Istrien ist eine beliebte Urlaubsregion und im Sommer voller Menschen. Wer ihnen entkommen will, findet Weite und Einsamkeit im Norden an der Grenze zu Slowenien. Siebter und letzter Teil unserer Serie „7 Dinge, die wir in der Nachsaison unternommen haben“.
Verfallende Dörfer…
Dass die ganze Region menschenleer ist, kommt dem von Seinesgleichen genervten Touristen entgegen, stellt aber für die paar doch noch hier verbliebenen Anwohner ein strukturelles Problem dar. Im oberen Bergland gibt es Dörfer, die heute teilweise in Trümmern liegen. Diese Ruinen sind keineswegs Zeugen des Balkankrieges (der hat in dieser Gegend glücklicherweise gar nicht gewütet). Grund für den Verfall ist einzig die Landflucht. Die jungen Leute haben keine Lust mehr, derart ab vom Schuss zu leben, wo es bis zum nächsten Lebensmittelgeschäft mindestens eine halbe Stunde dauert (selbst wenn man wie die Einheimischen hier mit todesverachtendem Tempo über die Bergstraßen heizt). Übrig bleiben die Alten, die in einigen Orten die letzten aufrechten Häuser zwischen lauter zusammengefallenen Gebäuden bewohnen.
… und intakte Natur
Aber nicht nur der malerische Verfall ist sehenswert, sondern auch die Natur drumherum. Wir lassen unser Auto am Straßenrand stehen, erkunden einen der zahlreichen Feldwege und wandern ein Stündchen durch das Bergpanorama. Ein etwas mulmiges Gefühl haben wir schon, das Auto hier im Nirgendwo abzustellen, aber das bleibt völlig grundlos. Das Gelände ist leicht zu erlaufen, und trotzdem haben wir die Aussicht auf beeindruckende Berge. Wir picknicken auf einem der zahlreichen Kalksteinhäufchen und machen dort Bekanntschaft mit Gottesanbeterinnen und anderen Insekten, die die Aufmerksamkeit der Kinder fesseln.
So kommt man hin
Einfach mal auf die Karte gucken und dort hinfahren, wo nix ist. ;) Wir haben das Navi mit dem bezeichnenden Ortsnamen „Slum“ gefüttert und sind dann einfach durch die Gegend gekurvt.
Zum Überblick – das sind unsere 7 Ausflugstipps in Istrien
- Poreç: Kultur, Restaurants und eine Adria in Badewannentemperatur
- Istrien entdecken: am besten (nicht) auf einem Bootsausflug
- Rovinj: Juwel an der Westküste der Adria
- Vrsar: Kleines Fischerdorf unter Palmen
- Opatija: Die alte Perle, die um neuen Glanz kämpft
- Pazin: Das Ethnografische Museum Istriens
- Nördliches Grenzland: Wo Istrien menschenleer ist
Gottesanbeterinnen hatte ich eigentlich immer in Afrika vermutet. ;) Wieder was gelernt!
Ja, wir waren auch erstaunt. Aber wir hatten ja unser mobiles Internet dabei und haben gleich die Wikipedia angeschmissen, die uns verriet, dass sie in Südeuropa sogar recht weit verbreitet sind.
Gottesanbeterinnen scheinen in ganz Südeuropa beheimatet zu sein. Wir haben sie schon in der Toskana und in Südfrankreich angetroffen.
Hat es immer noch verminte Gebiete in Kroatien? DAS hat vielleicht 2007 beklemmende Gefühle hervorgerufen.
Wir haben darüber gelesen, haben die Gebiete aber noch nicht selbst gesehen. Bisher waren wir nur in Istrien und Zagreb und sind dann über die Autobahn nach Budapest gefahren, da war vom Krieg nichts mehr zu merken.