In die Berge oder ans Meer? Am Pool in der Sonne braten oder aktiv Abenteuer in der Natur erleben? Eine gute Antwort auf all diese schwierigen Entscheidungsfragen bei der Planung des Familienurlaubs lautet: Korsika! Auf der französischen Mittelmeerinsel ist es leicht, all diese Wünsche unter einen Hut zu bekommen. In der Vorsaison haben wir Korsika eine Woche lang erkundet. Als Basislager diente uns ein hübscher kleiner Bungalow auf dem Homair-Campingplatz Marina d’Erba Rossa, den ich euch heute ausführlich vorstellen möchte.
Zunächst einmal muss ich mich outen: Ich habe zuvor noch nie auf einem Campingplatz Urlaub gemacht. Zelten ist nicht mein Ding, und auch bei Wohnmobilen kann ich bisher nicht den Reiz erkennen, der die beengten Verhältnisse sowohl innerhalb des Vehikels als auch außerhalb auf dem Platz rechtfertigt. So dicht an dicht mit vielen Menschen, das ist nichts für uns.
Aber wir sind ja immer wieder bereit, unsere Vorurteile in Frage zu stellen und alles auszuprobieren. Zum Glück! Denn Camping muss kein entbehrungsreiches Hühner-auf-der-Stange-Erlebnis sein. Nicht nur preislich haben wir den Campingplatz Marina d’Erba Rossa als echte Alternative zur Ferienwohnung erlebt (vom Hotel wollen wir nicht einmal sprechen, denn das ist für Familien nicht nur astronomisch teuer, sondern auch vergleichsweise unpraktisch).
Wer nicht im eigenen Zelt schlafen möchte und auch kein Wohnmobil mitbringt, ist auf den Homair-Plätzen trotzdem richtig, denn zur Angebotspalette gehört immer auch eine große Bungalow-Siedlung. Die kleinen Hütten gibt es in ganz unterschiedlichen Ausführungen, so dass für jede Anforderung und für jedes Budget das Passende dabei ist. Wir beziehen ein „Chalet Marina“, die Luxus-Variante der Low-Budget-Unterkunft. Das Häuschen liegt – wie übrigens alle Bungalows in Marina d’Erba Rossa – idyllisch in einem schattigen Wäldchen, vom Weg und von den Nachbarhäusern durch Hecken und Büsche getrennt. Dass es bis zu Terrasse der Nachbarn keine drei Meter sind, fällt so gar nicht auf.
Die zweite positive Überraschung, die ich beim Einzug in unser Chalet erlebe, ist die Inneneinrichtung. 32 Quadratmeter sind nicht viel, aber die Aufteilung ist clever gemacht. Es gibt eine Wohnküche, ein separates Kinder- und Elternschlafzimmer. Die Kinder haben durchaus ein bisschen Spielfläche zwischen ihren Betten, die unsere Jungs sofort mit ihrem Playmobil bestücken.
Und in das winzige Bad passt zu meinem Entzücken sogar eine kleine Badewanne! Mehr Luxus brauche ich nicht. Eine Klimaanlage sorgt an heißen Tagen für Abkühlung, in der Vorsaison wärmt sie das Häuschen auch nachts auf eine angenehme Temperatur. Ein vierflammiger Gasherd und ein Kühlschrank mit Gefrierfach bringen uns kulinarische Unabhängigkeit. Uns fehlt ein Backofen, dafür ist uns die Mikrowelle im Weg – irgendwas braucht man ja zum Meckern. Sonst finde ich nämlich nichts. Alles ist picobello sauber und – das ist für uns nach sieben Monaten Reise über den Balkan, Griechenland und Italien geradewegs ein ungewohnter Schock – alles ist hervorragend in Schuss und funktioniert. Mehr noch: Die Holzwände sind in sanften Farben gestrichen, an den Wänden hängen geschmackvolle Bilder, das Elternbett ist mit schmiedeeisernen Rosenblättern verziert. So viel Sinn für Schönheit hätte ich hier nicht erwartet.
Ich darf auch einmal in die günstigeren Kategorien lunsen und bin schon wieder verblüfft: Die „Villa“ (39 Euro pro Nacht in der Vorsaison) und selbst der „Bungalow“ (34 Euro) bieten zwar weniger Platz (oder mehr Camping-Gefühl), sind aber ebenfalls hübsch hergerichtet und strahlen Wohlfühl-Atmosphäre aus. Unser „Chalet Marina“ kostet in den deutschen Osterferien übrigens 43 Euro pro Nacht, in der Hauptsaison bis zu 202 Euro (ja, auch pro Nacht, aber es wird nur wochenweise vermietet, was auf 1.442 Euro hinausläuft). Zum Vergleich: Direkt im Anschluss an unseren Vorsaison-Aufenthalt in Marina d’Erba Rossa haben wir nach langem Suchen eine Ferienwohnung im Süden Korsikas gefunden, die „nur“ 83 Euro pro Nacht kostet…
Ein weiterer Vorteil gegenüber individuellen Unterkünften ist die bequeme Infrastruktur eines Campingplatzes. Zwar ist jetzt Anfang der Saison das meiste noch geschlossen, aber zumindest im Sommer sind Supermarkt, Bar, Boutique und Spa auf dem Gelände vorhanden. Immer geöffnet sind das Restaurant (das wir nicht ausprobieren, weil uns 12,50 Euro für Spaghetti Bolognaise dann doch ein bisschen viel sind) und der Waschsalon.
Und dann gibt es natürlich noch tägliche Animation, von Yoga bis zur Tanzvorführung (aber der Tag muss noch kommen, an dem ich über diesen Schatten springe und bereit bin, bei so was mitzumachen). Auch Kinderbetreuung gibt es täglich, mit Animation auf dem netten Spielplatz, so dass die Eltern auch mal ein Stündchen für sich haben können. Selbst wenn der Nachwuchs ebenfalls nicht auf Ringelpietz mit Anfassen auf Französisch steht, ist das verkehrsberuhigte Gelände so sicher, dass wir die Jungs ohne schlechtes Gewissen alleine zum Strand oder zu den Tiergehegen laufen lassen. Die kleinen Wallaby-Kängurus haben es ihnen nämlich angetan, und auch der Vogel Strauß und die Pfauen. Außerdem gibt es Schweine, Schafe, Ziegen, und Esel („Und noch viel mehr Tiere, Mama, da hast du wohl nicht aufgepasst“, tadelt mich Janis, der natürlich viel genauer darauf geachtet hat als ich).
Sehr zum Leidwesen der Jungs ist es Anfang April noch reichlich frisch zum Baden. Etliche andere Gäste scheinen entschlossen, ihren Strandurlaub trotz vagen 20 Grad voll auszukosten. Wir beschränken uns auf den Anblick des blauen Pools, den nur der feinkörnige Sandstrand vom türkisen Meer trennt.
„Glamping“ heißt das Modewort, das Zelten in der Luxuskategorie bezeichnet (wohl die Kurzform von Glamour-Camping). Wer diesen Trend ernst nimmt, kann sich in Marina d’Erba Rossa neuerdings sogar eine voll ausgestattete Unterkunft in Zeltoptik mieten.
Aber auch in unserem feudalen Hüttchen haben wir das Gefühl, diesen Punkt auf der Bucketlist eines jeden Reisebloggers abhaken zu können. Was mich dabei ernsthaft wundert: Es gefällt mir richtig gut! Den Jungs sowieso, die sind zufrieden, wenn der Strand in Laufreichweite ist. Dann noch der Spielplatz und die Tiere, theoretisch der Pool – die sind glücklich. Aber selbst ich, die ich schon ein bisschen skeptisch war, ob ich dieser Massenveranstaltung etwas abgewinnen können würde, selbst ich empfinde diese Art des Urlaubs überhaupt nicht als preiswerte Notlösung, sondern als richtig gut und für uns als Familie ideal. Camping ist nichts für uns, immer noch nicht. Aber „Glamping“ in Marina d’Erba Rossa macht Spaß. Den dicken Homair-Katalog, in dem alle 125 Campingplätze aufgelistet sind, haben wir mitgenommen. Ich habe so den Verdacht, dass wir den noch mal gebrauchen können…
Unsere Tipps für den Campingplatz Marina d’Erba Rossa aus dem Praxistest
- Gönnt euch zwei Wochen! Eine ist nämlich schneller rum, als ihr gucken könnt. Marina d’Erba Rossa liegt kurz hinter Ghisonaccia, ziemlich mittig an der Ostküste Korsikas und damit perfekt für die Erkundung der ganzen Insel. Und für längere Aufenthalte gibt es Mengenrabatt.
- Was bei anderen Ferienunterkünften ungefragt enthalten ist, muss auf Homair-Plätzen nur bei Bedarf kostenpflichtig hinzugebucht werden. So spart man 60 Euro für die Endreinigung, wenn man selber putzt (aber Achtung, dabei geht es um mehr als „besenrein“, die Abnahme ist pingelig und erfolgt um spätestens 10 Uhr, und die Putzmittel müssen selber mitgebracht werden – ich weiß nicht, ob ich mir den Stress ein zweites Mal antun würde). Auch wer Bettwäsche und Handtücher von zu Hause mitbringt, kann kräftig sparen.
- Der einzige Punkt, mit dem ich als Blogger wirklich hadere: Internetzugang durch WLan kostet 22 Euro die Woche. Aber das ist doch in Wirklichkeit eine gute Gelegenheit für einen Offline-Urlaub! Einen Fernseher gibt es übrigens auch nicht. Gesellschaftsspiele mitbringen! Familienzeit genießen!
- Zu Fuß sind es – je nach Lage des Bungalows – nur ein paar Minuten Fußweg bis zu einem hinlänglich gut ausgestatteten Spar-Supermarkt. Aber Vorsicht: Die Preise sind astronomisch! Der E.Leclerc weiter drin im Ort Ghisonaccia z.B. hat ein deutlich angenehmeres Preisniveau.
- Generell ist Korsika teuer. Die 12,50 Euro für einen Teller Nudeln mit Soße im Campingplatz-Restaurant sind keine Ausnahme, sondern die Regel. Eine Pizza Margharita kostet im Ort 8 Euro, Nudelgerichte sind für 12 bis 15 Euro zu haben. Wer jeden Tag Essen gehen will, braucht extrem tiefe Taschen.
- Das Gelände des Campingplatzes ist ungeheuer weitläufig. Vom hintersten Winkel geht man bis zum Strand gut und gerne zehn Minuten, eher eine Viertelstunde. Wem eine direkte Nähe zum Wasser wichtig ist, der sollte beim Buchen schon auf den Standort seiner Unterkunft achten.
- Die Bungalows sind angenehm verstreut über das Gelände verteilt, so dass niemals der Eindruck einer römischen Garnison mit Planquadraten entsteht. Trotzdem können sich gerade Kinder auf Erkundungsgang schnell verirren. Wer alt genug für Entdeckungen auf eigene Faust ist, kann bestimmt auch den Geländeplan lesen, den man beim Check-in bekommt – nicht vergessen mitzunehmen!
- Hervorragende Tipps für Ausflüge und Unternehmungen im Familienurlaub gibt der Reiseführer „Korsika mit Kindern“ von Stefanie Holtkamp*. Unsere ausführliche Rezension gibt es hier, aber vielleicht reicht euch auch die Kurzversion: Wer dieses Buch mit im Gepäck hat, der ist hinlänglich versorgt!
- Homair-Campingplätze gibt es überall in Frankreich und außerdem in Kroatien, Italien, Spanien und Portugal. Eine Übersicht über alle 125 Parks gibt es im Internet.
Transparenz-Hinweis: Homair hat uns eingeladen, damit wir alles ausprobieren und „live“ darüber bloggen können. Das finden wir super, und natürlich macht uns das den Anbieter schon mal sehr sympathisch. ;) Aber es ist mir super wichtig, nichts als die Wahrheit zu schreiben, Dinge nicht zu beschönigen und Sachen, die mich stören, auch klar zu benennen. Das ist Blogger-Ethik, und die nehme ich ernst. Übrigens: Auch in den Printmedien und im TV-Journalismus ist es gängige Praxis, Journalisten einzuladen und ihnen Unterkünfte und Reiseziele mit kostenlosen Aufenthalten schmackhaft zu machen. Im Gegensatz zu uns Reisebloggern schreiben die das nur selten dazu.
Hmm, ich sag’s mal so: Wir sind absolute Camping- und Wohnmobil-Fans, aber auf diesen Platz würden mich keine zehn Pferde bekommen. Sieht schick aus, ja – aber genau deshalb kein Campingplatz nach unserem Geschmack. Mich gruselt es, wenn ich mir das Gelände in der Hauptsaison vorstelle…
Wichtig ist ja aber, dass es euch gefallen hat. Gute Weiterreise!
Jenny
Zur Hauptsaison wären wir wahrscheinlich auch nicht so begeistert gewesen. Aber das gilt für die ganze korsische Küste und generell alle Urlaubsgebiete. Es ist kein Zufall, dass wir unsere Sommerferien am liebsten in Großbritannien oder im Baltikum verbringen, abseits der Massen. Ist denn deiner Meinung nach ein kleiner Campingplatz in touristischer Gegend eher okay?
Da bekomme auch ich Lust auf Urlaub!