in Kontakt zu bringen. Dass die Gratis-Unterkunft im Gästezimmer oder auf der Wohnzimmercouch (oder auf dem mitgebrachten Luftbett, im Zelt im Garten, in luxuriösen Fällen in der Einliegerwohnung oder sogar im Ferienhaus) inklusive ist, ist mehr ein positiver Nebeneffekt.
Wir sind seit 2009 aktive Couchsurfer. Da nicht jeder Gast wirklich eine Bewertung hinterlässt und manche unserer Referenzen von Leuten stammen, die wir zwar über Couchsurfing kennengelernt, die wir aber weder beherbergt noch besucht haben, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, wie viele erfolgreiche Matches wir hinter uns haben. Die Zahl ist aber auf jeden Fall im oberen zweistelligen Bereich. Aktuell zieren 77 positive Bewertungen unser Profil. Wir hatten bisher 13 Familien zu Gast (und ungefähr nochmal so viele Einzelreisende und Pärchen, würde ich schätzen), zum Beispiel aus Australien, den USA, Südkorea und halb Europa.
Da unsere Heimat, das Schaumburger Land, eher als touristischer Geheimtipp zu bezeichnen ist, bekommen wir nicht sehr viele Anfragen und „surfen“ mehr als dass wir „hosten“. Da jede Interaktion völlig freiwillig ist und keinerlei „Punkte gesammelt“ werden müssen oder so, ist das nicht schlimm. Die meisten Erfahrungen haben wir unterwegs auf unserem 10-monatigen Europa-Roadtrip gesammelt, aber auch in Großbritannien und schon mit kleinen Kindern auf unserer ersten Skandinavien-Tour und im Baltikum haben wir Couchsurfing ausgiebig genutzt (am Ende des Artikels findest du alle Blogbeiträge verlinkt, die explizit von unseren Couchsurfing-Erfahrungen berichten).
Couchsurfing mit Kindern: Wie geht das?
Das klingt super, aber du fragst dich, wie du anfangen sollst? Kein Problem, ich hab hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für dich parat.
Welche Gastfreundschaftsportale gibt es und welches ist das beste für Familien?
Diese Frage ist schnell beantwortet: Die besten Möglichkeiten zum Couchsurfing mit Kindern (und auch ohne) bietet nach wie vor der Klassiker Couchsurfing.
In der Szene gibt es viel Kritik an den Entwicklungen des kostenlosen Portals in den letzten Jahren. Seit einem Besitzerwechsel breitet sich Werbung aus, und die Datenschutzbestimmungen sind, sagen wir mal: eben amerikanisch (aber wer Whatsapp und Co. nutzt, braucht sich darüber nicht wirklich aufzuregen, finde ich). Ja, früher war alles besser, aber Couchsurfing funktioniert immer noch hinlänglich gut.
Eine Alternative ist das Portal BeWelcome, das nach wie vor ehrenamtlich betrieben wird. Leider fehlt dort immer noch die kritische Masse, gerade bei den Familien, und wirklich bedienerfreundlich ist die Oberfläche auch nicht. Wir sind dort angemeldet und haben auch versucht, es zu nutzen. Leider haben wir darüber bisher weder einen Gastgeber gefunden, noch je ein Gesuch erhalten. Sich auch dort anzumelden, schadet aber sicher nicht.
Dann gibt es noch Servas International, das ich allerdings nur vom Hörensagen kenne. Hier gibt es vor der ersten Reise eine Mitgliedsgebühr und ein Aufnahmegespräch. Das ganze hat sich aus der Esperanto-Bewegung zu einer weltweit tätigen NGO entwickelt. Über Familientauglichkeit und Erfolgsaussichten kann ich leider nichts sagen, aber einiges lässt sich sicher über deren Homepage recherchieren.
Speziell für Radreisende gibt es die Organisation WarmShowers. Hier geht es eher darum, nur für eine Nacht auf der Durchreise unterzukommen, oft mit später Ankunft und früher Abfahrt. Auf Familien sind hier wohl die wenigsten eingestellt. Da Martin passionierter Touren-Radler ist (und wir generell eine gastfreundliche Familie sind), sind wir auch hier angemeldet. Bisher hatten wir über WarmShowers erst ein Mal (ausgesprochen netten) Besuch, aber ich glaube, es ist neben Couchsurfing das aktivste Portal.
Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch den Hospitality Club. Als wir uns kurz nach der Jahrtausendwende für das Thema zu interessieren begannen, waren hier die Aussichten auf Gastfreundschaft am besten. Seit Couchsurfing bequemere Bedienung ermöglicht, ist das ursprünglich polnische Portal praktisch tot. Inzwischen existiert die Website nicht mehr.
Couchsurfing mit Kindern: Wie soll ich anfangen?
Meine Empfehlung lautet also trotz aller Kritik an aktuellen Entwicklungen: Melde dich bei Couchsurfing an. Die Sache an sich ist schnell erledigt.
Für erfolgreiches Couchsurfing – mit und ohne Kinder – ist dann jedoch ein ausführliches Profil essenziell.
Das Profil ist für alle eingeloggten Mitglieder einsehbar (Achtung: Es gibt auch die Möglichkeit, die Einstellung auf „öffentlich sichtbar“ zu setzen, was man vor allem als Familie sicher nicht möchte – aber ich meine, das muss man extra anwählen).
Ein gut ausgefülltes Profil und vor allem ein paar Fotos steigern die Chancen. Das ist als Familie immer ein bisschen knifflig. Viele (Deutsche) zeigen ja ihre Kinder nicht so gern im Internet. Natürlich bleibt jedem Mitglied selbst überlassen, ob, wie viele und was für Fotos er oder sie in sein Profil lädt. Als Gastgeber kann ich allerdings sagen, dass ich schon gerne wissen möchte, wer sich da bei mir als Besuch einquartiert. Wenn Leute ohne Fotos bei mir anfragen, dann lege ich eher jedes Wort auf die Goldwaage, als wenn ich auf den Bildern eine nette Familie sehe.
Brauchen wir schon vor der ersten Reise Bewertungen?
Das wichtigste sind aber ohnehin die Referenzen – und als Anfänger hast du die natürlich nicht. Viele, gerade Familien, geben das als Grundkriterium an, dass sie nur Couchsurfer mit Bewertungen annehmen. Sie sind das Sicherheitssystem beim Couchsurfing, und auch ich gucke ganz genau darauf, was andere Mitglieder geschrieben haben, bevor ich eine Anfrage schreibe oder einer zustimme. Wenn die Anfrage eines „Newbies“ in einer netten, persönlichen Mail daherkommt, machen viele eine Ausnahme (haben wir auch schon gemacht). Am besten aber ist es, wenn man Bekannte hat, die bei Couchsurfing registriert sind und die mit einer allgemeinen Bewertung Starthilfe leisten (nach dem Motto: Die kenne ich persönlich, das sind vertrauenswürdige Leute).
Ein guter Tipp sind ansonsten die regelmäßigen Couchsurfing-Treffen, die es in jeder größeren Stadt gibt. Hier kannst du Mitglieder kennenlernen und von ihren Erfahrungen profitieren, und du findest Gelegenheit, referenzfähige Kontakte zu knüpfen. Wir hatten in Hannover tolle Erlebnisse. Manchmal haben wir sogar unsere Jungs zu Couchsurfing-Partys mitgenommen, wenn die Umstände es erlaubten.
Wie sicher ist Couchsurfing mit Kindern?
Die Frage nach der Sicherheit beim Couchsurfing ist eine, die wir immer wieder gestellt bekommen. Nach mehr als 50 Übernachtungen in anderer Leute Wohnungen in ganz Europa gibt es immer noch keinen Fall, in dem ich mich bedroht oder anderweitig unsicher gefühlt hätte.
Natürlich besteht die Möglichkeit, beim Couchsurfing auf schwarze Schafe zu treffen. Der beste Tipp ist sicher der, aufmerksam das vollständige Profil und die Bewertungen jedes potenziellen Gastgebers und Gastes zu lesen – auch zwischen den Zeilen. Unser Bauchgefühl hat sich bei uns als ziemlich guter Ratgeber herausgestellt. Es gibt immer noch keine Couchsurfing-Erfahrung, die ich lieber nicht gemacht hätte, aber all die, die sich in der einen oder anderen Hinsicht als etwas grenzwertig herausstellten, waren schon im Vorfeld von einem Fragezeichen-Gefühl gekennzeichnet. Mein Tipp für Familien, die es nicht ganz so abenteuerlich mögen, wäre deshalb der, sich nur auf Besuche einzulassen, die sich von vornherein „gut anfühlen“.
Wie gut funktioniert Couchsurfing mit Kindern?
Ob man Kinder dabei hat oder nicht – beim Couchsurfing ist niemals garantiert, dass man wirklich einen Gastgeber findet. Ein Anspruch besteht schon mal sowieso nicht, alles ist freiwillig. In großen Städten und Orten, die sich touristischer Beliebtheit erfreuen, sind die Chancen allgemein geringer.
In London, Hamburg und Paris bekommen Couchsurfer mehrere Anfragen pro Tag und sind gezwungen, streng zu selektieren. Manche verlangen, dass man in die Betreffzeile des Anschreibens ein bestimmtes „Losungswort“ einbaut, das irgendwo im Profil versteckt ist – um sicherzugehen, dass der potenzielle Gast alles gelesen hat und nicht nur (wie es leider oft vorkommt) dieselbe anonyme Anfrage an alle Gastgeber der Gegend verschickt hat.
Selbst wir, deren ausführliches Profil eigentlich ein Traum jedes Couchsurfers als Entscheidungshilfe für ein Ja oder Nein sein müsste, haben oft keinerlei Reaktion auf unsere Anfragen erhalten. Das liegt dann daran, dass die Leute ihre E-Mail gewechselt haben und die Anfragen gar nicht mehr bekommen, oder, keine Ahnung, vielleicht auch einfach ein bisschen doof sind.
Unserer Erfahrung nach variiert die Trefferquote je nach Land und Region. In Kroatien zum Beispiel haben wir – zumindest an der Adriaküste – von vornherein keine einzige Couchsurfing-Familie gefunden, weil dort jeder, der auch nur einen Besenschrank übrig hat, diesen sowieso kommerziell vermietet. In Italien gibt es zwar viele Mitglieder, aber eine sehr geringe Antwort-Moral. Seit einiger Zeit kann man die reply rate im Profil sehen. Bei 0% braucht man es gar nicht probieren, das sind dann Karteileichen.
Wie findet man Familien bei Couchsurfing?
Dafür kommt jetzt unsere langjährig erprobte Schritt-für-Schritt-Anleitung! Wenn wir nach Gastfamilien suchen, gehen wir wie folgt vor:
- In der Suche „find hosts“ anwählen, Namen der zu bereisenden Stadt eingeben.
- Auf dem nächsten Bildschirm alles ignorieren und nur rechts auf „more filters“ klicken.
- „Arrive“ und „depart“ frei lassen, Anzahl der Reisenden angeben (bei kleineren Kindern, die in Elternbetten schlafen können, reicht pauschal die Nummer 3).
- Bei den Anwahlmöglichkeiten ist „accepting guests“ and „maybe accepting guests“ vorangewählt. Ich klicke zusätzlich „has references“ und „kid-friendly“ an.
- „Kids at home“ empfehle ich nicht als einschränkendes Suchkriterium, weil viele Familien das in ihrem Profil nicht angeklickt haben (weil sie es vergessen, oder weil sie nicht wollen, dass zweifelhafte Alleinreisende sie unter diesem Suchprofil finden).
- Dann empfiehlt es sich noch, den Radius auf 50 km einzustellen, weil Familien oft nicht im Stadtzentrum wohnen (und außerdem die etwas abseits Wohnenden weniger Anfragen bekommen und deshalb meist motivierter sind als die, die aufgrund des Zulaufs ständig Gäste haben).
- Alles weitere lasse ich unausgefüllt und gucke mir dann die einzelnen Profile an, es sei denn, es kommen sehr, sehr viele Suchergebnisse dabei raus. Dann würde ich als nächstes noch mal in die Suche, „login within the last 6 months“ und „no smoking allowed“ anwählen (damit fallen dann aber auch die raus, die meinen, das nicht anklicken zu müssen, weil sie als Nichtraucher ihren Gästen das Rauchen auf dem Balkon erlauben).
Vielleicht hat man Glück und es ist was Passendes dabei. Wenn nicht, wieder zurück, die Suche erweitern…
Am besten ist es, wenn man nicht auf bestimmte Städte fixiert ist. Durch die Radius-Suche kann man alle größeren Städte der Reihe nach durchgehen und so ganze Regionen absuchen.
Wenn uns ein Profil zusagt und wir es von vorne bis hinten durchgelesen haben, schreiben wir ein Couchsurfing-Request. Darin erzählen wir in ein paar Sätzen über uns und die Reise, die wir vorhaben. Natürlich muss man nicht jedes Mal wieder von vorne anfangen, einzelne Versatzstücke per copy/paste einzufügen, ist schon okay. Nur bitte keine 08/15-Anfragen! Aus deiner Nachricht sollte ersichtlich sein, warum du dich für genau diese Gastgeber interessierst, und natürlich solltest du sie namentlich ansprechen.
Wir schicken immer nur eine Anfrage pro Termin raus und legen erst nach, wenn eine Absage oder mehrere Tage lang keine Reaktion kommt. Natürlich erhöhen mehrere Anfragen zur selben Zeit die Trefferquote. Aber wenn alle zusagen, „Ach nee, doch nicht“ sagen zu müssen (oder sich – noch schlimmer! – einfach gar nicht mehr zu melden), ist einfach keine Art.
So sind es in aller Regel schon ein paar Abende, die man mit der Urlaubsplanung per Couchsurfing verbringt. Ich empfehle, sechs bis vier Wochen vor der Reise mit der Suche anzufangen. Viel vorher wissen die meisten Familien noch nicht, ob sie an den angefragten Daten Zeit haben werden. Ideal ist eigentlich zwei Wochen vorher, aber wenn man selbst als Familie seinen Urlaub plant, wird man dann natürlich so langsam nervös, wenn man immer noch keine Unterkunft hat… Und da sich die Angelegenheit auch fast immer mehrere Tage hinzieht, sollte man zumindest die Suche nach Profilen schon vorher angehen.
Couchsurfing mit Kindern – Tipps fürs erste Mal?
Zum Warmwerden ist Hosting eine gute Idee: Die Welt kommt zu dir, du und deine Kinder sind in der gewohnten Umgebung. Dazu brauchst du dich eigentlich nur anmelden und warten (aber wenn du auf dem platten Land wohnst und keine Referenzen hast, kann das dauern – bei uns waren es fast zwei Jahre, in denen nach unserer Anmeldung erst einmal gar nichts passierte).
Für die erste Reiseerfahrung per Couchsurfing empfiehlt sich ein Wochenende nicht allzu weit weg (zum Beispiel bei uns in Schaumburg? ;) ). Anfänger-Couchsurfing innerhalb Deutschlands hat auch für die Kinder den Vorteil, dass sie die anderen Kinder in der Gastfamilie verstehen und ohne Sprachbarriere schneller ins gemeinsame Spielen kommen.
Ist Couchsurfing wirklich kostenlos?
Es gibt beim klassischen Couchsurfing keine Mitgliedsgebühr, und für die Beherbergung Geld zu verlangen, widerspricht den AGB der Community. Insofern, ja: Couchsurfing ist kostenlos.
In Wirklichkeit gebietet natürlich allein schon der gesunde Menschenverstand, dass man sich nicht einfach so durch anderer Leute Gästezimmer schnorrt. Da die Angelegenheit nicht notwendigerweise auf Gegenbesuche ausgelegt ist, sehen wir prinzipiell zu, dass jede Couchsurfing-Begegnung finanziell ungefähr ausgeglichen endet.
Gastgeschenke beim Couchsurfing
Wir haben schon vieles durch. Aktuell haben wir meistens ein schön gestaltetes „Bilderbuch“ über das Schaumburger Land mit Texten auf Deutsch und Englisch dabei. Klar, das ist nur eine Geste. Aber sie dient wunderbar zur Illustration unserer herzlichen Gegeneinladung. „The idea is that you look at the pictures, think, ‚Oh, it looks nice there‘, and come visit us back“, sage ich immer. Hat schon ein paar Mal geklappt! :)
Für die Kinder bringen wir Playmobil-Überraschungsfiguren mit (beim Zusammenbauen können unsere Experten dann gleich helfen, und das Eis ist gebrochen). Ich hatte auch schon Deutschland-Malbücher, Matchbox-Versionen unseres Autos – es ist halt immer schön, wenn ein persönlicher Bezug dabei ist.
Besser als Gastgeschenke: gemeinsames Kochen
Viel besser als Geschenke, die sich irgendwann ja auch anhäufen, ist, wenn man gemeinsam mit seinen Gastgebern oder für sie kocht.
Unser Standard-Rezept sind schwäbische Käsespätzle. Ja, auch wenn wir aus der anderen Ecke Deutschlands stammen, aber im Norden haben wir kulinarisch nicht so viel zu bieten, das man in jedem europäischen Supermarkt bekommt – bei Käsespätzlen sind das nur Mehl, Eier, Käse und Zwiebeln, und es schmeckt fast allen Erwachsenen und Kindern.
Andere Gerichte, die unserer Erfahrung nach ganz gut funktionieren, sind Kartoffelpuffer (wenn es eine ordentliche Reibe gibt und nicht stört, dass die Küche die nächsten Tage nach Frittenfett riecht), Kartoffel-Gemüseauflauf (ja, bisschen langweilig, aber nach mehreren Spätzle-Tagen brauchen wir irgendwann immer wieder ein bisschen Substanz) und auch süße Varianten wie Kirschmichel oder Altdeutscher Apfelkuchen (der sich innerhalb Europas aber wahrscheinlich nicht wesentlich vom lokalen Standard unterscheidet).
Gemeinsame Zeit mit den Couchsurfing-Hosts
Wer ein straffes Sightseeing-Programm vor sich hat, wird wahrscheinlich keine Zeit zum Kochen haben. Natürlich ist es auch okay, die Gastfamilie einfach ins Restaurant einzuladen, vor allem, wenn man ohnehin gemeinsam unterwegs ist (was nicht immer möglich ist, uns aber großen Spaß macht, wenn es passt).
Ein wenig gemeinsame Zeit sollte man aber auf jeden Fall einplanen (solange die Gastgeber das nicht von vornherein anders kommunizieren). Gerade in den größeren Städten mit viel Couchsurfing-Frequenz von jüngeren (alleinreisenden) Gästen liest man in den Profilen immer wieder Sätze wie: „Wir sind kein Gratis-Hotel, wir wollen DICH kennen lernen, während du bei uns bist!“
Für uns ist der Austausch mit den Einheimischen ohnehin viel spannender als das Abklappern der üblichen Sehenswürdigkeiten.
Wie viel Zeit man normalerweise mit seinen Couchsurfing-Gastgebern verbringt, lässt sich schwer beziffern, weil jede Begegnung einzigartig ist und es kein Protokoll gibt, an das man sich halten muss.
Erfahrungsgemäß sitzt man aber doch in aller Regel wenigstens abends zum Essen zusammen, und oft wird auch gemeinsam gefrühstückt.
Dass man mit der Familie gemeinsam Ausflüge unternimmt, ist an Wochenenden wahrscheinlich, aber nicht selbstverständlich; unter der Woche bleibt man tagsüber meist sich selbst überlassen und kann sein Programm frei gestalten. Das alles ist aber, wie gesagt, immer eine Frage der Absprache, die meistens schon vorher per Mail stattfindet.
Zusatzkosten beim Couchsurfing
Wer öfters mal Gäste hat, weiß: Irgendwie läppert sich da doch einiges zusammen. Die Bettwäsche muss gewaschen werden (wenn nicht mitgebrachte Schlafsäcke verabredet sind), abends kommt eine Flasche Wein auf den Tisch, und fast immer ergibt sich ein gemeinsames Frühstück, das dann einfach auf dem Tisch steht.
Meistens kann man das als besuchende Familie genauso unauffällig wieder ausgleichen, indem man beim mehrtägigen Aufenthalt einkaufen geht und den Kühlschrank (am besten mit den vorgefundenen Produkten) wieder auffüllt, am zweiten Abend selbst eine Flasche Wein beisteuert, beim gemeinsamen Stadtbummel die Kinder (oder besser noch alle) auf ein Eis einlädt und so weiter.
Mit etwas Fingerspitzengefühl ist das überhaupt kein Problem (obwohl, manchmal schon – wir haben, vor allem in Griechenland und Rumänien, auch in der Slowakei, uns vereinzelt regelrechte Kämpfe liefern müssen, um endlich mal was bezahlen zu dürfen; aber auch hier fährt man mit seinem Bauchgefühl meist gut).
Mehr Tipps fürs Couchsurfing mit Kindern
- Christina von der Reisemeisterei war schon mit ihrem Baby auf den Sofas unterwegs und hat jede Menge Tipps auf Lager.
- Stephanie von freileben.net ist seit über einem Jahr ohne Geld und open end mit ihrem Sohn Yannick unterwegs und hat entsprechend reichlich Erfahrung mit Couchsurfing, vor allem in Südostasien.
- In dem Mama-Blog Muttis Nähkästchen gibt es ebenfalls zehn Tipps zum Couchsurfing mit Kindern.
Noch Fragen zum Couchsurfing mit Kindern?
Hast du noch weitere Fragen? Stell sie mir einfach über die Kommentarfunktion.
Unsere Couchsurfing-Erfahrungen mit Kindern
Ich habe nicht oft konkret über unsere Couchsurfing-Erfahrungen geschrieben, weil ich ohne deren Einverständnis nicht über andere Familien im Internet berichten möchte. Aber ein paar Mal hat es sich doch ergeben. In den folgenden Blogbeiträgen geht es explizit ums Couchsurfing:
- Belgien: Couchsurfing in Antwerpen
- Bulgarien: Unser Couchsurfing-Wunder zu Weihnachten
- Couchsurfing als Gastgeber 1: Besuch aus Korea
- Couchsurfing als Gastgeber 2: Besuch aus Warschau
- Dänemark: Couchsurfing in der Gemeinschafts-Utopie
- England 1: Wenn man Fremde besucht und bei Freunden landet
- England 2: Couchsurfing mit Startschwierigkeiten
- Estland: Abenteuer-Couchsurfing mitten im Wald
- Frankreich: Couchsurfing-Kinder am Bach
- Griechenland 1: Couchsurfing-WG in Patras
- Griechenland 2: Janis in der Backstube
- Kroatien: Couchsurfing in Zagreb
- Norwegen: Couchsurfing-Idylle am Hardanger-Fjord
- Slowenien: Couchsurfing auf dem Land
- Wales 1: Zum Glück sind wir Couchsurfer!
- Wales 2: Couchsurfing für Fortgeschrittene
Unser Buch übers Couchsurfing mit Kindern
Okay, so ganz stimmt das nicht, es handelt nicht ausschließlich übers Couchsurfing mit Kindern. Aber ich habe ein Buch über unsere 11-monatige Reise geschrieben, in der ganz viel Couchsurfing vorkommt: „Die Entdeckung Europas“. Im Gegensatz zum Blog stehen dort die persönlichen Begegnungen und das „gefühlte Reisen“ während unserer Langzeitreise mit Familie im Mittelpunkt. 22 der 42 in sich geschlossenen Kapitel handeln von unseren Erfahrungen mit Couchsurfing.
Super guter Artikel, eine Ergänzung habe ich noch: auch wenn man auf dem platten Land lebt und noch keine Bewertungen hat muss man nicht ewig warten, sondern kann sich einfach die Reisenden anzeigen lassen und zu sich einladen. Ich mache das oft, wenn wir spontan Lust auf Besuch und ein Bett frei haben. Dann schaue ich wer gerade herumreist und lade dann ein oder zwei Leute ein, die mir nett vorkommen (in Berlin ist natürlich auch mehr los als vielleicht in Ostfriesland, da muss man dann vielleicht ein paar Wochen vorher schauen).
Ja, das ist eine gute Ergänzung!
Bei uns ist bei der Funktion ein bisschen das Problem, dass wir gerade noch so im Hannover-Radius mit drinhängen, bei uns also viele, viele, viele Gesuche auftauchen, die aber eigentlich alle auf Uni, Kneipenszene oder die Messe ausgerichtet sind, und das ist von uns einfach 40 Minuten Zugfahrt und noch mal 6 km ohne regelmäßige Busverbindung weit weg. Dass da mal jemand zwischensitzt, der wirklich ins Schaumburger Land will, ist selten, und der oder die geht dann leider unter.
Aber prinzipiell ist das eine gute Idee, da gebe ich dir recht! :)
[…] Marie von family4travel schreibt als Mutter einer vierköpfige Familie in ihrem Blogpost “Couchsurfing mit Kindern: So klappt der ‘Gratis-Urlaub’ für Familien“, dass es in osteuropäischen Ländern schwierig ist, sich in Form von Geld erkenntlich zu […]
Sehr guter Beitrag!
Ich habe lang Couchsurfing benutzt, schon seit 2007. Jetzt habe ich ein Kind und möchte gerne als Familie versuchen.
Nur eine Frage dazu: habt ihr für den ´verified Profile`entschieden, und zwar dafür bezahlt?
Ich habe es noch nicht gemacht, weil es zu diesen Änderungen des Portals in Richtung Business gehört, aber vielleicht ist es jetzt eigentlich nötig, um ein Chance zu bekommen?
Marcello
Hallo Marcello, ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mehr, wie wir zu dem „verified profile“ gekommen sind. Ich glaube, wir haben in den Anfangszeiten von Couchsurfing einmal freiwillig gespendet, als es noch ehrenamtlich betrieben wurde, und dadurch haben wir bei der Umstellung dann automatisch die „verified“-Badge bekommen. Ob das einen sehr großen Unterschied macht bei den Chancen, gehostet zu werden, weiß ich gar nicht. Ich selbst gucke jedenfalls in erster Linie, ob es Bewertungen gibt und ob das Profil vollständig ist. Wenn du schon so lange CS-Mitglied bist, hast du ja bestimmt ein paar Bewertungen. Das ist mehr wert als ein Haken, den man sich für Geld gekauft und dabei nur bewiesen hat, dass Name und Adresse echt sind – finde ich. Viel Glück bei der Suche und viel Spaß beim Reisen mit Kind!