Ein weiterer Eintrag aus meinem Reisetagebuch. Meteoritenkrater und so.
Wir warten auf die Fähre, die uns wieder aufs Festland bringen soll. Heute hatten wir noch mal einen wunderschönen Tag auf den Inseln.
Wir schafften es verhältnismäßig früh aus dem Bett – Dank sei den vier deutschen Mädchen, die in der ersten Morgensonne recht lautstark ihr Frühstück zubereiteten – und kamen gegen elf Uhr beim Meteoritenkrater von Kaali an.
Unser Reiseführer äußerte sich nur mäßig begeistert über diese Sehenswürdigkeit, doch wir waren durchaus fasziniert von diesem Zeugnis kosmischer Kräfte. Vor mindestens viertausend Jahren muss hier ein recht schwerer Eisenbrocken eingeschlagen haben, der einen kreisrunden See schuf, umrundet von einem hohen Wall – ein Bilderbuch-Meteoritenkrater eben. Spannend ist, dass die Gegend seit rund dreitausend Jahren auch bewohnt ist. Die Menschen nutzten den ganz offensichtlich besonderen Ort als Opferstätte – so manches ist da wohl im Laufe der Zeit auf den Grund gesunken. Lange glaubten die Menschen, der See sei bodenlos. Erst im 18. oder 19. Jahrhundert traute sich jemand hinabzutauchen und gelangte bis in die unglaubliche Tiefe von sechs Metern. Eine andere Legende besagt, dass Paare, die Hand in Hand das Wasser umrunden, sich niemals trennen. Natürlich haben Martin und ich die Übung absolviert – sicher ist sicher.
Einen kurzen Stopp legten wir bei einem Herrenhaus ganz in der Nähe ein, das ich als typisches Beispiel so vieler ähnlicher hier fotografieren wollte. Schade, dass diese Kulturschätze so verfallen. Aber da die meisten wohl von Deutschen errichtet wurden, fühlen sich die Esten anscheinend nicht recht zuständig, und ich sehe ein, dass es eine Menge Dinge gibt, die sie auf ihrer Prioritätenliste höher einstufen.
Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 5. August 2012 verfasst.
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Es geht bei diesen Herrenhäusern nicht um Gefühle. Esten lieben Deutsche und die alten Häuser. Aber richtiges Restaurieren ist sehr teuer und viele wollen so etwas nicht vornehmen. Das grosse Herrenhaus unweit von unserem, Gut Vara, hatte vor 12 Jahren noch einen Dach. Jetzt liegt da ein Haufen von Steinen, denn als Kulturerbe (ich weiss im Moment kein besseres Wort) eingetragene Häuser darf man nur sehr genau restaurieren und als es noch etwas zu retten gab, kamen keine Investoren …