Dies ist Teil 3 unserer Mini-Serie zum Thema Sizilien-Rundreise mit Kindern. Zehn Tage lang waren wir während unserer großen Europareise auf Italiens größter Insel mit unseren beiden Jungs unterwegs. Die ersten drei haben wir in Messina, am Ätna und vor allem in Catania verbracht.
Messina – das Tor zu Sizilien
Unsere persönliche Rundreise beginnt in Messina, wo wir vom italienischen Festland aus mit der Fähre ankommen. Wir sind mit dem eigenen Auto unterwegs, und die etwa 20-minütige Überfahrt verläuft (für italienische Verhältnisse) völlig problemlos.
Für die Stadt Messina haben wir nicht viel Zeit, weil wir am selben Abend schon bei unseren Couchsurfing-Gastgebern in Catania sein wollen. Ein kleiner Stadtbummel von vielleicht zwei Stunden genügt uns.
Wir werfen einen ersten Blick auf die massigen Kirchen mit normannischem Einschlag und staunen, als wir Siziliens Geschichte bei Wikipedia nachschlagen: Vom 11. Jahrhundert an herrschten hier nach den Arabern und Berbern zunächst die Normannen und dann die Staufer, deren Stammsitz sich in der Schwäbischen Alp befindet (Kaiser Barbarossa und so). Im 18. Jahrhundert hat sich dann das Königshaus der Bourbonen, das eigentlich aus Frankreich stammt und zu dieser Zeit auch Spanien beherrschte, erst Sizilien, dann auch Neapel unter den Nagel gerissen und zu einem eigenen Doppelkönigreich zusammengefügt. Was in diesem ganzen herrscherischen Mischmasch für skurrile Lebensgeschichten entstanden sind, könnte noch manchen historischen Roman zum Bestseller machen.
Während wir durch die jetzt nicht so wahnsinnig umwerfenden Straßen der Innenstadt von Messina schlendern, finden wir nach einigem Suchen eine Eisdiele, die trotz Siesta-Zeit geöffnet hat – aber wir merken mal wieder, dass Eis nicht gleich gut ist, nur weil es auf italienischem Grund und Boden produziert wurde (die näheren Gründe erfahren wir später auf unserer Food-Tour in Rom).
Siziliens Mitte: Der Ätna und das Bergland
Ab durch die Mitte – wir wählen die Panoramastrecke durch die Berge, um nach Catania zu gelangen. Es ist Mitte März, und unten an der Küste ist so weit südlich mit etwas Glück schon T-Shirt-Wetter. Hier oben aber ist es bitterkalt, teilweise liegt noch Schnee. Dass Sizilien so bergig ist, war mir nicht klar (dass wir so hoffnungslos unvorbereitet sind, liegt daran, dass wir eigentlich ganz woanders hin wollten und nun in Europa learning by doing praktizieren).
Der höchste Gipfel Siziliens ist der Ätna. Immerhin gut 3.300 Meter hoch ragt er über das Land und ist damit der höchste Vulkan Europas. Auf der Via Mareneve fahren wir dicht an ihm vorbei und sehen eine harmlose dünne Rauchfahne aufsteigen, nicht spektakulärer als bei einem kleinen Lagerfeuer. Etwa alle zehn Jahre ereignen sich größere Eruptionen, die Häuser und ganze Dörfer bedrohen. Menschen sind dabei in den letzten Jahren nur in Einzelfällen zu Schaden gekommen, und nur solche, die alle Sicherheitswarnungen und Absperrungen ignoriert haben. Insofern fühlen wir uns hier an der Flanke des cholerischen Riesen relativ sicher.
Die immens fruchtbare Vulkanasche, die der Ätna regelmäßig in der Gegend verteilt, sorgt seit Jahrtausenden für eine florierende Landwirtschaft. Vor allem Plantagen mit Zitrusfrüchten fallen uns auf, aber auch Olivenhaine. Dazwischen sind hübsche Dörfer gesprenkelt. Besonders gefallen hat uns Novara di Sicilia, wo wir die Aussicht ins Tal genießen.
Ein paar Tage später kommen wir wieder (zumindest die Hälfte von uns, die nicht gerade einen Magen-Darm-Virus bewältigt) und laufen über die verschneiten Kraterhänge, die die einheimischen Kinder als Pisten zum Schlittenfahren benutzen. Gemeinsam mit unseren Gastgebern hangeln sich Silas und Martin durch den Hochseilgarten, denn mitten auf dem Ätna gibt es einen Kletterpark.
Sizilien im Osten: Catania
Drei Tage lang ist Catania unsere Basis, mit 315.000 Einwohnern Siziliens zweitgrößte Stadt. Hier besuchen wir eine turbulente, ausgesprochen herzliche Couchsurfing-Familie, die uns bei sich aufnimmt. Wir lernen viel über süditalienisches Familienleben und führen großartige Gespräche über Gott und die Welt.
Am nächsten Tag besichtigen wir gemeinsam die Stadt. Im Jahr 1669 sickerte die dünnflüssige Lava des Ätna bis ins Stadtgebiet. Die Häuser, die danach noch standen, zerstörte wenige Jahre später ein saftiges Erdbeben. Die Nachfahren der unglücklichen Stadtbewohner profitieren heute von der Katastrophe, denn die stilistisch einheitliche Barock-Bebauung hat Catania das Siegel des Unesco-Welterbe eingebracht und kurbelt den Tourismus an.
Was wir viel spannender finden als steinerne Sehenswürdigkeiten, ist der Wochenmarkt von Catania, der jeden Tag (außer Sonntag) in der Nähe der Piazza Carlo Alberti von statten geht. Die Auslagen, die Enge in den schmalen Gassen zwischen den Marktständen, die Vielzahl der Anblicke und Gerüche sind überwältigend. Ich komme mir vor, als sei ich in eine Waschmaschine geraten, während das 30-Grad-Programm für Buntes im Schleudergang läuft. Hier gibt es alles: Wurst und Käse, Obst und Gemüse – auch den typisch sizilianischen lila Blumenkohl –, frisches Fleisch (inklusive halber Lämmer, die am Haken hängen und unsere Jungs zu einer praktischen Anatomiestunde inspirieren), und eine schier grenzenlose Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten.
Bedauernswerte Schwertfische blicken aus ihren toten schwarzen Kulleraugen auf uns herab, Muscheln, Schnecken und Seeigel werden lose aus großen Zentnersäcken verkauft. Wir probieren Granita, das typische Erfrischungsgetränk aus Zucker, Zitronensaft und viel Eis, das – laut unseren Couchsurfern – auf Sizilien erfunden wurde und nur hier „richtig echt“ ist.
Mehr Sizilien mit Kindern
Hier im family4travel-Blog gibt es eine kleine Serie über Sizilien mit Kindern:
Und über unsere 11-monatige Reise habe ich ein ganzes Buch geschrieben: „Die Entdeckung Europas“. Im Gegensatz zum Blog stehen dort die persönlichen Begegnungen und das „gefühlte Reisen“ während unseres Langzeit-Roadtrips im Mittelpunkt. Sizilien widme ich ein eigenes Kapitel, das hauptsächlich von unserem Couchsurfing-Besuch bei Francescas sympathischer Chaos-Familie erzählt. Mehr Infos über das Buch gibt es hier:
Danke für die spannenden Einblicke und interessanten Infos – jetzt freue ich mich noch mehr auf Oktober :-) Ich werde mich jetzt mal langsam um einen Mietwagen kümmern… Liebe Grüße! Nina
Hach, ich beneide dich ja schon ein bisschen! ;) (Nicht ums Autofahren dort, aber das schaffst du schon.)
Ein schöner Übersichtsbericht. Wir wollen wohl im Juni hinfliegen. Um das fahren mach ich mir keine Gedanken, schlimmer als Asien kann es wohl nicht sein. Trotzdem sind wir gewarnt ;)
Danke und VG, Nina
In Asien haben wir keinerlei Vergleichswerte, sorry. (Außer Anatolien, und das war zwar schon ein bisschen egozentrisch, aber kein Vergleich zu Süditalien.)
[…] Lena war mit ihrer vierköpfigen Familie ebenfalls zehn Tage auf Sizilien und hat dabei den Nordosten für drei Tage besucht. Ihren Beitrag über den Nordosten findet ihr hier: https://www.family4travel.de/sizilien-mit-kindern-messina-catania-und-der-aetna/ […]
[…] Lena war mit ihrer vierköpfigen Familie ebenfalls zehn Tage auf Sizilien und hat dabei den Nordosten für drei Tage besucht. Ihren Beitrag über den Nordosten findet ihr hier: https://www.family4travel.de/sizilien-mit-kindern-messina-catania-und-der-aetna/ […]