Als Kind habe ich unsere Urlaubsreisen nach Dänemark geliebt. Ganz viele Erinnerungen habe ich an dieses Land. Ans Meer, das in die Gummistiefel schwappt. An den Geruch von frisch ausgenommenen Fischen, die meine Eltern direkt vom Kutter im Hafen kauften, und die in der Pfanne zappelten, weil die Nerven noch reagierten.
An Ferienhäuser, jedes Mal ein anderes. Meine Schwester und ich erkundeten erst alle Räume, dann die Umgebung, und oft fanden wir ganz in der Nähe Erstaunliches: Eine Trollhöhle (in der andere freilich nur eine Sandkuhle sehen konnten). Einen gruseligen Opferplatz (ein Findling hinterm Haus). Und einmal zwei rotzlöffelige Jungs aus dem Nachbarhaus, die uns unbedingt küssen wollten.
Morgens ging Papa mit uns Brötchenholen, und wir durften uns von den krachsüßen Marzipanteilchen eins aussuchen. Manchmal hat uns die Nachbarin zu Hause schon ein paar Kronen zugesteckt, die wir dann in Lakritzschnüre und andere für uns exotische Süßigkeiten umsetzen durften.
Die Stimmung war gut, meine Eltern waren entspannt und spielten ihre alten Platten ab – die Art von Musik, die ich heute noch liebe. Am Strand ließen wir uns ordentlich durchpusten, und wir blieben immer, bis unsere Füße nass und uns ordentlich kalt war. Statt einmal im Sommer fuhren unsere Eltern nämlich für dasselbe Geld lieber zwei Mal mit uns in Urlaub: eine Woche im Frühjahr, eine im Herbst.
Als ich später selbst Kinder bekam, stand für mich anfangs nie infrage, dass wir es genauso machen würden. Im Frühling, im Herbst, nach Dänemark. Als Janis geboren wurde, waren wir beide noch Studenten und konnten uns das nicht leisten. Und dann entdeckten wir, dass auch mit kleinen Kindern vagabundierendere Urlaube kein Problem sind, und außerdem deutlich günstiger als dänische Ferienhäuser.
Aber ein Mal wollten wir es doch so machen. Bevor Janis in die Schule kam, mieteten wir ein Mal in der günstigen Vorsaison ein schönes Häuschen auf der Insel Rømø, hinter der Grenze gleich links. Und es war schön! Schweinekalt, teilweise hatten wir Schnee. Wir hielten es nie lange am Strand aus, und wir unternahmen so wenig wie sonst nie auf Reisen. Es war eine großartige Erfahrung, meinen Kindern sozusagen ein Stückchen meiner Kindheit mitgeben zu können. Und plötzlich mehr denn je zu spüren, dass ich erwachsen geworden bin. Es war toll.
Aber ansonsten machen wir Urlaub doch lieber auf unsere Weise. Reisen. Eintauchen in andere Kulturen, andere Länder, andere Lebensweisen. Menschen kennenlernen. Die Welt entdecken.
Wie ist das bei euch? Macht ihr Urlaub so, wie ihr es von euren Eltern gelernt habt? Wenn ihr mögt, erzählt doch mal!
PS: Wundert ihr euch, warum ich so plötzlich mit einem Thema anfange, das mit unserer Großbritannien-Reise wenig zu tun hat und auch sonst in keine meiner Kategorien passt? Das liegt daran, dass Inka von blickgewinkelt gerade „analoge Erinnerungen“ sammelt. Ein paar sehr schöne hat sie schon, auch noch andere aus Dänemark!
Schnüff. Ich hatte doch tatsächlich die Lakritzschnüre vergessen – bis eben! :))
Ein wunderwunderschöner Post, bin ganz verzückt. Ganz lieben Dank fürs mitmachen, mir macht es nichts, wenn nur wenige teilnehmen, aber dafür solche tollen Posts zustande kommen.
Liebe Grüße
/inka
Gerne. Danke für den netten Anlass dazu! :)
Wunderschöne Erinnerungen. Felix und ich sind mit meiner Mutter und unserem Hund immer auf die Insel Föhr gefahren. Dort hatten wir auch immer wechselnde Ferienhäuser, aber der Strand und der kleine Ort waren uns schon ganz vertraut nach all den Jahren. Meine Mutter träumt seit langem davon, mal wieder dort hinzufahren.
Ich selbst reise eher anders, Deutschland ist (leider) sehr teuer, um Urlaub zu machen, finde ich. Längere Urlaube (7 Tage+) sind finanziell bei uns nicht drin, außerdem kann ich es mir als Freiberuflerin nicht leisten, länger nicht zu arbeiten. In manchen Jahren machen wir gar keine richtige Urlaubsreise in dem Sinn. Ich fahre lieber mehrmals mit Freunden übers Wochenende weg, zum Beispiel nach Amsterdam ;) oder in eine andere tolle Stadt. Im Januar steht ein Wochenende London auf dem Programm. ;)
Wenn ich Kinder hätte, müsste es aber wahrscheinlich schon eine Woche mindestens am Stück sein, weil sie sich ja auch erst einmal eingewöhnen müssen, kann ich mir vorstellen. Die Wochen auf Föhr gehören jedenfalls zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen. <3
Föhr, das klingt auch toll. Ich würd deiner Mutter sofort zusagen für einen Nostalgie-Trip! Wenigstens für ein langes Wochenende. Das Freelancer-Problem kenne ich. Wenn ich von meiner Tätigkeit leben wollte, könnte ich auch nicht verreisen (und/oder mir meine Kinder nicht leisten, schätze ich).
Auch Kinder lassen sich aber ganz gut für Kurztripps begeistern, zumindest solche Couchsurfing-Kids wie unsere. :) Obwohl die sich über Föhr ganz bestimmt auch freuen würden.
Oh, und viel Spaß in London!