Die Halbinsel mit dem sperrigen Namen Fischland-Darß-Zingst, die östlich von Rostock in die Ostsee ragt, ist eine der wenigen Urlaubsregionen an der Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns, die wir noch gar nicht kannten. Zeit, das zu ändern, dachten wir, und schauten uns die Gegend mal an. Nur einen Tag lang, aber das hat gereicht, um mich nachhaltig in die Region zu vergucken.
Dieser Beitrag ist ein Erfahrungsbericht aus dem Jahr 2016. Natürlich „gilt“ er immer noch. Inzwischen haben wir aber weitere, aktuellere Erfahrungen mit Familienurlaub auf Fischland-Darß-Zingst gemacht. Im Juni 2021 waren wir mit Kleinkind und Fahrrädern auf der Halbinsel unterwegs. Auch davon gibt es ausführliche Berichte, die ich in diesem Beitrag gebündelt habe:
Fischland-Darß-Zingst: Kurzurlaub mit Kleinkind und Fahrrad
Erfahrungsbericht von Fischland-Darß-Zingst
Während ich diesen Blogbeitrag tippe, sitze ich auf der Terrasse des Café Ginger in Ahrenshoop, und es ist Mitte August. Die Sonne scheint herrlich – endlich mal in diesem hierzulande so kalten Sommer – und nachdem die Kinder und ich schon ein ordentliches Stück Kuchen verdrückt haben, genehmige ich mir noch einen zweiten Cappuccino. Die Jungs spielen währenddessen am Strand, der aus feinstem Sand besteht und nur ein paar Meter entfernt ist (das ist so toll, wenn die Kinder älter werden und selbstständiger sind).
Ausflug ins Unbekannte
Den Tagesausflug auf den Darß legen wir auf dem Rückweg von der Insel Usedom zurück zu unserer großelterlichen Basisstation bei Bad Doberan ein. Das ist streckenführungstechnisch nicht besonders sinnig, aber von der Touristeninsel haben wir die Nase voll, und Oma und Opa erwarten uns erst gegen Abend. Außerdem wollte ich mir dieses unbekannte Stückchen Ostseeküste endlich mal ansehen, von dem ich schon so viele Familien habe schwärmen hören.
Von Bad Doberan aus wäre es ungefähr eine Stunde Fahrt bis auf die Halbinsel. Wir sind die Strecke nie gefahren. Ganz früher als Kind, bevor meine Eltern an der Ostseeküste sesshaft wurden, haben wir mal ein paar Tage in Ahrenshoop verbracht. Ich erinnere mich kaum. Und ein Gefühl dafür, wo wir waren, hatte ich schon gleich gar nicht. Heute frage ich mich: Wie kommt es, dass dieser Zipfel mir so komplett unbekannt ist? Ich weiß nicht einmal, wieso er diesen merkwürdigen Namen hat.
Fischland-Darß-Zingst: Wieso und wofür dieser lange Name?
Ich zücke mein Handy und befrage meinen guten Freund Wikipedia. Während bei uns im heimischen Sprachgebrauch alles Touristische östlich von Rostock irgendwie „Darß“ ist, lerne ich, dass die Halbinsel aus gutem Grund ihren dreiteiligen Namen Fischland-Darß-Zingst trägt. Bis ins Mittelalter nämlich lagen hier drei kleine Inseln nebeneinander. Fulminante Sturmfluten und menschliche Arbeit sorgten schließlich dafür, dass die drei Schwestern am Festland „angewachsen“ sind.
Fischland, die westlichste, ist durch einen breiten Damm mit der Küste verbunden. Darß ist der große Mittelteil, der sich an Fischland festklammert. Und Zingst, die jüngste im Osten, hat ihren Schwestern erst 1874 endgültig die Hand gereicht und ihren Inselstatus aufgegeben.
Nachdem wir das geklärt haben, kann ich weiter erzählen, denn wir haben uns heute alle drei Teile zumindest mal flüchtig angeschaut.
Über die Meiningenbrücke
Da wir von Osten aus kommen, nehmen wir die Brücke bei Barth, die Meiningenbrücke heißt. Die ist klappbar und wird regelmäßig geöffnet, um größere Schiffe hindurch zu lassen. Die Zeiten, zu denen die Straße gesperrt wird, sind im Internet abrufbar. Ob man damit sichergehen will, glatt durchzukommen, oder sich das Spektakel einmal anzusehen (für Kinder bestimmt interessant), bleibt jedem selbst überlassen. Wir fahren auf gut Glück und sehen die Brücke nur geschlossen.
Zingst: Wuselnder Touristenort mit grünen Ecken
Mit rund 3000 Einwohnern ist Zingst der größte Ort der Halbinsel, und auch der wuseligste. Hier reihen sich Restaurants und Cafés aneinander. In der Fußgängerzone, die zur Seebrücke führt, findet gerade ein Kreativmarkt statt, wo Kunsthandwerker und Hobbybastler ihre Ware präsentieren. Es ist rappelvoll – nichts für uns. Wir umgehen den Trubel und werfen auch nur einen kurzen Blick auf das bunte Strandleben von der Seebrücke aus.
Dann schlendern wir durch die Seitengassen, wo es in den Vorgärten viel zu gucken gibt. Hier ist es umso ruhiger. Fast jedes Haus ist anscheinend ein Ferienhaus oder vermietet Ferienwohnungen oder Zimmer.
Besonders hübsch ist der Martha-Müller-Grählert-Park, der ein Stück östlich der Fußgängerzone einen grünen Ruhepol mitsamt eines kleinen Spielplatzes (allerdings wenig Schatten) bietet. Später hören wir, dass es auch ein Experimentarium mit Abenteuerspielplatz gibt, das Kindern großen Spaß macht. Wir begnügen uns mit einem Bummel durch die ruhigeren Gassen.
Silas spekuliert die ganze Zeit schon auf ein Fischbrötchen, aber bei denen vorne am Strand gefallen mir weder die Preise noch die Brötchen selbst. Auf dem Rückweg zum (kostenlosen!) Parkplatz am Ortseingang finden wir ganz am Beginn der Strandstraße aber noch den Imbiss des Restaurants Fischerklause, wo Preis und Leistung stimmen.
Darß: Bezaubernde kleine Dörfer
Die dicke Mitte des Dreiergespanns ist bewaldet und an der Nordkante – so sagt man, ich habe nicht persönlich nachgeschaut – ebenfalls mit einem herrlichen Sandstrand versehen. Auf der einzigen Straße kreuzen wir hin und wieder Fahrradwege, die im sonnendurchwirkten Grün verschwinden. Gerade für Familien mit kleinen Kindern muss sich diese Gegend ein Paradies zum Fahrradfahren sein.
Die größte Ortschaft des Darß ist Prerow im Nordwesten. Dort schauen wir heute nicht vorbei. Mich interessieren die winzigen Dörfer mehr, die entlang der Boddenküste ein bisschen im Verborgenen liegen (so verborgen so ein Dorf in einem Tourismusgebiet eben bleiben kann). Wir parken in Born (weil es da Parkplätze gibt, auf denen man mit Parkscheibe kostenlos stehen darf) und drehen eine kleine Runde.
Fischland-Darß-Zingst ist für seine bunten geschnitzten Haustüren bekannt. Die meisten sind inzwischen doch ausgetauscht, und die, die heute in die Häuser führen, sind den traditionellen Motiven nur nachempfunden. Dennoch lohnt es sich, den Blick schweifen zu lassen. Hier wohnen zwischen den ganzen Ferienwohnungen auch noch echte Menschen, die ihre teils reetgedeckten Fischerkaten hübsch zurechtgemacht haben.
Fischland: Der weiße Strand von Ahrenshoop
Bis Fischland, dem „Stengel“ dieser hübschen Blume namens Fischland-Darß-Zingst ist es dann gar nicht mehr weit. Die gesamte Halbinsel misst nur 45 Kilometer, ist also als Tagesausflug auch mit Kindern gut erkundbar.
Während der Darß auf uns eher den Eindruck einer zurückgesetzten Ruhezone macht, scheint Fischland mit seinem Hauptort Ahrenshoop wieder auch viele Tagesgäste vom Festland anzuziehen. Die großen kostenpflichtigen Strandparkplätze singen uns ein Lied davon. Wir ziehen uns ein Ticket, das uns zu einer dreistündigen Anwesenheit berechtigt. Entlang des wirklich ausgesprochen feinkörnigen Sandes wandern wir barfuß durch die Wellen in Richtung Ort.
Hier verläuft die Grenze zwischen den Landesteilen Mecklenburg und Vorpommern. Alles östlich von Fischland war Vorpommern, der heutige Ort liegt mitten auf der historischen Grenze.
Ahrenshoop gilt als Künstlerort, seit Ende des 19. Jahrhunderts einige Maler das Seebad für sich entdeckten. Als Kunstbanause kenne ich keinen einzigen der Namen, die Wikipedia mir nennt, und um das Kunstmuseum Ahrenshoop machen wir auch einen frevelhaften Bogen. Aber das ein klein wenig exklusive Flair genießen wir doch, das immer noch in der Luft liegt.
Fazit: Fischland-Darß-Zingst mit Kindern
Unser Tagesausflug über die Halbinsel hat mir hervorragend gefallen, und auch die Kinder hatten Spaß mit der Mischung aus Buddeln am Strand und Erkunden der Orte.
Theoretisch kann ich mir sehr gut vorstellen, einen Urlaub in der Region Fischland-Darß-Zingst zu verbringen. Meine Wahl würde dabei sicherlich auf einen der kleinen Orte wie Born am Darß fallen, wo alles etwas ruhiger zugeht. Zingst ist eben doch sehr touristisch und in seiner Trubeligkeit mit Kühlungsborn oder den Bäderorten auf Usedom und Rügen zu vergleichen. Ahrenshoop wiederum hat mir auch sehr gefallen, allerdings ist der Ort sehr langgezogen und scheint keine rechte Ortsmitte zu haben (zumindest sind wir nicht darüber gestolpert).
Was natürlich zu bedenken ist: Die Darß-Halbinsel ist recht weit ab vom Schuss. Wer im Urlaub mehr als Strand und Essengehen und ein bisschen Radeln oder Wandern durch die Natur erwartet, dem wird wahrscheinlich nach einer Woche langweilig. Also, das wäre so ein bisschen die Befürchtung, die ich hätte. Bis Rostock bzw. Stralsund mit ihren kulturellen Angeboten ist es ein ganzes Stück (von Ahrenshoop aus eine knappe Stunde nach Rostock, von Zingst aus dieselbe Dauer nach Stralsund, andersrum entsprechend etwas mehr).
Aber allein schon weil Martin bei unserem Tagesausflug nicht dabei war, werden wir bestimmt irgendwann noch mal einen Abstecher auf den Darß einlegen – immerhin haben wir den Museumshof von Zingst nicht von innen besichtigt, viel zu wenig von Ahrenshoop gesehen und würden gerne auch noch mal zum Natureum im Leuchtturm von Prerow wandern.
Mehr Erfahrungsberichte mit Fischland-Darß-Zingst von anderen Familien
Wir waren ja nur verboten kurz da, aber es gibt andere, die mehr erzählen können. Ihre Berichte habe ich entsprechend verlinkt.
- Gela von unterwegsmitKind war mit ihrem kleinen Sohn auf dem Halbinselgebilde mit dem Schwerpunkt Naturerlebnisse unterwegs.
- Die Nordicfamily hat auf dem Darß Urlaub in der Finnhütte gemacht.
- Ines von ViermalFernweh war mit ihrer Familie in den Winterferien auf Zingst.
- MrsBerry war mit Mann und Tochter vier Tage lang ebenfalls auf Zingst in einer Ferienhausanlage.
- Und Sophie von BerlinFreckles war im Familienhotel auf Fischland.
Mehr Vorschläge für abgelegene Orte und Aktivitäten an der Ostseeküste
Dies ist ein Update aus dem Jahr 2020 – Corona und so. ;) Wahrscheinlich, weil ich in diesem Artikel häufiger Worte wie „abgeschieden“, „wenig Touristen“ und „ab vom Schuss“ verwende, hat dieser Beitrag im Moment überdurchschnittlich viele Leser. Ich schätze, dass viele Familien und auch Leute ohne Kinder derzeit auf der Suche nach schönen Spaziergängen und Tagesausflügen an die Ostsee sind, bei denen sie die aktuell geltenden Abstandsregeln einhalten können.
Dafür habe ich den perfekten Tipp (der zwar Eigenwerbung ist, aber hey, ich finde meine Arbeit da wirklich ganz gut gelungen ;) )! Gemeinsam mit Stefanie Holtkamp habe ich 2017 den Familien-Reiseführer „Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommern mit Kindern“ herausgebracht. 55 Wander- und Entdeckertouren zwischen Wismar, Rügen und Usedom haben wir dafür zusammengetragen. Hier geht es genau um die Art von Freizeitgestaltung, die auch zu Corona-Zeiten erlaubt ist: Bewegung an der frischen Luft, schön einsam in herrlichster Natur und mit Abstand zu anderen Leuten.
Ich war dabei vor allem für die Gegend rund um Bad Doberan zuständig (und Usedom und Rügen). Auf Fischland-Darß-Zingst hat meine Kollegin recherchiert. Zwei familientaugliche Radtouren und eine Wanderung zum Leuchtturm haben es ins Buch geschafft. Für jede Tour gibt es eine ausführliche Wegbeschreibung, Kartenmaterial und die Koordinaten fürs Navi zum Parkplatz. Alle 55 Touren sind explizit für Familien mit Kindern konzipiert (eingeteilt in verschiedene Altersklassen, bei längeren Routenvorschlägen oft mit Tipps zum Abkürzen mit kleineren Kindern). Auch ohne Kinder eigenen sich die Wanderungen und Fahrradrouten bestens für entspannte Spaziergänge oder Halbtagestouren.
Mehr Infos und einen virtuellen Blick ins Buch gibt es bei Amazon*, wo man es selbstverständlich auch bestellen kann.
Mehr Blogbeiträge über die deutsche Ostseeküste
Noch mehr Erfahrungsberichte, Tipps und Reisebeschreibungen von der Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern habe ich hier zu bieten:
- Ostsee mit Kindern: Ausflüge zwischen Rostock und Darß
- Ostsee: Unsere Tipps zwischen Kühlungsborn und Warnemünde
- Bad Doberan: Beste Basis für den Ostsee-Urlaub
- Rügen: Familienurlaub ganz nah an der Natur
- Kühlungsborn: Ostsee im Winter
- Usedom: Neppermin am Achterwasser
- Wismar: Auf Erkundungstour mit unserem Ostsee-Reiseführer für Familien
- Urlaub am Meer: Unsere 10 schönsten Reiseziele zwischen Nordsee und Ostsee
Ach ja, der Darß, immer wieder traumhaft schön. Lieben Dank fürs Verlinken. Viele Grüße, Ines
Toll, noch mal jemand, der sich in diese Ecke mit dem sperrigen Namen verliebt hat!
Wir waren Ende August zum 2. Mal dort – und du hast recht, Born ist sicher eines der absolut hübschesten Örtchen (obwohl wir leider nur durch gefahren sind)!
Wunderschön ist es dort auch im Frühsommer – wenn die Heckenrosen blühen und am Steilen Ufer von Ahrenshoop Tausende von Seeschwalben ihr Jungen aufziehen.
Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich hoffe, wir sind bald mal wieder in der Gegend!
Also, dass Fischland-Darss im Sommer abgeschieden oder ruhig sein soll, überrascht mich jetzt. Wir haben dort seit 2004 (oder so, wir hatten jedenfalls immer Babys dabei) viele Urlaube in Dierhagen, Ahrenshoop und Prerow verbracht. Es war immer wunderschön, aber definitiv nicht weniger belebt und trubelig als auf Rügen und Usedom.
Hach, jetzt will ich da gleich wieder hin… ♥
Na ja, abgeschieden nicht im Sinne von ruhig, eher von „ab vom Schuss“… Von Bad Doberan aus sind wir verwöhnt durch die Nähe zu Rostock, in Sachen Kultur, Sehenswürdigkeiten, Ausflugsziele. Auf dem Darß ist halt in dieser Richtung eher wenig da und die Wege sind weit. Dafür hat man halt Strand, Strand, Strand und vielen Urlaubern reicht das ja.