Wo so viele Urlauber zusammenkommen, klettern die Preise erwartungsgemäß in astronomische Höhen. Entsprechend schlugen wir hinten lang über, als wir uns in der Warteschlange des Kletterwalds so weit vorgearbeitet hatten, dass wir die aktuelle Preistafel erkennen konnten. Eine Familienkarte (zwei Erwachsene, zwei Kinder) kostet derzeit 62 Euro. In unserem drei Jahre alten Flyer war von 44 Euro die Rede gewesen. Die meisten Wertsachen hatten wir im Auto gelassen (da Taschen und Rucksäcke quasi-öffentlich und ohne Haftung außen ans Kassenhäuschen gehängt werden), und so joggte ich die 300 Meter zum Parkplatz zurück und wieder her, um noch einen Zehner nachlöhnen zu dürfen. Wir waren nicht die einzigen, denen das so erging. Und obwohl es mich natürlich ärgert, als Feriengast dermaßen geschröpft zu werden, muss ich das junge Kassenpersonal loben, das bei allen Schockäußerungen geduldig und verständnisvoll reagierte. Während ich den Geldnachschub besorgte, wurden Anna und die Jungs schon mit Klettergurt und Handschuhen ausgestattet und hörten sich die Sicherheitseinweisung an. Beim zweiten Mal durfte ich mich problemlos vorne anstellen, und so rann uns nicht allzu viel unserer kostbaren Parkzeit durch die Finger.
Die Anlage in Kühlungsborn ist der einzige Kletterpark, in dem ich bisher gewesen bin (das allerdings schon drei Mal jetzt). Vergleichswerte habe ich also keine, und so kann ich nur sagen, dass es durchaus ein großes Vergnügen ist, hier auf den verschiedensten Seil-Hindernis-Elementen durch die Baumwipfel des Küstenwalds zu klettern. Insgesamt sieben Pfade stehen zur Auswahl. Kinder ab fünf Jahren dürfen mit dem „Kids-Parcours“ wenige Meter über dem Boden starten. Für Strecke Nummer zwei („Training“) sollte man schon 1,25 messen, und der macht auch schon Erwachsenen Spaß. Der dritte Pfad („Spaß“) ist ab 1,35 Metern Körpergröße ausgeschrieben. Silas fehlte eine gute Handbreit, trotzdem hat er ihn fast problemlos bewältigt. Allerdings brauchte er an einigen Stellen meine Hilfe, da er nicht an die vorgesehenen Ösen reichte, um seine Sicherheitsseile einzuhaken. Auf Parcours Nummer vier („Aktion“) kommt man um die erforderlichen 1,35 Meter hingegen nicht mehr drum herum, weil die Halteseile entsprechend hoch hängen und die Schrittlänge groß genug sein muss. Generell würde ich das Klettern als Familien-Event nur empfehlen, wenn der oder die Kleinste etwa 1,30 Meter misst und über einige Unerschrockenheit verfügt.
Ansonsten ist es auch möglich, für entsprechend weniger Eintrittsgeld den Kindern das Vergnügen auf den kleinen Strecken zu gönnen und als Eltern mit dem Fotoapparat zu folgen. Oder ein banges Familienmitglied am Boden mit der Aufsichtspflicht für die Kleinen zurücklassen, damit man selbst auch die herausfordernderen Kletterpfade ausprobieren kann. Bis zum Sechser („Fitness“) habe ich es vor ein paar Jahren mal gebracht, und trotz meiner signifikanten Höhenangst macht das höllisch viel Spaß. Spätestens der schwierigste Parcours („Risiko“) erfordert allerdings ernsthaft Kraft, vor allem in den Armen. Dafür warten hier auch Kuriositäten wie Seil-Surfen und Fahrradfahren auf einem schmalen Holzsteg in 10 Metern Höhe.
Zweieinhalb Stunden beträgt die Nutzungsdauer, die man für den stattlichen Eintrittspreis erwirbt. Im ersten Moment löst diese Restriktion vielleicht ein Kopfschütteln aus: So viel zahlen, und dann nicht mal so lange bleiben dürfen, wie man will. Zweieinhalb Stunden reichen allerdings durchaus hin, um sämtliche Muskeln in einem untrainierten Körper so zu beanspruchen, dass die Arme zittern und die Handflächen trotz Handschuhen zu schmerzen beginnen.
Nach gut zwei Stunden reichte ich freiwillig als erste mein Geschirr zurück (Anna und Janis vergnügten sich noch auf Parcours Nummer vier, Silas war zwei Mal mit mir Nummer drei geklettert und wollte sich noch einen Abschluss auf dem zweiten gönnen). Da inzwischen die Sonne schien und das Mittagstief herrschte, gab es tatsächlich gerade keine Schlange. Der freundliche Kletterknabe fragte, ob ich Spaß gehabt hätte; ich bestätigte dies und ergänzte, dass ich das nächste Mal garantiert wieder außerhalb der Saison käme. Witzigerweise wirkt es oft Wunder, sich als (Semi-)Einheimische zu erkennen zu geben. So kamen wir ins Gespräch, und er erzählte mir, dass die drastische Preiserhöhung der einzige Weg sei, den Warteschlangen halbwegs Herr zu werden. Selbst so hatten sie an diesem Tag zeitweise keine Geschirre mehr zu vergeben, und gerade in den unteren Kletterstrecken verbrachten die Leute an jedem Element mehr Zeit mit Warten als mit Klettern. Und klar: Solange so viele Menschen zahlen, ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht. (Ich werde allerdings erst wiederkommen, wenn entweder die Kinder nicht da sind und ich mich an die höheren Pfade wagen darf, oder die Jungs selbst groß genug dafür geworden sind – und ich die Höhe des Eintrittspreises vergessen habe.)
Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 26. Juli 2013 verfasst.
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Meine Kinder klettern gerne und freuen sich besonders, wenn wir in eine neue Kletterhalle fahren. Sie würden sich auf so einen Kletterpark bestimmt freuen. Mit sieben Pfaden kann man dort ganz toll die Zeit verbringen. Vielen Dank für den Erfahrungsaustausch!