Heute vor sechs Jahren ging mein allererster Beitrag hier online. Traditionell nutze ich diese Blog-Geburtstage, um ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern. Manchmal strukturiert (wie zum dritten Geburtstag, als ich 33 Indiskretionen aus unserem Familienleben unterwegs und zu Hause ausgeplaudert habe), manchmal strikt thematisch (wie zum fünften Geburtstag, als es um die finanzielle Seite der ganzen Bloggerei ging). Diesmal sitze ich hier hochschwanger und ein klein wenig besorgt, wie ich all die halbfertigen Kooperations-Artikel noch rechtzeitig über die Bühne beziehungsweise online kriegen soll. Diesmal wird’s also nichts mit Struktur und Thematik, sondern einfach ein paar Worte frei von der Leber weg über die Blog-Dinge, die mich gerade beschäftigen…
Eigentlich finde ich es nämlich total sinnvoll, sich wenigstens einmal im Jahr hinzusetzen und sich zu überlegen, was man als Blogger mit seinem Herzblutprojekt überhaupt so vor hat. Wohin es gehen soll, welche Ziele es noch gibt. Was gut läuft, was nicht, und wofür man wirklich die Energie aufbringen möchte, es zu ändern. Und für meine Stammleser finde ich es nur fair, sie an diesen Gedankengängen auch zu beteiligen.
Anfänger-Bloggen unter einfachen Bedingungen
Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Ein halbes Kinderleben. Als ich mit dem Bloggen begann, war Janis gerade acht Jahre alt geworden, Silas war fünf. Dass Reisen mit Kindern eine fantastische Sache ist, wussten wir da schon seit Längerem. Dann kam die Idee, unsere Erfahrungen weiterzugeben und anderen Familien ein bisschen bei ihren eigenen Reisen zu helfen, vom ersten abstrakten Überhaupt-Trauen bis zur konkreten Programmplanung am jeweiligen Urlaubsziel. Das war zu einem Zeitpunkt, als einerseits Blogs in Mode kamen und ich überhaupt eine Vorstellung davon hatte, was ich machen und wie ich das umsetzen könnte. Und andererseits waren die Jungs gerade so alt, dass sie mich nachmittags weniger brauchten, weil sie wunderbar allein zu zweit spielen konnten und ich so wieder mehr Zeit zur Verfügung hatte.
Bloggen für Fortgeschrittene
Wie man mit richtig kleinen Kindern, mit einem Baby, regelmäßig bloggt, muss ich dann erst einmal ausprobieren. Ich habe fest vor, meine Frequenz von einmal die Woche jeden Sonntag aufrecht zu erhalten. Inwiefern das in unserem ganz persönlichen Familienalltag, der sich ja erst einmal einpendeln muss, machbar oder hoffnungslos naiv ist, wird sich zeigen.
Ende Juli, spätestens Anfang August ist es soweit. Nach einer ziemlich miesen und ungewissen Frühschwangerschaft habe ich sechs Monate mit einem stetig wachsenden Bauch sehr genossen. Ich bin gerne schwanger, und ich bin auch total gerne schwanger verreist. Letzteres wird sich auch noch in einem Blogbeitrag explizit niederschlagen – das ist einer von den vielen halbfertigen, die ich erwähnte.
Da kommt was auf uns zu…
Der Gedanke, dass wir dann wirklich einen weiteren kleinen Menschen mit einer ganz eigenen Persönlichkeit bei uns haben werden, fühlt sich jetzt, zwei Wochen vor dem Geburtstermin, immer noch höchst merkwürdig an. Die großen Brüder freuen sich, sichern mir glaubhaft jede Unterstützung zu und übernehmen auch jetzt schon viele Aufgaben, die für mich mit dem dicken Bauch echt unangenehm sind.
Es gibt noch tausend Sachen, die wir vorbereiten müssen – das Bettchen steht noch in Einzelteilen hier rum, ebenso der alte Stubenwagen, einen Windeleimer brauchen wir noch. Und ob Silas‘ alter Kinderwagen sich überhaupt noch ein- und ausklappen lässt, nachdem ich die Einzelteile alle gewaschen habe, muss ich auch immer noch ausprobieren. Aber das passt schon. Zur Not kann so ein Würmchen ja auch erstmal in einem Wäschekorb schlafen. Spätestens seit unserer großen Reise sind wir das Improvisieren ja gewohnt.
Zukunftsentscheidungen über Blog und Baby
Worüber ich mir aber tatsächlich auch zeitnah Gedanken machen muss, ist, ob ich mit dem neuen Blogger-Kind öffentlich anders umgehen möchte als mit den „alten“.
Janis und Silas habe ich hier immer volle Breitseite portraitiert und zu selbst zu Wort kommen lassen. Und eigentlich finde ich das auch schön und gut so. Es war von Anfang an mein Ziel, für andere Familien ein Beispiel (wenngleich keinesfalls Patentlösung) zu sein, wie bildungsintensives, horizonterweiterndes und für alle Beteiligten persönlichkeitsentwickelndes Reisen funktionieren kann. Ich wollte und will zeigen: Das ist eigentlich total einfach! Das geht mit ganz normalen Kindern. Man muss sich einfach nur trauen und es tun. Mit offenen Augen durch die Welt gehen, ob nun durch ferne Länder oder auf dem Fahrradausflug zur Burgruine um die Ecke.
Dass die Jungs dabei immer auf vielen Fotos gut zu sehen waren, habe ich anfangs nie in Frage gestellt. Ich komme ja aus dem Printjournalismus. Da war das einfach so. Meine Jungs waren regelmäßig als anfangs unwissende, später willige Statisten auf symbolischen Beispielfotos in der Lokalzeitung. Und nach wie vor sehe ich nicht, dass sie dadurch oder in den vergangenen sechs Jahren durchs Bloggen irgendeinen Nachteil gehabt hätten.
Die alte Leier: Kinderfotos im Netz?
Andererseits ist sich die angstbestimmte Eltern-Szene innerhalb und außerhalb des Internets ja relativ einig, dass man als verantwortungsbewusste Erziehungsberechtigte zumindest die Gesichter seiner Kinder bedeckt halten muss (gerne durch bekloppte Smileys, die das ganze Bild verhunzen). Ich kenne alle Argumente, sie werden in den Sozialen Medien ja alle von jedem gefühlt hundert Mal im Jahr wiederholt.
Und ja: Meine Adresse steht hier öffentlich im Impressum (muss sie aus rechtlichen Gründen leider). Wo meine Kinder zur Schule gehen, lässt sich bei intensiver Blog-Lektüre ohne weiteres ermitteln. Sie mit entsprechender krimineller Energie auf dem Schulhof abzufangen, mit ihrem Klarnamen anzusprechen und mit einer komplex zusammengedichteten und auf den ersten Blick glaubwürdigen Geschichte voller Hintergrund-Infos einzusacken, ist theoretisch möglich. Dass es in sechs Jahren nicht passiert ist, ist keine Garantie, dass es niemals passieren wird.
Ich hatte trotzdem nie Angst davor, denn meine Kinder waren ja immer schon alt genug, dass ich ihnen diese möglichen Szenarios erklären und sie entsprechend ausschließen konnte. Einfache Regel: Niemals, unter überhaupt gar keinen Umständen, fahrt oder geht ihr bei Menschen mit, die ihr nicht kennt (außerdem gibt unser Hort Kinder nur an schriftlich angemeldete Abholer raus).
Die mütterliche Ur-Angst vorm „schwarzen Mann“
Aber: Jetzt bekommen wir ein kleines Mädchen, das praktisch als Einzelkind aufwachsen wird. Zumindest gefühlt liegen die Dinge da irgendwie schon anders. Ich glaube gar nicht mal, dass Mädchen per se gefährdeter sind, aber ich sehe an meiner kleinen Nichte, dass sie doch sozialer veranlagt und von sich aus bestrebter sind, anderen Menschen, auch Fremden, Gefallen zu tun (eine Idee, auf die meine Jungs von sich aus nie kommen würden, leider).
Nun ist Pädophilie Gott sei Dank selten (und wenn, sind vor allem Familienmitglieder oder Vertrauenspersonen die Täter, fast nie Fremde, und trotz des redseligen Internets ist mir kein einziger Fall bekannt, in dem sich ein Stalker auf ein Bloggerkind eingeschossen und es tatsächlich persönlich belästigt hätte). Allein statistisch wäre es völliger Blödsinn, sich von einer diffusen Angst vor dem Extremfall die Freude am Bloggen verderben zu lassen, zumal es nach der Recherche einer Mama-Bloggerin, die ich neulich gelesen habe, haarsträubende Apps und Plattformen gibt, auf denen sich derart krank veranlagten Menschen Kinder geradezu auf dem Silbertablett anbieten. Die müssen sich kein Zielobjekt aus seriösen mittelgroßen Familienreiseblogs aussuchen, das ordentlich bekleidet in alltäglichen Reisesituationen abgebildet wird.
Haben Kinder etwa keine Persönlichkeitsrechte?
Aber dann ist da noch die Sache mit den kindlichen Persönlichkeitsrechten, die, wenn schon nicht gesetzlich, dann doch moralisch auch für kleine Kinder in Frage gestellt werden: Dürfen die Eltern einfach so bestimmen, dass ein Foto so okay ist und im weltweiten Internet verbreitet werden darf? Das ist ja der Punkt, an dem viele sich scheuen, die Verantwortung zu übernehmen und dann im Zweifelsfall doch nur von hinten fotografieren oder – grusel – zum Herzchen-Sticker überm Gesicht greifen.
Bei uns ist das bisher immer zufriedenstellend gelaufen mit den Jungs. Wenn ich bei einem Foto Zweifel habe, ob ich das verwenden darf oder es vielleicht doch irgendwie kompromittierend rüberkommen könnte (zum Beispiel die im Beitrag über Seekrankheit, wo Silas teilweise schon sehr elend aussieht), frage ich heute einfach die Jungs selbst. Und dann noch einmal explizit mich selbst, denn wenn ich Zweifel habe, ist vielleicht doch was dran?
Bei uns bisher kein Problem
Janis ist sowieso nichts peinlich (ich glaube, er wurde einfach ohne diese Empfindungsmöglichkeit geboren, er ist praktisch unmobbar). Silas‘ Schmerzgrenze deckte sich bisher immer zu 100 Prozent mit meiner eigenen. Beide Jungs haben mir mehrmals unmissverständlich klar gemacht, dass sie keinesfalls mit der Freigabe jedes einzelnen Fotos belästigt werden wollen. „Du siehst doch selber, ob das geht oder nicht!“ Und ja, ich bin ja nicht doof. Ich kann das, als Mutter und als Inhaber von gesundem Menschenverstand.
Ob ihre kleine Schwester das aber vielleicht irgendwann anders sehen wird? Es gibt ja etliche Artikel im Internet, in denen Kinder ihren Eltern öffentlich Vorwürfe machen, dass diese sie jahrelang im Internet öffentlich zur Schau gestellt haben.
Ich denke, da ich niemals meine Kinder um ihrer selbst willen abbilde und thematisch immer unsere Reiseziele im Mittelpunkt stehen, ist das eh alles halb so wild.
Klar kann man sagen: Du benutzt deine Kinder als Mittel zum Zweck. Nicht nur im Blog, vor allem auch in den Reiseführern. Aber ich traue mir schon zu, bei all meiner Arbeit und meinen Projekten immer in allererster Linie Mutter zu bleiben, die das Wohl ihrer Kinder im Blick hat. Und auch die vielen Gespräche, die ich mit den Jungs zu diesem Thema ja immer wieder führe, bestätigen mir jedes Mal: Nee, Mama, ist schon okay so. Das „Leiden“ durch manchmal weniger spannende Programmpunkte, nicht verhandelbare Wanderstrecken auch bei schlechtem Wetter und dem – seltenen! – gezielten Posieren für Fotos (normalerweise achte ich darauf, dass ich genügend Fotos im Vorbeigehen mache und sie nie explizit „modeln“ müssen) werden von den angenehmen Seiten des Daseins als Bloggerkind mehr als wettgemacht.
Und was mach ich jetzt?
Tja, aber was mache ich nun, wo ich doch die Chance habe, noch mal von vorne anzufangen und es „richtig“ zu machen? Einen Kompromiss, wie ihn derzeit viele Familienreiseblogger praktizieren: Fotos von den Kindern ja, aber nie frontal oder im Profil, nur von Weitem oder von hinten oder ausschnittweise? Und die Verheimlichung des wahren Vornamens? Stattdessen ein Pseudonym wie „unsere Nummer fünf“, „das neue family4travel-Mitglied“, „das Baby“, das dann irgendwann zu „unser Mädchen“ werden darf, aber nie namentlich in Erscheinung tritt?
Aber das ist doch blöd!
Das ist nicht mein Stil und käme mir hochgradig albern vor. Tatsächlich gibt es Blogs, die ich aus diesem Grund nicht lese oder nur überfliege und aus kollegialen Gründen auf dem Schirm habe, weil mir die Spitznamen der Kinder dort zu sperrig und zu albern sind. Und es leuchtet mir halt auch einfach nicht ein, was es bringen soll.
Krasse Argumente
Ein Argument, das mich neulich mal FAST überzeugt hätte, war folgendes: automatische Gesichtserkennung. Mit so vielen Fotos im Netz von allen Seiten können meine Kinder von allen fraglichen Stellen in Windeseile vermessen und dann „live“ über jede CCTV-Kamera geortet werden, wenn die Zombie-Apokalypse kommt oder Google offiziell die Weltherrschaft übernimmt oder ein anderes dystopisches Zukunftsszenario der Wahl eintritt. Dann können die Jungs leider nicht in den Untergrund abtauchen, sondern werden an jeder Straßensperre rausgefischt und zwangsrekrutiert, wenn sie nicht schon im Vorfeld wegen der oppositionspolitischen Aktivitäten ihrer Mutter und hoffentlich auch ihrer eigenen festgenommen werden und in dunklen Foltergefängnissen verschwinden. Und daran bin dann ich Schuld, weil ich so viele Fotos von ihnen gepostet habe.
ABER bei näherem Nachdenken fiel mir ein: In einem solch totalitären Szenario haben „die Bösen“ ganz sicher auch Zugriff auf die Daten, die der deutsche Staat im Einwohnermeldeamt sammelt, in Form biometrischer Fotos und Fingerabdrücke für den Pass. Und wer sich (wie wir) einmal für ein Visum in die USA beworben hat, ist da ohnehin auf ewig von oben bis unten vermessen und abgespeichert.
Und auch wenn ich persönlich Googles Weltherrschaftsbestrebungen für etwas wahrscheinlicher halte als eine gezielte pädophile Verschwörung gegen ausgerechnet mein Kind – ernsthaft? Das sollte ein Grund sein, vorsichtshalber prinzipiell eine schlechtere Qualität an Texten und Bildern zu liefern als ich könnte?
Noch mehr Argumente
Natürlich gibt es noch mehr Argumente. Potenzielle Star-Allüren des Kindes, wenn es auf offener Straße erkannt wird (kein Problem bei einem kleinen Blog wie meinem, das aufgrund meiner moralischen Grundsätze auch nie ins Unermessliche wachsen wird).
Googelnde Chefs (die dann wissen, wie Silas sich mit zwölf Jahren zum Thema Pressereisen geäußert hat und dass Janis selbst zur Hochzeit der Pubertät ohne zu Murren mit uns durch Schottland und Irland gewandert ist und abends in der Ferienwohnung den Abwasch erledigt hat – shocking).
Und immer wieder Mobbing (was ich als Argument völlig absurd finde, denn in dem Moment, in dem sich mein Kind mit einem Foto, das ich hier im Blog veröffentlicht habe, mobben lässt, liegt das eigentliche Problem doch ganz woanders und hätte durch das Nichtveröffentlichen dieses Fotos auch nicht verhindert werden können).
Und mein Ergebnis
Okay. Ich gebe zu, dieser mittlerweile drei Word-Seiten lange Text ist mal wieder bestes Beispiel für einen James Joyce’schen stream of conciousness, durch den ich euch Leser hier einfach unbarmherzig durchschleife. Als ich anfing zu tippen, war ich mir selbst alles andere als sicher, wie ich mit dem Thema nach der Geburt unseres neuen Familienmitglieds wirklich umgehen würde. Aber wenn ich mir die Meinungen so ansehe, die da aus meinen Fingern geflossen sind, dann scheine ich mich entschieden zu haben. Es wird offenbar keine Änderungen der Privatsphäre geben im family4travel-Blog. Auch nicht für unser wehrloses kleines Mädchen, das von Anfang an in diesem Familienunternehmen Reiseblog steckt.
Wie geht’s jetzt also weiter auf family4travel?
Zuerst einmal: Vor der Geburt mache ich überhaupt keine Versprechungen. Wir müssen ja erst einmal herausfinden, was für ein Kind wir da kriegen. Könnte ja sein, dass es überhaupt nicht reisekompatibel ist. Schließlich dachte ich als Erstlingsmutter auch immer, dass Kinder im eigenen Bett einschlafen, sei einfach und mit etwas Gewöhnung und Konsequenz problemlos zu erreichen – und dann kam Silas.
Konkret geplant haben wir also noch keine weiteren Reisen. Wir liebäugeln aber schon mit dem einen oder anderen Anfänger-Trip für Großfamilien (ist man mit drei Kindern eigentlich schon eine, oder bräuchten wir dafür noch jemanden?). Sicherlich werden wir anfangs in der Nähe bleiben. Aber das verlockende Thema Reisen in der Elternzeit steht uns dann ja nun auch offen. Wir haben ein paar Ideen und werden sicherlich einiges davon umsetzen.
Und wie gesagt: Wenn ich es auch nur irgendwie auf die Reihe kriege, werde ich auch im siebten Jahr auf family4travel weiter fleißig bloggen, um anderen Familien Lust und Mut zu machen, mit ihren eigenen Kindern gemeinsam die Welt zu erkunden.
Family4travel ist ein unabhängiges Reiseblog für Familien. Hier stecken unzählige Stunden Arbeit, Expertenwissen und Herzblut drin. Um auch weiterhin werbefreie, aufwändig recherchierte, aktuelle und hilfreiche Inhalte veröffentlichen zu können, biete ich Menschen mit sozialem Bewusstsein die Möglichkeit zur Unterstützung über Steady. Informiere dich, wie du Mitglied im Familienkreis werden und von handfesten Vorteilen profitieren kannst! → Klick!
Ich habe zwar selber keine Kinder, aber ich finde deinen Umgang mit ihren Bilder total vernünftig. Am einleuchtendsten scheint mir das Argument mit den Persönlichkeitsrechten. Da würde ich persönlich mit dem Veröffentlichen von erkennbaren Bildern warten, bis das Kind gross genug ist, um selbst entscheiden zu können.l bzw. du abschätzen kannst, was für das Kind gut sein könnte. Ausserdem kannst du Bilder bei Bedarf auch noch nachträglich verpixeln. Es wird wohl wenige Leute geben, die sich den ganzen Blog runterladen.
Danke. Verpixelte Bilder finde ich auch sehr grenzwertig. Irgendwo habe ich neulich tatsächlich in einem Reiseblog schwarze Balken über den Augen gesehen. Da würde ich dann eher auf die Fotos verzichten. Weil dann die Unkenntlichmachung mehr Aufmerksamkeit generiert als das Foto selbst und die Message nicht mehr „so sieht schöner Familienurlaub in xyz aus“ ist, sondern „hier sehen wir jemanden, den wir nicht erkennbar zeigen wollen/dürfen“. Ob man für ersteres unbedingt Fotos mit auslesbaren und erkennbaren Kindergesichtern braucht, ist natürlich streitbar.
Interessant finde ich in dem Zusammenhang, dass Blogger unter sich die Frage immer wieder bis zum Erbrechen diskutieren (vor allem die Mama-Blogger) und sich gegenseitig die schlimmsten Vorwürfe machen, ich aber noch nie gehört habe, dass die strahlenden Kinderlächeln in Urlaubskatalogen (print oder auch online) in Frage gestellt würden, die auf den Seiten der Reiseindustrie ja absolut dazugehören.
Mir ging es im letzten Satz weniger ums Verpixeln selbst (bei dem auch das Setzen von schwarzen Balken oder das Austauschen von Bildern mitgemeint waren), sondern eher darum, dass du das ja auch noch nachträglich tun kann, wenn ein Kind das zum Beispiel in der Pubertät beginnt, anders zu sehen.
Mit den Urlaubskatalogen hast du natürlich recht. Das müsste man analog auch ablehnen, wobei dort natürlich das Argument mit den allfälligen Entführungen wegfällt. Bei den Katalog-Kids weiss ja niemand, wo die wohnen.
Die Diskussionen unter den Mamabloggern habe übrigens sogar ich als Reisender ziemlich abseits der klassischen Zielgruppe mitbekommen… :)
Ah ja, da hast du natürlich recht, dass da hinsichtlich einer Veröffentlichung von Bildern nicht automatisch aller Tage Abend ist, sobald das Bild einmal da steht. Man sagt zwar immer, das Internet vergesse nie, aber solange es sich um Bilder im eigenen Blog handelt, hat man da ja doch das meiste in der Hand. Bei Facebook etc. sieht das vielleicht schon wieder etwas anders aus. Und klar, irgendwer kann es sich immer irgendwo abgespeichert haben und es weiter verbreiten. Aber das ist dann zumindest illegal – und bei den handwerklich nicht eben hochwertigen 08/15-Reisebildern in geringer Auflösung, die wir hier veröffentlichen, auch nicht sehr wahrscheinlich.
Bei dieser ganzen Eltern-Diskussion um Kinderfotos im Netz geht es meiner Meinung nach im innersten Kern um die (mangelnde) Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Heute wird das Kind ja gerne in den Mittelpunkt seiner Entwicklung gestellt und ihm früh eine große Eigenverantwortung zugemutet. Zu einem gewissen Teil finde ich das auch richtig, dass man den Kindeswillen nicht übergeht und Kind und Erwachsenen als „gleichwürdig“ betrachtet. Aber ich habe den Verdacht, dass viele Eltern sich da auch gerne entlasten, indem sie ihre elterliche Verantwortung auf ihre Kinder abschieben, wenn Dreijährige (oder auch Siebenjährige) selbst entscheiden sollen, ob sie dieses oder jenes Foto im Internet stehen haben wollen, obwohl es für sie völlig unmöglich ist, die jeweiligen Konsequenzen ihrer Entscheidung abzuschätzen. Selbst Erwachsene sind damit ja überfordert. Aus Angst, etwas falsch zu machen, machen viele Eltern dann lieber gar nichts, bzw. halten ihre Kinder bildlich aus dem Internet raus – was jetzt per se natürlich nicht die schlechteste Lösung ist. Kiebig werde ich nur, wenn sie mit dieser Meinung allzu missionarisch werden und mir Vorschriften machen wollen. Ich bin weniger angstgesteuert in meiner Erziehung und traue mir schon zu, Verantwortung für meine Kinder zu übernehmen. Das kann man dann wieder arrogant, autoritär oder „übergriffig“ finden (ein Lieblingswort der entsprechenden Elternszene). Aber letztlich ist jeder für das Aufwachsen seiner eigenen Kinder zuständig, und in 20 Jahren können wir uns auf einer breiteren Datenbasis streiten, wer mehr recht hatte. :)
Hallo Lena,
ich sehe das mit den Bildern genau wie du. Blogs, auf denen immer nur eine Hand, ein Fuß oder ein mit Stickern übermaltes Gesicht der Kinder zu sehen ist, überfliege ich auch nur noch, weil ich mit solchen Bildern nichts anfangen kann. Noch dazu glaube ich, dass wenn jemand schlimmer Absichten hat, ihn solche Bilder vielleicht erst recht neugierig machen.
Aber das muss natürlich jeder für sich entscheiden…
LG Antje
Ja klar, ich will niemandem Handlungsanweisungen geben und nur für mich selbst entscheiden. Das ist ja schon schwer genug! :) Aber die ganze Pädophilie-Szene, die es erschütternderweise natürlich durchaus gibt, kann ich einfach anderswo im Netz so viel leichter und zielgerichteter bedienen. Ich sage immer, da wäre es theoretisch nachvollziehbarer, seinem Kind die Mitgliedschaft im Sportverein zu verbieten, als vorsichtshalber auf Fotos im Internet zu verzichten, wenn das das Argument ist. Und das macht ja (hoffentlich!) auch keiner.
Ihr Lieben, ihr seid schon lange ein Vorbild für uns. Der Hauptfakt: das persönlichkeitsbildende Reisen. Wir sind gespannt auf weitere Inspirationen in Wort und Bild und wünschen Euch alles Gute zu fünft.
Über den Umgang mit Bildern denken wir ganz ähnlich und bleiben darüber mit den Kids im Gespräch.
Danke schön! Jetzt bin ich ganz gerührt. :)
Nanu! Jetzt hab ich einen ausführlichen Kommentar geschrieben und nun ist der mit dem Hinweis „Du schreibst Deinen Kommentar zu schnell!“ verschwunden.
Hier nur noch mal die Essenz meines Kommentars: Ich finde es besonders wichtig und richtig, dass Du Deine Kinder so erziehst, dass sie selbstbewusst sind und sich nicht vor Mobbing fürchten. Herzlichen Glückwunsch!
Das wird sicherlich mit dem neuen Familienmitglied auch so werden.
Ich wünsche Dir noch eine schöne Restschwangerschfat und eine leichte Geburt.
Alles Gute
Ulrike
Oh nein, wie ätzend, ich hasse das, wenn Kommentare einfach verschwinden! Ich fummele hier grad im Hintergrund in meinem Backend rum, vielleicht liegt es daran. Tut mir leid!
Und auf jeden Fall danke! :)
Liebe Lena,
da stehen Dir ja spannende Zeiten ins Haus. Ich kann Dir aus Erfahrung sagen – bei Mädchen läuft alles ganz anders. Ich habe ja erst vor kurzem angefangen zu bloggen und meine Teenies haben sich klar gegen Frontal-Bilder ausgesprochen, was ich natürlich respektiere.
Euch alles Liebe und eine leichte Geburt,
Sanne
Danke schön!
Ja, wenn die Kinder da eine eigene Meinung zu haben, würde ich die natürlich auch nicht einfach übergehen.
Liebe Lena,
tja, so kann man das mit dem Bildern auch sehen. Ich bin ja so eine von-hinten-Fotografin. Das hat viele Gründe, aber vor allem jenen, dass mein Sohn schon mit 4 Jahren sagte, er wolle keine Fotos von sich und von vorn und damit basta. Ich denke auch viel über dieses Thema nach und meine, dass Kinder nicht ab der ersten Sekunde ihres Lebens im Internet präsent sein müssen. Wie du das gemacht hast, ist gut, so eine klassische Geburtsanzeige.
Manche Kinder werden leider ganz klar zum Marketing des Blogs benutzt, das erhöht eben auch die Klickzahl. Aber letztendlich entscheidet das jede Familie selbst. Ich finde nur wichtig, dass die Kinder auch respektvoll gezeigt werden und eben nicht in peinlichen Situationen. Und klar, das mit dem fragen, wenn sie alt genug sind, ist eine tolle Lösung. Geht aber eben erst ab einem gewissen Alter.
Ein, meiner Meinung nach entscheidendes Argument aber hast du vergessen in der Diskussion (Ich musste über die Weltverschwörung sehr schmunzeln): Es gibt sehr viele Kinder mit schwierigen Familienverhältnissen, in denen der Vater die Kinder nicht sehen darf oder die Großeltern, was oftmals gute Gründe hat. Davon gibt es leider mehr als genug und viel mehr als man denkt, deswegen kann man wirklich nicht pauschal urteilen, ob Kinder gezeigt werden oder nicht. Das ist eine Entscheidung, die wirklich jede Familie für sich treffen muss, weil es in jeder Familie anders ist. Und dabei ist es egal, ob man bloggt oder „nur“ einen Facebookpost schreibt. Das Prinzip bleibt ja dasselbe.
Liebe Grüße und dir erstmal alles Gute
Andrea
Liebe Andrea, da gebe ich dir vollkommen recht: Das muss jede Familie selbst entscheiden. Und ich glaube auch, dass es keine allgemeingültige Lösung gibt. Dass die Entscheidungsfindung noch schwieriger wird, wenn man sich als (getrennte) Eltern nicht einig wird, ist tatsächlich so ein Punkt, den man leicht vergisst, wenn es einen selbst zum Glück nicht betrifft. Ich urteile auch über niemanden, der seine Kinder mehr oder weniger oder anders zeigt als ich (außer über die mit den Stickern im Gesicht, denen unterstelle ich mangelhaftes ästhetisches Gefühl ;) ). Da muss sich jeder selbst Gedanken drüber machen und dann eine Entscheidung treffen – die er oder sie dann auch noch hundert Mal überdenken, anpassen, aktualisieren wird.