[Reiseblogger-Kooperation] „Ihr fahrt nach Neuseeland?!“ fragt mich eine Bekannte ganz entgeistert, als ich ihr von unseren Plänen für die Herbstferien erzähle. „Leipzig und Neuseenland“, habe ich ihr zuvor geschrieben. „Und danach ins Vogtland.“ Die Region südwestlich von Sachsens größter Stadt ist hierzulande so unbekannt, dass man eher ein „n“ überliest und an die andere Seite der Welt denkt. Dabei hat das neu entstandene Naherholungsgebiet gerade Familien mit Kindern viel zu bieten und es durchaus verdient, dass man mal einen gründlichen Blick darauf wirft. Wir haben ein paar schöne Tage an den in der Tat ziemlich neuen Seen verbracht. Wo der Tagebau vor wenigen Jahrzehnten eine hässliche Mondlandschaft zurückließ, hat sich die Gegend heute in ein grünes Paradies verwandelt.
Dieser Erfahrungsbericht stammt von unserer Sachsen-Reise in den Herbstferien 2018. Wir waren als vierköpfige Familie unterwegs mit unseren beiden Jungs Janis (14) und Silas (gerade noch 11). Es war eine einwöchige individuelle Recherche-Reise, organisiert von der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen (TMGS), damit wir als Blogger zeigen können, was Sachsen in Sachen Familienurlaub zu bieten hat (eine Menge nämlich, wir waren echt positiv überrascht!). Im Neuseenland haben wir drei Nächte verbracht.
Was und wo ist jetzt dieses Neuseenland?
Leipziger Neuseenland heißt es offiziell. Rund 20 Seen umfasst es, die teils ineinander übergehen und mit Kanälen verbunden sind. Das Gebiet liegt in den Landkreisen Leipzig und Nordsachsen, teils auch noch im Leipziger Stadtgebiet. Als Zentrum gilt Markkleeberg südlich von Leipzig mit den vier großen Baggerseen in direkter Umgebung: Markkleeberger See, Störmthaler See, Zwenkauer See und Cospudener See.
Die allermeisten dieser Seen verdanken ihre Existenz dem Tagebau. Teils schon seit den 1920er Jahren baute man in der Region Braunkohle ab und gestaltete dadurch – euphemistisch ausgedrückt – die Landschaft um. Die Fördermaschinen rissen dabei tiefe Wunden in die Erde und hinterließen eine trostlose Mondlandschaft. Rund 57 Meter tief ist der Markkleeberger See, der heute so hübsch in die Landschaft eingebettet wirkt. Als der dazugehörige Tagebau Espenhain 1994 stillgelegt wurde, war der Anblick ein anderer.
Die „blühenden Landschaften“, die Politiker damals so vollmundig versprachen für die Gebiete der ehemaligen DDR, sind im Leipziger Neuseenland wörtliche Realität geworden. 70 Quadratkilometer Wasserfläche bieten Möglichkeiten zum Baden, Kanufahren und für andere Wassersportarten. Drumherum liegen hübsche Kleinstädte, der große Freizeitpark Belantis und eben die Metropole Leipzig.
Wie es sich in dieser Umgebung so urlaubt, erproben wir am eigenen Leib.
Familienfreundliche Unterkunft im Neuseenland: Seepark Auenhain
Wir sind im Seepark Auenhain in Markkleeberg einquartiert, einem regelrechten Ferienpark mit allem Drum und Dran. Er liegt direkt am Markkleeberger See, ein gutes Stück außerhalb des Städtchens.
Hier beziehen wir ein komfortables Ferienhaus, in dem wir uns nach Herzenslust ausbreiten können. Das Interieur ist nordisch-schlicht, aber durchaus gemütlich und vor allem bequem. Die Jungs haben ihr eigenes Zimmer, das Auto steht direkt vor der Tür, und über die Terrasse sind es nur ein paar Schritte bis zum „Haus Seepferdchen“, dem Kinder-Club. Dort können die Jungs sich Brettspiele ausleihen und im Obergeschoss Billard und Kicker spielen. Unten ist ein schönes Spielzimmer eingerichtet, in dem vor allem kleineren Kindern dienstags bis samstags von 9 bis 16 Uhr Programm geboten wird.
Bis zum Wasser ist es nur wenig weiter. Auf dem Weg kommen wir am Restaurant „Seeperle“ vorbei. Wer keine Lust auf Kochen hat, kann hier morgens, mittags oder abends einkehren – oder einfach immer. An einem Abend probieren wir das Restaurant aus. Auch hier herrscht eine familienfreundliche Atmosphäre in relativ schlichtem, aber gemütlichem Ambiente. Die Karte ist übersichtlich, aber wir alle finden etwas Leckeres. Spezialität des Hauses ist Schmorbraten vom Bison. Das Fleisch stammt von den Weiden, an denen wir am Vortag vorbeigeradelt sind.
Höhepunkt für die Jungs ist eine abendliche Stunde Planschen im kleinen Schwimmbad, das auch zur Anlage gehört. Mehr Infos und auch Buchungsmöglichkeiten gibt es direkt auf der Homepage vom Seepark Auenhain.
Rund um den Markkleeberger See
Der Strand gehört nicht direkt zum Seepark. Wir lassen das eingezäunte Gelände hinter uns und steigen über eine Treppe hinab zum Wasser (einen kinderwagentauglichen Weg gibt es natürlich auch). Dabei behalten wir einen Zeitstrahl im Blick, der uns anzeigt, wie weit wir uns erdgeschichtlich in die Tiefe bewegen.
Dann stehen wir auch schon am aufgeschütteten Sandstrand. In diesem Herbst ist es selbst Mitte Oktober noch so warm, dass Silas in Badehose in die – dann doch schon recht kühlen – Fluten watet. Wie herrlich muss es hier erst im Sommer sein!
Rund um den See führt durchgängig ein Weg. Gut neun Kilometer sind es einmal komplett herum. Mit dem Fahrrad ist das auch mit Kindern problemlos machbar. In regelmäßigen Abständen informieren Tafeln auf dem „Geopfad“ über die Geschichte der Braunkohle und ihres Abbaus.
Spannend ist auch der Blick in den Kanupark Markkleeberg. Dabei handelt es sich um eine supermoderne Wildwasser-Anlage, in der Kanuten auf Weltklasse-Niveau durch die künstlich erzeugten Stromschnellen gleiten. Auch Landratten ohne Vorerfahrung können hier zu bestimmten Terminen ihren Spaß haben, beispielsweise beim Wildwasser-Rafting oder beim Bodyboarding auf einer künstlichen Welle (sowas ähnliches haben wir auf Borkum mal ausprobiert, da hat das tierisch Spaß gemacht). In Markkleeberg schauen wir nur mal ein Viertelstündchen gebannt über den Zaun. Wer mehr Infos möchte, schaut auf der Homepage des Kanuparks.
Familienprogramm im Leipziger Neuseenland
Wer eine ganze Woche im Neuseenland verbringt und hier richtig Familienurlaub macht, wird vermutlich eine herrlich entspannte Ferienzeit genießen. Es gibt wenige Sehenswürdigkeiten, die „ganz unbedingt“ abgeklappert werden müssen. Vielmehr sind da jede Menge Kleinigkeiten und Zufallsentdeckungen, die links und rechts des Weges locken.
Wir verbringen drei Nächte im Seepark Auenhain, und die Tage sind dann schon schnell verplant. Vor allem, wenn man – was sich ja anbietet – das Neuseenland als Basis für den Städte-Trip nach Leipzig nutzt, ist mindestens ein kompletter Tag dafür flöten (oder besser gesagt: gut genutzt).
Ein weiterer Tag bietet sich an für den Belantis-Freizeitpark. Der liegt nämlich auch mitten im Neuseenland, gerade mal eine Viertelstunde Fahrzeit von Markkleeberg entfernt (und ist für einen Freizeitpark durchaus empfehlenswert).
In unserem Kurzurlaub im Neuseenland blieben uns also nur An- und Abreisetag (sowie ein bisschen früher Abend am Freizeitpark-Tag), um wirklich die Umgebung zu erkunden. Für einen „richtigen“ Urlaub empfehle ich entschieden mehr Zeit dafür!
Fahrradtour durchs Neuseenland
Aber immerhin ein paar tolle Sachen haben wir doch untergekriegt. Eine ganz wunderbare Fahrradtour rund um den Markkleeberger See und bis hinüber an den Cospudener See konnten wir unternehmen. Der Seepark Auenhain vermietet Fahrräder, auch in Kindergröße (allerdings keine Helme, die müsste man mitbringen).
Allein in Markkleeberg hat meine Google-Suche ansonsten noch vier andere Fahrradverleihe aufgezeigt. Eine gute Karte oder eine Navi-App empfiehlt sich, denn die durchaus schönen Routenvorschläge, die wir von der Tourist-Information bekommen haben, sind im Gelände selbst nicht ausgewiesen (wie wir verwöhnten Schaumburger es von zu Hause aus kennen).
Freilichtmuseum zum Tagebau
Wer mehr über die Ursprünge des Leipziger Neuseenlands erfahren möchte, hat beste Karten im „Bergbau Technik Park“ zwischen Markkleeberger und Störmthaler See. Auf einem großen Stück originalem Tagebau-Gelände wird hier einmal der komplette Förderzyklus nachvollziehbar dargestellt. Ein gigantischer Schaufelradbagger und ein Bandabwurfgerät (ja, das habe ich nachgelesen) bilden das Herzstück des Parks. Wie sie – und der Rest – funktionierten, erklären 24 große Infotafeln im Gelände jeweils auf Kinder-, Erwachsenen- und vertiefendem Niveau.
Leider, leider haben wir hier nur vor der verschlossenen Tür gestanden und uns fest vorgenommen, bei einem nächsten Besuch im Neuseenland auf jeden Fall während der Öffnungszeiten wieder zu kommen. Nähere Infos zu diesen sowie Preisen, Anfahrt etc. gibt es auf der Homepage des Freilichtmuseums.
Geocaching im Neuseenland
Wir lieben Geocaching, weil es ein probates Mittel ist, die Kinder an der frischen Luft zu beschäftigen und von der Tatsache abzulenken, dass wir gerade Wandern oder Spazieren gehen. Mit dem Handy im Anschlag nähern wir uns wünschelrutenmäßig den Koordinaten, an denen jemand einen „Schatz“ versteckt hat. Den gilt es am richtigen Ort dann unauffällig maximal mithilfe einiger kryptischer Hinweise in irgendeinem Mauervorsprung, Wurzelloch oder sonstigem Versteck zu finden. Meistens handelt es sich um eine alte Filmdose oder ein vergleichbares Behältnis, in dem nur ein „Logbuch“ steckt, das wir signieren können. Auch Tausch-Caches kommen vor, bei denen die Jungs sich aus einer Tupperdose voller Krimskrams etwas aussuchen dürfen, für das sie etwas Gleichwertiges hineinlegen.
Im Neuseenland gibt es jede Menge solcher Geochaches. Man findet sie über eine der Geocaching-Apps (es gibt viele verschiedene – wir haben uns mit „Geocaching“ das Original gegönnt, das uns weltweit jederzeit unbegrenzten Zugriff auf alle verzeichneten Caches erlaubt, dafür aber auch 31,56 Euro im Jahr kostet; andere Apps sind deutlich günstiger oder gar kostenlos, erfordern dafür aber Vorausplanung, da nur begrenzte Karten oder nur eine bestimmte Anzahl an Caches pro Tag geladen werden können). Gute Einsteiger-Infos über dieses universelle und familientaugliche Hobby gibt es auf der deutschen Geocaching-Webseite.
Und Leipzig gleich um die Ecke
Wir mögen es am liebsten grün, aber auch auf die großen Städte sind wir immer wieder neugierig. Im Neuseenland lässt sich das eine prima mit dem anderen verbinden.
Vom höchsten Punkt unserer Fahrradtour können wir das Völkerschlacht-Denkmal sehen. Mit dem Auto fahren wir gerade einmal eine Viertelstunde bis dorthin und nehmen dann vom kostenlosen Parkplatz die Straßenbahn ins Zentrum. Auf diese Weise können wir den Städte-Trip bequem in unsere grüne Auszeit integrieren.
Mehr Familienurlaub in Sachsen
Wie gesagt: Sachsen hat als Reiseziel für Familien viel zu bieten. Im Rahmen unserer Recherche-Reise sind bisher folgende weitere Erfahrungsberichte entstanden:
- Familienurlaub in Sachsen: Unsere Herbstferien zwischen Leipzig und Vogtland
- Leipzig mit Kindern: Unser Programm für einen Tagesausflug
- Vogtland mit Kindern: 8 Tipps für tolle Ausflugsziele
- AbenteuerREICH Belantis: Der Freizeitpark bei Leipzig
- Sachsen: Familienurlaub in Schöneck im Vogtland
Mehr Familienurlaub in ganz Deutschland
Wir lieben das Reisen in Deutschland und sind schon viel herumgekommen. Mehr als hundert Berichte aus allen 16 Bundesländern haben wir mitgebracht. Säuberlich aufgelistet und mit der Deutschland-Karte verlinkt sind sie in diesem Beitrag:
Familienurlaub in Deutschland: Unsere Tipps und Erfahrungen von den Bergen bis ans Meer
Transparenz-Hinweis: Wie schon im Text ersichtlich, waren wir auf Einladung der TMGS in Sachsen unterwegs, die die Kosten unserer Unterkunft, des Programms und teilweise der Verpflegung übernommen hat. Dank dieser großzügigen Unterstützung können viele fundierte, anderen Familien hoffentlich hilfreiche Beiträge entstehen. Da ich in Art, Umfang, Inhalt und Veröffentlichungszeitpunkt völlig frei bin, handelt es sich nicht um Werbung, sondern um journalistisches Handwerk. Dass ich mir trotz Recherche-Unterstützung eine eigene Meinung bewahre, ist für mich Blogger-Ehrensache. Dass ich die Art der Unterstützung transparent aufzeige, ebenfalls. An den in diesem Artikel empfohlenen Unterkünften, Freizeit-Aktivitäten etc. und der Geocaching-App bin ich nicht beteiligt; es handelt sich – wenn man es denn unbedingt so nennen will – um unbeauftragte Werbung aus Überzeugung.
Liebe Lena,
jetzt bin ich total auf das Seenland angespitzt! Ich fahre auf der A9 immer an dem Schild vorbei und finde die Tagebaulandschaften und was daraus geworden ist ohnehin total spannend. Radtouren rund um den See, ein Tagebaumuseum, und Leipzig mit seinem großartigen Zoo ums Eck, dazu noch das Belantis für den Junior – das klingt nach einem perfekten Programm für (mindestens) ein langes Wochenende.
Liebe Grüße
Gela
Ja, vor allem, wenn es nicht so weit ist, ist das Neuseenland echt ein tolles Ziel für einen Kurzurlaub!
Hach ja, Badeausflug zum Cossi oder Zwischenstopp am Autobahnsee Ammelshain – das sind für uns so normale Sachen, dass wir noch nie darüber nachgedacht haben, etwas dazu zu schreiben :-)
Jetzt, wo die Region sogar den klingenden Namen Neuseenland hat und damit prädestiniert für uns Neuseeland-Fans ist, müssen wir da wohl mal intensiver hinschauen!
LG
Jenny
Haha, ja, an euch hab ich dabei auch gleich gedacht. ;)
Ich durfte da bei einem Leipzig-Trip schon einmal mit dem Boot langschippern! Ich war begeistert von der Schönheit der Landschaft! Und natürlich hat auch Leipzig selbst so viel zu bieten. Wer noch nicht dort war, sollte das unbedingt mal ins Auge fassen!
LG!
Ines-Bianca
Oh stimmt, davon hab ich auch gelesen, dass es in der Saison regelrechte Boots-Shuttle von einem See zum nächsten gibt.
[…] sich der Freizeitpark Belantis. Und auch ein Städtetrip nach Leipzig lässt sich prima mit dem Urlaub im Neuseenland […]