Wir sind ja nicht so die allergrößten Fans von Touristenhochburgen. Besser gesagt: Wir machen da gerne einen Bogen drum. Oder wir gucken es uns doch an, weil wir das Gefühl haben, man müsste das mal gesehen haben – und finden es dann meistens furchtbar. Also, zumindest ich. Unserem Recherchetrip nach Usedom habe ich deshalb mit gemischten Gefühlen entgegen gesehen. Aber trotz aller Zweifel: Es war richtig toll! Das lag vor allem daran, dass wir die Kaiserbäder gemieden und uns fast ausschließlich in der Natur aufgehalten haben. Die Perle am Achterwasser, in die ich mich dabei spontan verguckt habe, heißt Neppermin.
Neppermin ist ein sehr kleiner Ort, der zwar einen direkten Anschluss an die Inselrennstrecke B111 hat und damit verkehrsgünstig liegt, der aber selbst doch ein paar Meter abseits der Bundesstraße ein überraschend ruhiges Pflaster ist.
Im Usedomer Gartencafé zu Besuch bei „Tante Wally“
Wir sind unverhofft hier gelandet, weil „Tante Wally“ uns gelockt hat. Mit Speck fängt man Mäuse, und mich mit Hofcafés. „Tante Wally“ ist ein Gartencafé, wie sie auf Usedom häufiger vorkommen. Mitten im Dorf lädt ein buntes Aushängeschild Spaziergänger hinter den Gartenzaun, wo zwischen einem plätschernden Brunnen und Bambussträuchern dicht an dicht die Tische stehen. Bei strahlendem Sonnenschein lassen wir es uns hier ein Dreiviertelstündchen gut gehen.
Alle Torten sind hausgemacht. Besonders beliebt ist die Gewittertorte, auf der Kirschen, Bananen, Eierlikör und Mandelkrokant eine kalorienreiche Allianz mit jeder Menge Sahne eingehen. Zur Mittagszeit gibt es auch herzhafte Angebote.
Adresse: Schulstraße 21, Neppermin, Usedom. Öffnungszeiten: Von Ostern bis Herbst täglich ab 13 Uhr bis abends, Montag Ruhetag. Im Winter gibt es zu einigen Gelegenheiten Sonderöffnungszeiten. Ein Parkplatz befindet sich am Ortseingang, von der B111 aus gut zu sehen. Cappuccino-Index 2016: 2,70 Euro. Die Homepage zeigt ein paar hübsche Bilder.
Abenteuer Achterwasser in Neppermin
Um uns Zucker und Kalorien gleich wieder abzulaufen, schlendern wir anschließend durchs Dorf und stoßen bald auf die Seepromenade. Am Ufer des Achterwassers liegen Motor-, Ruderboote und kleine Segler an den Anlegestegen zwischen dem Schilf vertäut. Wildromantisch sieht das aus!
Wir laufen vorbei an mehreren Infotafeln, auf denen wir viel über die Tierwelt am Achterwasser und auch einiges über die Geschichte der Fischerei erfahren. Der Spazierweg ist schon auf Touristen ausgerichtet, aber andererseits herrscht hier auch noch ganz viel Ursprünglichkeit. Hinter den Infotafeln und der gepflasterten Promenade erstrecken sich die Gemüsegärten der alteingesessenen Fischerfamilien.
Zum Wasser hin reihen sich schnieke Bootshäuser aneinander. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich in einem davon wohnen möchte. Schick sehen sie aus, alle miteinander. Aber ich denke, sie sind mir dann doch ein bisschen zu nah am neugierigen Besucherstrom gebaut. Ich glaube ohnehin nicht, dass man sie als Ferienhaus mieten kann, jedenfalls habe ich keinerlei äußerliche Hinweise darauf entdecken können.
Von einem – schon ein bisschen morschen – Beobachtungsturm aus haben wir einen guten Blick aufs Achterwasser. Wir beobachten ein paar der Wasservögel, deren Namen wir jetzt dank der Infotafeln kennen: Lachmöwen, Blesshühner und Trauerenten.
Wer will (und Geld hat), kann auch aufs Wasser…
Am großen Steg liegt ein Segelboot vor Anker: die „Weiße Düne“. Für schlappe 62 Euro pro Person kann man einen Platz darauf buchen und zur vierstündigen Abendfahrt mit Räucherfisch-Imbiss auslaufen. Wir beschränken uns auf einen Blick von außen. Wer mehr wissen möchte, kann auf der Homepage nachschauen.
Ein Stück weiter die Promenade hinunter befindet sich außerdem ein Bootsverleih. Hier gibt es Kajaks, Ruderboote und SUP-Ausrüstung (stand-up paddeling, für alle, die nicht ganz so up to date sind, was Trendsportarten betrifft). Ich hab nachgeschaut, auch der hat eine Webseite.
… oder einfach ins Wasser: die Badestelle von Neppermin
Die Badestelle von Neppermin einen Strand zu nennen, wäre schon ein bisschen übertrieben. „Das ist ein Badesee, oder?“ fragt Silas irritiert. Immerhin, einen schmalen Streifen Sand gibt es, und eine breite Liegewiese. Und dafür auch keine Kurtaxe.
Ich mache es mir auf einer Bank im Schatten gemütlich, während die Jungs erst Rindenschiffchen bauen und sich dann im Gras balgen. Wir bleiben, bis die Abendsonne auf den minikleinen Wellen glitzert und das Segelboot zu seiner Abendfahrt ausläuft.
Doch, Usedom, das kann man machen. Die Touristeninsel ist sogar richtig schön, hier am Achterwasser.
Transparenzhinweis: Die Jungs und ich hatten zwar sozusagen beruflich auf Usedom zu tun, aber das hing nicht mit dem Blog zusammen. Wir haben alles selber bezahlt, keinerlei Vergünstigungen erhalten, und ohnehin bleibt unsere Meinung eh immer unsere eigene.
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