Dieser Blogbeitrag enthält einen kurzen, authentischen Erfahrungsbericht aus Belgrad, Serbien. Ich erzähle, warum uns das Land als Reiseland mit Kindern nicht gefallen hat. Nein, eigentlich erzähle ich von einem kurzen Moment. Mittlerweile ist dieser Beitrag aber viel mehr als ein Reisebericht. Über die Jahre haben sich interessante Kommentare und Ergänzungen angesammelt. Und es gibt eine Menge Links zu anderen Erfahrungsberichten von Reisen nach Belgrad und Serbien. Wer mit dem Gedanken einer Balkanreise spielt, findet hier einige Ansatzpunkte.
Vorwort aus dem Jahr 2020
Der folgende kurze Erfahrungsbericht handelt von unserem Aufenthalt in Belgrad mit Kindern während unserer 11-monatigen Europareise im Jahr 2014. Kein Artikel in meinem Blog hat mehr Reaktionen ausgelöst als dieser. Viele heimatverbundene Menschen serbischer Abstammung empfinden ihn offenbar als einen Schlag ins Gesicht.
Das tut mir leid. Denn eigentlich war es nur eine Momentaufnahme, die mich damals schockiert hat und die ich mir von der Seele schreiben musste. Ein unverfälschter Eindruck, den eine grundsätzlich ganz gut gebildete, aber ziemlich unvorbereitet in Belgrad gelandete Deutsche ohne familiären Bezug zur Region beschreibt.
Ein paar sachliche Fehler waren drin, die ich inzwischen – hoffentlich – korrigiert habe. Trotzdem werde ich selbst samt meiner Familie sechs Jahre später immer noch gerne für diesen Text beleidigt und manchmal sogar verbal bedroht (weshalb ich die Kommentare für diesen Beitrag inzwischen geschlossen habe). Traurigerweise hat diese Tatsache mein Serbienbild inzwischen viel mehr geprägt als die erzählte Begebenheit selbst.
Wer sich für Reisen nach Serbien mit Kindern (oder ohne) interessiert, sollte deshalb nicht nur diesen (eigentlich wenig aussagekräftigen) Blogbeitrag lesen, sondern vor allem auch die Diskussionen in den Kommentaren.
Es folgt nun mein ursprünglicher, nur bei sachlich-objektiven Fehlern korrigierter, nach unten hin aber kommentierter und um viele Links zu Lese-Empfehlungen ergänzter Reiseblog-Eintrag aus dem Jahr 2014 (!).
Darum brauche ich nicht noch mal nach Serbien
Bevor ich mit den Problemen herausrücke, die wir beim Reisen durch Serbien mit Familie haben, möchte ich eins klarstellen: Unsere Reise durch den Südosten Europas ist schön! Wir erleben so viele wunderbare Momente, sehen zauberhafte Orte. Und doch sind es vor allem die ambivalenten Erfahrungen, die mich dazu bewegen, sie gleich niederzuschreiben und verhältnismäßig zeitnah einen Blogbeitrag daraus zu machen. Das verzerrt das Bild in unserem Familien-Reiseblog, aber sorry – was muss, das muss.
Serbien ist das erste Land auf unserer 11-monatigen Europareise, das ich nicht ruhigen Gewissens als Familien-Reiseland empfehlen kann. Ich sitze in unserem bunten kleinen Apartment in Belgrads ruhiger Vorstadt Zemun und bin einfach nur froh, dass wir heute nicht noch mal raus müssen.
Es ist nicht so, dass es wirklich gefährlich wäre oder so. Größte Gefahr in all unseren bisher bereisten Ländern östlich der Heimat ist und bleibt der Straßenverkehr, und der kommt mir in Serbien längst nicht so schlimm vor wie in Rumänien.
Wahrscheinlich ist es einfach schlechtes Timing. Zwar scheint die Novembersonne ausgesprochen mild vom strahlend blauen Himmel. Am Tag unserer Ankunft haben wir einen Spaziergang entlang der Donau gemacht und im T-Shirt in einem Straßencafé gesessen.
20 Jahre nach dem Krieg
Aber zwei Tage später formiert sich ein hupender Autokorso vor unserem Fenster.
Anfangs denken wir an eine Hochzeit, dann an ein gewonnenes Fußballspiel. Aber mittags um zwölf? Und dermaßen ausdauernd?
Als wir durch das zugige Fenster auf die Straße schauen, erkennen wir, dass aus den Autos Flaggen wehen. Die meisten zeigen das Gesicht eines Mannes. Ratlos durchforsten wir deutsche und englische Nachrichtenportale im Internet, bis ich auf die Idee komme, bei Twitter unter dem Hashtag #Belgrade zu suchen.
Von dort aus hangele ich mich problemlos durch, bis ich den Namen und die Beschäftigung des Fahnen-Mannes kenne: Es ist Vojislav Ŝeŝelj, Führer der Serbischen Radikalen Partei, der wegen seiner mutmaßlichen Kriegsverbrechen elf Jahre in Den Haag im Gefängnis gesessen hat und nun aus gesundheitlichen Gründen entlassen wurde (er hat Krebs).
Wir googeln seinen Lebenslauf und gruseln uns. Dass die Rückkehr dieses Mannes dermaßen sichtbar gefeiert wird, macht uns fassungslos. Einen entsprechenden Tweet beantwortet ein mir Unbekannter mit: „Jap, aber die Feiern der Bosnier und Kroaten ihrer Kriegsverbrecher war genauso groß.“ Ich schüttele fassungslos den Kopf. Den Wahrheitsgehalt dieser Aussage bezweifele ich gar nicht. Aber die Grundeinstellung, die dahinter steht, 20 Jahre nach Ende der Kriegshandlungen, lässt mir die Haare zu Berge stehen. Allzu sehr erinnert mich die Argumentationsweise an zu Hause: „Janis macht das aber auch!“ – „Silas hat angefangen!“ Offenbar argumentieren hier ganze Völker mit Kindergarten-Logik.
Im Bus durch Belgrad
Am Nachmittag hat sich die Aufregung gelegt, und wir trauen uns vor die Tür. Wir nehmen den Bus ins Zentrum. Alles ist genau wie am Tag zuvor, als wir schon einmal in die Innenstadt von Belgrad gefahren sind, um die gesichtslose Fußgängerzone und die Panzer im Stadtpark an der Festung zu besichtigen.
Die Stimmung der Fahrgäste ist entspannt, hier herrscht völliger Alltag. Der Bus hält, und mehrere Leute steigen zu. Ein junger Mann ist darunter, höchstens 20. Er trägt eine improvisierte Uniform mit Abzeichen auf dem Parka und wirkt auf uns wie ein Partisan. Die silbern besprühten Chucks an seinen Füßen wollen so gar nicht dazu passen, aber seine Miene ist patriotisch-ernst. In den Händen hält er eine qualitativ hochwertige Flagge, penibel aufgerollt. Eine Weile steht er neben mir, hält sich während der Fahrt an derselben Stange fest wie ich.
Dann wird weiter vorne ein Sitzplatz frei. Bevor er sich setzt, öffnet der Junge das Fenster, und seine Flagge entrollt sich im Fahrtwind. Sie ist schwarz und zeigt einen weißen Totenkopf, beschriftet mit einem kyrillischen Spruchband.
Martin und ich wechseln schockierte Blicke. Unsere Jungs, die weiter vorne im Bus sitzen, betrachten das Schauspiel irritiert. Ansonsten kümmert sich niemand darum. Einige Fahrgäste sehen demonstrativ in eine andere Richtung. Die meisten starren ohnehin auf ihr Smartphone. Niemand scheint sich an der Tatsache zu stören, in einem Bus zu sitzen, der de facto Reklame für ein faschistisches Großserbien fährt. Ab und zu überholt uns ein Auto mit Ŝeŝelj-Flagge. Die Insassen hupen und recken den Daumen in die Höhe.
Zum ersten Mal auf unserer Reise halte ich die Welt für einen schlechten Ort und will einfach nur nach Hause.
Zum Weiterlesen: Mit Kindern auf dem Balkan reisen
Inzwischen habe ich einen weiteren Blogpost über Belgrad online, in dem ich vor allem Fotos unserer fünf Tage in der serbischen Hauptstadt zeige, plus ein Tag in der Grenzstadt Vrzac:
Und dann gibt es die ganze Geschichte natürlich auch noch ausführlich in meinem Buch:
Update: 2 Jahre und 39 Kommentare später
Dieser kleine authentische Reisebericht, der ja nun eher eine subjektive Momentaufnahme ist, steht mittlerweile seit mehr als zwei Jahren online. Er ist einer meiner „Bestseller“. Wer bei Google „Erfahrung Serbien Reise“ oder einen verwandten Suchbegriff eingibt, der landet schnell auf dieser Seite. Dass das bei heimatverbundenen Serben nicht gut ankommt, kann man sich leicht denken. (Wenn auch der eine oder die andere mit entsprechenden Kommentaren dieser Erkenntnis gerne noch auf die Sprünge hilft. Für keinen anderen Beitrag auf family4travel bin ich so oft beleidigt worden wie für diesen.)
Ich habe immer wieder gesagt, beinahe gebetsmühlenartig, dass ich mit dieser selbst erlebten Episode keinesfalls Anspruch darauf erhebe, Belgrad als solches zu kennen oder mir ein Urteil über diese Stadt und dieses Land erlauben zu dürfen. Wir waren eine knappe Woche in Serbien. Das ist nicht viel.
Der Kommentar der Gästeführerin Bogdanka (ganz am Ende dieses Artikels zu finden) hat mich dazu bewogen, für ein ausgeglicheneres Bild der Stadt Belgrad und Serbien als Reiseland die Berichte anderer Reiseblogger zu verlinken.
Liebe potenzielle Serbien-Reisende: Bitte verlasst euch nicht allein auf unsere Erfahrung! Lest in den anderen Reiseblogs, lest in den Zeitungen, bereitet euch vor.
Update: Eine ganz großartige Quelle für ernsthaft Interessierte ist der Podcast „Neues vom Ballaballa-Balkan“ (klick). Darin analysieren Danijel Majic und Krsto Lazarevic (beide in Bosnien geboren, einer mit kroatischen, der andere mit serbischen Wurzeln) aktuelle Ereignisse und politische Hintergründe auf dem gesamten Balkan. Beide sind von Haus aus ernstzunehmende Journalisten, in ihrem Podcast manchmal ein klein wenig zynisch und möglicherweise etwas voreingenommen für die Demokratie. Besser und authentischer als jedes Geschichtsbuch!
Und dann fahrt einfach hin und macht euch euer eigenes Bild! (Und dann kommt ihr wieder hier her und teilt eure Erfahrung hier in einem Kommentar – das wäre großartig! :) )
Mehr Erfahrungen von Reisen nach Belgrad und Serbien
Berichte von anderen Reisebloggern, die ebenfalls in Belgrad waren und über ihre Reise geschrieben haben:
- Frisch aus dem Jahr 2020 schreibt Miriam von Nordkap nach Südkap über Belgrad und seine Sehenswürdigkeiten (und ist sehr angetan, bemängelt aber nach wie vor fehlende Rauchverbote).
- Marc und John von 1thingtodo waren im Oktober 2015 als junge Backpacker zwei Tage und eine Nacht lang in Belgrad unterwegs – wie immer planlos und mit offenen Augen [inzwischen leider offline].
- Anita von travelita durfte auf Einladung der serbischen Tourismusagentur offenbar schon im September 2015 genau die Tour machen, die ich Bogdanka vorgeschlagen habe, und hat entsprechend tolle Fotos und echte Begeisterung mitgebracht.
- Die giftigeblonde bloggt eigentlich übers Kochen, erzählt aber auch von ihrem Stadtbummel durch Belgrad 2014 (inklusive Tipp für ein Apartment) [inzwischen leider offline].
- BerlinerOnTour Sven hat ein Jahr in Belgrad gewohnt und gibt Tipps für Touristen.
- Als Mutter-Tochter-Team haben Frauke und Johanna von we2onTour Belgrad bereist, bei aller Kritik ein positives Fazit gezogen und viele praktische Tipps für den Städte-Trip nach Belgrad zusammengetragen [leider mittlerweile offline].
Im April 2015 gab es anscheinend eine Pressereise zur Eröffnung des Radisson Blue Hotels in Belgrad, die gleich eine ganze Reihe deutscher und österreichischer Reiseblogger auch für einen Artikel über ihre Eindrücke von Belgrad nutzten.
- Thomas von reisenundessen berichtet vom Freizeitprogramm, das für die Bloggergruppe veranstaltet wurde.
- André vom Reiseblögle schreibt, dass er anfangs Vorurteile hatte, dann aber ganz begeistert war von Serbiens Hauptstadt.
- Victoria von globeastronaut blogt zweisprachig über 12 Dinge, die ihr an Serbien gefallen haben.
- Hubert vom Travellerblog und Tanja von Reiseaufnahmen haben (bisher) nur einen Hotel-Bericht veröffentlicht.
Im August 2015 zog offensichtlich das Falkensteiner Hotel nach, und es entstanden wieder einige Blog-Artikel über Belgrad.
- Janett von Teilzeitreisender schreibt daraufhin nicht nur von der Pressereise mit dem Standardprogramm, sondern auch von der bunten Belgrader Streetart.
- Snoopsmaus Romy hat (bisher) nur über das Hotel, über die Stadt selbst aber (noch) nichts geschrieben.
Weitere Links zu Reiseberichten und Blogbeiträgen dürft ihr gerne per Kommentar ergänzen. (Update 2020: Die Kommentare habe ich geschlossen, weil fast ausschließlich nur noch Beleidigungen kamen. Wer wirklich möchte, findet andere Wege, mich zu kontaktieren [ja, leider auch die, die mich wirklich unbedingt beleidigen möchten]).
Schock! Irritation! Was für eine Welt! Ich wünsche Euch noch ganz viele gute Erfahrungen!
Danke, Ulrike. Und es ist ja nicht so, als hätten wir in Serbien nicht auch ein paar gute Erfahrungen gemacht. Unsere Vermieterin in Vrsac hat sich sehr für uns ins Zeug gelegt, obwohl wir nur eine Nacht geblieben sind (und froh darüber waren, denn sie hat geraucht wie ein Schlot, was man überall gerochen hat). Und als wir aus unserem Apartment in Belgrad wieder auszogen, trafen wir im Treppenhaus auf eine sehr nette alte Frau, die ihr Schul-Deutsch hervorkramte und den Kindern Kekse schenkte. Aber das Gesamtbild hat für uns trotzdem nicht gestimmt.
Liebe Lena,
ich bin jedes Mal aufs Neue erschüttert über die politische Lage (und deren Anhänger) in meiner Heimatstadt. Ich finde es sehr schade, dass sie Belgrad auf diese Weise kennen gelernt haben. Dennoch enthält ihr Blogeintrag etwas an Halbwissen, dass ich mit diesen Kommentar korrigieren möchte: Der Herr im Bus ist kein Partizan. Jugoslawiens Partizanen gab es zunächst einmal nur im 2. WK und sie waren Gegner des Faschismus. Auf ihrem Bild im Bus sieht man ganz eindeutig eine „Cetnik“-Fahne, der damaligen Königsgarde und somit einer Fahne der Partizan-Gegner. Bitte verwechseln sie dies nicht. Belgrads Problem ist wohl nach Jahrzehnten der Auswanderung, dass es kaum mehr von „Belgradern“ bevölkert wird- diese finden sie hauptsächlich im Ausland, vor allem in Chicago. Die größte nun eingewanderte Gruppe sind Serben aus den Kriegsbrennpunkten Bosnien-Herzegovinas. Diese sind kriegstraumatisiert und dementsprechend nationalistisch. Dies soll keine Rechtfertigung sein, allerdings eine mögliche Erklärung. Allerdings finde ich es sehr bedauernswert, dass sie ihre Zeit in Zemun (ist übrigens kein Stadtteil Belgrads) verbracht haben und ich zBsp. nichts über das Nikola Tesla-Museum in Ihrem Blog gelesen habe oder den wunderschönen Stadtteil Kosutnjak und und und…. Serbien hat auch eine wunderbare Seite, schade, dass Sie sie nicht kennen lernen konnten (wollten?)… LG, eine Diaspora-Belgraderin
Liebe Nora, vielen Dank für die persönlichen Ausführungen. Die Sache mit der inner-serbischen Bevölkerungsbewegung ist eine interessante Erklärung, die mir sehr plausibel erscheint.
Die Cetnik-Frage wird in einem der vielen anderen Kommentare schon angesprochen, und ich habe die Bedeutung der Fahne inzwischen erschlossen. Den Begriff Partisan habe ich in seiner allgemeinen Bedeutung verwendet als „irregulärer Kämpfer, der nicht Teil der offiziellen Armee ist“. Aber da die Partisanen in der serbischen Geschichte eine ganz bestimmte Gruppe waren und deshalb bei vielen serbischen Lesern sofort die „Falsch!“-Assotiazion reflexhaft auftritt, habe ich den Text oben jetzt ein bisschen geändert und umschiffe die Begrifflichkeit. :)
Ich nehme ja Kritik immer ernst und bemühe mich, sachliche Fehler in meinem Blog auszumerzen. Aber dass Zemun ein Stadtteil Belgrads ist, das sagt nicht nur Wikipedia, sondern auch die deutschsprachige Tourismus-Seite Belgrads: „Belgrad ist administrativ in 17 Gemeinden untergliedert, wovon 10 zentrale Gemeinden: (Čukarica, Novi Beograd, Palilula, Rakovica, Savski venac, Stari grad, Voždovac, Vračar, Zemun und Zvezdara) und 7 vorstädtische Gemeinden sind (Barajevo, Grocka, Lazarevac, Obrenovac, Mladenovac, Sopot und Surčin). Geographisch betrachtet besteht Belgrad aus drei Einheiten: der Altstadt am rechten Ufer der Save und der Donau, Neu Belgrad, am linken Ufer der Save und Zemun am rechten Donauufer neben Neu Belgrad. Das Gebiet am linken Donauufer soll sich im Laufe des 21. Jahrhunderts zum “Dritten Belgrad” entwickeln.“ (http://www.serbia.travel/reiseziel-serbien/st%C3%A4dte-und-gemeinden.a-18.982.html)
Liebe Lena,
sie haben selbstverständlich recht, geographisch und verwaltungstechnisch gehört Zemun natürlich zu Belgrad. Ich habe den Beitrag damals relativ knapp gehalten, habe eigentlich gemeint, dass Zemun kein „typischer“ Stadtteil sei bzw:
1. dass alles westlich von „Block 35“ laut landläufiger, typisch Belgrad-städtischer Meinung nicht mehr „wirklich“ Belgrad ist…hauptsächlich zurückzuführen auf die Einwohnerschaft. Eine „imaginäre Grenze“ zu Belgrad bilden Wohnhäuser, die als „Kockice“ („Würfel“) bekannt sind. In den Köpfen der Zemun und Belgrad-Bevölkerung ist dies bis heute so, auch wenn alles Offizielle dagegen spricht.
2. dass die Mentalität der „Zemuner“ häufig eine ganz andere ist als die der Belgrader. Ich kennen etliche Zemun-Serben, die beleidigt sind, wenn man sie als Belgrader bezeichnet. Ich persönlich tue das auch nicht und Zemun-Stämmige beantworten die Frage nach ihrer Herkunft (meiner Erfahrung nach zumindest) niemals mit „Belgrad“, sondern „Zemun“.
Das war schon in den 70er so, als meine Eltern Jugendliche bzw. junge Erwachsene waren.
Auch haftet an dem Stadtteil das Negativ-Image des berüchtigten „Zemun-Clans“. Ich möchte damit nicht alle Zemuner über einen Kamm scheren, wollte nur verdeutlichen, was ich zuletzt ausgelassen habe.
Kurze Rede, langer Sinn- was ich eigentlich sagen will: es ist so, als ob Sie zBsp. Los Angeles besuchen wollen, sich aber ein Quartier in South Central nehmen. Ich hoffe, Sie geben Belgrad vielleicht irgendwann mal noch eine Chance. Es stimmt, man muss vorher Locals kennen, um wirklich gute Tipps zu erhalten und die wunderbare, gastfreundliche, nette, liberale und offene Seite der Stadt zu erleben. Aber es lohnt sich.
LG, Nora
Das klingt so sehr nachvollziehbar. Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, das noch einmal auszuführen.
hahaha, was für eine Welt? Süß. Dann gehen Sie doch lieber mal nach Afrika oder Kriegsländer und schauen sich da um, erst DANN können Sie sich fragen, in welcher Welt Sie leben.
Zwei Jahre nach meinem Kommentar, reagierst du, Visa, darauf. Danke, denn so habe ich mir das Ganze noch einmal durchgelesen. Auch die anderen Kommentare. Es ist schlimm, was Ihr, liebe Lena, in Belgrad erlebt habt. Manche Kommentare dazu lassen mich den Kopf schütteln. Jemand, der seinen Namen nicht offen legt, der auch nicht einmal eine Email-Adresse angibt, den kann ich nicht ernst nehmen.
Ich finde es traurig, dass nach deinem so authentisch beschriebenen Erlebnis, nun auch dieses noch runter gemacht wird. Man kann nicht immer nur heile Welz beschreiben, wenn man sie nicht erlebt hat.Ich bewundere es, wie du , Lena, hier mit viel Ruhe und Toleranz jeden Kommentar beantwortet hast..
Ich hab schon mehr als einmal bereut, diesen Artikel geschrieben zu haben, weil er aufgrund der kommentarbedürftigen Kommentare ein elender Zeitfresser ist. :) Und weil durch ebenjene Kommentare (zumindest manche, vor allem die, die hier NICHT im Original zu lesen sind) mein ursprünglich angeknackstes Serbien-Bild immer negativer wird. Ich war so unvoreingenommen, als wir damals über die Grenze fuhren, und erwartete aus irgendeinem Grund, der sich mir heute nicht mehr recht erschließt, dass es dort „europäischer“ zugehen würde als in Rumänien, woher wir kamen. Dann haben wir diese Erfahrungen gemacht, von denen das im Artikel beschriebene Erlebnis ja nur der Höhepunkt war. Es gab – neben vielen schönen und „normalen“ Momenten, wie ich immer wieder gern betone – noch eine ganze Reihe anderer Dinge, die uns befremdet haben. Und das leider viel mehr als anderswo, wobei natürlich nirgendwo auf der Welt (inklusive Deutschland) Friede-Freude-Eierkuchen herrscht. Ich will nach wie vor nicht ausschließen, dass unsere ambivalenten Erfahrungen in Serbien ein dummer Zufall waren. Aber ich habe auch den Eindruck, dass eine bestimmte Sorte Leser große Schwierigkeiten damit hat, Erfahrungsberichte zu lesen, deren Tenor ihnen nicht passt. Vielleicht sollte ich mal vergleichsweise etwas ähnlich Kritisches über andere Länder schreiben. Wobei, hab ich sogar durchaus schon. An meinem italien-kritischen Bericht z.B. hat sich bis heute kein Mensch gestört (zumindest nicht so, dass er oder sie daraufhin einen Kommentar hinterlassen hätte). Und auch mit anonymen Kommentaren habe ich in anderen Bereichen keine Probleme. („Visa“ hat übrigens zufällig dieselbe IP-Adresse wie „Constanze“.)
Liebe Lena, ich bewundere deine Geduld! Ich frage mich nur, warum „Visa/Constanze“ hier im kalten Kaffee rührt und rumstänkern muss.
Leute gibt’s! Ich finde deinen Artikel sehr authentisch geschrieben. Du hast das so erlebt. Da steht ja auch nicht wirklich was gegen Serbien drin.
Liebe Grüße
Ulrike
Oh grusel, das klingt nach schneller Abreise. Ich hoffe, die nächste Station ist entspannter. VG Ines
Überstürzt abgereist sind wir bisher noch nirgendwo. Aber wir haben doch unsere angedachte Route geändert. Unseren Schlenker zurück ans Schwarze Meer machen wir lieber durch Albanien statt durch Südserbien. Aber auch das hat mehr damit zu tun, dass wir in Serbien nirgends Couchsurfer finden. Ich würde all diese Erfahrungen liebend gern mit Einheimischen besprechen, die mir das alles vielleicht ins rechte Licht rücken könnten. Ich hasse es, auf Reisen Menschen und ihre Verhaltensweisen nicht ansatzweise verstehen zu können. Deshalb liebe ich Couchsurfing. :)
Au Backe, mir stehen die Haare zu Berge. Vor solchen Erlebnissen sind wir in all den Jahren glücklicherweise verschont geblieben.
Es hätte ja auch viel schlimmer kommen können. Immerhin war er alleine und unbewaffnet. Ich glaube, objektiv war die Bedrohung nicht größer als damals, als wir nach dem Fußballspiel in einen Fan-Zug geraten sind: http://www.family4travel.de/fussball-freaks-in-bremen-deutschland/ Aber auch das hat mir schon gereicht, ehrlich gesagt.
Mein Gott Serbiet so ein wünderschones Land und sie schreiben über paar Idioten .Genauso wenn ich Dresden besuche und schreibe über rechten und Pegida.Schade.Wieder einmal Vorurteile gesucht und gefunden. Schade noch mal .Dafür ist für euch Croatien beispiel na Demokratie .A ja die haben 3 Tage lang ihren Kriegsverbrecher gefeiert.
Ich beschreibe, was ich wahrgenommen und erlebt habe. Manchmal erzähle ich, wie das auf mich gewirkt hat, manchmal vergleiche und bewerte ich es. Dabei bemühe ich mich um Unvoreingenommenheit, aber das ist erstens für jeden Menschen schwierig, weil vorhergehende Erfahrungen unsere Wahrnehmung prägen und beeinflussen. Und zweitens liegt es in der Natur der Sache, dass persönliche Reiseberichte vollkommen subjektiv sind.
Der Vergleich mit Dresden ist prima: Etliche Touristen besuchen die Stadt wegen ihrer kulturellen Sehenswürdigkeiten und sind entsetzt, wenn sie Dresdens „paar Idioten“ auf der Straße sehen. Das prägt ihr Bild von der Stadt und, wenn wir Pech haben, ganz Deutschland, das sie mit nach Hause nehmen und von dem sie ihren Freunden erzählen. Ich bin mir sicher, dass das Dresdener Stadtmarketing im Moment gegen Windmühlen kämpft, um den Ruf seiner Stadt als Tourismusziel zu retten.
Schönes Beispiel übrigens genau hier im Kommentar: In Serbien sind es „paar Idioten“, die einen (mutmaßlichen) Kriegsverbrecher feiern, in Kroatien dagegen sind es „die“, unterschwellig also alle. Wohin solche Einstellungen führen, kann man in Geschichtsbüchern nachlesen.
Ich bin weder „gegen die Serben“ noch „pro Kroatien“. Ich erzähle nur, was ich erlebt habe. Nicht mehr und nicht weniger.
Verstehe leider nicht warum man als Familie den Urlaub in einer Millionen Stadt verbringt?
Serbien ist ein wunderschönes und sehenswertes Land das zigtausende Orte hat wo man viel erleben und schönes kennenlernen kann.
Eine große Stadt wie Belgrad lebt, diese Stadt schläft nicht und für Leute die etwas erleben und leben möchten genießen diese Stadt die lebendig ist.
Auch in großen Städten Deutschlands ist viel Leben und Action, das ist halt das Stadtleben!
Das ist deiner Meinung also normales Stadtleben, dass Leute hupend und fahnenschwenkend die Entlassung eines Kriegsverbrechers feiern? Da habe ich eine andere Auffassung. Gegen „viel Leben und Action“ im Allgemeinen haben wir nichts. Die vergangene Woche haben wir in Bratislava, Wien und Prag verbracht, zwei davon Millionenstädte, alle drei mit „viel Leben und Action“, und es war größtenteils herrlich mit angenehmer, freundlicher Atmosphäre (die wir in Belgrad so vermisst haben).
Warum man als Familie den Urlaub in einer Millionenstadt verbringt? Nun, uns jedenfalls zieht es von Zeit zu Zeit in die Großstädte, weil es dort die interessantesten Museen gibt und die Orte, an denen Geschichte geschrieben wurde. Außerdem versuchen wir beim Reisen, ein Gefühl für die Mentalität eines Landes zu bekommen, und dafür braucht es ländliche Stationen ebenso wie die Hauptstadt, wo der Puls der Zeit schlägt.
In Serbien waren wir damit nicht ganz erfolgreich, weil wir außer Belgrad nur die Kleinstadt Vrzac gesehen haben, und Landschaft und Dörfer nur auf der Durchfahrt. Das lag vor allem daran, dass wir im Internet weder Couchsurfer noch Selbstverpflegerunterkünfte gefunden haben – und wie gesagt, nach der Einstimmung hatten wir auch nicht mehr viel Lust, intensiv danach zu suchen. Mag sein, dass es die zigtautend schönen Orte gibt. Wir haben sie leider nicht ohne weiteres finden können.
Die Politik kann und möchte ich nicht kommentieren.
Wir wissen nicht wer was verbrochen hat.
Demos sowie Hupkonzerte haben wir auch in Deutschland, auch hier sind wir nicht gleicher Meinung und deshalb hat jeder seine Meinungsfreiheit sowie das Recht friedlich zu demonstrieren…
Und kann man Belgrad nicht mit Wien oder Prag vergleichen, so wie man auch Deutschland nicht mit anderen Europäischen Ländern vergleichen kann.
Klar kann man vergleichen, wenn man den historischen Kontext etc. mit in Betracht zieht. Du selbst applaudierst schließlich auch Mladen, der – ganz richtig, wie ich finde – die beschriebene Situation Belgrads mit der Dresdens vergleicht.
Bezüglich Herrn Seselj haben wir bei der akuten Gelegenheit damals recht ausführlich recherchiert. Dass er als Kriegsverbrecher nicht verurteilt wurde, lag wohl vor allem an der Verzögerungstaktik seiner Anwälte – aber du hast recht, in der Materie kenne ich mich zu wenig aus, um mir eine fundierte Meinung anzumaßen (was für den gesamten Balkan gilt, wie ich immer wieder betone). Sein Benehmen als „Demokrat“ war aber in vielen deutschsprachigen Quellen dokumentiert (z.B. tätliche Angriffe auf Menschen mit anderer Meinung, Saalschlägereien). Wir haben uns vom Wikipedia-Eintrag aus durchgeklickt, wenn ich mich recht erinnere, falls es jemand nachmachen möchte.
Hupkonzerte kenne ich in Deutschland nur vom Fußball. In welche Richtung friedliche Demonstrationen auch hierzulande neuerdings zunehmend gehen, sehe ich mit ebensoviel Abneigung wie seinerzeit in Belgrad. Gleichwohl spreche ich niemandem sein Recht auf freie Meinungsäußerung ab.
Ja recherchieren kann man sehr wohl nur all das glauben?
Wir hören und lesen vieles, über dieses und jenes Land, aber ist dafür das Land schlecht?
Wenn Sie schon vorher oder während dessen recherchieren und meinen viele Dinge sind im Vorfeld zu nicht gut, dann möchten Sie das Land auch nicht wirklich kennenlernen.
Ich reise in ein Land um die Kultur und die Menschen zu erleben und das mancher Augenblick nicht meiner Vorstellung entspricht,ja dies kann ich als Tourist leider nicht ändern.
Es kann uns nicht überall auf dieser Welt alles passen und recht sein.
Für die Kultur oder Sehenswürdigkeiten eines jeden Landes darf man keine Vorurteile haben.
Und mit offenen Herzen sieht man viele schöne Sachen…
Tatsächlich hatte ich im Vorfeld Serbien gegenüber deutlich weniger Vorurteile als in Rumänien, das wir unterm Strich geliebt haben. Mit größtmöglicher Offenheit und Unvoreingenommenheit auf neue Reiseziele zuzugehen, ist für uns ein wichtiger Grundsatz.
Generell wünsche ich mir mehr Medienkompetenz, Quellenanalyse und Kritikfähigkeit, bei allen. Leider ist es oft so, dass wir aus Texten nur das herauslesen, was unser Weltbild bestätigt. Sonst würdest du, liebe Tamara, nicht diesen Kommentar schreiben, nachdem du meinen Blogeintrag und meine Antworten auf die anderen Kommentare gelesen hast. Ich rechtfertige mich jetzt nicht noch einmal dazu. Es steht ja alles schon da.
Bravo Mladen ??
[…] rechtsradikalen Kriegsverbrechers gerieten. In meinem Blogbericht habe ich damals getitelt: „Schockmoment: Darum brauche ich nicht noch mal nach Serbien“. Gerade erst vor ein paar Tagen hat mir ein Leser einen empörten Kommentar darunter gesetzt und […]
ich war im Juli in Serbien und habe solche Erfahrungen zum Glück nicht gemacht – klingt sehr unangenehm.
Ich habe Belgrad sehr zukunftsorientiert in Erinnerung. Menschen die das Land wieder aufbauen wollen, den Krieg vergessen wollen. Wie unterschiedlich man ein und denselben Ort doch wahrnehmen kann.
Vielleicht kannst du Belgrad ja irgendwann nochmal eine zweite Chance geben, wahrscheinlich habt ihr einfach nur einen sehr schlechten Tag erwischt. Denn mich hat Belgrad mit den vielen kleinen, hippen Cafés überzeugt, den Märkten, der Kraft mit der sie das Land langsam wieder aufbauen und den vielen freundlichen Menschen, denen man dort begegnet.
Liebe Grüße, Iris
Wie schön, endlich mal was Positives aus Belgrad zu hören! Solche Zweitmeinungen finde ich immer total wichtig. Gerade wenn wir Negatives erleben, hoffe ich immer inständig, dass es eine Momentaufnahme ist, und hüte mich vor Allgemeinerungen. Ich würde mir Belgrad gerne noch ein zweites Mal angucken. Aber wohl nicht in den nächsten Jahren. Für einen Ort, dessen Atmosphäre mir nicht gefallen hat, sind mir die wertvollen Schulferien dann zu schade. Vielleicht, wenn die Kinder groß sind, und dann schwärme ich die ganze Zeit von der positiven Entwicklung, die die Stadt durchgemacht hat, wer weiß. :) Ich würde es mir wünschen.
Hallo Lena,
dieses Jahr war ich wieder in Belgrad und wieder total begeistert. Für mich ist es inzwischen eine meiner Lieblingsstädte, aber ich kenne das nur zu gut, wenn einem die Atmosphäre an einem Ort nicht gefallt und man sich irgendwie nicht wohlfühlt.
Auf meinem Blog habe ich über meine zweite Begegnung mit Belgrad geschrieben, du kannst gerne mal vorbeischauen :D
Liebe Grüße, Iris
[Link inzwischen leider tot, daher gelöscht.]
Hi Leute
Ich habe vor im Februar nach Serbien zu fliegen und man hört viel und liest viel über dieses Land. Ich besuche dort eine Freundin in Vrsac und weiss noch garnicht wie ich von Belgrad aus dorthin komme… kann mir da jemand eine Alternative zum Taxi verraten denn wie gesagt ich bin das erste mal dort und es soll eine Überraschung werden.
Vielen Dank
Da kann ich leider nichts zu sagen, außer dass Vrsac eine ganz hübsche Stadt ist (deren Wappen ein abgeschlagener Türkenkopf ziert). Googel einfach mal ein bisschen, es gibt bestimmt hilfreichere Stellen als diese (ich würd’s mal in einem Forum probieren, oder bei gutefrage.net).
Ich bin gerade für 5 Tage in Belgrad und kann folgendes festhalten : hier wird offenbar viel gestohlen. Meiner Schwägerin wurde gestern die Handtasche gestohlen mit allen Dokumenten. Sobald wir in ein Taxi steigen verriegelt der Taxifahrer die Türen … Viele Taxifahrer sind Banditen und verlangen das 10 fache des üblichen Preises. Viele arme Zigeunerkinder (zwischen 5 und 10 Jahren) die auf den Straßen betteln oder musizieren.
Das Nachtleben hier ist toll. Man muss aber ständig auf der Hut sein, nicht übers Ohr gehauen zu werden! Was mich persönlich besonderd schockiert hat, waren die armen Streunerhunde, die auf der Straße oder im Park zum Sterben liegen…
Danke für deinen Eindruck!
Die bettelnden Roma und die Straßenhunde sind uns in Belgrad schon gar nicht mehr aufgefallen, weil wir schon einen Monat Rumänien hinter uns hatten, und das ist beides noch deutlich ausgeprägter. Ich glaube aber nicht, dass die Hunde im Park unbedingt sterben. So wie es in Deutschland geteilte Meinungen gibt, ob man im Park Enten füttern sollte oder nicht, scheint uns das auf dem Balkan mit den Straßenhunden zu sein. Sie gehören einfach dazu, so wie bei uns eben die Enten oder Eichhörnchen.
Gestohlen worden ist uns tatsächlich nichts, nirgendwo. Vielleicht, weil wir immer auf der Hut waren, möglicherweise aufgrund eines „Familien-Bonus“, wahrscheinlich, weil wir einfach Glück hatten.
[An dieser Stelle habe ich sechs Kommentare einer einzigen Person nicht freigegeben, da sie Beleidigungen an mich persönlich sowie einzelne Volksgruppen enthielten (und die zahlreichen Rechtschreibfehler haben die Sache auch nicht besser gemacht). Um meinen Lesern die Meinung des Kommentators nicht vorzuenthalten, fasse ich sie entschärft zusammen: „Boris“ ist nicht einverstanden mit der naiven Subjektivität des Blogbeitrags, findet, dass in Niedersachsen und insbesondere Berlin alles viel schlimmer ist, hat eine Menge Zahlen parat, wer wann wie viele von welchen getötet hat, und das alles spricht seiner Meinung nach für die Serben und gegen die Kroaten, und ganz besonders gegen die Deutschen bzw. Nazis. Er spricht sich dafür aus, nicht in Länder zu reisen, bevor man sich umfassend über die geschichtlichen Hintergründe informiert hat und endet mit einer umfangreichen Literaturliste, deren Titel sich alle auf die faschistische Phase Kroatiens und die Rolle der katholischen Kirche in eben jener beziehen.]
Herzlichen Dank für deine Meinung, Boris. Es steht dir selbstverständlich frei, von uns zu halten, was du willst, und in deine politische Meinung rede ich dir auch nicht rein. Aber ja, bei einer Ausdrucksweise wie deiner mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch, in meinem Blog nur Kommentare zu veröffentlichen, die mir passend erscheinen.
Zur allgemeinen Info: Abgesehen von von plumper Werbung ist dies das erste Mal, dass ich Kommentare zensiere. Generell ist mir an einem Meinungsaustausch durchaus gelegen und ich finde es gut, wenn Menschen, die andere, gern auch komplett gegensätzliche Erfahrungen gemacht haben, diese hier dokumentieren. Aber bitte ohne Kraftausdrücke und persönliche Beleidigungen meiner Familie, meiner selbst und voriger Kommentatoren, sonst werde ich die Wortmeldungen nicht freischalten.
Feedback über Serbien ist naja okay ….ich hatte sehr gute Erfahrungen gemacht .War mit Tochter (12) in Belgrad. Leute waren Kultiviert .Kommunikation auf Englisch war auch voll in ordnung .
Ein Tipp. Unabhängig vom Land . Intensive recherchen im web wo es familien freundliche (auch günsig) Ferienwohnung.Bungalows.ect…
Denn umgekehrt kann man bei uns in Deutschland auch nicht jeden ausländer nach sachsen lassen xD . Leider kannst du hier in Berlin nicht jede ecke zur Übernachtung nutzen.Rechtsradikale hast halt in ganz europa manche mehr mache weniger.
Diese Ereignisse als
Ja…?
ich bin seit 3 Wochen in Serbien und so ein Schwachsinn nirgendwo angetroffen,nicht im Bus und nicht auf der Straße,Seselj ist freigeschprochen und nicht aus gesundheitlichen Gründen entlassen , aber das ist mir egal.Ich traf meisten nette Menschen und hoffe weiterhin so.!!!!?
Zum Thema Seselj habe ich auf die Schnelle zwei – wie ich finde – gute aktuelle Texte aus dem Spiegel gefunden (mein Erfahrungsbericht stammt ja aus dem November 2014). Hier die sehr neutral gehaltenen Tatsachen über den Freispruch im März 2016: http://www.spiegel.de/politik/ausland/vojislav-seselj-serbischer-nationalist-freigesprochen-a-1084770.html
Und hier der dazugehörige Kommentar (was eine journalistische Form ist, die die Meinung des Autors zum Ausdruck bringt): http://www.spiegel.de/politik/ausland/den-haag-vojislav-seselj-warum-die-anklage-versagt-hat-a-1084849.html
Hier haben wir noch einen Bericht des Nachrichtensenders N24: https://www.welt.de/politik/ausland/article153838489/Kriegsverbrecherprozess-endet-im-totalen-Fiasko.html
Dort werden auch die Feierlichkeiten zu seiner Freilassung erwähnt.
Zur allgemeinen polisitschen Situation im aktuellen Serbien hätte ich dann noch diesen Tagesschau-Bericht [Link seit 2023 ungültig, daher gelöscht].
Bei den Wahlen im April 2016 ist demnach Seseljs radikale pro-großserbische Partei drittstärkste Kraft geworden, Wahlsieger ist hingegen (zum Glück) der pro-europäische Ministerpräsident Aleksandar Vucic.
Also ich war schon mehrfach in Serbien und Kroatien und muss sagen das die Serben schon lockerer sind. Habe z.b alte Jugoslawische Fahne gesehen und auch Kroatische Lebensmittel. So etwas findet man in Kroatien nicht. Dort sieht man auch Kennzeichen aus Kroatien Bosnien Montenegro u.s.w das konnte ich in Kroatien nicht feststellen. Viele grüße.
Auch ein interessanter Hinweis. Danke!
In Kroatien herrscht halt eine viel “hübschere“ Urlaubskulisse, alles wirkt sehr europäisch (obwohl sich dieses Bild auch schnell ändert, sobald man die Urlauber-Regionen verlässt und schon zwei Dörfer landeinwärts auch lebende Hühner auf dem Markt verkauft werden). Allgemein hatten wir den Eindruck, dass “man“ in Kroatien wesentlich mehr auf eine (europäische) Zukunft hin orientiert ist, während in Serbien viel Verbitterung herrscht (was ja allein wirtschaftlich schon verständlich ist). Das Problem ist halt, dass, vor allem auf unserer Reise mit vergleichsweise kurzem Aufenthalt in den entsprechenden Ländern, alles immer nur eine Momentaufnahme sein kann. Von Kroatien haben wir auch deshalb einen besseren Eindruck bekommen, weil wir dort Gesprächspartner gefunden haben, die (zufällig?) alle pro Frieden, pro Vergangenheitsbewältigung, pro vereintes Europa waren. Aber wir haben halt auch nur drei Stadtführerinnen und in Zagreb eine junge, progressive Familie kennengelernt. Da kann man keineswegs von einer repräsentativen Stichprobe sprechen. :)
Haben Sie sich nicht an anderer Stelle über die tendenziöse Art zB Ausstellung 100 Jahre WK I. in Belgrad beschwert?
Und hier schreiben Sie, Seselj sei drittstärkste Partei geworden. Ja, das stimmt. Aber mit welchem Prozentsatz?
Ich habe das Ergebnis extra gegoogelt, da ich wußte, dass die gesamte Opposition weit abgeschlagen wurde (und auch sonst auf dem Balkan idR Parteien der Opposition kaum eine Chance haben, die Wahlen zu gewinnen).
Während Vucic knapp 51 erreicht hat, waren es bei Seselj rd. 7 %.
Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie das Land und/oder die Menschen dort mögen oder gar Ihre Meinung ändern. Aber ist das wirklich zu viel verlangt – zumal Sie sich selbst zum „zivilisierten“ Teil Europas zählen, dass Sie wenigstens Fairness walten lassen? Wenn Sie sich davon persönlich abheben wollen, dann leben Sie es auch bitte vor. Ansonsten geht sich das mit dem Vorwurf der „Verbohrtheit der Serben“ nicht ganz aus….ist bloß meine persönliche Meinung.
lG, Liander
Endlich komme ich dazu, mich um diesen Kommentar zu kümmern, um ihn freischalten zu können (ich mach das ja alles nur nebenbei, und gerade die ausführlichen, in persönlicher Betroffenheit geschriebenen Serbien-Kommentare verlangen mir da allein zeitlich eine Menge ab, weil ich nichts freigeben möchte, das sachlich falsch ist – wovon sich durchaus einiges hinter den Kulissen ansammelt – ich andererseits aber halt auch nicht ausreichend Grundlagenwissen habe, um solche Beurteilungen aus dem Ärmel zu schütteln. Also googele ich solche Vorwürfe, bis ich mehrere Quellen hab, um sie beurteilen zu können. Und in diesem Fall muss ich zugeben: Die Kritik ist voll berechtigt. Meine Erfahrungen stammen ja schon aus dem Jahr 2014, deswegen sind die genannten Zahlen nicht korrekt, aber Wikipedia (auch nicht die seriöseste aller Quellengrundlagen, aber das beste, was ich auf Deutsch gerade auftreiben kann) gibt an: Serbische Fortschrittspartei SNS 48 %, Sozialistische Partei Serbiens SPS 11 %, Sesseljs Radikale Serbische Partei SRS 8 %. Abgesehen davon, dass es in Serbien aktuell Proteste in der Bevölkerung gibt gegen die autokratischen Tendenzen des SNS-Präsidenten (was mich als Demokraten ja zumindest schon mal froh stimmt, dass sich überhaupt was tut) – ist das natürlich ein Kräfteverhältnis, das die Sache relativiert. Ich kann es nicht mehr ganz nachvollziehen, schätze aber, dass in den Zeitungsartikeln, aus denen ich meine Infos ziehe, auch immer nur von drittstärkster Kraft die Rede war, und ich nicht geschaltet habe, dass bei einem so starken Wahlsieger die Drittstärksten nicht mehr viele Prozente gehabt haben können. Andererseits hat hierzulande die AfD ja ähnliche Erfolge, und das finde ich schon durchaus ähnlich bedrohlich und aktionsgebietend wie damals die Erfahrungen in Belgrad. Überhaupt habe ich manchmal den Eindruck, dass unsere Serbien-Erfahrungen ein Vorgeschmack waren auf Dinge, die inzwischen auch in Deutschland passieren, und das passt mir ganz und gar nicht. Das macht die Geschehnisse in Belgrad aber nicht besser. Und die Logik, die manche Zeitgenossen hier zu vertreten scheinen, dass ich als Deutsche nichts gegen Probleme in anderen Ländern sagen darf, weil wir hier auch welche haben, erschließt sich mir nicht.
Ich finde Ihren Bericht total übertrieben. Klar, dass andere Länder oder Menschen eben anders ticken, das ist überall so. Sind Sie denn in irgendeiner Weise angegriffen worden? Nur weil das Verhalten der Menschen mit Ihrer Meinung nicht konform ist, fühlten Sie sich bedroht und müssen jetzt das Urlaubsland schlecht reden???? Unverständlich. Man muss einfach weltoffener sein beim Reisen und einfach über gewisse Dinge stehen anstatt ein Land öffentlich schlecht zu machen. Wenn man sich auf das politische Treiben eines Landes fokussiert, sollte man lieber zu Hause bleiben.
Nein, angegriffen worden bin ich nur mehrfach hier im Blog dafür, dass ich von dem Erlebnis erzählt und meine Meinung dazu geschrieben habe. ;) Was wäre denn wohl „einfach über gewisse Dinge stehen“? Mit den Achseln zucken und sagen: Mir doch egal, wie die sich hier verhalten, geht mich ja nichts an? Hauptsache, das Bier ist billig?
Nicht, dass mein Kommentar hier etwas ändern wird… Aber, naja, wozu dann Internet, als nicht der „kleinen“ Person die Stimme zu geben. Hallo, liebe Leser. Ich bin Bogdanka, eine Serbin, aus Serbien, eine Reiseleiterin/Fremdenführerin (ist nicht das selbe – verlangt verschiedene Lizenzen), arbeite überwiegend mit deutschen Gruppen, die Serbien und Nachbarländer besuchen… Seit 7 Jahren wurde keiner in meinen deutschen Gruppen in Serbien bestohlen. Ich habe eine ganze Reihe an Denkesbriefen von meinen Gästen, die Ihr Erlebnis in Serbien als „unerwartet wunderschön“ beschreiben. Der Grund meines Kommentares ist Marketing… Wenn ich die Wörter „Serbien“ und „Reise“ eintippe – Ihr Eindruck ist etwas, dass als erstes rauskommt… Schlechtes Marketing für mich. Ein schlimmes Schreiben – schlechtes Jahr für mich… Viele gute Briefe, die sowas von schüchtern geschrieben wurden, die nicht rauskommen… Ich habe den Eindruck, als wäre es sozial nicht akzeptabel etwas schönes von meinem Land Serbien und meinem serbischen Volk zu schreiben… Es tut mir Leid deswegen. Offenbar, haben wir Serben noch viel zu „bügeln“. Ich mache mein „Bügeln“ regelmäßig, aber es tut weh ums Herz, wenn man nur blasse Resultate sieht. Vielleicht findet man, was man sucht… Und letztendlich habe ich gleichzeitig vieles und nichts gesagt… Danke fürs Lesen.
Liebe Bogdanka, vielen Dank für deinen Kommentar, der mich sehr nachdenklich gemacht hat. Es ist nun einmal so, dass offenbar viele Menschen, die sich über potenzielle Reiseländer informieren möchten, authentische Reiseberichte suchen, und die finden sie bei uns Bloggern. Dass mein Bericht in den Google-Ergebnissen so weit oben steht (obwohl ich weiß Gott kein SEO-Profi bin), liegt zum einen sicher daran, dass es bei Begriffen wie „Serbien Reise Erfahrungen“ nicht viel Konkurrenz gibt, zum anderen aber daran, dass Google registriert, wie zufrieden Leser mit dem angeklickten Ergebnis sind, und das wird vor allem in der Verweildauer gemessen. Tatsächlich die meisten, die hier auf dieser Seite landen, lesen den Artikel bis zum Ende (ob sie dann wirklich zufrieden sind, oder wütend oder traurig, kann Google natürlich nicht erfassen). Vielleicht ist es so, dass so viele Leser bis zum Schluss dabei bleiben, weil es ihre Vorurteile bestätigt, kann sein. Es ist ja ein bekanntes Phänomen, dass Menschen am liebsten Dinge lesen, die ihr Weltbild unterstützen. Aber auch mein Albanien-Artikel wird sehr viel und gerne geklickt, und der ist recht positiv – weil wir in Albanien nun einmal (zufällig) vor allem positive Erfahrungen gemacht haben.
Viele Reiseländer und Destinationen haben die meinungsbildende Macht der Blogger (die mir überhaupt nicht bewusst war, als ich mit dem Bloggen anfing) längst erkannt und „kümmern“ sich darum. Indem sie uns auf schicke Pressereisen einladen und ihr Land oder ihre Region von der allerbesten Seite zeigen. Ich bin mir unsicher, wie ich das finde: Ist das völlig legitim, weil nun mal die Grundphilosophie der Werbung, oder ist es unfair, weil z.B. Kroatien sich das leisten kann und Serbien nicht? Fakt ist: In Serbien war ich auf mich allein gestellt, die Schönheit des Landes zu entdecken – und aus Marketingsicht ist das schief gegangen. Obwohl ich an mich selbst wirklich den Anspruch habe, allen Ländern und Regionen möglichst unvoreingenommen entgegenzutreten, waren unsere Erfahrungen in Serbien leider (zufällig) nicht besonders großartig. Wenn jetzt die Serbische Tourismusförderung dir den Auftrag gegeben hätte: „Zeig der family4travel-Familie mal die schönsten Seiten von Belgrad und erklär der ahnungslosen Frau, wie schön unser Land ist“ (genau so hat es Kroatien ja mit uns gemacht), dann hätte mein Bericht sicher ganz anders ausgesehen. Und zwar nicht, weil meine Meinung durch die (für mich) Gratis-Dienstleistung gekauft wäre, sondern weil es mir eben möglich gewesen wäre, die schöneren Seiten der Stadt zu finden und – VOR ALLEM – jemandem all die Fragen zu stellen, auf die ich allein keine Antwort gefunden habe. Das wären schon so Kleinigkeiten gewesen, wie dass du für uns bestimmt ein Nichtraucher-Lokal gekannt hättest (?), wo wir prompt bessere Laune gekriegt und vielleicht schon alles in einem besseren Licht wahrgenommen hätten. Denn – und das kann ich auch meinen Lesern gegenüber nicht oft genug betonen – alles, was ich hier schreibe, ist ja mein völlig subjektiver eigener Eindruck von unseren eigenen Erlebnissen. (Andererseits hätten mich die Seselj-Feierlichkeiten trotzdem schockiert, und vielleicht hätte Serbien Tourismus sich am Ende auch geärgert, wenn es Geld ausgegeben hätte und trotzdem ein kritischer Bericht dabei rausgekommen wäre – wir werden es nie erfahren. :) )
Eine Idee, um meinen Bericht bei Google zu „entthronen“ wäre sicher, wenn die offiziellen Tourismusförderung genug Budget für eine Bloggerreise locker machen würde: eine Handvoll hippe deutsche Reiseblogger einladen und ihnen ein langes Wochenende lang Belgrad von seiner schönsten Seite präsentieren, eben alles das, was „unerwartet wunderschön“ ist und wir von alleine offenbar nicht gefunden haben. Oder darauf hoffen, dass die von alleine und auf eigene Kosten kommen. Es ist irgendwie nicht ganz fair.
Was ich auf jeden Fall machen werde: Andere Blogbeiträge über Belgrad zusammentragen und hier verlinken, um ein breiteres Bild zu schaffen.
Herzlichen Dank fürs Verlinken, ich möchte auch ein paar Worte dazu sagen. Deinen Beitrag kannte ich natürlich schon, und ich selber bin weitab davon irgendjemanden zu beleidigen nur weil er andere, schlechtere Erfahrungen am Balkan gemacht hat. Mir persönlich sind in Belgrad und in einigen keineren Orten wo ich nur durchgefahren bin auf der WEiterreise, nur nette Menschen begegnet. Ich weiß aber natürlich um die politische Lage, nur heutzutage dürfte man ja gar nirgends mehr hinfahren. Im Juni bin ich wieder da, ganz sicher gibt’s einen Bericht, und ich bin gespannt welche Erfahrungen ich diesmal machen werde.
Dir und deiner Familie ein frohes, friedliches Fest und ein glückliches 2017
Sina
Ja, das ist ja immer so die Frage, ob man seine Reiseentscheidungen von den politischen Verhältnissen abhängig macht, und welche Länder man dann überhaupt noch für tragbar hält. Ich find’s immer besser, selbst hinzufahren und sich die Sache anzugucken – und dann aufgrund der eigenen Erfahrungen zu bewerten. Aber auch das ist natürlich, wie gesagt, dann nur eine Momentaufnahme. Mein ganzes Weltbild ist demzufolge ein Mosaik.
Dir ebenso fröhliche Weihnachten und einen guten Rutsch, liebe Sina! Und sag gerne Bescheid, wie die nächste Balkan-Reise war!
Danke und das mache ich gerne :-) Und ja..du glaubst nicht was ich mir anhören konnte bei zwei Reisen nach Sarajevo..von der geeigneteten Bewaffnung!!!! bis was weiß ich was für Tipps durfte ich mir abholen..ich ziehe es auch vor mir selber ein Bild zu machen.
Danke fürs Erwähnen. Das Falkensteiner lud am letzten Mai-Wochenende 2015 ein. :)
Ah, danke. :)
Hallo Lena, ich bin auf den Beitrag gestossen, weil ich andere Berichte von euch über Sizilien gelesen habe. Da gehts für uns im nächsten Sommer wohl hin.
Zu diesem Bericht möchte ich dir auch ein paar Worte da lassen. Es gibt einfach Orte, Plätze, Städte, zu denen baut man kein gutes Verhältnis auf, man fühlt sich nicht wohl oder es ist einfach ein merkwürdiges, unbeschreibares Gefühl. Das ist einfach so und aufgrund deiner Argumentation kann ich dir sehr gut nachfühlen,
Ich hatte ein ähnliches Erlebnis, vor 11 Jahren in Australien. Wir waren auf dem Jahrmarkt, es war ein toller Abend. Bis ich auf einmal vor einem T-Shirt & Krimskrams Stand stand. Dieser war voll gefüllt mit Nazishirts, Flaggen, Hitler Memoribilias und anderen nachgemachten Sachen aus dem 2.Weltkrieg.In dem Moment wo wir darauf trafen, wurde uns schlecht. Wir fühlten uns total unwohl, fehl am Platze und angeekelt. Dann gingen wir natürlich nach Hause. Ähnlich geschockt wart ihr bestimmt, als der Typ die Flagge aus dem Bus gehängt hat. Da steht man da, versteht nicht was vor sich geht, die eigenen Kinder sind doch auf einmal ein Stück zu weit weg.
Dieses merkwürdige Gefühl bleibt, egal ob immer angebracht oder auch nicht. Wir haben uns auf einmal so gefühlt, als ob alle anderen uns was vormachen würden und wir in einer falschen Welt sind.
Oder ein anderes Beispiel. Wir haben drei Nächte in Brüssel verbracht. Irgendwie wohnten wir in einem komischen Viertel, wo irgendwie recht viele asoziale Leute wohnten, die überall auf den Boden spuckten, uns böse anschauten, ihren Müll durch die Gegend warfen und andere anmotzten. Unser erster Eindruck war schlecht und obwohl wir auch viel schönes gesehen haben, so blieb irgendwie ein komisches, schlechtes Gefühl.
Noch ein Beispiel war Battambang in Kambodscha. Wir kamen dort an, hatten tagelang nur Regen, hatten zwei Tage in Folge Pech mit dem Essen (schmeckte nicht) und waren so übermannt von der Armut, die teilweise vorherrschte, dass wir irgendwie nicht warm worden mit der Stadt. Wir haben unseren Kambodscha Aufenthalt daraufhin verkürzt. Siem Reap gefiel uns dann aber so gut, dass wir im Nachhinein denken, dass wir Battambang einfach unrecht getan haben. Es lag am Zusammenspiel der Ereignisse, dass wir uns nicht wohl gefühlt haben. Bei besserem Wetter und anderem Essen wäre es wahrscheinlich viel besser gewesen. Und das als Reiseblogger, die echt schon viel rumgekommen sind.
Euer Bericht spiegelt eure Gefühle wieder, für euch waren sie in dem Moment so wie ihr sie wiederspiegelt. Vielleicht ist die Stadt bei Sonne im Sommer viel freundlicher und schöner, vielleicht ist der Eindruck ein anderer. Aber ich finde den Bericht absolut gerechtfertigt und die Kritik daran ist nicht gerechtfertigt. Jeder kann sich ein eigenes Bild machen und selbst einen Bericht verfassen. Oder auf andere Medien zurückzugreifen um mehr zu erfahren. Aber so oder so, ob Blog oder Reiseführer oder Zeitschrift, überall ist die persönliche Meinung des Autors eingeflossen, die nicht unbedingt der eigenen entsprechen muss.
Ich finde euren Blog übrigens sehr unterhaltsam und interessant und werde nun noch weiterstöbern.
Vg, Nina
Liebe Nina, vielen Dank für deine schönen Worte! Du sprichst mir aus der Seele. :) Es gibt einfach Orte, da passt es nicht – was vielleicht gar nicht mal an einem selbst und am Ort an sich liegt, sondern an den Kleinigkeiten in Sachen Begleitumstände. Bei uns sind es dann oft die netten Menschen, die es wieder raushauen (in Italien zum Beispiel, das uns in vielerlei Hinsicht auch geärgert hat, aber auch großartige Reisebekanntschaften für uns parat hatte, die vieles wettgemacht haben). Sowas gab es in Serbien für uns leider nicht.
In Brüssel müssen wir übrigens im selben Stadtviertel übernachtet haben. :D Trotzdem würde ich der Stadt jederzeit eine zweite Chance geben – wie auch Serbien, wenn es nicht so weit weg wäre.
Hey Lena, vielen Dank für deinen Bericht über Belgrad.
Ja, du hattest kein Glück auf jeden Fall, sich während des Seselj Rückkehrs dort zu befinden. Für einer Teil der Bevölkerung war das eine ganz emotionale Sache und warscheinlich ein Gefühl dominierte, dass sie selbst die voreingenommene transnationale imperialistische Institution besiegt haben. Natürlich war ich nicht unter diesen Menschen, aber man müss sich schon mit der Geschichte tiefer beschäftigen, um manche Situationen in Osteuropa vestehen zu können.
Es tut mir leid, dass deine Familie solche Erfahrung hatte.
Anschließend war das nur einer situationeller Faktor und deswegen eine Verallgemeinerung nicht folgen kann.
Um eine positivere Seite einsehen zu können, les mal bitte über die Solidarität der Leute in Belgrad gegenüber immer kommende Migranten.
Im Vergleich zu vieler europäischen Städte ist Belgrad eine ganz multi-kulti Umgebung geworden.
–> Viele Grüße aus dem schneebedeckten Sachsen. :)
Božidar
Vielen Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich wirklich über jede differenzierte Sichtweise, die die fatale Annahme „So sind sie, die Serben“ als falsch entlarvt. Und ja, wenn das immer so einfach wäre mit der Geschichte und den daraus folgenden Entwicklungen…
You are a Serbophob lady. Note to self, avoid the places that scare you.
Google translator obviously doesn’t get the basic facts across if you consider me serbophob. Judging people and giving out rules of conduct based on a short blog entry is disputable at the best of times. If you can’t even read it in the language I write it please refrain from commenting. Thank you.
Ich kann auch Deutsch aber Englisch liebe ich mehr, don’t you think I don’t understand what you wrote lady. You were scared and felt unpleasant coz of some political twat and „partisans“ in the bus? You have no clue and yet you rushed to spread Serbophobia around. Die wilde Serben aus Balkan, die tragen schreckliche Flaggen und stinken nach Tobacco , und wer weiß was noch.
Hmmmm, ich weiß nicht. Ich finde immer noch (und gerade dann), dass deine Kommentare mehr über dich sagen als über mich. Mir die Verbreitung von Serbenhass zu unterstellen, ist schon krass. Zumal in dem Artikel deutlich steht, was ich von Verallgemeinerungen wie „die Serben“ halte.
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Chetniks 1.This is what you saw in the bus probably and those were NOT partisans. 2. Young people in Serbia today wear red stars or similar things only for retro fashion (or football) reasons, no ideology included. I bet your advanced logic and google skills will process these informations in no time.
Umso schlimmer, liebe Maya.
Die verlinkte Flagge ist (soweit ich sicher sein kann) identisch mit der, die der junge Mann aus dem Bus gehalten hat. Damit kann ich jetzt dank englischer Wikipedia die Übersetzung der kyrillischen Schriftzeichen nachvollziehen: „Für König und Vaterland, für Freiheit oder Tod“.
Inwiefern das die Sache besser machen soll, dass es ein Anhänger der Chetniks war, der die Freilassung des Extremisten feierte, erschließt sich mir nicht.
He is freed of charges if I remember well (not that I care), don’t you believe in EU laws & judges? As for the -panzer drama- part of your malevolent observation, don’t Germans have a Panzermuseum too? Should I recommend to all the people I know NOT to go to Germany because of Panzermuseum and occasional Pegida style Ausbrüche? Not that I compare the above mentioned groups of people in any way. Your blog is simply bad because it is full of wrong informations and colored solely through your emotions and convictions (which are Serbophobic).
Liebe Maya, dies ist ein deutschsprachiges Blog für deutschsprachige Leser und ich finde es sehr unhöflich, beständig weiter auf Englisch zu kommentieren. Versteh mich nicht falsch, im Ausland bin ich die erste, die auf Englisch kommuniziert (deutlich lieber als auf Deutsch) und die sich Mühe gibt, möglichst schnell möglichst viele Wendungen der Landessprache zu adaptieren. Eben deshalb aber beanspruche ich für mein Blog die Verkehrssprache Deutsch.
Davon abgesehen finde ich deine Anmerkungen durchaus diskussionswürdig, und wenn du mich nicht fortwährend als serbophob beleidigen würdest, würde mir die Auseinandersetzung richtig Spaß machen.
Nach allem, was ich zu dem Thema gelesen habe (und das ist mittlerweile eine ganze Menge), bin ich überzeugt, dass im Fall Seselj Recht und Gerechtigkeit zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind. Und nein, ich traue auch einem EU-Gerichtshof nicht zu, dass er per se die richtige Entscheidung trifft (treffen kann). So naiv bin ich nicht. Aber selbst wenn wir seine mögliche Beteiligung an Verbrechen gegen die Menschlichkeit beiseite lassen, lässt sich seine radikale und aggressive Politik (inklusive dokumentierter Saalschlägereien im Parlament etc.) nicht wegdiskutieren. Dass so einer auf offener Straße vehement gefeiert wird, stößt mir mehr als sauer auf. Egal wo.
Ich sage es in dieser Diskussion immer wieder: Vergleiche mit Pegida-Demonstrationen finde ich durchaus angebracht. Und ja, wäre ich in eine solche geraten, wäre mir mindestens ebenso mulmig geworden (wahrscheinlich noch mehr, denn dann geht es im Zweifelsfall immerhin um die Verleugnung der Geschichte meines eigenen Landes, und ich bin aktiver getroffen – die zunehmende Fremdenfeindlichkeit bestimmter Teile der deutschen Bevölkerung macht mir große Sorgen, sie ist nur in diesem Artikel gerade nicht Thema). Die Haltung a la „Du darfst nichts gegen unsere Extremisten sagen, weil ihr eure eigenen Extremisten habt“, erscheint mir jedoch nicht nur völlig haltlos, sondern auf lange Sicht gefährlich.
Das Deutsche Panzermuseum in Munster kenne ich nicht von innen, und es reizt mich nicht. Bei Wikipedia heißt es: „Laut eigenen Angaben wird im Zuge einer Transformation des Museumskonzepts versucht, die Exponate über die Technikgeschichte hinaus kritisch durch den Blickwinkel möglichst vieler geschichtswissenschaftlicher Perspektiven zu betrachten. Hierzu gehören sozial-, wirtschafts-, politik- und kulturhistorische Ansätze ebenso wie Überlegungen zu Geschichtskonstruktion und Erinnerungskultur.“ Und damit ist die Sache für mich in Ordnung. Denn natürlich gehören (traurigerweise) Panzer zur deutschen Geschichte dazu. Genauso zur serbischen. Nur habe ich dort keine kritische Auseinandersetzung mit dem Thema gesehen, sondern allenfalls einen Panzer-Hype. Ich war aber auch nicht drin in dem Museum, nur im frei zugänglichen Außenbereich, der Teil des Stadtparks ist. Angesehen habe ich mir aber die Sonderausstellung des historischen Museums zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs (eine Dauerausstellung gibt es übrigens nicht). Die arg tendentiöse Geschichtsdeutung, die ich dort gesehen habe, hat mich – gerade als Historikerin mit museumspädagogischer Erfahrung – sehr erschreckt und hat zu dem dunklen Bild, das ich aus Serbien mitgebracht habe, beigetragen.
Das bedeutet immer noch nicht, dass ich „die Serben“ schlecht finde. Es begründet nur meine Meinung, dass in Serbien dringender Handlungsbedarf in Sachen Geschichtsbewusstsein und kritischer Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit besteht. Da ist die Bildungspolitik gefragt, denn soweit ich weiß, sind die postjugoslawischen Balkankriege immer noch nicht Teil des Kurrikulums an serbischen Schulen, sondern werden im Gegenteil im Unterricht sorgsam ausgespart (was meines Wissens nach aber auch in den anderen Nachfolgestaaten der Fall ist, also kein rein-serbisches Problem – aber mein Wissensstand ist da auch auf eine ältere TV-Doku und wenige kurze Gespräche beschränkt). Es ist eben nicht so einfach, dass man sagen kann: „Die Serben sind schlecht, um die muss man einen großen Bogen machen“. Es besteht nur dringender Handlungsbedarf, die Demokratie nach vorne zu bringen.
Das wird sehr schwierig, selbst für hochmotivierte und dialogorientierte Menschen, die es da draußen in Belgrad und Umgebung bestimmt gibt. Dass es eigentlich nicht mein Platz ist, so etwas einzufordern, ist richtig. Dass man verschnupft reagiert, wenn eine deutsche Urlauberin daherkommt und sagt: „Das geht so gar nicht, hier müsst ihr dringend was ändern, das läuft ja völlig schief“ – das kann ich absolut nachvollziehen. Es ändert nur nichts an der Tatsache.
Und wenn du dich wunderst, dass ein persönliches Reiseblog durch individuelle Emotionen und Erfahrungen geprägt ist und dies einem Blogger zum Vorwurf machst – dann hast du die Sache einfach nicht verstanden.
Also ich empfinde Reiseberichte wie diesen, der auch relativ spontane Äußerungen über persönliche Empfindungen enthält, völlig in Ordnung. Zu keinem Zeitpunkt wurde in diesem Blog der Eindruck erweckt, als würde es sich um etwas anderes als um die persönliche Meinung eines Reisenden handeln.
Anscheinend wird von einigen Internet-Lesern einfach nicht zwischen einem authentischen Bericht einer einzelnen Privat-Person, und einem Artikel aus einem Verlag bzw. dem von beruflichen Journalisten und artverwandten Schreiberlingen unterschieden.
Zugegeben, die Überschrift zu diesem Blog-Eintrag klingt fast so reißerisch wie ein Titel aus der BILD.
Mit ein wenig guten Willen liest man aber weiter und erkennt, dass es eben weder um BILD, Spiegel, Stern… noch um die Internet-Präsenz einer politischen Partei geht.
Es scheint ein Phänomen der aktuellen Epoche zu sein, dass alles, aber auch wirklich alles, was nach pol. rechts oder links „riecht“, endlos in persönlichen Statements ausgeschlachtet werden muss. Leider macht auch die Autorin in ihrem letzten großen Kommentar da keine Ausnahme. Wer oder was ist Pegida, schon mal selbst eine Demo erlebt oder Leute, die dort friedlich „demonstrieren“ kennen gelernt oder gesprochen?
Wegen freier Meinungsäußerungen, auch wenn sich die Meinung anderer mit der eigenen nicht immer decken, sollte niemand ein mulmiges Gefühl haben. So etwas gehört inklusive Protestaktionen zu einer lebendigen Demokratie.
Mir persönlich macht eher Sorge, dass es derzeit in den Medien scheinbar nur noch rechts und links… aber nichts mehr mittendrin gibt.
Da muss man nicht bei mitmachen! Die eigene persönliche Meinung zu vertreten, ist viel besser für uns alle.
Wer die Welt weiterhin bereisen, und dabei bunt und vielfältig erleben will, sollte die Eigenheiten einzelner Länder und Völkergruppen tolerieren. Wer anders leben will als es Deutsche für richtig halten, soll es tun!
Und zum Abschluss meines Kommentars zu diesem Thema:
Es gibt ja Gründe für all das, was aus unserer „friedlichen Sicht“ in manchen anderen Ländern in Europa nicht so gut läuft.
Ein sehr komplexes polit-gesellschaftliches Problem-Thema. Es scheint ganz so, als hätte die Menschheit samt ihrer professionellen Volksvertreter aus ihrer jüngsten Geschichte null und nichts gelernt.
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Was Überschrift und Linktitel angeht, muss ich zustimmen: Ich habe damals mit Clickbaiting experimentiert. Es hat offensichtlich funktioniert, gleichwohl würde ich das heute nicht mehr so reißerisch formulieren.
Was meine persönlichen Berührungspunkte mit den populistischen Bewegungen in Deutschland angeht: Bei Pegida beschränkt sich das auf einen unerquicklichen Abend, an dem ich mir das ungeschnittene Interview-Material von Demonstranten angesehen habe. AfD-Sympathisanten gibt es in meinem persönlichen Umkreis (leider) einige, deren Ansichten ich – je nach Person – für diskussionswürdig bis völlig unter der Gürtellinie halte. Ein völlig anderes Thema eigentlich, aber dann ja doch wieder artverwandt.
Ansonsten bin ich ganz einverstanden mit deinen Worten. :)
Liebe Lena, seit meiner letzten Meldung, habe ich mich mit völlig anderen Sachen beschäftigt… Jedoch, die neue touristische Saison soll langsam anfangen, Messen werden organisiert und ich habe heute meinen Namen eingetippt und bin wieder auf Ihre Seite aufgestoßen :-) Ich habe jetzt das Bedürfniss mich zu bedanken für das Hinzugefügte. Sie haben mir damit ein großes Lächeln aufs Gesicht rausgebracht. Eigentlich, dies ist genau DAS, was mich in meiner Arbeit froh macht: meinen Gästen zeigen, dass es andere Blickwinkel gibt. Danke, vom ganzen Herzen! Und ich schließe mit dem, was ich meinen Gästen immer sage: ich verbleibe mit zwei Wünschen – mögen Sie gesund bleiben und reisen, denn Reisen lehrt Sie wie keiner Lehrer auf dieser Welt und gibt Ihnen Reichtum, das von keinem gestohlen werden kann.
Das freut mich sehr! Ich wünsche eine gute Saison! :)
Ich finde es eine Frechheit, so abwertend über ein Land zu sprechen und dies noch in einem Reiseblog!!
Ich frag mich nur wer sie dafür bezahlt hat diesen Schwachsinn zu schreiben?!
Habe in Belgrad nur tolle Erfahrungen gemacht und die tollsten und herzlichsten Menschen kennengelernt im Gegensatz zum kaltherzigen deutschsprachigen Raum! Lege es jedem nahe nach Serbien zu reisen, traumhaft!!
Tja, was man so als Frechheit empfindet, und was als hilfreichen Erfahrungsaustausch, das variiert offenbar. Da in meinem Blog meine Deutungsweise zählt, habe ich die anderen Kommentare, die fast zeitgleich von sehr ähnlichen (Fake-) Mailadressen kamen, gelöscht (es ging darum hauptsächlich um die Diskreditierung der von mir verlinkten Nachrichtenquellen, obwohl überraschenderweise das Schlagwort „Lügenpresse“ nicht fiel).
Vielen Dank für deinen Artikel und vielen Dank auch für die weiteren Links für ein ausgeglicheneres Bild. Wer sich ein Appartement in Serbien mieten möchte, möchte ja durchaus über die politische Situation Bescheid wissen. Auf der anderen Seite sollte allein das natürlich nicht die positiven Seiten in den Schatten stellen.
Ja, das stimmt. :)
Und meinen ersten Kommentar aus der Reichsbürger-Aluhut-Fraktion habe ich also auch gehabt, den ich an dieser Stelle NICHT freischalte. Der Inhalt reichte von „EU hat keine rechtliche Grundlage, Kriegsverbrecher zu verurteilen“ mit pseudo-logischen Argumenten und einer Menge Paragraphen, über „die Kinderehe wird jetzt ja auch in Deutschland legalisiert, wo die Moslems die Macht übernehmen“ bis hin zu dem Ratschlag, vegane Askese auszuüben, um sich resistent gegen Schusswaffen zu machen.
Liebe Anita, Rassismus ist ebenso keine Meinung wie Islamphobie. Wahnvorstellungen sind behandelbar. Geh mal zum Arzt!
Liebe Lena, ein sicherlich sehr zum Nachdenken anregender Artikel. Ich habe ein Jahr in Belgrad gelebt und konnte diese Erfahrungen glücklicherweise nicht erleben. Schade, dass du im falschen Moment an diesem doch sehr schönen Ort verweiltest. Glaube mir, die Anzahl der erzreaktionären Kräfte ist überschaubar, aber werfen trotzdem ein schlechtes Bild auf ein Land, welches für Kriegsverbrechen in Europa in die Geschichte eingegangen ist. Über eins sollten wir uns im Klaren sein, Serbien ist nicht das einzige Land auf dem Balkan, dass während des Balkankrieges Kriegsverbrechen begangen hat. Ich kann dir sagen, dass ich überwiegend positive Erfahrungen gesammelt habe. Vielleicht kehrst du eines Tages in dieses Land und in diese Stadt zurück und wirst dann auch positive Eindrücke sammeln können. LG Sven
An dieser Stelle habe ich einen weiteren Kommentar nicht freigeschaltet. Ich bin da ja hart im Nehmen und sehr diskussionsfreudig, aber wer überprüfbar falsche Fakten behauptet und derart auf der rechten Welle surft, dem gebe ich hier kein Forum, egal welcher Nationalität er angehört.
Liebe Lena , schade dass du schlechte Erfahrungen in Serbien gemacht hast. Ich bin in Deutschland aufgewachsen und geboren und ich habe mich als Kind immer gefreut dort Urlaub zu machen. Die Anfeidungen die du erlebt hast aufgrund deines Reiseberichtes stimmen mich traurig. Das ermuntert natürlich nicht den Land noch Mal eine zweite Chance zu geben. Ich wünsche Dir und deiner Familie viel Glück auf euren weiteren Reisen.
Liebe Grüße
Vesna
Danke, liebe Vesna. Ich freue mich immer, wenn ich real oder virtuell „nette Serben“ treffe oder – noch besser – sich nach vollkommen unkomplizierter Bekanntschaft herausstellt, dass irgendjemand serbische Wurzeln hat und ich mir sagen kann: Siehste wohl, die sind nicht alle verbohrt und voller Hass. Aber ja, dass bei mir mittlerweile pawlowsche Alarmglocken klingeln, sobald ich das Wort „Serbien“ höre, liegt definitiv mehr an den Idioten, die hier kommentieren, als an dem im Text beschriebenen Vorfall. Wenn ich die Benachrichtigungsmail über einen neuen Kommentar im Blog bekomme, freue ich mich immer. Sobald ich sehe, dass er diesen Artikel betrifft, ist die Freude verflogen, und ich achte darauf, dass ich mir die Sache nicht nebenbei durchlese, sondern gewappnet bin. Wie schön, dass es diesmal so ein netter Kommentar war! :)
Schade, das Sie uns Serben so negativ im Gedächtnis haben. Denn eigentlich sind wir Serben ein sehr herzliches Volk. Herzlicher und lustiger ist nur noch Bosnien. Mein Mann und meine Mutter kommen aus Bosnien (Kroatin und Serbe) aber sie haben beide diese typische bosnische Mentalität. Belgrad hmmm.. ich als Serbin mag die Belgrader Menschen auch nicht besonders. Niemand mag sie wirklich vor allem wenn man aus Zentralserbien kommt. In meiner Gegend sind die Menschen absolut herzlich. Ich kenne dort keinen rechtsradikalen. Im Gegenteil Serbien ist geknickt. Die Menschen dort leben ein furchtbares Leben aber dennoch sind sie unheimlich warm und herzlich. Da kommt die Oma von einem 15 Stunden Tag vom Feld. Verdient nichts bzw wenig Geld und dennoch wird sie den abend damit verbringen dich zum lachen zu bringen und ihre Sorgen weg zu lachen. Das sind Serben. Da wird jeder gegrüßt. Ob man dich kennt oder nicht.
Allerdings die politische Lage ist ja hmm wie soll sie sein? Ich kann dies nur aus Deutschland beurteilen. Verstehe die Serben aber im Ganzen. Wo das Volk nicht erhört wird und vom Westen „nieder“ gemacht wird und der Ruf des Massenmörders über Serbien schwebt. Nur so werden Menschen Rechts. Es wird jedes Jahr an die Opfer an Srebrenica erinnert. Dennoch erwähnt kein Mensch die schlimmsten Taten der Kroaten an den Serben in Jahenovac. Den Serben wird vom Westen die absolut historischste Geschichte das Amselfeld – das Kosovo abgesprochen. Die Serben ja die laufen geduckt und lassen diese Last auf sich sitzen und dann gibt es diese Menschen die dadurch rechtsradikal werden. Nichts anderes passiert nun in Deutschland mit der Afd und wäre ich deutsch. Vermutlich würde ich sie auch wählen. Denn auch viele Deutsche verharren in dieser Position „ohhhh durch unsere Geschichte sollten wir sehr tolerant sein denn sonst sind wir wieder die Nazis aus Hitlers Zeiten.“ Aber nein, all das ist nicht so. Ein Land darf auch mal aufstehen und NEIN sagen. Nein wir wollen das nicht. Aber der Ruf des rechtsradikalen hängt direkt über dem Kopf. Und Seselj wenn mab ihn reden hört, spricht sehr sehr viel Wahrheit wenn auch sehr hart und extrem. Mir tut mein Heimatland leid. Es wird vom Westen hin und her geschubst. Es will es eigentlich allem Recht machen, egal was man ihnen antut (siehe was mit einem serbischen poltiker in albanien passiert ist). Es will aus der Rolle des Massenmörders – aber man drückt ihnen den Stempel immer wieder auf und aus diesem Grund heben auch viele die Cetnikfahne. Denn sie haben nur diesen Weg. Ein normaler Patriot zu sein ist verdammt schwierig in dieser Position. Ich seh ja schon wie sehr ich hier in Deutschland für meine Heimat verurteilt werde. Ich hoffe für Deutschland das in eventuell 500 Jahren nicht auch ein kleines Kosovo entsteht. Wenn doch – dann versteht ihr diesen unheimlichen Schmerz seinem Land gegenüber. Und den Hass gegenüber diesen Ländern die ein Teil von dir genommen haben. Die Serben aber an sich sind unheimlich freundliche Menschen und noch bessere Gastgeber. Vielleicht versteht man so unseren „Rechtsradikalismus“ besser.
Die Politik im Allgemeinen ist eine einzige Lüge. Schauen sie in Zukunft genauer hinter Menschen und Länder. Und ein gutgemeinter Tipp Wikipedia ist keine seriöse Quelle für historisches und Geschehens. Oft muss man tiefer graben.
Liebe Stefani, ich kann deine Haltung nachvollziehen, und wie ich schon so oft gesagt habe, glaube ich gerne, dass es richtig viele richtig nette Serben gibt. Ich kenne ja auch selbst welche.
Ich halte es jedoch für sehr gefährlich, sich auf eine Opferrolle zurückzuziehen. Das verbindet deine Argumentation mit der der AfD und mit den ersten Nazis (womit ich dich keinesfalls damit gleichsetzen will!). Extremismus beruft sich häufig auf sein unverdientes Leiden, um schließlich aus der Opfer- in die Täterrolle zu wechseln. Das ist ein gängiges Muster, das es zu durchbrechen gilt. Dabei müssen natürlich auch die Außenstehenden helfen, indem sie vorurteilsfrei und auf Augenhöhe auf diejenigen zugehen – was für mich z.B. mit jedem Hasskommentar hier schwieriger wird. Ich kann die Problematik nachvollziehen. Aber nur auf die anderen zeigen und fordern oder klagen, hilft eben nicht, sondern macht alles nur schlimmer.
Ich lebe in München und wenn die AFD hier in Marienplatz Sprüche gegen Muslime oder sonstigen Einwanderern laut in die Menge ruft, ist es dann auch nicht besser. Finde das die Überschrift diskriminierend ist und werde dies über einem Anwalt prüfen lassen. Belgrad ist nicht allein Serbien. Sage auch nicht das Münchens AFDler Deutschland sind. Ich war mal in Serbien und es gibt sehr gute Menschen und sehr viele Orte. Kroatien zb. feiert alljährlich die Vertreibung der Serben, sowie viele Anhänger der Ustasa Faschisten. Dieser Text ist zwar eine freie Meinung dazu wie Sie in Belgrad im November waren, spricht aber nicht für ein ganzes Land.
Lieber Martin, mach das unbedingt mit der Prüfung durch einen Anwalt, diese armen Jungs und Mädels muss man unbedingt beschäftigen! Verrätst du mir vorher, was genau daran diskriminierend sein soll? Wie wäre es, wenn du den Artikel dazu mal liest? Ganz? Jedes einzelne deiner Argumente wird in dem kurzen Text behandelt und in den nachfolgenden Kommentaren ausführlich diskutiert. Ich bin nämlich stolz darauf, trotz negativer persönlicher Erfahrungen nicht pauschal über Volksgruppen, Stadtbewohner oder sonstige Gruppen zu urteilen – nicht mal über Leute, die mir mit haarsträubender Grammatik mit Anwälten drohen. Schönen Tag noch!
Ich hab ähnliche und schlimmere Erfahrungen in Belgrad gemacht, ich hatte mir vorher bei einer Serbien – Rundreise einen Fes in Novi Pazar gekauft und ihn bei der Hotelsuche in Belgrad in der rechten Hand getragen, nun was soll ich sagen… ich weiß nur noch das zwei relativ junge Männer von der Seite auf mich zu liefen und spürte einen Schlag an der Schläfe und ich bin dann im Krankenhaus aufgewacht. Kiefer dreifach gebrochen, Nierenquetschung und zwei Rippen angebrochen. Ich hatte allerdings riesiges Glück was meine Augen betrifft (ich bin Brillenträger) es steckte nämlich ein Stück vom Brillenglas in meinem Nasenbein. Ich habe den Fes direkt erwähnt, weil mir später die Polzei sagte das es viele Zeugen gab, die alle hörten wie ich als Türke beschimpft wurde während auf mich eingeprügelt wurde und getreten obwohl ich bewußtlos auf dem Boden lag. Ich hab blondes Haar und sehe gar nicht türkisch aus aber der Fes war laut Polizei das ausschlaggebende. Im Krankenhaus wurde ich sehr sehr nett behandelt und auch die Polizei war einigermaßen nett. Trotzdem werde ich wohl nicht mehr dort hinreisen.
Hab demnächst vor durch Mazedonien zu reisen, dort sollen die Leute ähnlich entspannt sein wie in Bosnien. In Bosnien habe ich mich damals direkt verliebt und reise dort alle drei Jahre hin.
Ich möchte aber auch sagen das ich in Novi Pazar, Novi Sad, Loznica und Kragujevac überaus tolle Erfahrungen gemacht habe und die Leute super nett waren.
LG
Max
Oje oje, das klingt ja heftig. Ich nehme an, fremdendeindlicher Gewalt von einzelnen Idioten kann man überall begegnen (traurigerweise ja auch in Deutschland). Sind die Schläger festgenommen worden? Hat die Polizei das ernsthaft verfolgt? Haben die Umstehenden eingegriffen? Das wären so die Punkte, an denen ich meine Bewertung festmachen würde, wie viel Schuld ich „dem Land“ gebe. Aber das ist immer leicht gesagt, wenn es um Erfahrungen geht, die man buchstäblich am eigenen Leib gemacht hat. Da braucht es dann gefühlt mindestens zehn gute, um eine so furchtbare wettzumachen. War bei uns ja ähnlich (wenn auch zum Glück nicht halb so krass). Schön, dass du andernorts in Serbien auch noch Schönes erlebt hast und das auch nicht unter den Tisch fallen lässt!
Liebe Lena,
ich bin gerade von einem Belgrad-Trip zurückgekommen und bin schon wieder auf Ihren Blog gestoßen und habe mich schon wieder darüber geärgert :) und ärgere mich darüber, dass ich mich überhaupt darüber ärgere – zumal ich dort eine wunderschöne Zeit verbracht habe….
Und ja, auch ich habe serbische Vorfahren (wenn auch nur teilweise) und ich habe es bisher eher vermieden Freunde „mitzunehmen“, weil ich es als grundsätzlich unwürdig empfinde gegen das Negativimage anzukommen oder ständig etwas erklären zu müssen oder gar vom „anderen“ Serbien zu sprechen – das überlasse ich lieber anderen (bzw. ich kann mir meine Haltung auch leisten, weil ich vom Tourismus in Serbien nicht leben muss).
Ich glaube einfach nicht, dass irgendjmd in der Lage ist, „vorurteilsfrei“ nach Serbien zu reisen . Wie soll das gehen? Die Kriegsberichterstattung in den 90ern, die Prozesse in Den Haag, der Umgang mit den Kriegsverbrechern, die krude Sprache und der Trotz vieler Serben, wenn sie sich von der „Weltgeschichte“ oder der „ganzen Welt“ ungerecht behandelt fühlen etc. – das macht es auch nicht unbedingt einfacher.
Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, wie manche Kommentare hier geklungen haben, die Sie nicht veröffentlicht haben. Ich will auch gar nicht leugnen, dass es auch weiterhin in Serbien Seselj, Mladic & Co-Anhänger gibt – ja, das ist ein Fakt. Aber ich erlaube mir an dieser Stelle auch, da ich zwischen „zwei Welten“ aufgewachsen bin, die andere Seite der Medaille hervorzukehren.
Für mich ist es schockierend, dass eine sprachlich versierte, gebildete Historikerin – wie Sie – aus dem „fortschrittlichen“ Teil Europas, die ihren Kindern eine hypersensible pazifistische Erziehung gewährt, von der Geschichte Balkans genau gar keine Ahnung hat und von (der einen?) „Erinnerungskultur“ und „Handlungsbedarf“ spricht, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, dass das vllt einwenig eine anmaßende, arrogante und – trotz eigener deutscher Geschichte – wenig bescheidene Haltung zum Ausdruck bringt. Ich möchte nur an die Reaktionen erinnern, als die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“ initiiert wurde und was für ein Sturm der Empörung in der deutschen Öffentlichkeit ausgebrochen war. Wie hätte es für Sie geklungen, wenn Ihnen beispielsweise ein Serbe oder eine Serbin eine mangelnde Erinnerungskultur und Handlungsbedarf attestiert hätte? Zumal diese Ausstellung 50 (!!!!) Jahre nach dem Ende des WK II stattfand. Noch dazu hat gerade die Wehrmacht unzählige Kriegsverbrechen auf dem Balkan begangen, da die Serben unter die gleiche Kategorie „Untermensch“ wie Juden und Zigeuner fielen.
Liebe Lena, seien Sie doch froh darüber, dass es in Serbien auch (teilweise nichtverurteilte) kriegsverbrecherverherrlichende Bürger gibt oder auf dem Kalemegdan Panzer (ist übrigens eine Burg und die Panzer sind ein Teil des Militärmuseums) ausgestellt sind – ansonsten hätten Sie doch gar keine Projektionsfläche für all das „Böse“ in der Welt. Wovon würden Sie sich denn abgrenzen können? Wie würden Sie Ihr eigenes Selbstbild, welches die „richtige“ Erinnerungskultur und die „richtige“ politischen Ausrichtung sowie das „richtige“ Demokratieverständnis beinhaltet, aufrecht erhalten können? Denn „böse“ sind immer nur „die anderen“, nicht wahr?
Ich wünsche mir nicht, dass Sie Serbien eine „zweite“ Chance geben. Reisen Sie lieber „ahistorisch“ und fröhlich durch andere Armenhäuser Europas, die aber die Zeichen der Zeit besser als die Serben verstanden haben und reisende Blogger auch finanziell unterstützen bzw. sponsern.
Für mich persönlich ist Ihre selbstgefällige Ignoranz nur ärgerlich (auch dass Sie sich darüber beschweren, es gäbe so wenig Couchsurfer…warum wohl?) Aber wirklich ein Schaden ist dieser Erfahrungsbericht für die Menschen vor Ort – wie etwa Bogdana -, die sich durch den Tourismus ihr Brot (im wahrsten Sinne des Wortes) verdienen müssen und die ganze Zeit gegen Vorurteile wie Don Quijote gegen Windmühlen ankämpfen , dabei hätte ein „schöner“ Reisebericht wahrsch nicht mal EUR 200 gekostet (siehe Kroatien). Insofern finde ich es auch sehr ehrlich, dass Sie es selbst angesprochen haben. Andererseits wird sich sogar Ihre Ehrlichkeit in Zukunft lohnen, da die Bereitschaft, Ihre Reisen zu sponsern, steigen wird, bevor man Gefahr läuft, dass dann solche „authentischen“ Erfahrungs-Berichte veröffentlicht werden, die man nie , nie, wirklich nie wieder aus dem Netz bekommt…
Liander
ps ich finde es auch nicht besonders sympathisch, dass Sie auf Grammatik- und Rechtschreibfehler hinweisen. Dennoch möchte ich mich dafür entschuldigen, falls Sie den einen oder anderen entdeckt haben….
Lieber Liander, zunächst danke ich für die positive Diskussionskultur und die Denkanstöße.
Als ich diesen Beitrag im Herbst 2014 geschrieben habe, hatte dieses Blog – ich weiß gar nicht mehr – bestimmt keine hundert Leser am Tag, insgesamt. Ich habe über ein Erlebnis geschrieben, das mich beschäftigt, aufgewühlt hat (und ich habe ein bisschen mit Clickbaiting experimentiert). Was diesen sehr kurzen Bericht über ein isoliertes Erlebnis heute ausmacht, ist gar nicht mehr mein Ausgangspost, sondern die Auseinandersetzung, die sich darum ergeben hat. Die ist ein wahres Zeitzeugnis und zieht aktuell etwa hundert Leser am Tag an (was jetzt keine besonders hohe Zahl ist und sich sicherlich nicht dramatisch auf die serbische Tourismusindustrie auswirkt).
Erinnerungskultur fordere ich nach wie vor, und Handlungsbedarf sehe ich mehr denn je – nicht nur in Serbien. Im Nachhinein betrachtet waren die Pro-Seselj-Bekundungen ja eher so etwas wie ein Vorgeschmack auf eine Entwicklung in ganz Europa. Das beunruhigt mich, und ich fürchte um die Welt, in die meine Kinder hineinwachsen. Ich möchte keine nationale Verbohrtheit, die doch nur zur Verfestigung von Feindbildern und in der Folge zu Gewaltausbrüchen führen kann. Deshalb hab ich auch von Anfang an nicht pauschal verurteilt und mich immer bemüht, fair mit den Kommentatoren zu diskutieren, alle zu Wort kommen zu lassen (außer die, die offen gegen Volksgruppen gehetzt haben und für deren Äußerungen ich rechtlich hätte belangt werden können, hätte ich sie in meinem Blog stehen lassen, und die, die mich und meine Kinder mit Schimpfworten versehen haben, was leider häufiger vorkam als meinem ohnehin schon so angeschlagenen Serbien-Bild gut tat). Wenn mir das als Arroganz und Selbstgefälligkeit ausgelegt wird, dass ich Missstände außerhalb meines Heimatlandes anspreche – ist okay, mit dem Stempel kann ich leben.
Dass wir auch innerhalb Deutschlands genug zu tun haben, unser Demokratieverständis zu retten – geschenkt. Ist ein Riesenthema, das mir unter den Nägeln brennt. Davon handelt aber dieser Artikel nicht. Mit Whataboutism kommen wir nicht weiter. Da gebe ich den Schwarzen Peter der selbstgefälligen Ignoranz gerne zurück.
Ich frage mich oft – ganz ernsthaft – wieso es so vielen Menschen offenbar so schwer fällt, Missstände im (eigenen) Land als solche anzuerkennen, ohne sich in ihrem Nationalstolz persönlich beleidigt zu fühlen. Dieses ganze Konzept von „Ehre“ und „Stolz“ geht mir persönlich völlig ab. Aber mir ist bewusst, dass mir dadurch ein wesentlicher Aspekt in der Mentalität der meisten Balkan-Bewohner verwehrt bleibt, um sie emotional nachzuvollziehen.
Mein Blick auf die Sache hat sich mittlerweile auch gewandelt, oder besser: mein Blickwinkel. Ich finde es nicht hilfreich, hier mit persönlichen Erfahrungen in anderen Balkanstaaten zu belegen, warum es mir da besser gefallen hat, ich sie als Reiseländer mit Kindern für geeigneter halte, bei aller subjektiven Wahrnehmung. Aufzudröseln, wie viele und welche Vorurteile wir vor unseren Reiseabschnitten in Rumänien, Bulgarien, Albanien, Mazedonien hatten (übrigens alles ungesponsert), und warum wir da überall unterm Strich begeistert waren, und das im Vergleich mit Serbien gegeneinander aufzurechnen. Und mich und meine Erfahrungen immer wieder zu rechtfertigen. Ich finde, angesichts des veränderten Klimas in ganz Europa ist es so viel wichtiger geworden, dass wir uns alle gemeinsam gegen Radikalisierung und Fremdenfeindlichkeit stemmen, ungeachtet unserer Herkunft und dessen, was in unserem Pass steht. Das wird schon schwierig genug.
Reisen und Hingucken empfinde ich da nach wie vor als essenzielles Werkzeug, gerade auch für Kinder und junge Leute. Und dabei muss man kritisch sein dürfen. Und hinterfragen. Und kontrovers diskutieren, sich auch selbst reflektieren. Auch wenn das manchmal schmerzhaft ist. Es geht um zu viel, um einfach nur nett und höflich zu sein. – Das sage ich jetzt bewusst nicht nur im Hinblick auf Serbien, sondern ganz allgemein und mit der Tatsache im Hinterkopf, dass wir in den Herbstferien nach Sachsen fahren, gesponsert übrigens, und ich bin wahnsinnig gespannt. Und ja, auch hier im goldenen Westen stand gestern an der Supermarktkasse ein verdammter Nazi mit tätowierter 88 auf dem kahlen Hinterkopf und ich hätte ihm am liebsten in den Nacken gekotzt, während alle höflich zu ihm waren, hab es aber nicht getan, und das ist AUCH schlimm. Aber das heißt nicht, dass ich nichts gegen schlimme Zustände anderswo sagen darf!
Zwei Anmerkungen noch. Dass die Geschichte des Balkans und auch der jüngeren Balkankriege im deutschen Geschichtsunterricht so gut wie nicht vorkommt und man auch ein ganzes Geschichtsstudium erfolgreich abschließen kann, ohne das Thema mehr als zu streifen, finde ich auch sehr bedauerlich – wenn auch angesichts von knapp 10.000 Jahren Menschheitsgeschichte rund um den Globus nachvollziehbar. Dass wir uns auf unsere einzelnen Reiseländer geschichtlich und kulturell kaum vorbereiten konnten, lag an den ungewöhnlichen Umständen unserer Reise, die wir sehr spontan umplanen mussten (https://www.family4travel.de/langzeitreise-usa-visum-fur-anfanger/). Unser Hintergrundwissen größtenteils erst vor Ort zu erlangen, war also der Not geschuldet, brachte aber auch interessante Aspekte mit sich. Mir vorzuwerfen, „genau gar nichts“ über die Geschichte des Balkans zu wissen, geht aber an den Tatsachen vorbei. Das habe ich schön häufiger gesagt und das wiederhole ich auch gerne noch einmal: Wenn wir nur Experten mit entsprechendem Studienschwerpunkt erlaubten, sich zu einem Thema zu äußern, könnten wir das gesamte Prinzip des Journalismus begraben (es sei denn natürlich, wir räumen den Expertenstatus auch jedem ein, der zufällig im fraglichen Land geboren ist oder dessen Vorfahren von dort stammen und der oder die damit automatisch bestens Bescheid weiß, offenbar).
Das zweite: Rechtschreibung hat für mich ganz viel mit Respekt zu tun. Es ist etwas völlig unterschiedliches, ob jemand mit anderer Muttersprache ein paar Grammatikfehler macht oder jemand mir in durchgehender Kleinschreibung etwas in die Kommentarzeile rotzt, bei dem er sich ganz offensichtlich nicht die Mühe gemacht hat, die Kohärenz durch nochmaliges Durchlesen zu prüfen. Letzteres ist für mich der springende Punkt, und insofern: Danke für die Mühe.
Oh mein Gott, wir wollten nach Belgrad und ich kam zufällig auf diese Seite. Wenn ich das schöne Belgrad nicht kennen würde, wäre ich nach diesem Blog niemals hingefahren. Seien sie so lieb und gehen sie erneut hin oder nehmend Sie diesen Blogeintrag endlich raus…. Grüße M.B
Einmal was im Internet lesen und dann niemals hinfahren? Das glaube ich nicht. So blöd ist doch keiner. Hoffe ich. Ich habe meine Beweggründe hier ausgiebig dargestellt und anderen Meinungen viel Raum gegeben. Im Text steht ausdrücklich drin, dass ich jedem empfehle, selbst hinzufahren und sich ein eigenes Bild zu machen. Ich verwende etliche Stunden meiner Freizeit auf konstruktive Diskussionen zum Thema (einen sehr langen Kommentar habe ich z.B. noch nicht freigeschaltet, weil ich derzeit nicht dazu komme, zu ihm Stellung zu nehmen, werde ich aber noch).
Das hier ist EIN subjektiver kleiner Erlebnisbericht, eingebettet in -zig insgesamt ausgewogene Kommentare. Ich hab es so satt, direkt oder indirekt persönlich für die schlechte (?) Situation des Tourismus in Serbien verantwortlich gemacht zu werden. Aber ich werde ganz bestimmt nicht meinen Blogeintrag offline nehmen, nur weil meine Meinung ein paar Leuten nicht passt. Geht’s noch?!
Ich überlege mir, im Frühling selber einmal nach Serbien zu gehen (die Flüge sind grad so spottbillig) und bin bei der Recherche natürlich auf deinen Artikel gestossen.
Zunächst ein grosses Lob, wie geduldig du auf die vielen Kommentare eingehst und auch andere Meinungen ihren Raum lässt. Das ist leider nicht selbstverständlich.
In einem muss ich jedoch den kritischen Kommentatoren recht geben: Das Gleiche hätte dir auch in vielen anderen Ländern passieren können.
Eine Freundin berichtete mir kürzlich von einem ganz ähnlichen Erlebnis in Madrid, wo fahnenschwingende Neonazis durch die Metro stiefelten – und alle wegschauten.
In der Ukraine, wo ich vor ein paar Monaten war, habe ich mich auch an der einen oder anderen Stelle nicht so wohlgefühlt, weil ich – ganz subjektiv auf Grund der Optik – den Eindruck hatte, von Nazis umgeben zu sein.
Das soll jetzt kein „Whataboutism“ sein. Persönlich hätte ich diesen Text jedoch wegen genau solchen Beispielen anders geschrieben. Ich versuche immer zu berücksichtigen, ob ich etwas einfach zufällig erlebt habe oder ob etwas wirklich representativ ist. Und ob ich vielleicht nicht auch Leute in einem Topf werfe, die damit nichts zu tun haben.
Interessant finde ich aber die Diskussion, die um den Artikel entstanden ist und die vermutlich ein viel mächtigeres Bild vermittelt als der Text selber.
Gruss,
Oli
Ich muss gestehen, wenn ich eine Benachrichtigung zu einem Kommentar unter diesem Artikel bekomme, denke ich jedes Mal: Oh nee, nicht schon wieder. Schön, dass es diesmal ein differenzierter von dir ist, Oli!
Du hast natürlich völlig recht mit deinen Anmerkungen. Den ursprünglichen Text habe ich am Anfang meiner Bloggerzeit geschrieben, als ich einerseits mit Clickbait experimentierte, andererseits noch mehr auf der Tagebuchblogger-Schiene während unserer großen Reise war. Heute würde ich das alles auch ganz anders machen. Aber ja, ich finde auch, dass die Diskussion, die sich daraufhin entsponnen hat, viel wertvoller ist als der Ursprungspost. Manchmal frage ich mich auch, ob der „Todesstoß“, den ich der serbischen Tourismusindustrie damit angeblich versetzt habe (ich weiß grad gar nicht, ob der entsprechende Kommentar zu sehen ist oder ob es einer von den zahlreichen unter der Gürtellinie war, die ich nicht freigeschaltet habe), ob also mein ach so mächtiger Feldzug gegen die serbische Tourismuswirtschaft (haha) nicht erst dadurch wirksam geworden ist, dass ich alle halbwegs salonfähigen Kommentare freigeschaltet habe. Aber ich denke, wer aufmerksam liest, wird sich trotzdem ein differenziertes Bild machen können.
Dass solche Vorfälle mittlerweile auch anderswo Gang und Gebe sind, stimmt leider. Für uns war es 2014 die erste solche Begegnung, weshalb sie uns halt auch so aus der Bahn geworfen hat.
Schick mir doch bitte auf jeden Fall den Link, wenn du in Belgrad gewesen bist und drüber geschrieben hast! Dann verlinke ich dich gerne. Gute Reise!
Aus aktuellem Anlass, weil bei mir gerade wieder viele zunehmend hetzerische, undemokratische und beleidigende Kommentare auflaufen, schließe ich die Kommentar-Funktion für diesen Beitrag. Er ist mehr als fünf Jahre alt, und er hat mich in der Beurteilung und Beantwortung der insgesamt dreistelligen Zahl an Kommentaren viele Stunden Arbeit und noch mehr graue Haare gekostet. Klar kann man der Meinung sein: Es ist vielleicht schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem. Aber Leute, ich hab echt keine Lust mehr. Ich finde, ich war hier wirklich, wirklich geduldig und immer bereit, meine eigenen Aussagen zu relativieren, neu einzuordnen und zu überdenken. Ich habe sicherlich manchen Denkanstoß aus den Diskussionen mitgenommen. Und ich weiß und freue mich, dass viele Belgrad als tolles Reiseziel erlebt haben, und dass es viele total nette und aufgeschlossene Serben gibt. Vor allem aber bin ich, ehrlich gesagt, immer wieder bestätigt worden, dass es auch eine Menge Menschen gibt, die die Geschichte nach ihren eigenen Überzeugungen statt Fakten beurteilen wollen und mich für das simple Teilen meiner subjektiven Erlebnisse persönlich verurteilen und angreifen. Dass die Zahl dieser Kommentare zu- statt abnimmt, obwohl die Geschichte so alt ist, und dass die Stimmung und die Wortwahl in ihnen immer aggressiver werden, macht mir Sorgen. Anfangs waren es einzelne Kommentare, die ich deswegen nicht freigeschaltet habe, heute ist es die Mehrzahl. Und ich hab einfach keine Lust mehr, mir das anzutun.
Wer nach der Lektüre des obigen Beitrags trotz allem das dringende Bedürfnis spürt, mich beleidigen und bedrohen zu müssen, wird das sicherlich künftig per Mail tun. Die kann ich dann schön einfach ungelesen löschen. Danke. Wer zu dem Thema ernsthaft diskutieren möchte, sucht sich bitte andere Diskussionspartner. Bin ich deswegen undemokratisch? Ach, guck an. Arrogant? Sowieso. Ich hab einfach keine Lust mehr. Und wisst ihr was? Das ist mein gutes Recht.