[Update 2019: Das Hofel Föhr hat inzwischen leider dauerhaft geschlossen. Ich hab es auch nur gemerkt, weil der Link plötzlich ins Leere lief und weiß auch nichts Genaueres. Total schade!]
Das Hoftel Föhr inszeniert sich als perfekte Location für den Familienurlaub – auch und gerade mit kleinen Kindern. Family4travel hat die Unterkunft mal getestet. Gründlich.
Wir fahren von der Fähre, die uns in einer Dreiviertelstunde nach Föhr gebracht hat. Martin programmiert das Navi und lacht. „In fünf Minuten sind wir da“, sagt er. Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe. Die Insel ist klein, ja, aber so klein? Mir wurde Abgelegenheit in der Natur versprochen. Um mich herum sehe ich nur einen quirligen Ferienort – Wyk hat alles, was ein Tourist sich wünschen kann, aber nicht das, was wir suchen. Schon nach ein paar Augenblicken allerdings lassen wir das Städtchen hinter uns und sind tatsächlich im Grünen. Die Spannung im Auto steigt, denn alle vier wissen wir genau: Diesmal ist unsere Unterkunft etwas ganz Besonderes.
Das Familienhotel mitten im Grünen
In Alkersum biegen wir links ab, rauschen entlang von Wiesen und Feldern, und dann sehen wir das Hoftel schon durch die Bäume lugen. Es gehört AnneClaire und Sjirk Loogman, die in jahrelanger und liebevoller Kleinarbeit dafür gesorgt haben, dass der alte Bauernhof sich in ein Hotel verwandelt und diese eigentümliche Mischung ergibt: ein Hoftel eben. Die beiden heißen uns herzlich Willkommen und führen uns in das kleine Empfangsbüro. „Moin!“ begrüßt uns auch das freche kleine Markenzeichen des Hoftels an der Wand – eine Grußformel, an die wir uns hier oben schnell gewöhnen. Unsere Gastgeber statten uns mit Karten und allem nötigen Info-Material aus, dann zeigen sie ihr nagelneues Reich. Janis bekommt große Augen, denn hier ist alles in seiner Lieblingsfarbe gehalten: grün. Auch mich beeindruckt die stimmige Einrichtung sofort, ich bin schon ganz verliebt in dieses Haus – und wir sind erst im Flur!
Das perfekte Familienzimmer
Das Zimmer ist für einen Familienurlaub schlichtweg perfekt. In einem kleinen Vorraum befindet sich genügend Platz fürs Gepäck. Sogar an eine Garderobe auf Kinderhöhe ist gedacht. Das Familienzimmer selbst ist groß und einladend. Janis ist entzückt: Selbst die Bettwäsche im Hochbett ist grün. Und da ist viel Platz zum Spielen, drinnen auf dem Fußboden und draußen vor der Terrassentür erst recht. Außerdem gibt es noch eine Sitzecke und einen Schreibtisch mit Internet-Anschluss. Um „böse Strahlung“ müssen wir uns keine Gedanken machen, denn die Kopfenden der Betten sind mit Netzfreischaltung elektromagnetisch stillgelegt. Das Bad ist größer als unseres zu Hause, ausgestattet mit Rainshower-Dusche und Badewanne. Es sind vor allem die Kleinigkeiten, die mich überzeugen: Die Seife steckt in einem stylishen Spender, und ich erkenne nur am Geruch, dass es sich um die Gute meiner bevorzugten Naturkosmetik-Marke handelt. Hier ist wirklich alles perfekt, bis ins kleinste Detail.
Sobald wir unser großzügiges Refugium bezogen haben, stürmen wir die Gästeküche. Auch hier treffen sich Design und Funktionalität zu einer Symbiose mit Wohlfühl-Faktor. Im Prinzip läuft das wie in einem gewöhnlichen Hostel: Jeder Gast darf ein Regalfach bestücken – oder mehr, wenn noch Platz ist – und im Kühlschrank arrangiert man sich. Der wesentliche Unterschied zur durchschnittlichen Jugendherberge: Die Küche ist tipptopp ausgestattet, vom Sparschäler bis zur Frischhaltefolie. Hier macht das Kochen wirklich Spaß – nicht nur den Großen übrigens. Während die in ihren Töpfen rühren, beschäftigt sich der Nachwuchs in seiner eigenen Küche an der Wand gegenüber.
Unsere Jungs fesselt die Kinderküche freilich nicht sehr lange. Macht nichts, nebenan in der Tenne finden auch größere Kinder reichlich Unterhaltung. Janis und Silas suchen sich aus der Sammlung der Gesellschaftsspiele das Schachbrett aus. Auch Spielzeug für draußen ist vorhanden, es sind nur ein paar Schritte bis auf die große Terrasse. Für alle Altersklassen gibt es maritime Literatur, Kapla-Bausteine (mit denen vor allem der Papa seinen Spaß hat), und für die ganz Kleinen sind Rutschegefährte und Lego-Duplo da.
Absolut empfehlenswert: das Luxus-Frühstück im Hoftel Föhr
Die nächste positive Überraschung ist das Frühstück. Am Morgen nehmen wir gemeinsam mit den anderen Gästen Platz am langen Tisch. Auf dem Büffet türmen sich lokale Käsespezialitäten, Marmelade, Wurst und viel frisches Obst und Gemüse, das meiste in Bio-Qualität. Mit ambivalenten Gefühlen nehme ich die Höhe des Tresens zur Kenntnis. Brötchen, Belag und Saft stehen so weit oben, dass selbst unser fast Zehnjähriger am Büffet Hilfe braucht. Andererseits haben so auch keine anderen Kinder im meinem Essen herumgepatscht oder sich fünf Scheiben Lachs aufgeschaufelt, die sie dann nicht essen. Tipp: Kinder auf die Tischseite mit dem längeren Laufweg setzen, die müssen ja nicht so oft hoch.
Den Tag nutzen wir, um Föhr kennenzulernen. Eine Viertelstunde laufen wir bis nach Nieblum, das kleiner und hübscher ist als Wyk, aber immer noch lebendig genug. Dort mieten wir uns Fahrräder und erkunden die ganze Insel. Ausführliche Tipps dafür gibt’s hier und hier.
Die Loogmans: zwei mit viel Herzblut
Abends treffen wir AnneClaire und Sjirk im Hoftel wieder. Wir machen es uns in der Tenne gemütlich, und die beiden erzählen uns, wie das überhaupt kam, dass sie diesen herrlichen Ort geschaffen haben. „Eigentlich sind wir Amrum-Fans“, berichtet AnneClaire. „Wenn die Fähre nach Amrum auf Föhr Station gemacht hat und wir die Skyline von Wyk sahen, haben wir jedes Mal gedacht: Zum Glück müssen wir hier nicht raus.“ Sie lacht, denn natürlich hat sich ihre Meinung gründlich geändert. Da auf Amrum kein geeignetes Objekt zu finden war, ließen sie sich irgendwann überzeugen, der sanfteren, grüneren, touristischeren Nachbarinsel eine Chance zu geben. Und sie waren begeistert, denn Föhr hat durchaus mehr zu bieten als den Touri-Ort Wyk: authentische kleine Dörfchen mit wunderschönen alten Friesenhäusern (und zwar so viel mehr als Sylt, das immer für seine schönen Ecken gelobt wird – hier muss man nicht erst danach suchen!), und eben viel Natur.
Ich frage die beiden, wie sie überhaupt auf die Idee gekommen sind mit dem Hoftel. Und schon sind wir mitten im Austauschen von Lebensgeschichten, im Fachsimpeln über Eltern-Dinge, und alles ist genau wie Couchsurfing, nur luxuriöser. Wir verquatschen uns fast bis Mitternacht, und ich fasse mal im Zeitraffer die interessanten Fakten zusammen: Von Haus aus sind AnneClaire und Sjirk Schiffsingenieure. Ein Jobangebot trieb sie aus den Niederlanden rüber nach Hamburg. „Wir haben früher immer gerne Urlaub auf Terschelling gemacht“, erzählt AnneClaire. „Aber von unserer neuen Heimat aus war das so weit…“ Eine Kollegin riet ihr, sich Amrum mal anzusehen – „Weil das ein bisschen so ähnlich ist wie Terschelling, von der Natur her.“ Der Wunsch, eine durch und durch familienfreundliche Unterkunft einzurichten, in der alle sich wohl fühlen, ist dann aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen als Eltern über die Jahre gewachsen. Für die Umsetzung ihres Traums hat sich das Paar viel Zeit genommen, und deshalb ist jetzt eben auch an alles gedacht.
Besonders interessant ist das Hoftel übrigens auch für werdende Familien: AnneClaire ist zertifiziert für Schwangeren- und Babymassage nach Ayurveda-Lehren und bietet diesen Service ihren Gästen an. Für die Sommerferien sind für Große und Kleine gemeinsam Kreativ-Angebote geplant. Nächstes Jahr sollen auch noch ein paar Tiere einziehen, Ziegen oder Hasen vielleicht. Und das Außengelände wird noch verschönert, ein kleiner Natur-Spielplatz soll dazukommen. Wir nicken, als wir das hören: Das passt prima ins Konzept. Aber vermisst haben wir es nicht. Wir finden es nämlich jetzt schon perfekt.
Unser Fazit zum Hoftel Föhr
Das sagt Silas (7): „Es ist gut eingerichtet, sieht gut aus. Die Verwalter sind nett. Wenn man so richtig viel Luxus mit Whirlpool haben will, muss man natürlich in ein echtes Hotel. Aber wenn man es eher still und gut haben will, dann muss man zum Hoftel gehen.“ Das sagt Janis (fast 10): „Ich finde, dass das Hoftel sehr gut ist. Vor allem, dass es da viele Spielmöglichkeiten gibt. Nachteile habe ich da erstmal nicht gesehen.“ Das sagt der Papa: "Ein sehr schickes Hotel, und man merkt an jeder Ecke die Liebe zum Detail - und dass Ingenieure am Werk waren: Überall praktikable Lösungen, von der durchdachten Elektroinstallation bis zur Schallschutztür." Das sage ich: Ein wahres Luxushotel für Familien! Spätestens jetzt kann ich gut verstehen, warum andere Leute für das gleiche Geld wie wir lieber nur eine Woche Urlaub machen statt drei.
Das Hoftel Föhr hat die Adresse Nieblumweg 26 in Alkersum, Insel Föhr. Es gibt Familienzimmer mit vier oder sechs Betten und auch „ganz normale“ Doppelzimmer, insgesamt 14 Stück. Die Preise sind saisonabhängig und fangen bei 90 Euro pro Übernachtung an, die Familienzimmer bei 120.
Andere Erfahrungsberichte vom Hoftel Föhr
Wie ein kurzes Googeln ergab, sind inzwischen jede Menge andere Blogger mit Familie im Hoftel gewesen und haben darüber berichtet. Wem unsere Begeisterung als Entscheidungshilfe nicht ausreicht, kann hier weiterlesen:
- bei Sophie vom Familienblog BerlinFreckles
- im Meerblog von Elke (eins von den großen, das ich im übrigen sehr schätze)
- beim TasteSheriff über den ersten Urlaub mit Baby
- im Familienblog Frische Brise
- bei DIY-Bloggerin Frollein Pfau.
Noch viel mehr Hotels mit Familienschwerpunkt sammelt Sabine von Gecko Footsteps in ganz Europa.
Transparenz-Hinweis: AnneClaire und Sjirk Loogmann haben family4travel ins Hoftel eingeladen. Dafür sind wir sehr dankbar – aber Dankbarkeit garantiert bei uns nicht wildes Gejubel, sondern gewissenhafte Ehrlichkeit und Schilderung unserer ganz persönlichen Eindrücke, wie in jedem anderen Beitrag auch. Sollte es dennoch zu wildem Gejubel kommen, liegt das schlichtweg daran, dass wir ernsthaft begeistert sind.
Da finde ich es fast schade, dass ich keine Kinder habe, um mit denen das tolle Hotel in allen Details auszuprobieren. LG Ulrike
Es sind aber auch durchaus Gäste ohne Kinder willkommen. Ungefähr 40 % Familien, 40 % junge Paare, 20 % ältere Paare – so lautet die Bilanz der Betreiber bisher (aber sie haben ja auch erst im März aufgemacht, also verschiebt sich das vielleicht auch noch).
Mal sehen, vielleicht ist das mal ein schönes Ziel außerhalb der Ferien. ;)
Liebe Ulrike, du kannst da locker auch ohne eigene Kinder hin. Habe ich auch schon zwei Mal gemacht. :-)
Ein schöner Beitrag, nicht nur wegen der farblich abgestimmten Kinder. ;-) Wir wollen nächstes Jahr nach Dänemark. Da könnten wir das für eine Zwischenstation im Auge behalten
Es ist natürlich ein ganz schöner Umweg auf die Insel, aber es lohnt sich! Für eine Nacht wahrscheinlich nicht, aber für zwei ist das schon in Ordnung. Wobei ich anfangs dachte: Oje, wie soll ich ein ganzes Wochenende auf so einer kleinen Insel rumkriegen? Aber letztlich hätte ich gerne noch zwei, drei Tage mehr gehabt. Wenn man nicht der Typ ist, der im Strandkorb Bücher liest und wirklich die Füße hochlegt, dann wird eine Woche auf Föhr wahrscheinlich schon lang. Aber fünf Tage wären ideal, glaube ich. Wir mussten definitiv ein paar schöne Dinge links liegen lassen aus Zeitmangel. :(
Sieht toll aus, hört sich klasse an und hätte uns auf jeden Fall auch gefallen. Und an so ein bisschen Luxus kann man sich auf jeden Fall auch gewöhnen ;). Alles eine Frage des Alters, Lena. Früher habe ich aus Geldmangel immer nur in Kakerlaken und Bedbugs-verseuchten Buden schlafen können. Dafür bin ich aber um die Welt gereist. Heute geniesse ich es dann doch über mehr Budget zu verfügen und somit auch in komfortableren Hotels, Fe-Wo und Co. nächtigen zu können. GlG, Nadine
Das glaube ich gern, Nadine. Ich hab den Hoftel-Luxus ja auch in vollen Zügen genossen – hoffe bloß, dass ich jetzt nicht für alle Zeiten fürs Backpacking verdorben bin. :D Und ganz egal, wie viel Geld man zur Verfügung hat, man kann es immer nur einmal ausgeben. Gerade in Sachen Urlaub ist dann oft die Frage: lieber viel, oder lieber gut? Ich verstehe jeden, der Qualität vor Quantität setzt. Wir selbst sind dann doch immer zu reiselustig…
Was für ein ehrlicher Disclaimer, Lena ;-) Die hellgrünen Akzente hätten den Weltwundermann auch zum Schwärmen gebracht (bei uns zu Hause muss sogar der Spüllappen grün sein!). Den Naturspielplatz und die Babymassage testen wir vielleicht auch mal …
Natürlich IST der Spüllappen im Hoftel grün! :) Und die Griffe der Schnitzermesser auch.
Bezüglich Disclaimer: Wir sind mit wenig zufrieden und dadurch leicht zu begeistern. Aber wir jubeln tatsächlich nur, wenn uns nach jubeln ist, und unmittelbare Aufrichtigkeit ist mir sogar das Allerwichtigste am Bloggen, wenn ich so darüber nachdenke.
[…] Hoftel Föhr in Föhr, Deutschland (Tipp von […]
Ganz lieben Dank, Lena, für die tolle Erwähnung! Ich war zufällig gerade wieder dort und würde es auch ein drittes Mal tun. :-)
Wir waren ja kurz nach Eröffnung dort, und wenn ich mir jetzt auf den Fotos der anderen angucke, wie sich das Außengelände mittlerweile macht, hätt ich echt Lust, sofort wieder hinzufahren. Überhaupt hätte ich mal wieder Lust auf Meer. Spätestens, wenn ich mich mal wieder in deinem Blog verfange. ;)