Entlang der Autobahnen sieht man immer wieder die „verkehrsgünstig gelegenen“ Hotels direkt am Wegesrand, die den müden Urlauber zu einer Zwischenübernachtung ermuntern wollen. Wer hier absteigt, muss entweder sehr verzweifelt oder völlig schmerzfrei sein, dachte ich immer. Dann haben wir es einfach mal ausprobiert – und waren absolut positiv überrascht.

„Irgendwo so auf Höhe Köln“ wollen wir übernachten, darauf einigen Martin und ich uns, bevor er sich im Internet auf die Suche macht. Ich denke an eine Jugendherberge oder ein abgeranztes Hostel, in dem wir abends einfach nur ins Bett fallen und uns bei Sonnenaufgang vom Acker machen. Aber dann sagt Martin: „Du, guck mal, diese ganzen Standard-Hotels haben am Wochenende echt gute Preise.“

Tatsächlich, das Level liegt hier für eine vierköpfige Familie zum Teil deutlich unter Jugendherbergs-Niveau. Schwierig ist es nur, ein Zimmer zu finden, das zwei Zustellbetten für Kinder erlaubt. Beim HolidayInn Express in Troisdorf werden wir fündig. Für eine Übernachtung von Samstag auf Sonntag zahlen wir hier zu viert unschlagbare 59 Euro inklusive Frühstück.

Abenteuerliche Unterkünfte sind wir als Couchsurfer gewöhnt, und auch bei kommerziellen Anbietern sind wir hart im Nehmen. Wir erwarten nicht viel. Als wir abends auf der A59 in die Abfahrt Troisdorf rollen, fragt Silas: „Wie weit ist es jetzt noch bis zu unserem Hotel?“ Wir lachen. „Wir sind schon da“, sage ich und deute auf das Gebäude unmittelbar neben der Straße. Die Lage ist in der Tat gruselig: Das Hotel drängt sich zusammen mit einer Tankstelle, einem China-Restaurant und diversen Fastfood-Ketten auf ein kleines Eckchen, das fast komplett von mehrspurigen Straßen umgeben ist. Trotzdem sind die Jungs beeindruckt. „Das sieht aber schön aus!“ lautet Janis’ erste Reaktion, als wir vor der sauberen Fassade stehen.

Ein junger Mann nimmt uns freundlich in Empfang. Bezahlt wird bequem mit Kreditkarte. Wir erhalten zwei Schlüsselkarten und können sofort unser Zimmer beziehen. Trotz ausgezogener Schlafcouch für die Jungs wirkt das nicht allzu beengt. Alles ist sauber und einladend. Wunderbar. Was mich am meisten beeindruckt: Von den umliegenden Straßen ist so gut wie nichts zu hören. Da es keine automatische Lüftung gibt, müssen wir mehrmals das Fenster öffnen, um frische Luft herein zu lassen. Was für ein Lärmpegel – und welche Ruhe, sobald die Hochleistungsisolierung wieder an Ort und Stelle sitzt!

Das Abendessen nehmen wir in einem der Etablissements in unmittelbarer Nähe ein, dann kuscheln wir uns in die Kissen.

So sieht ein Hotelzimmer aus, zehn Minuten nachdem es meine Kinder in Beschlag genommen haben. (This is how a hotel room looks ten minutes after my boys went in.)

So sieht ein Hotelzimmer aus, zehn Minuten nachdem es meine Kinder in Beschlag genommen haben. (This is how a hotel room looks ten minutes after my boys went in.)

Nach einer wirklich geruhsamen Nacht packen wir zusammen und gehen frühstücken. Der Speisesaal ist hell und ansprechend gestaltet. Vor den Fenstern wächst Bambus und vermittelt ganz den Eindruck, als befänden wir uns irgendwo im Grünen. Die Auswahl am Frühstücksbüffet sprengt alle Erwartungen. Hier gibt es, was das Herz begehrt: Müsli, Joghurt, Obst, Brötchen, Toast und Schwarzbrot (womit ich sehr leicht sehr glücklich zu machen bin), und auch Getränke inklusive Kaffeespezialitäten sind im Preis inbegriffen. Und die Bewertungen in einschlägigen Hotelportalen haben Recht: Das Personal ist wirklich sensationell freundlich. Als Silas ratlos vor dem Apparat steht, aus dem die Kaltgetränke kommen, steht die Dame des Hauses ihm sofort zur Seite und schneidet ihm mit sichtlichem Spaß an ihrem Job auch gleich noch das Brötchen auf. Wir genießen das Frühstück ausgiebig und gönnen uns einen zweiten Cappuccino. Die Jungs erobern die Kinderecke. Hier gibt es einen kleinen Tisch mit Stühlen, dazu Malzeug, Bücher, Kuscheltiere und einiges mehr. Die Angestellte räumt unsere abgegessenen Teller ab, ermuntert uns gleichzeitig freundlich, ruhig noch etwas sitzen zu bleiben. Wir kommen ins Gespräch, ich lobe den Service, und sie erzählt, dass sie den Laden zur Frühstücksschicht tatsächlich ganz alleine schmeißt: Büffet, Küche, Abräumen, und wenn jemand auschecken will oder Informationsbedarf hat, erledigt sie das auch noch mit. Und das alles mit einem Lächeln – ich bin ernsthaft beeindruckt.

Zum Schluss gibt’s noch eine Ladung Gummibären für die Jungs, und dann sind wir auch schon wieder auf dem Weg zu neuen Abenteuern in Saarbrücken.

 

Auch wenn’s danach klingt, dieser Bericht ist nicht gesponsert – das macht bezüglich meiner Meinung aber eh keinen Unterschied.