Dieser alte Erfahrungsbericht über das Freilichtmuseum Rocca al Mare in Tallinn stammt aus meinem Reisetagebuch aus dem Jahr 2012. Leider ist er also ziemlich verjährt. Immerhin enthält er authentische Eindrücke von einem Tagesausflug in das schöne Museum mit kleinen Kindern.

Reisetagebuch aus dem Freilichtmuseum

Wir sind im Freilichtmuseum Rocca al Mare. Den Namen hat ein italophiler Bürgermeister dem Stadtviertel in Tallinns Norden im 19. Jahrhundert verpasst. Besonders italienisch kommt es mir nicht vor. Aber auch hier ist es wieder wunderschön.

Rocca al mare - Felsen am Meer. Es gibt weniger hübsche Orte, um Freilichtmuseen zu bauen.

Rocca al mare – Felsen am Meer. Es gibt weniger hübsche Orte, um Freilichtmuseen zu bauen.

Typisch für Estland

Im Vergleich zum Inhalt deutscher Freilichtmuseen und auch zu dem in Litauen fallen einige Dinge ins Auge. Während in Litauen der große Rauchabzug ein hervorstechendes Merkmal war, meist sehr zentral im Haus gelegen, hielt man in Estland diese bauliche Herausforderung offenbar für ein überschätztes Accessoire. In aller Regel verzichtete man ganz auf diesen Schnickschnack. Folgerichtig bauten sie lieber eine Sommerküche in einem separaten Häuschen. Wann immer die Wetterverhältnisse es zuließen, gab es auf diese Weise nicht so viel Qualm in der Bude.

Bedingt durch die spärliche Bevölkerungsdichte gab es lange kaum echte Arbeitsteilung in der estnischen Gesellschaft. Fast jeder Hof hatte daher auch eine kleine Schmiede eingerichtet. In der kümmerte sich der Bauer selbst um seine Metallarbeiten und produzierte entsprechenden Murks.

Außerdem zeigt sich massiv die Seelenverwandtschaft mit Finnland. Denn selbst kleinere Bauernkaten verfügten fast immer über eine Sauna mit offener Holz-Befeuerung. Wie auch in der Küche des Hauptgebäudes galt – und gilt oft noch heute – auch hier: Schornsteine sind was für Anfänger. Da das Sauna-Ritual gerne mit dem Genuss alkoholischer Getränke verbunden wurde (und wird), liegt die Halbwertszeit der Saunahäuschen nicht eben hoch.

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Sauna ist nicht nur typisch finnisch, sondern auch typisch estnisch.

Häuser von gestern bis heute

Sehr gefallen hat mir das Anwesen einer zu gewissem Wohlstand gekommenen Bauernfamilie aus dem Jahr 1933. Die schwere Schreibmaschine und die Muster der Tapeten gaben einen Hinweis auf die zeitliche Einordnung dieses Stückchens Kulturgeschichte. Ansonsten sah es dem Haus von Kadri und ihrer Mutter verblüffend ähnlich, in dem wir vor wenigen Tagen als Couchsurfer zu Gast waren.

Freilichtmuseum Rocca al mare mit Kindern

Unsere Jungs sind langsam doch ein bisschen überfüttert mit Museen. Aber sie hatten viel Spaß dabei, sich in der weitläufigen Anlage mit Wald, Wiesen und Meeresküste auszutoben und zu balgen. Sie mochten auch die Dorfschaukeln, die wir auch außerhalb von Museen schon mehrfach gesehen und ausprobiert haben.

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Offenes Feuer? – Check. Schornstein? – Fehlanzeige.

Essen im Freilichtmuseum

Mittag gegessen haben wir im Dorfkrug hier im Museum. Es gab Erbsensuppe für die Jungs und Kartoffel-Gerstenbrei für uns. Vegetarier haben hier wirklich keine Chance in Estland, oder besser gesagt im ganzen Baltikum. Auch wenn es nicht in der Karte vermerkt ist, kommt Speck selbstverständlich an alles. Unsere estnische Freundin Reet schob das auf einen gesteigerten Energiebedarf aufgrund der nördlichen Lage des Landes. Sie glaubt, dass es wenigstens in diesen Breitengraden gesundheitlich äußerst bedenklich ist, auf Fleisch verzichten zu wollen, und spätestens seit der Begegnung mit der Hamburger/Kohv-Lady ich habe den Verdacht, dass sie hier mit dieser Meinung nicht alleine steht.

[Update 2024: Inzwischen gibt es in den allermeisten Restaurants wenigstens ein vegetarisches Gericht auf der Karte. Vegan könnte allerdings immer noch zu einem Problem werden.]

Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 9. August 2012 verfasst.

Weiterlesen in chronologischer Reihenfolge? –> Bequemer Katzensprung nach Helsinki.

Mehr Tallinn und Estland bei family4travel

2024 sind wir erneut durch das Baltikum gereist. Im Freilichtmuseum von Tallinn sind wir leider kein zweites Mal gewesen. (Dafür hat die Zeit einfach nicht gereicht.) Aktuelle Informationen zu Preisen und Öffnungszeiten holt ihr euch ohnehin am besten direkt auf der Museums-Website. (Die gibt es sogar auf Deutsch.)

Einen aktualisierten Artikel über die estnische Hauptstadt mit Tipps, wie ihr sie als Familie am besten erkunden könnt, gibt es hier:

Tallinn mit Kindern – unsere Erfahrungen in Estlands Hauptstadt

tallinn mit Kindern erfahrungen

Hier sind unsere Tipps und Erfahrungen für Tallinn mit Kindern gesammelt.

Den detaillierten Reisebericht unseres kompletten Baltikumtrips findet ihr hier:

Roadtrip durchs Baltikum mit Kind: Estland, Lettland, Litauen (und ein bisschen Finnland)

roadtrip durchs baltikum mit kind

Mit dem Rundumschlag habt ihr vermutlich eh genug zu lesen bis Weihnachten…

Mein altes Reisetagebuch von 2012 mit ganz vielen Erfahrungsberichten aus Estland mit Kindern ist großteils auch immer noch online. Eine Übersicht über alle alten Einträge ist hier zu finden:

family4travel in Estland