Frankfurt am Main ist eine aufregende Metropole mit quirligen Clubs, fantastischen Shopping-Möglichkeiten und gemütlichen Kneipen. Zumindest war das vor gut 15 Jahren so, als ich die Großstadt mit der pompösen Skyline an der Seite meiner besten Freundin entdeckt habe. Heutzutage gelten unsere Entdeckungen einer wunderbaren Stadtführung, dem Goethe-Haus und dem besten Indoor-Spielplatz, den wir kennen.
Den Auftakt unserer exklusiven Mutter-Sohn-Reise haben Janis und ich im Isis-Tempel in Mainz gefeiert. Es ist schon spät, als wir bei besagter Freundin vor der Haustür stehen. Heute ist Anne Janis’ Patentante (und außerdem Bloggerin), und so passiert an diesem Tag nicht mehr viel außer Kinderverwöhnung und – als das Kind außer Hörweite im Bett ist – ausgedehntem Schwelgen in alten Zeiten bei dem einen oder anderen Gläschen Wein.
Samstag zelebrieren wir ein ausgedehntes Frühstück (nachdem die Kopfschmerztablette gewirkt hat) und fahren dann nach Frankfurt. Anne zeigt uns ihren Arbeitsplatz in einem der Hochhäuser, und die architektonisch irrwitzige Shopping-Mall „MyZeil“. Angeblich ist es die längste Rolltreppe Europas, die uns über mehrere Stockwerke hinauf bis unter das Glaskuppeldach befördert. Der Weg nach unten führt freilich an jedem einzelnen Geschäft vorbei, damit der Rolltreppen-Tourist auch ja in Versuchung gerät, etwas Geld hier zu lassen. Janis entdeckt das Lego Store, und Tante Anne zeigt sich großzügig. Er darf sich eine Figur zusammenbasteln. Die Lego-Landschaften hinter den Schaufenstern und in diversen Vitrinen fesseln ihn so sehr, dass Anne und ich auf den Gedanken kommen, uns gegenüber in dem Café nieder zu lassen und einen Cappuccino zu trinken. Als uns die Speisekarte offenbart, dass der vier Euro (!) kosten soll, lachen wir herzlich und klappen die Karte wieder zu.
Wir haben eine Stadtführung gebucht und finden uns um halb drei in der Tourist Information am Römer ein. Auch im Winterhalbjahr gibt es täglich einen geführten Rundgang durch die City. Es ist kalt, ein paar Grad unter null, aber wir haben Handschuhe und Mütze dabei, und die Gruppe ist angenehm klein. Aufwärmen können wir uns zwischendurch im Kaiserdom, dessen hohe Säulen Janis massiv beeindrucken. Auch der Gedanke, dass hier viele deutsche Kaiser niederknieten, um ihre Krone zu empfangen, entlockt ihm ein: „Boah, wirklich? Genau hier?“
Zwei Stunden lang laufen wir die Sehenswürdigkeiten der Innenstadt ab. Römer-Rathaus, Römer-Ruinen, Hauptwache und die diversen Warten der Stadtmauer kenne ich von früher noch. Völlig überrascht bin ich, als wir plötzlich vor der Paulskirche stehen. Hätte man mich gefragt, wo 1848 die erste deutsche Verfassung verlesen wurde, hätte ich ohne zu zögern „Frankfurter Paulskirche“ gesagt, aber da das zumindest in den letzten zehn Jahren niemand getan hat, bin ich irgendwie ganz verdutzt, sie plötzlich in Frankfurt vorgestellt zu bekommen. Wir sehen sie nur von außen. Die nette Dame von der Stadtführung sagt, die meisten Besucher sind eh enttäuscht, wenn sie der leeren Schlichtheit im Inneren gewahr werden.
Normalerweise beinhaltet die Stadtführung den Besuch der Main Tower Aussichtsplattform. Die ist heute aber zufällig gesperrt – was für ein Glück für meine Höhenangst! Stattdessen dürfen wir das Geburtshaus von Herrn Goethe besichtigen. Normalerweise hätte ich das mit Janis im Schlepptau nicht als bevorzugtes Ausflugsziel gewählt, aber wenn es schon mit drin ist… Zu meinem Erstaunen entwickelt der Achtjährige aber durchaus Interesse an dem patenten Jungen, der hier einmal gewohnt hat. „So viele Zimmer, so ein riesiges Haus, und das nur für zwei Kinder in der Familie“, staunt er. Wie den kleinen Johann Wolfgang fasziniert auch ihn die astronomische Uhr, die damals noch nicht im ersten Stock stand. Auch hier kennt sich unsere Stadtführerin bestens aus und weiß so manche Anekdote zu berichten. „Dass die Frau so interessante Sachen erzählt hat“, ist denn auch Janis’ Antwort auf die Frage, was ihm im Goethe-Haus am besten gefallen habe.
Da mein Großer das Kulturprogramm bravourös bewältigt hat, hat er sich am nächsten Tag den Kinderspaß reichlich verdient. Tante Anne hat einschlägige Connections und weiß, dass das die Halligalli-Kinderwelt in Kelkheim (nicht im MyZeil) der beste Indoor-Spielplatz weit und breit ist. Die Betreiber haben ein riesiges Kletterparadies in ein stillgelegtes Hallenbad gezimmert. Drei Etagen hoch bis unter die Decke und zwei nach unten ins alte 50-Meter-Schwimmbecken hinein gilt es zu erkunden. Auch die Großen dürfen mitklettern – Anne und ich haben mindestens genauso viel Spaß wie das Kind, das uns als Anwesenheitsgrund-Alibi dient. Zwischendurch geht Janis immer wieder mal auf eigene Faust auf Erkundungstour, amüsiert sich mit anderen Kindern auf dem Wabbelberg oder saust die Teppichrennstrecke auf dem Dreirad entlang. Anne und ich gönnen uns derweil einen Cappuccino – für beide zusammen zahle ich 4,20 Euro.
Die Stadtführung startet ganzjährig um 14.30 Uhr am Römer und kostet 14 Euro für Erwachsene, 12 Euro für Schüler und Studenten.
Die Halligalli-Kinderwelt befindet sich in der Lorsbacher Straße 41 in Kelkheim. Erwachsene zahlen 3,60 Euro Eintritt, für Kinder ab zwei Jahren kostet der Trubel aktuell 6,90 Euro. Geöffnet ist das etwas andere Spaßbad montags bis freitags von 14.30 Uhr bis 19 Uhr. Am Wochenende, an Feiertagen und in den hessischen Schulferien öffnet das Etablissement bereits um 11 Uhr.
Dieser Post basiert auf dem Eintrag meines Reisetagebuchs vom 21. Januar 2013.
Liebe Lena, das hast du aber schön geschildert – und vor allem ist es sehr lustig, mal so einen journalistisch versierten Bericht über ein ganz normales privates Wochenende zu lesen. Danke, dass du deinen Lesern Frankfurt und auch Kelkheim (oh je…) so schmackhaft machst.
Ich lese deine Berichte hier immer sehr gern. Mach weiter so, dein Blog ist eine echte Bereicherung für alle, die gern unkompliziert reisen.
Home sweet home … Vor 20 Jahren gab es zwar noch keine Halligalli-Kinderwelt (übrigens nur 10 Minuten entfernt von dort, wo ich damals wohnte, hab‘ gerade auf der Karte nachgeschaut) und keine MyZeil, stattdessen sind wir immer in die Zeilgalerie gegangen und um … Freitag Abend nach Sachsenhausen (altersbedingt, mit 18 Party machen). Aber schön ist es in Frankfurt bestimmt noch immer. Ich würde auch Bad Homburger Kurpark und Saalburg empfehlen, wenn man gern viel draussen laufen möchte, besonders mit kleinen neugierigen Jungs.
Ah, das ist ja interessant. Ja, früher tickten die Uhren hier wirklich noch anders. Aber mit der MyZeil bin ich nie richtig warm geworden, die Zeilgalerie ist einfach auch jetzt noch so viel besser, auch wenn sich ganz viel geändert hat… Wo genau hast du denn gewohnt?
Fragt Tante Anne
Ich war Au-pair. Erst in Kelkheim, aber dort hat es nicht so gut geklappt, dann in Steinbach/Taunus. Den Skyline von Frankfurt konnten wir bei klarem Wetter immer vom Spielplatz bewundern. :) Später war ich ein paar Male mit meinem Mann kurz in Frankfurt, aber der Kontakt mit den beiden Familien ist schon lange abgebrochen.
In Bad Homburg waren wir mal vor Jahren in der Jugendherberge. Dass es dort auch einen schönen Park gibt, haben wir leider nicht bemerkt.
Liebe Lena, na, da hätten wir uns ja tatsächlich treffen können! Meine Kinder dürfen ins „Halli Galli“ so gut wie nie; da aber einige Freunde über’s Jahr verteilt ihre Geburtstage dort feiern, reicht das ja auch aus. Ich bin damals als Kind in diesem ehemaligen Schwimmbad 3x pro Woche geschwommen…und sehe das sozusagen immer noch hinter dem Umbau als mein altes Hallenbad. Das direkt angrenzende Freibad wurde zum Glück erhalten und hat eine richtig große schöne Liegewiese. Liebe Grüße, Chris
Bei uns waren Indoor-Spielplätze auch die absolute Ausnahme. Deshalb gilt mein Statement, dass das Halligalli einer der angenehmsten ist, auch nicht viel, mangels Vergleichswerte. :) Dass man den Laden mit ganz anderen Augen sieht, wenn man ihn noch als Schwimmbad kennt, glaube ich gerne.