Mit der charmanten Mischung aus geschichtsträchtigen Backsteinfassaden, quirligem Studentenleben und landschaftlicher Idylle zählt Lüneburg in der Tat zu meinen deutschen Lieblingsstädten. Es ist das Salz, dem die alte Hansestadt ihren Platz in der Geschichte verdankt. Im Deutschen Salz-Museum haben wir eine Menge darüber erfahren.
Stadt mitten im Grünen
Die Sonne strahlt vom Himmel, als wir aus dem Auto steigen, und in den Bäumen zwitschern die Vögel. Wir sind gar nicht so weit weg vom Zentrum der etwas mehr als 70.000 Einwohner zählenden Stadt, trotzdem fühlen wir uns wie mitten in der Natur. Durchs Grüne schlendern wir zum ersten Ziel unseres Ausflugs: zum Deutschen Salzmuseum im alten Siedehaus.
Rund tausend Jahre ist die Saline von Lüneburg in Betrieb gewesen. Die ganze Stadt ist auf einem riesigen Salzstock gebaut. Er machte die Hansestadt zu einer der reichsten und wichtigsten des mittelalterlichen Handelsbundes und prägt den Ort bis heute. Erst 1980 schloss die Fabrikation wegen zunehmender Unrentabilität, und weil sich außerdem der Boden über den Hohlräumen immer mehr absenkte und ganze Straßenzüge gefährdete.
Lebendige Geschichte im Salz-Museum
Im Salzmuseum wird die tausendjährige Geschichte des ungewöhnlichen Industriezweigs wieder lebendig. Obwohl sich alles um die unscheinbare weiße Alltäglichkeit dreht, verbringen wir mehr als fünf Stunden in dem hervorragend inszenierten Museum und langweilen uns keine einzige Minute davon. Wir lernen, dass unser durchschnittlicher Salzverbrauch pro Kopf von 8 Gramm täglich deutlich unter dem des Mittelalters liegt. Klar, wenn man mal drüber nachdenkt: Damals war Salz vor allem als Konservierungsstoff immens verbreitet. Lüneburgs Monopolstellung in der Hanse beruhte auf seiner Rolle als Zulieferer des Pökelheringshandels. Und so viel Salz wie hier war in Europa sonst nirgendwo zu bekommen, lange Zeit zumindest, bis sich die Produktion von Meersalz an der französischen Atlantikküste entsprechend entwickelt hatte.
Durch einen engen, dunklen Tunnel folgen wir den Arbeitswegen der Benediktinermönche, die im frühen Mittelalter über die Saline geboten und tief unten im Berg die Sole mühsam aus der Erde pumpten. Von 1782 bis 1865 übernahm diese schwere Arbeit ein wasserkraftbetriebenes Holzgestänge, das von der Ilmenau mehr als einen Kilometer lang bis zur Saline durch die Stadt führte und Tag und Nacht mächtig Lärm verursachte. Ein kleiner Abschnitt davon ist auf dem Außengelände des Museums nachgebaut.
„Dass es über Salz so viel zu wissen gibt!“
Wir experimentieren mit der kristallinen Gestalt des merkwürdigen Stoffes und betrachten unterm Mikroskop, was genau in Verbindung mit Hitze, Kälte und Feuchtigkeit passiert. „Das ist also Chemie“, schlussfolgert Janis ehrfürchtig und kann sich gar nicht sattsehen an den schillernden Farbverläufen, die sonst unbesehen auf seinem Teller stattfinden. Dann folgen wir schließlich doch dem Weg der Geschichte bis ins Industriezeitalter. Wo in früheren Zeiten die Sülfmeister und ihre Gehilfen in ihren Siedehütten so sehr an den Salzpfannen schwitzten, dass sie diese Arbeit grundsätzlich nackt verrichteten, waren ab 1939 nur noch sechs Siedepfannen im Einsatz – allerdings war jede einzelne von ihnen 160 Quadratmeter groß. Wir begutachten staunend die eine, die zu musealen Zwecken übrig geblieben ist.
Als wir das Museum und schließlich auch die beiden Sonderausstellungen in den Nebengebäuden verlassen, haben wir enorm viel gelernt. „Ich hätte nicht gedacht, dass es über Salz so viel zu wissen gibt“, resümiert Silas beim anschließenden Picknick.
„Schwangere Häuser“ und quirliges Flair
Auch über die Stadt haben wir einiges in Erfahrung gebracht. Als wir nun durch die Altstadtgassen schlendern, fallen uns viele Besonderheiten auf. Da sind die „schwangeren Häuser“, deren Wände sich zu runden Bäuchen ausgedehnt haben. Das liegt am Gips im Mörtel, wissen wir jetzt. Viele Fassaden stehen aufgrund dieses Phänomens oder auch wegen der Bodenbewegungen krumm und schief, aber sie sind wunderschön verziert und meistens in einem hervorragend renovierten Zustand. Die runden Bögen an Türen und Fenstern gefallen uns. Die schönsten Backsteingiebel machen wir in der Prachtstraße Am Sande aus. Am Markt vor dem Rathaus gibt ein Herr im Frack ein Klavierkonzert auf einem Flügel auf Rollen. Und am Stintmarkt, direkt am Wasser der Ilmenau, müssen sich in den gemütlichen Kneipen und Restaurants herrliche Sommerabende verbringen lassen.
Leider haben wir dafür keine Zeit. Wir haben viel zu viel Zeit im Museum gebraucht und ärgern uns jetzt, dass wir nur einen Tag in dieser wunderschönen kleinen Stadt verbringen. Da gibt’s nur eins: Wir müssen wiederkommen. Und ja, das haben wir fest vor.
Das Deutsche Salzmuseum hat die Adresse Sülfmeisterstraße 1 in Lüneburg. Öffnungszeiten: von Oktober bis April täglich 10 bis 17 Uhr, in den Sommermonaten Montag bis Freitag sogar schon ab 9 Uhr. Die Familienkarte kostet 18,50 Euro, einzelne Erwachsene zahlen 6 Euro Eintritt, Kinder ab sechs 4, kleinere nichts.
Wer mit dem Auto kommt, sollte sich Richtung „Sülzwiesen“ halten. Tipp: Der erste Parkplatz rechts ohne Pflasterung ist gratis. Wer nur einen Platz auf der kostenpflichtigen Seite ergattert, kann seinen Parkschein im Museum vorzeigen und bekommt drei Stunden erlassen.
Jetzt hab ich grad gedacht ich bin falsch. So kanns gehen, wenn man nicht mehr um die Blogecken kommt, dann ist auf einmal alles anders und man kennt sich nicht mehr aus. :-)
Sehr professionell sieht das jetzt alles aus mit der eigenen Domain und es klingt auch so. Hui… ich war grade richtig eingeschüchtert.
In Lüneburg war ich auch noch nie. Wie überhaupt an den meisten Orten, die du vorstellst. Wir scheinen und immer gegenläufig zu bewegen, oder ich rotiere ausschließlich in Bayern. Das wirds sein. ;-)
Herzlich, Katja
Einschüchternd? Oje, so war das nicht gedacht. :)
Bezüglich Bayern: Guck dir unsere Deutschland-Karte mal an (oben im Menü), dann siehst du, wie viele weiße Flecken der Süden Deutschlands für uns noch hat…
Was wir noch im Salzmuseum gelernt haben:
Der hohe Holzbedarf für das Salzsieden hat erheblich dazu beigetragen, dass die Gegend um Lüneburg recht waldarm ist und die Bildung der bekannten Heidelandschaft wenn nicht sogar verursacht, dann entscheidend begünstigt hat.