Wenige Kilometer von der Ostsee landeinwärts liegt bei Bad Doberan der kleine Ort Glashagen. Gleich mehrere Kunsthandwerker ziehen hier Touristen an. Es gibt eine Glashütte, eine Töpferei, eine Porzellanmanufaktur und eine Tischlerei, die aus Treibholz Terrassenmöbel fertigt. Außerdem führt ein wunderschöner Pfad durch das idyllische Quellental. Hier wird das Glashäger Mineralwasser gezapft. Wir kennen Glashagen als Ausflugsziel schon lange. Unsere Erfahrungsberichte von 2013 und ziemlich aktuell von 2021…
Authentische Erfahrungen aus Glashagen
Als ich 2013 mit meinem kleinen Reiseblog begann, habe ich noch tagebuchartig von jedem einzelnen Urlaubstag berichtet. Seitdem hat sich viel gewandelt in der Blogosphäre und in meinem Selbstverständnis als Blogger. Heute denke ich beim Schreiben vor allem immer an euch, die ihr das lest. Ich möchte hilfreiche Informationen und Erfahrungswerte bieten.
Aber manchmal sind auch die authentischen Erlebnisberichte von damals gar nicht schlecht. Auch sie helfen zu beurteilen, ob sich ein Ausflugsziel wie Glashagen denn nun lohnt oder nicht. Deshalb bleibt mein alter Erfahrungsbericht auch nach der Aktualisierung das Herzstück dieses Blogbeitrags. Im Anschluss habe ich den Infos ein kleines Update verpasst. 2021 haben wir nämlich erneut in Glashagen vorbeigeschaut.
In unserem Familien-Reiseführer „Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommern mit Kindern„* ist der Spaziergang durchs Quellental mit Abstecher zur den Kunsthandwerkern als Tour Nummer zehn vertreten. – Zu recht, denn die kleine Wanderung ist höchst idyllisch und der Ausflug nicht nur für Kinder interessant. Dass es ein Aber gibt, hat sich übrigens auch bei unseren aktuellen Eindrücken bestätigt. Aber bleiben wir chronologisch…
Aus meinem Reisetagebuch von 2013…
2013 habe ich mit meiner Freundin Anna und meinen beiden damals noch kleinen Jungs Urlaub an der Ostsee gemacht. Am 24. Juli 2013 notierte ich in meinem Reisetagebuch:
„Heute ließen wir es eher ruhig angehen. Einziger Punkt auf der Agenda war ein Ausflug ins Quellental. Ich war seit drei Jahren nicht in Glashagen. So kostete es mich einige Gurkerei, den Ort überhaupt zu finden. Schließlich aber machte ich die gut ausgeschilderte Abzweigung hinter Bad Doberan landeinwärts ausfindig.
Rund vier Kilometer von der Stadt entfernt hat sich hier eine Künstlersiedlung entwickelt. Vom Parkplatz aus ist es noch eine kleine Strecke. Zuerst führt sie an der „HofGalerie Glashagen“ vorbei, wo einzigartige Terrassenmöbel aus (Südsee-)Treibholz gefertigt werden. Ein gutes Stück weiter hinten bieten eine Töpferwerkstadt und eine Glasbläserei ihre Waren an.
Zum ersten Mal hier war ich vor kurz nach der Jahrtausendwende. Damals waren die freischaffenden Künstler noch froh über jeden Urlauber, der sich in ihre Werkstätten verirrte. Inzwischen hat längst die Kommerzialisierung um sich gegriffen. Vom sich ausbreitenden Touristenpack zeigt man sich zunehmend genervt, während die Ausstellungsfläche Stück für Stück erweitert wird.
Töpferei Jung: Tonkunst und Esoterik
Handwerklich sind beide Fertigungsstätten durchaus interessant. In der Töpferei entsteht vor allem rustikal-abstrakte Gebrauchskeramik mit künstlerischem Mehrwert, deren Stil man mögen muss. Die Preise sind hier wie dort verständlicherweise durch die Decke gegangen in den vergangen eineinhalb Jahrzehnten.
Hauptsehenswürdigkeit ist der Skulpturengarten hinter der Töpferwerkstatt. Über 40 Künstler stellen hier auf einem verwunschen-verwilderten Areal von 1,5 Hektar ihre Werke aus. Dazwischen hoppeln ein paar Haasen. Schafe gibt es auch noch. Höhepunkt ist der selbstgebaute Steinkreis, an dem auch regelmäßig esoterische Heilungsrituale abgehalten werden. 2010 war ich zuletzt dort, und es war schon ein durchaus netter Spaziergang. Damals kostete der Eintritt aber auch noch drei Euro pro Person. Das fand ich schon grenzwertig. Inzwischen sind es fünf.
Glashütte Glashagen (und warum wir keine Fans mehr sind)
Diesmal verzichteten wir auf das eintrittspflichtige Kunst-Erlebnis. Stattdessen gingen wir nach nebenan in die Glashütte. Auch dort gibt es einen Garten, der öffentlich zugänglich und eintrittsfrei ist. Natürlich ist er wesentlich kleiner, und die hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) gläserne Gartenkunst ist schnell besichtigt.
Im Inneren der Werkstatt arbeitete ein Künstler mit seiner Schülerin gerade an einer der Birnen, für die die Glashütte bekannt ist. Die Jungs schauten den beiden fasziniert bei der Arbeit zu. Besonders Janis begeisterte sich sehr für das hitzeträchtige Handwerk. So gestand ich ihm schließlich noch zehn Minuten Ofenkino zu, während wir drei anderen uns in die kaum weniger heiße Sommerwärme nach draußen zurückzogen.
Da die einzige Bank im Garten von anderen Besuchern besetzt war, suchten wir uns ein schattiges Plätzchen auf dem Rasen. Ich hatte Anna gerade zu erzählen begonnen, dass Janis in der Schule kürzlich bei einem Glasbläser-Projekt selbst eine Rosenkugel fertigen durfte. Da tauchte hinter der Hecke ein Mann auf (dem Gebaren nach der Besitzer) und sprach uns wenig freundlich an. Offenbar hatte er uns sofort als die Sorte Touristen erkannt, die kein Geld bringen. Reichlich patzig herrschte er uns an, wir möchten doch bitte sein Grundstück verlassen. Er sei hier mit dem Erweiterungsbau beschäftigt und hätte keine Lust, sich bei der Arbeit unser „störendes Gebrabbel“ anzuhören. In der Sache verständlich: Ich hätte auch keinen Bock auf Touris in meinem Garten. Aber ich stelle auch keine Schilder auf und werbe nicht mit einer „kostenlosen Ausstellung“.
Entsprechend ernüchtert verließen wir diesen Traum-Ort meiner Jugend.
Wanderweg durchs Quellental
Einen netten Spaziergang durch das Quellental haben wir dann aber doch noch gemacht. Direkt am Parkplatz von Glashagen beginnt der Pfad, der bis zum historischen Quellentempel führt.
Schon die mittelalterlichen Mönche aus dem Münster holten hier ihr Wasser. Seit 1906 wird das Glashäger Mineralwasser gewonnen, das heute allerdings zur Abfüllung bis Bad Doberan gepumpt wird.“
Glashagen und das Quellental 2021
Für unser Update sind wir in den Osterferien 2021 in Glashagen unterwegs. Das ist mitten im Corona-Lockdown, der in Mecklenburg-Vorpommern ziemlich streng gehandhabt wird. Als beruflilch Reisende sind wir zwar legal unterwegs. (Wie sich das angefühlt hat, steht hier: Ostseeurlaub im Lockdown.) Die Werkstätten sind zu diesem Zeitpunkt aber für Besucher geschlossen. Leider kann ich deshalb nicht aus persönlicher Erfahrung berichten, ob sich die allgemeine Freundlichkeit der Kunsthandwerker gebessert hat.
Ich könnte hier von dem Ruf erzählen, den sich die Glashäger seitdem bei den Einheimischen erarbeitet haben. Aber das weiß ich alles nur aus zweiter Hand. (Von meinen Eltern, die bei Bad Doberan wohnen. Die haben übrigens ein komplettes Teeservice aus der Töpferei Jung im Schrank, das sie sich heute weder leisten könnten noch erneut kaufen würden, aus Prinzip.) Deshalb empfehle ich allen Zweifelnden, sich mal durch die Bewertungen bei Google Maps zu klicken. Ich glaube, der Querschnitt bildet dort ein recht rundes Bild ab. Und es gibt ja auch nie nur die eine Wahrheit.
Dass sich ein Ausflug nach Glashagen lohnt und dass der gerade auch für Familien mit Kindern interessant ist, das möchte ich auch aktuell noch einmal bekräftigen!
Mehr Tipps für Bad Doberan und Umgebung
Hier im Blog habe ich einige weitere Erfahrungsberichte für Bad Doberan und die nähere Umgebung auf Lager:
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Familienurlaub in Deutschland: Unsere geballten Tipps.
Und natürlich komme ich nicht umhin, hier noch einmal wärmstens unseren Familien-Reiseführer zu empfehlen. ;)
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Aber ja, jetzt muss ich dann doch mal intervenieren. Wie waren 2011 auch dort… mit Dir. :-)
Herzlich, Katja
Huch, dann hab ich gelogen und es ist erst zwei Jahre her. Hattest du nicht auch mal einen Blogpost darüber geschrieben? Ha, ich hab ihn sogar gefunden: http://dieraumfee.blogspot.de/2012/04/felsfressende-baumriesen-blaue.html :)