Wir lieben Schottland als Reiseziel für uns als Familie, und als Autorin des Familien-Reiseführers „Schottland mit Kindern“* habe ich das Land mit meinen Jungs oft bereist. Aber auch hier im Blog ist die Liste meiner Artikel über Schottland mit Kindern lang. Nun waren wir endlich auch auf den Inseln, denn die sind tatsächlich „so richtig Schottland“.
Innere Hebriden mit Kindern
„Aber wenn du das richtige, das ursprüngliche Schottland erleben willst, dann musst du auf die Inseln“, sagte vergangenes Jahr Pam, unsere Hostel-Vermieterin in der Nähe von Kintyre. Und dann schwärmte sie so sehr von den Naturschönheiten abseits der üblichen Touristenpfade, dass wir das Inselhüpfen prompt auf die Agenda fürunseren Recherche-Trip 2018 gesetzt haben. Zum Glück, denn es war herrlich!
Dieser Artikel fasst unsere Erlebnisse im Familienurlaub auf den schottischen Inseln in den Pfingstferien im Mai 2018 zusammen. Berichte über einzelne Stationen mit mehr Informationsgehalt sind – soweit inzwischen vorhanden – verlinkt.
Unsere „live“-Eindrücke sind auf Twitter und Instagram unter dem Hashtag #f4tSCO dauerhaft auffindbar. Über mein Instagram-Profil kann man sich auch die Highlights aus meiner Insta-Story mit Fotos und kleinen Videos immer noch anschauen (nur zu letzterem muss man angemeldet sein).
Und, Achtung – Werbung in eigener Sache: Unsere Reise war eine Recherche-Reise für unseren Familien-Reiseführer „Schottland mit Kindern“, der im Mai 2019 im Naturzeit-Verlag erschienen ist. Ich will hier nicht zu viel davon reden, aber für naturverbundene Familien auf der Suche nach den schönsten Ecken im westlichen Schottland ist unser Herzblut-Projekt sicher eine gute Ergänzung fürs Reisegepäck!
Aktuell arbeiten wir an der zweiten Auflage und kontrollieren dafür alle Touren. Wichtige Änderungen notieren wir bis zum Druck der Neuauflage im Blog des Naturzeit-Verlags.
Planung: Wie viele Inseln passen in zwei Wochen Ferien?
Wir haben zwei Wochen Pfingstferien. Im Vorfeld bin ich skeptisch: Wie viel Schottland kriegen wir in mageren zwei Wochen überhaupt unter?
Und selbst unter der Prämisse, dass sich ja die meisten Leute nicht mehr als zwei Wochen Urlaub nehmen und alle ihren Schottland-Urlaub irgendwie darin unter kriegen (und wir vom letzten Jahr einfach nur verwöhnt sind) – wie viele Inseln kann man in dieser Zeitspanne sinnvoll unterbringen?
„Hopscotch“ Insel-Hüpfen
Bei Pam klang das so verführerisch, von einer Insel zur nächsten zu hüpfen, jede einzelne in ihrem ganz eigenen Charakter wahrzunehmen. Aber je konkreter meine Ideen dazu werden, desto mehr frage ich mich: Ist so eine Rundreise in Schottland von Insel zu Insel überhaupt realistisch umsetzbar, noch dazu mit Kindern?
Der (mehr oder weniger einzige) Betreiber der Inselfähren in Schottland heißt Calmac und bietet verschiedene „Hopscotch“-Tickets an. Die sind nach dem Schulhof-Spiel benannt, wo man auf einem Bein durch auf den Boden gemalte Kästchen hopst, und so ähnlich kann man damit in einem bestimmten Zeitraum eben auch von Insel zu Insel springen.
Wir buchen dann doch wieder alles einzeln, weil ich unbedingt noch einen zweiten Besuch auf Kintyre mit in unser Programm quetschen will und dann alles nicht mehr hinkommt (woraus dann gar nichts wird, weil wir unten auf der Halbinsel einfach keine bezahlbare Unterkunft finden). Da die Fährfahrten in Schottland seit einigen Jahren subventioniert sind, um der Landflucht entgegenzuwirken, halten sich die Kosten aber glücklicherweise auch so in Grenzen.
„Unsere“ fünf
Unser Urlaubsprogramm umfasst letztlich (und ihr glaubt nicht, wie viel ich bis dahin hin und her geplant habe) als feste, mehrtägige Stationen nur Islay und Mull. Von Islay aus unternehmen wir einen herrlichen Tagesausflug auf die große Nachbarinsel Jura, und von Mull aus auf die kleine Insel Iona.
Auf der Fahrt von der Islay-Fähre zur Mull-Fähre übers Festland haben wir in Oban übernachtet (was eigentlich nicht nötig ist, da nur eineinhalb Stunden Fahrzeit zwischen beiden Häfen liegt) und bei der Gelegenheit den Großteil dieses Zwischen-Tages auf der kleinen Insel Kerrera verbracht.
Insofern haben wir fünf schottische Inseln kennen gelernt, und tatsächlich: Jede hatte ein ganz eigenes Gesicht, ein völlig anderes Flair. Ich bin froh, dass wir uns alle fünf ausgiebig angucken konnten. Und ich bin froh, mich für die Lösung mit den zwei Basis-Lagern entschieden zu haben. So waren fünf schottische Inseln in zwei Wochen gut machbar.
Schottland-Anreise mit der Fähre
Flug und Mietwagen sind teuer und belasten die Umwelt unnötig. Als Nicht-Flieger kommen wir beinahe ebenso schnell und bequemer im eigenen Auto nach Schottland, indem wir die Nacht-Fähre nehmen (über die ich auch schon ausführlich gebloggt habe). DFDS ist der Anbieter, der Schottland-Urlauber am höchsten in den britischen Norden bringt.
Nachmittags checken wir in IJmuiden ein, dem Hafen von Amsterdam. Dann tuckern wir in aller Ruhe über die Nordsee und sind am nächsten Morgen in Newcastle in Nordengland.
Von hier aus ist es problemlos möglich, in eins an die schottische Westküste durchzufahren, die nächste Fähre zu nehmen und abends gemütlich die Füße auf der Insel seiner Wahl auszustrecken.
Stationen unserer Schottland-Rundreise 2018
Nur weil ich mich mit meiner Planung fünf Mal im Kreis drehe und unbedingt dies und das und jenes unterkriegen möchte, läuft unser Fahrplan nachher anders. So würde ich unsere reale Reiseroute nur bedingt zur Nachahmung empfehlen. Andererseits hatten wir so einen hochgradig herrlichen Familienurlaub – also, man kann das durchaus auch genauso machen wie wir. :)
Zwischenstation in Glasgow
Eigentlich schwebte mir eine Fährüberfahrt von Ardrossan rüber nach Kintyre vor, damit die Jungs und ich die wunderschöne Halbinsel auch Martin noch einmal vorführen können. Leider scheint dort schon Monate vorher alles Bezahlbare ausgebucht zu sein, und da ich für zwei Erwachsene und zwei Kinder in einem mittelmäßig bewerteten Hotel nicht 240 Pfund für eine Nacht bezahlen will, streiche ich Kintyre dann doch entnervt.
Stattdessen buche ich ein Familienzimmer in Glasgow bei einer der gängigen großen Hotelketten – für 54 Pfund. Das ist der Nachteil an der ländlichen Idylle in der schottischen Peripherie: Es gibt nur wenige Übernachtungsmöglichkeiten. Und weil ländliche Idylle gerade auch bei den Briten selbst wieder höher im Kurs steht, ist schnell alles ausgebucht und/oder überteuert.
Also fahren wir doch „oben rum“. Macht nichts, wir mögen Glasgow und genießen unseren kurzfristig anberaumten Städtetrip-Anteil durchaus. Nur unsere vorbestellten Tickets für das Sharmanka Kinetic Theatre (auf das wir im Looping Magazin aufmerksam geworden sind und das wir uns deshalb unbedingt ansehen wollten) müssen wir leider verfallen lassen, denn wir schaffen es nicht rechtzeitig durch den Verkehr. Ganze eineinhalb Stunden verlieren wir durch die simple Tatsache, dass wir das letzte Auto sind, welches nach der Fähre durch die Passkontrolle gewunken wird. Diese Eventualität sollte man bei der Zeitplanung unbedingt einkalkulieren!
Stattdessen verbringen wir den Nachmittag dann im Glasgow Green, dem großen Stadtpark, und im People’s Palace, einem eintrittsfreien Stadtmuseum im Glashaus dort. Viele weitere Ideen, was man an einem Tag in Glasgow mit Kindern machen kann, hab ich vom letzten Mal hier parat: Glasgow mit Kindern: Ein Tag in Schottlands größter Stadt.
Freilichtmuseum Auchindrain und Tarbert
Am Folgetag fahren wir gemütlich weiter zur Islay-Fähre nach Kennacraig und schauen uns auf dem Weg das Freilichtmuseum Auchindrain bei Inveraray an.
Ein guter Tipp zur Einkehr auf dem Weg ist das kleine Café Rumblin Tums direkt an der Hauptstraße in Ardrishaig. Herausragend gemütlich ist die Atmosphäre nun nicht, aber Torte und „tray bakes“ (also keksartige Kalorienbomben) sind dort sehr lecker. Außerdem sind die Alternativen auf der Landstraße in die Provinz eher rar gesät.
Wir schlendern noch mal durch die kleine Stadt Tarbert, die als Tor zu Kintyre gilt (nicht so ganz viel zu sehen). Von da sind es nur noch zehn Minuten bis zum Fähranleger in einem Nirgendwo namens Kennacraig.
Check-in und Verladung verlaufen problemlos. Die Überfahrt zur Whisky-Insel ebenso. Sie dauert ihre Zeit, fast drei Stunden.
Islay: Die Whisky-Insel für Nicht-Whisky-Trinker
Islay (sprich: Eila) ist keine kleine Insel. Mit ihren 620 Quadratkilometern ist sie zwar kleiner als Rügen, aber größer als Usedom. Sie ist der südlichste Vertreter der Inneren Hebriden.
Und sie ist die Anlaufstelle für Whisky-Liebhaber, denn ganze acht Brennereien stapeln sich hier. Am Thema Whisky kommt man auf Islay nur schwer vorbei. Aber es ist nicht so, dass Islay außer Whisky nichts zu bieten hätte.
Wir verbringen vier Nächte in einem richtig schnuckeligen Häuschen in Port Ellen („Antrim View“ über AirBnB). Morgens und abends genießen wir die greifbare „Britizität“ unserer Bleibe mit gepunkteter Teekanne und teppichbezogener Treppe.
Tagsüber erkunden wir die Insel, die hauptsächlich flach, moorig und baumlos ist. Am Mull of Oa schlagen wir uns durch das weglose Gestrüpp und bezwingen den Beinn Mhor, den höchsten Hügel der Halbinsel (ganze 202 Meter hoch, aber holla die Waldfee, das fühlte sich nach mehr an!). Wir entdecken traumhafte Strände, alte keltische Hochkreuze, und erkunden das Heimatmuseum in einer umfunktionierten Kirche. Es sind herrliche Tage!
Einen ausführlichen Bericht darüber gibt es mittlerweile auch:
Islay mit Kindern – Die Whisky-Insel für Nicht-Whisky-Trinker.
Jura: Tagesausflug auf die Rotwild-Insel
Die Insel Jura liegt ganz nah bei Islay und ist sozusagen ihre ungleiche Zwillingsschwester. Ihr Wahrzeichen ist der Hirsch, denn hier leben ungefähr 6000 Vertreter der Kategorie Rotwild. Dem stehen knapp 200 menschliche Einwohner gegenüber, die fast alle in dem Insel-Hauptort Craighouse wohnen.
Während Islay weitgehend flach ist, prägen eine Handvoll Berge das Profil von Jura. Die Kegel heißen Paps of Jura und dienen weit über die Insel hinaus als Orientierungspunkte.
Vom Fähranleger in Feolin (das keine echte Siedlung ist, eher ein einsames Fährhaus) führt uns eine 40 Kilometer lange single track road an der Südküste Juras entlang. Die gesamte Nordseite ist unbewohnte Wildnis.
Das klingt nach Wanderparadies, nur die Wege fehlen leider. Es gibt zwar ein paar tolle Routen, die mich sehr reizen, aber mit mindestens 17 Kilometern sind die alle eher nicht familientauglich. Um Meutereien zu verhindern, suche ich mit großem Zeitaufwand drei kleine Touren für uns raus, bei denen wir trotzdem etwas von der Insel sehen und dabei nicht das Gefühl haben, einfach ein paar Kilometer drauf los zu wandern und dann ohne Ziel wieder umzukehren.
Am Ende laufen wir so genau die 17 Kilometer, die mir an anderer Stelle zu lang erschienen. Aber mit einem netten Tea Room in der Mitte („The Antler“ in Craighouse) und einer längeren Pause am Strand ist das doch etwas ganz anderes als durch die weglose Wildnis. Die kommt dann halt wieder an die Reihe, wenn die Kinder aus dem Haus sind (oder groß genug, akute Unlust für sich zu behalten).
Detaillierter Blogbericht:
Innere Hebriden – Tagesausflug nach Jura mit Kindern
Kilmartin und Oban (und der Blogger-Jackpot)
Statt die (wahrscheinlich sinnvollere) Hopscotch-Route über die kleinere Insel Colonsay zu nehmen, fahren wir von Islay mit dem Schiff wieder zurück nach Kennacraig. Ich möchte nämlich Pam hallo sagen, und so übernachten wir in ihrem Hostel „Argyll Backpackers“ in Ardrishaig. Dort treffen wir auf den achtjährigen Finn und seine Mutter, die mir erzählt, sie sei hier, weil sie die Empfehlung in einem Reiseblog gelesen hat. Nach einigem Hin und Her stellt sich heraus: Sie meint tatsächlich mein Blog! Und sie hat für ihren einwöchigen Schottland-Roadtrip mit Kind fast alle Tipps befolgt und alle Unterkünfte gebucht, die ich letztes Jahr empfohlen habe. Ich glaub, ich fall vom Pferd!
Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich zur Öffnungszeit in unserem schottischen Lieblingscafé in Kilmartin auf der Matte.
Das Tal von Kilmartin ist voller prähistorischer Großsteingräber und Steinkreise. Neben der Kirche (die übrigens sehr hübsche alte Hochkreuze und Grabplatten besitzt, wie wir uns diesmal überzeugen können) liegt das sehr nett gemachte Kilmartin Museum, über das ich nach unserem ersten Besuch 2013 schon einmal ausführlich gebloggt habe. Damals sind wir auch zum ersten Mal in das dazugehörige Café eingekehrt, letztes Jahr dann wieder. Three times makes a tradition – es wäre dann soweit.
Nur etwa eine Stunde Fahrt ist es dann noch bis Oban. In der überlaufenen geschäftigen Hafenstadt legen die Fähren zu mehreren schottischen Inseln ab: nicht nur nach Mull, sondern auch auf die Äußeren Hebriden nach Barra und Uist sowie nach Coll. Mit nicht einmal 9000 Einwohnern ist Oban die Metropole der schottischen Westküste.
Gefühlt ist mindestens jedes zweite Haus ein B&B, Hotel oder Gästehaus. Wir übernachten in der Jugendherberge, die in einer schicken Villa direkt am Meer untergebracht ist. Für uns als Familie ist sie mit ihren geschlechtergetrennten Schlafsälen und der ziemlich armselig bestückten Selbstversorger-Küche aber reichlich unbequem (wobei man auch Familienzimmer mieten kann, aber die sind uns im hochpreisigen Oban schlicht zu teuer).
Ausführlicher Blogbericht: Tipps für Oban, das Tor zu den schottischen Inseln
Kerrera
Zum Glück verbringen wir hier nur eine Nacht, und zum noch größeren Glück erweist sich meine Idee, den Großteil des Tages auf der vorgelagerten Insel Kerrera zu verbringen, als hervorragend.
Kerrera ist autofrei, das heißt, nur die Einheimischen dürfen ihre Autos mit hinüber nehmen. Von denen gibt es sage und schreibe 34. Eine kleine Fähre bringt nie mehr als zwölf Besucher auf einmal das kurze Stück übers Wasser. Der Rest muss dann eine weitere halbe Stunde auf die nächste Fuhre warten (ist uns sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg passiert, aber wir waren auch an einem Sonntag bei schönstem Ausflugswetter da).
Die Insel ist gut sieben Kilometer lang und gut zwei Kilometer breit. Ein sehr netter Rundweg führt drum herum, und praktisch überall ist der wirklich wunderhübsche Tea Garden ausgeschildert. Eine pittoreske Burgruine gibt es auch noch, Gylen Castle. Was will man mehr von einem perfekten Ausflug auf eine schottische Insel?
Isle of Mull
Die Isle of Mull ist die größte der Inneren Hebriden und nur etwas kleiner als Rügen. 2800 Einwohner verteilen sich darauf, theoretisch hat jede Familie einen ganzen Quadratkilometer für sich alleine. Knapp tausend Insulaner sammeln sich aber schon im Hauptort Tobermory an, der ganz im Nordosten liegt.
Auf Mull bleiben wir ganze fünf Tage.
Ross of Mull
Die ersten beiden verbringen wir auf dem Ross of Mull, einem langgestreckten Halbinsel-Arm im Süden. Hier haben wir uns im wirklich ausgesprochen angenehmen Achaban House eingemietet, nahe der kleinen Ortschaft Fionnphort (sprich: FjANNafort). Unser Familienzimmer hat ein eigenes Bad hinter dem – ich lache immer noch! – Durchgangs-Schrank.
Vielleicht ist das Ross wirklich der schönste Teil Mulls. Wir entdecken einen traumhaft karibischen Strand, an dem wir bei Superwetter von fast 25 Grad sogar bis zum Knie in den eiskalten Atlantik waten. Und die Gezeiteninsel Erraid erweist sich als ein tolles Abenteuer.
Die Standard-Tour mit dem Ausflugsboot zur Insel Staffa mit ihrer berühmten Fingal’s Cave machen wir nicht. Erst ärgere ich mich, dass ich mit meinem Online-Buchungswunsch offenbar zu spät dran bin, denn wir kriegen keine Plätze mehr. Als ich dann am nächsten Tag eins der Boote vorbeischippern sehe, bin ich froh darüber, denn zumindest von meinem Standpunkt am Ufer aus erinnert mich die Sache an Nachrichtenbilder aus dem Mittelmeer oder an unsere unschöne Erfahrung in Istrien. Dass wir da nicht mehr mit reingepasst haben, glaube ich gern.
Iona
Von Fionnphort aus verkehren regelmäßig Fähren hinüber zur Insel Iona. Die Überfahrt dauert eine Viertelstunde, wenn es hoch kommt.
Iona ist vergleichsweise winzig. Mit 8,8 Quadratkilometern liegt sie flächenmäßig zwischen Deutschlands größter Hallig Langeneß und der zweitgrößten Hallig Hooge.
Die Bedeutung Ionas für ganz Schottland ist dagegen immens. Denn hier gründete der irische Missionar Columban im 6. Jahrhundert das erste Kloster auf schottischem Boden und begann mit seiner Bekehrung Schottlands zum Christentum.
Wir besichtigen Iona Abbey, die im 12. Jahrhundert am selben Ort auf den Grundmauern des frühchristlichen Klosters errichtet wurde. Außerdem klettern wir auf den höchsten Hügel, den das Inselchen zu bieten hat (Dun I, 101 Meter, läuft). Wir besichtigen das Inselmuseum, finden einen weiteren Traumstrand und haben generell einen tollen Tag. Mal wieder.
Tobermory
Unsere drei letzten Inseltage verbringen wir in Tobermory, wo wir ein Familienzimmer in der Jugendherberge gemietet haben. Auch hier liegt das Hostel mitten im Ort und direkt am Wasser. Auch Tobermory brummt, Geschäfte reihen sich aneinander. Aber das kleine Inselstädtchen gefällt mir sehr viel besser als das überfüllte Oban, muss ich sagen.
Wir wandern zu einer ganzen Handvoll Wasserfällen, die aufgrund des unausgesetzt hervorragenden Wetters nur noch leise dahinrieseln, und an den Klippen entlang zum Leuchtturm. Dem mit ganz viel Liebe gestalteten Heimatmuseum statten wir einen ungeplant ausführlichen Besuch ab. Das wunderschöne Glashaus-Café der „Cheese of Mull“-Käserei wird neuer Anwärter auf den Titel meines schottischen Lieblingscafés.
Und wir erkunden den nordwestlichen Teil der Insel bis zur bildschönen Calgary Bay und in die Whisky-Höhle, wo vor über hundert Jahren illegal gebrannt wurde.
Ausführlicher Blogbericht:
Tobermory – Die schönsten Ecken und das beste Café auf Mull
Quer durch Schottland zurück – mit Zwischenstopp über dem Loch Lomond
Am vierten Tag stehen wir morgens früh auf, brettern über die noch menschenleere single track road hinunter nach Craignure, wo um kurz nach acht die Fähre ablegt.
Um zehn suchen wir nach einem annehmbaren Frühstückscafé in Oban und finden ein hervorragendes: Roxy’s Coffee & Tea House am Argyll Square.
Nach einem ganz kurzen Zwischenstopp an meiner Lieblingskirche St. Conan’s Kirk am Loch Awe fahren wir durch die Highlands, und ich schiebe Trauer, dass wir Schottland noch am selben Tag verlassen müssen.
Vorher legen wir aber noch eine größere Pause am Loch Lomond ein, denn hier haben die Jungs und ich noch was zu erledigen. Im vergangenen Sommer sind wir auf einer unserer Wanderungen nämlich falsch abgebogen und standen nachher auf dem falschen Hügel.
Seitdem plagt mich die Frage, ob die Aussicht auf dem wirklichen Gipfel des Cruagh Tairbeirt nicht viel besser gewesen wäre. Zwischen Arrochar und Tarbet haben nämlich die Wikinger früher ihre Boote zweieinhalb Kilometer über Land gezogen, um vom hinterletzten Winkel des Meeresarms Loch Long auf den Loch Lomond überzusetzen. Von oben kann man die gesamte Strecke überblicken. Und ja, vom 415 Meter hohen Cruagh Tairbeirt geht das tatsächlich noch ein bisschen besser als von der Kuppe, auf die wir uns letzten Sommer verlaufen haben. Ein schöner Abschluss unserer diesjährigen Wandersaison in Schottland!
Ausführlicher Blogbericht: Loch Lomond & the Trossachs Nationalpark mit Kindern.
Kurz bevor wir auf der Weiterfahrt die Grenze zu England überqueren, fallen nach fast zwei Wochen Schottland die ersten und einzigen Regentropfen auf unsere Windschutzscheibe.
Newcastle
Letzte Station unserer Schottland-Rundreise ist ironischerweise die nordenglische Industriestadt Newcastle-upon-Tyne. Das liegt wieder daran, dass Übernachtungen für Familien in Großbritannien traurigerweise in Hotelketten so viel billiger sind als in kleinen Unterkünften auf dem Land. Ich hatte noch ein süßes kleines Hostel in einem Dorf in den Borders ausgemacht, also kurz vor der Grenze zu England. Aber bis ich per E-Mail-Kontakt raus hatte, wie viel ein Familienzimmer dort kostet und ob überhaupt eins frei ist für uns, gingen Tage ins Land, und ich verlor die Nerven und buchte Kette.
So übernachten wir ein letztes Mal in einem Klotz in einem Gewerbegebiet zwischen Schnellstraßen, tun das aber ausgesprochen bequem und günstig in einem Familienzimmer mit Doppelbett und Schlafsofa (für uns vier 68 Euro inklusive Frühstück).
Am nächsten Tag haben wir dann noch einmal Zeit bis zum späten Nachmittag, um uns Newcastle anzusehen. Wir flitzen einmal durch die Altstadt, finden dabei mehr Sehenswertes als wir gedacht hätten, und verschwinden dann für viele Stunden im wunderbaren (und kostenlosen!) Discovery Museum.
Ja, und dann geht es wieder über Nacht zurück über die spiegelglatte Nordsee in die Niederlande und von da aus nach Hause. Und ich denke mir: Wow, diesen herrlichen Urlaub kann eigentlich echt nichts mehr toppen! Andererseits habe ich das beim letzten Mal auch schon gedacht…
Mehr Schottland mit Kindern
Die komplette Liste meiner mehr als 30 Blogbeiträge über Schottland gibt es hier:
Schottland mit Kindern: Unsere gesammelten Tipps und Erfahrungen
Als besonders hilfreich möchte ich euch außerdem noch diesen Artikel ans Herz legen:
Packliste für Schottland: Das muss mit in den Familienurlaub
Transparenzhinweis: 100 Prozent unserer Unterkünfte und Verpflegung und auch sonst alles, was ich nicht explizit erwähne, haben wir auf dieser Reise selbst bezahlt. Alle meine Empfehlungen in diesem Beitrag spreche ich aus, weil es mir dort wirklich gefallen hat und ich die Infos anderen Reisenden einfach weitergeben möchte, weil ich ihnen einen ebenso tollen Urlaub gönne, wie wir einen hatten (wobei das bei uns nicht nur Urlaub war, darüber zu gegebener Zeit mehr). Zu Recherchezwecken gesponsert waren in diesem Fall nur unsere Überfahrt mit DFDS und der Eintritt ins Auchindrain Freilichtmuseum.
Nur die Namen unserer Hotels in Glasgow und Newcastle verrate ich nicht, weil in beiden Fällen nämlich die (!) mich (!) auf der ITB zum Gespräch gebeten und mir Blogger-Kooperationen in Aussicht gestellt hatten, nach meiner konkreten Anfrage aber entweder mit penetrantem Schweigen oder mit „in Großbritannien leider nicht“ geantwortet haben. Und dann selber bezahlen und kostenlos Werbung machen sehe ich dann ja auch nicht ein. Ihr findet die besten Deals für Familien aber auch so, wenn ihr einfach bei booking sucht und ein bisschen mit den Einstellungen spielt.
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Wow, Lena, was für ein toller Bericht! Das macht mir ganz große Lust auf Schottland. Ich glaube, Schottland sollte ich für das/die nächste(n) Jahr(e) dringend mal nach ganz oben auf die Liste setzen…
LG, Nina
Vielen lieben Dank! Schottland ist wirklich ganz, ganz toll, und dieses Jahr hatten wir dieses wahnsinnige Glück mit dem Wetter. Der Mai ist als Reisezeit wirklich wunderbar, aber auch im Juli/August haben wir es schon gut erwischt.
Liebe Lena,
so ein wunderschöner Bericht von einer super tollen Reise! Wir lieben Schottland (aber auch die Kanalinseln, Skandinavien… ;-). Bisher waren wir zwei Mal in Schottland mit dem Mietwagen on tour bis nach Tongue. Leider haben wir nur die Isle of Skye besucht und nach Deinem Bericht möchte ich am liebsten los und die Inseln erkunden.
Vielen Dank, dass ich an Eurer Reise teilhaben durfte.
Liebe Grüße
Martina
Danke schön! Skye kennen wir noch gar nicht, leider. Da möchte ich auch gerne noch mal hin, aber im Moment soll es da sehr überlaufen sein, was ich so höre. Aber landschaftlich muss es ein Traum sein! Irgendwann möchte ich auch endlich mal etwas weiter hoch in den Norden, höher als Inverness haben wir es noch nie geschafft. Da ist noch viel Luft für weitere Urlaube… :) Und die Kanalinseln reizen mich auch mal, und Skandinavien mag ich auch. So viele schöne Orte in Europa… :)
Gebannt lese ich mit – wir planen in unsere zwei Sommerwochen Schottland noch viel mehr hineinzuquetschen, als Ihr es gerade getan habt. Und dann muss ich immer mehr Tipps von Dir abarbeiten, und dieses Theater vom Looping Magazin klingt auch super – danke!!
Maria
Wenn man sich darauf beschränkt, Sehenswürdigkeiten abzuklappern, dann passt auch locker noch mehr Programm in zwei Wochen. Wir haben dann ja immer noch das Bedürfnis, die Natur hautnah beim Wandern kennenzulernen, und gerade in Schottland ist das für mich das Schönste, weil man eben wirklich mitten rein kommt und alles so herrlich ursprünglich und meistens auch menschenleer ist. Aber wenn man nicht große Teile der Urlaubstage abseits von allem verbringen will, dann passt da schon noch eine Menge rein. Bedenken muss man nur die Straßenverhältnisse. Von Mulls Fährhafen Craignure nach Fionnphort auf dem Ross haben wir z.B. 1,5 Stunden gebraucht, für 56 km. Auf den großen Landstraßen auf dem Festland kommt man dagegen flott voran – es sei denn, man hat einen Holzlaster vor sich, und drei Touristen-Mietwagen, die sich nicht trauen, rechts zu überholen…
Hallo Lena! Ich bin jedes Mal zu Tränen gerührt, wenn ich deine Berichte lese und ich habe das dringende Bedürfnis unsere Wanderrucksäcke zu packen. Danke für deine authentischen Einblicke, die du uns gewährst. Dein Blog ist mittlerweile mein absoluter Lieblings-Reiseblog geworden und er tut mir unglaublich gut, wenn ich mal wieder im Fernweh zu ersticken drohe. Liebe Grüße und ich freu mich auf deinen Irland Reisebericht.
Danke, liebe Elvira, das ist ein tolles Lob, über das ich mich tierisch freue!
Liebe Lena,
das ist ein toller Bericht mit wunderschönen Bildern. Ich war noch nie in Schottland, aber das Land steht auf meiner Bucket List. Vielleicht können wir mit meinem Sohn im nächsten Sommer nach Schottland fahren. Die Strände sehen wirklich fast wie in der Karibik aus.
Liebe Grüße
Ina
Danke! Ich krieg selbst immer Sehnsucht, wenn ich mir die Bilder noch mal ansehe. :D
Liebe Lena,
das klingt nach einer klasse Tour! Und das Treffen mit deiner Blogleserin ist ja wirklich cool!
Liebe Grüße
Gela
Ja! Wobei ich bis zum Schluss incognito geblieben bin, leider. Ich hab erst immer vorsichtig gefragt, weil ich mir sicher sein wollte, dass sie wirklich mein Blog meint. Und dann war irgendwie der Punkt überschritten, an dem ich hätte sagen können: Haha, das bin übrigens ICH, diese Bloggerin! Das war ein bisschen blöd. :)
Liebe Lena,
Super tolle Tipps auf Eurer Website!
Ich plane einen Urlaub mit meinen 3 Kindern (6, 8 und 10) in SChottland und bin noch unschlüssig, welche Insel ich dazunehmen soll, die spannend und abwechslungsreich ist für meine Kids.
Was würdest Du mir raten?
Danke!
LG
Martina
Ah, siehste, der Blogpost „Welche Insel(n) für den Schottland-Roadtrip“ steht noch auf meiner To-do-Liste! :) Kurzversion: Alle sind toll, jede hat ihr ganz eigenes Flair. Ist es euer erstes Mal Schottland? Sehr gut zu erreichen und quasi Schottland im Hosentaschenformat und wunderschön ist Arran. https://www.family4travel.de/schottland-arran-mit-kindern/ Skye ist auch grandios und durch die Brücke noch einfacher zu erreichen – aber hier regiert der Overtourism und im Sommer ist es unangenehm voll und auch sehr teuer. Die Äußeren Hebriden, Orkney und Shetlands sind meiner Meinung nach nichts für Anfänger. Das soll nicht arrogant klingen. Ich finde nur, man kann diese Kirschen auf der Sahne auf dem Schokoladenkuchen erst so richtig beurteilen, wenn man das „normale“ Schottland schon kennt. Islay ist toll. Mull auch, und noch ein bisschen vielseitiger. Also, meine erste Wahl wäre Arran, die zweite Mull und die dritte Islay.