Heute legen wir zur Abwechslung mal einen ruhigen Tag ein. Wir haben ausgeschlafen (was bei Janis bedeutet, dass er bis sieben Uhr im Bett blieb, bis er mich so weit hatte, dass ich mit ihm aufstand). Während ich duschte, das Frühstück vorbereitete und mir aus den bereitliegenden Prospekten einiges Wissen über unseren derzeitigen Urlaubsort anlas, widmete Janis sich seinem Reisetagebuch: „Wir wahren in London und sind mit der Undergrund gefaren und haben auch bik-Ben gesehen.“ Martin und Silas waren dann auch irgendwann auf, und wir frühstückten im hübschen Garten hinter dem Hostel.

Wir waren die einzigen Gäste, aber als wir gerade zusammenräumten, rückte die ehrenamtliche Putzkolonne an. Hostels wie dieses halten sich offenbar nur noch mit einer Menge Freiwilligenarbeit über Wasser. Eigentlich besagt die Hausordnung, dass Gäste sich zwischen 10 und 17 Uhr nicht in den Räumen der Jugendherberge aufhalten sollen. Zum Glück nimmt das hier niemand so recht ernst. Im Gegenteil: Als wir um zehn vor zehn eilig zusammenpackten, um den Reinigungskräften nicht unter den Füßen zu stehen, gaben sich diese alle Mühe, uns sofort in ein  Gespräch zu verwickeln. Ich hab den Abwasch mittlerweile erledigt, mit netter Unterhaltung, versteht sich. Während ich jetzt draußen auf einer Bank sitze und schreibe, hat sich Martin im Schlafsaal oben immer noch mit einer Ehrenamtlichen verquatscht. Da sich für heute Abend auch weibliche Gäste angekündigt haben, müssen er und die Jungs nämlich in den Herrenschlafsaal umziehen. Das ist auch der einzige Minuspunkt dieser Jugendherberge, dass es keine Familienzimmer gibt. Margaret, die während meines Abwaschens die Küche wienerte, erzählte, dass englische Familien im Sommer deshalb oft auf der Wiese am Lagerfeuerplatz zelten. Das kostet weniger, die Waschräume sind eh im Schafstall, und die ganze Bagage hat einen „Raum“ für sich.

Um die Ecke höre ich die Jungs. In der Krimskramskiste neben dem Kamin im Wohnzimmer haben sie Baseballschläger gefunden, die sie jetzt benutzen, um Königreiche zu erobern.

A bit like it's fallen out of time: the hostel's kitchen.

Hostel-Küche.

Die Haustür steht offen, und eben höre ich, wie Margret zu Andrew dem Manager sagt: „Ich wünschte bloß, wir hätten öfter deutsche oder niederländische Gäste. Es gibt kaum etwas zu tun heute.“ Das Klischee von der deutschen Sauberkeit ist tatsächlich eines, das uns immer wieder als wahr bescheinigt wird (und das, obwohl meine nähere Verwandtschaft sicherlich bezweifeln würde, dass ausgerechnet ich den Ruf der Deutschen bezüglich Sauberkeit und Ordnung hochhalten kann).

Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 13. August 2013 verfasst. Mehr England-Reiseberichte aus jenem Familienurlaub inklusive Karte gibt es in unserem England-Inhaltsverzeichnis.