Islay (sprich: Eila) ist keine kleine Insel. Mit ihren 620 Quadratkilometern ist sie zwar kleiner als Rügen, aber größer als Usedom. Sie ist die südlichste Vertreterin der Inneren Hebriden. Wie man hier einen Familienurlaub verbringen könnte? Wir haben ein paar Tipps und Erfahrungen für Islay mit Kindern parat – und eine Empfehlung für den passenden Reiseführer für Familien (unseren eigenen nämlich ;) ).
Islay – ohne Whisky?
Islay ist die Anlaufstelle für Whisky-Liebhaber, denn ganze acht Brennereien stapeln sich hier. Einige davon genießen Weltruhm. Ein eigener Tourismuszweig ist darauf ausgelegt, sie alle unter einen Hut zu kriegen. An jeder Ecke wird für Touren und Verkostungen geworben. Am Thema Whisky kommt man auf Islay nur schwer vorbei.
Aber es ist nicht so, dass Islay außer Whisky nichts zu bieten hätte. Es gibt auch wunderschöne Strände und ein paar tolle Ecken zum Wandern. So ist die Insel durchaus auch ein empfehlenswertes Reiseziel für Familien: Islay mit Kindern ist eine gute Idee!
Übrigns: Wenn ihr Inspiration braucht, welche andere schottischen Inseln sich noch für euren Familienurlaub eignen, schaut mal hier: Inseln in Schottland – welche sind am schönsten?
AirBnB auf Islay
Wir verbringen vier Nächte in einem richtig schnuckeligen Häuschen in Port Ellen („Antrim View“ über AirBnB). Dabei gucken wir zwar direkt auf die grauen Schlote der Mälzerei, die zur Ardbeg Destillery gehört, aber wir genießen unser hübsches kleines Reich mit gepunkteter Teekanne und passenden Untersetzern, teppichbezogener Treppe nach oben und all den Details, die das Großbritannien-Feeling eben ausmachen.
Unser Programm auf Islay mit Kindern
Generell ist die Landschaft auf Islay eher flach und baumlos. Die Hauptstraße, die Port Ellen im Süden mit dem Dorf der Inselhauptstadt Bowmore verbindet, ist einfach so schnurgerade durch die Heide gezogen worden. Weil sie dabei aber alle Bodenwellen mitnimmt, fühlen wir uns bei jeder Nutzung wie in einer Achterbahn. Allein das ist für unsere Jungs immer schon der erste Programm-Höhepunkt jedes Urlaubstags.
Die Wege von einem Ende der Insel zum anderen sind zwar in Kilometern gar nicht so lang, und im Gegensatz zu vielen kleineren schottischen Inseln sind die meisten Straßen hier keine single track roads. Trotzdem ist die Vorstellung, sich ganz Islay in vier bis fünf Tagen anzusehen, äußerst sportlich.
Unser Programm:
- 1 Tag Port Ellen und die Halbinsel Oa
- 1 Tag Rhinns of Islay, also das nordwestliche „Anhängsel“ mit Insel-Museum in Port Charlotte
- 1 Tag Wandern und Strand ganz im Norden um Ardnave Point
- 1 Tag Ausflug nach Jura
- ein halber Tag Bridgend
Port Ellen und die Halbinsel Oa
Port Ellen ist nach der Inselhauptstadt Bowmore der größte Ort auf Islay. Das heißt nicht viel, denn mit knapp 850 Einwohnern (Bowmore hat um die 860) ist Port Ellen trotzdem keine Metropole. Auf ganz Islay leben rund 3200 Menschen. Trotzdem bietet Port Ellen noch ein bisschen Stadt-Feeling mit einem kleinen Supermarkt und mehreren Pubs, in denen es abends oft auch Live-Musik gibt (allerdings immer erst nach 21 Uhr, wenn Kinder unter 18 Jahren schon keinen Zutritt mehr haben). Ein schönes Café haben wir leider nicht gefunden, dafür aber einen netten Stadt-Strand.
Zum Mull of Oa, der Halbinsel im Südwesten Islays, führt eine holperige Landstraße, die in Port Ellen beginnt. Über zehn Kilometer tuckern wir durch die flache Heidelandschaft, bis wir doch noch einen Wanderparkplatz erreichen. Von hier startet ein gut ausgeschilderter kurzer Spaziergang zum American Monument – dem Turm, den das amerikanische Rote Kreuz in Erinnerung an zwei vor der Küste gesunkene Truppentransporter im Ersten Weltkrieg errichten ließ.
Wer Lust auf Abenteuer hat, weitet den harmlosen Spaziergang zu einer echten Wanderung zur höchsten Erhebung der Halbinsel aus. Die genaue Wegbeschreibung durch die beinahe pfadlose Wildnis nebst Karte (und downloadbarem GPX-Track) gibt es in unserem Reiseführer „Schottland mit Kindern“ (siehe unten).
Die Rhinns of Islay
Die langgezogene Halbinsel im Nordwesten ist zwar in Luftlinie von Port Ellen aus nicht weit, aber die Fahrt zieht sich. Bis Port Charlotte muss man mit einer Fahrzeit von einer guten halben Stunde rechnen. Die Anfahrt um die Bucht von Bowmore ist hübsch, denn sie führt über lange Strecken am Wasser entlang.
An der Nordseite der Bucht zieht sich ein schmaler Strand entlang, der mit Kindern auch Gelegenheit für eine kurze Pause bieten könnte. Allerdings ist es von da aus auch gar nicht mehr weit bis zur Machir Bay, Islays schönstem Strand.
Machir Bay
Der liegt an der Westseite der Halbinsel bei der kleinen Ortschaft Kilchoman. Wendet man sich vom Strandparkplatz kommend nach rechts, gelangt man an einen ewig breiten Sandstrand, ausgestattet mit zwei kleinen Bächen, mit denen Kinder in ausreichend hohen Gummistiefeln (oder bei sehr gutem Sommerwetter auch barfuß) viel Spaß haben können.
Links herum hingegen beginnt eine wunderbare kleine Tour durch Dünen und sanfte Hügel voller Schafe, die uns zu einer ganz besonderen Stelle am Strand bringt. Dort gibt es eine Art kleine Klamm, die bei Flut unter Wasser steht, bei Ebbe aber komplett trockenfällt. Durch dieses Felsenlabyrinth zu klettern, ist ein ganz besonderes Abenteuer. (Die Tour inklusive Anfahrtskoordinaten, Wanderkarte und genauer Wegbeschreibung ist ebenfalls Teil unseres Reiseführers.)
Das Hochkreuz von Kilchoman
Wer schon in Kilchoman ist, sollte unbedingt auch einen kurzen Abstecher zur alten Kirchenruine machen – zumindest, wenn er oder sie auf alte keltische Hochkreuze steht. Ein solches befindet sich auf dem Friedhof an der Rückseite des verfallenden Gotteshauses, das durch die neue Kirche in Port Charlotte ersetzt wurde. Es stammt aus dem 14. oder 15. Jahrhundert und ist damit nicht so wahnsinnig alt (bei Ardmore ganz unten im Südosten gibt es noch das Kildalton Cross aus dem 8. Jahrhundert, dahin fährt man dann allerdings von Port Ellen aus 20 Minuten Richtung Weltende ohne jedes weitere Ziel, während man das von Kilchoman hier quasi im Vorbeigehen mitnehmen kann). Hübsch ist es auf jeden Fall!
Museum of Islay Life
In Port Charlotte selbst, der planmäßig angelegten Küstensiedlung aus dem 19. Jahrhundert, gibt es ein kleines Heimatmuseum, das von April bis Oktober täglich geöffnet hat. Das Museum of Islay Life ist ein buntes Sammelsurium alter Haushaltsgeräte und prähistorischer Fundstücke. Auch die Geschichte der beiden verunglückten Schiffe vor dem Mull of Oa ist hier nachgezeichnet. Für Kinder gibt es ein kleines Such-Quiz. Ganz ehrlich: Das Museum ist nix Dolles, aber wenn man schon mal in der Gegend ist, kann man auf ein Stündchen reinschauen.
Ardnave Point
Ein schöner Ausflug auf Islay führt in den hohen Norden der Insel. Eigentlich gehört die Ardnave-Halbinsel auch schon zur den Rhinns of Islay. Von der Inselhauptstraße an der Bucht aus ist es aber ein ganz schön weiter Weg hinauf in den Norden, sodass man sich wahrscheinlich gut überlegen möchte, ob man das auf demselben Tagesausflug erledigt, an dem man bis hinunter nach Portnahaven fährt.
Ardnave Point ist sowieso nur etwas für Leute, die gerne einmal ganz mit sich und der Natur alleine sein wollen. Am gefühlten Ende der Welt liegt eine Farm, die – Right to Roam sei Dank – Besuchern das Wandern auf ihrem Gelände erlaubt. (Auch diesen abenteuerlichen Rundweg zwischen Sandstrand, Felsen und Kuhweiden gibt’s verbrauchsfertig in unserem Reiseführer.)
Auf dem Weg ins abgelegene Nirgendwo liegt noch eine kleine Ausstellung über Flora und Fauna, insbesondere die Vögel des Naturschutzgebietes des nördlichen Islay.
Isle of Jura
Wer Urlaub auf Islay macht, hat auch beste Gelegenheit, einen Ausflug zur Schwesterninsel Jura zu unternehmen. In Port Askaig an der Ostküste Islays kommen nicht nur die Fähren vom Festland an, hier landet auch die winzige Autofähre hinüber nach Jura. Schlappe zehn Minuten sind es durch die beachtliche Strömung.
Was man tun könnte, wenn man einmal drüben ist, habe ich in einem separaten Blog-Artikel ausführlich beschrieben:
Innere Hebriden: Tagesausflug zur Isle of Jura mit Kindern
Bridgend
Auch Bridgend ist nur ein kleines Nest, liegt aber immerhin ziemlich zentral in der Mitte der Insel. Hier befindet sich Islay House, das der Laird von Shawfield und Islay um 1680 errichten ließ, damals unter dem Namen Kilarrow House. Heute ist das Herrenhaus ein Hotel.
Im alten Wirtschaftshof, dem Islay House Square, haben sich heute mehrere Künstler, Kunsthandwerker und lokale Produzenten angesiedelt. Auch die Insel-Brauerei ist hier ansässig und bietet Gratis-Touren zur Besichtigung. Für Kleinkinder gibt es eine „Spielzeug-Bibliothek“.
Ein ganzes Stück die Straße runter liegt die Islay Woolen Mill, eine alte Walkmühle, in der heute auf über hundert Jahre alten Maschinen authentisch Tweed gesponnen wird. Wann immer sich genügend Besucher angesammelt haben, gibt es freie Touren in die Produktion (die für Kinder wohl angemessener und auch spannender sind als die in der Brauerei). Die hochwertigen Produkte können anschließend im Shop erworben werden – billig ist die Qualitätsware freilich nicht.
Der frei zugängliche Landschaftspark, den die Herren von Kilarrow House anlegten, bietet heute Spaziergängern Auslauf. Besonders schön ist es im Frühling, wenn tausende von blauen Glockenblumen blühen. Wald ist in ganz Schottland rar, hier gibt es ihn in Hülle und Fülle, und gerade der Kontrast zu Islays sonst so karger „natürlicher Natur“ ist interessant. (Ein Rundweg, der die schönsten Ecken zwischen Herrenhaus und Walkmühle inklusive Geheimtipps für verborgene Kletterbäume und eine Wald-Schaukel sowie einen regelrechten Dschungelpfad verbindet, ist auch wieder Teil unseres Reiseführers.)
Mehr Schottland mit Kindern: Unser Reiseführer
Unser Reiseführer „Schottland mit Kindern“ umfasst 66 Wander- und Erlebnistouren in den Highlands, entlang der schottischen Westküste und auf den Inseln Arran, Islay, Jura, Mull, Skye und Harris and Lewis.
Jede Tour bietet eine Karte, detaillierte Wegbeschreibungen und GPS-Daten, die direkt zum Parkplatz führen (und auch GPX-Tracks stehen zum Download bereit). Alle Touren – zwischen zwei und zwölf Kilometern lang, die allermeisten deutlich unter zehn – haben wir Autorinnen selbst ausprobiert und auf ihre Kindertauglichkeit hin überprüft. Dazu kommen viele Tipps für familienfreundliche Ausflugsziele in Schottland und kindgerecht geschriebene Info-Kapitel über Land und Leute sowie lokale Besonderheiten.
Hier* geht es direkt zur Bestellmöglichkeit unseres Reiseführers „Schottland mit Kindern“ auf Amazon.
Islay klingt schon sehr reizvoll, ich mag ja karge Landschaften. Und es hört sich auch so an, als würde einem da nicht so schnell langweilig werden. Aber jetzt warte ich mit unserer Schottlandreise auch noch, bis dein Reiseführer da ist.
Liebe Grüße
Gela
Bald ist es soweit, ich fiebere auch schon, ihn endlich in Papierform in Händen zu halten. :)