Und wieder verbringen wir einen wunderschönen Urlaubstag, diesmal im Norden von Wales und mit einer großartigen Couchsurfing-Familie. Um Bangor herum gibt es viel zu entdecken, sagen die Couchsurfer. Wir schaffen nur wenig von dem durchaus verlockenden Programm. Aber hier geht es um viel mehr als das Abhaken von Sehenswürdigkeiten. Wir genießen den Tag in vollen Zügen, nehmen uns viel Zeit für all die kleinen Entdeckungen am Wegesrand und bleiben immer wieder stehen, um uns zu verquatschen. Die wahre Attraktion hier sind Sharon, Vikram, Ella und Jakey, die den kompletten Samstag mit uns verbringen.
Wir wandern zu den Aber Falls, einem ziemlich spektakulären Wasserfall ganz in der Nähe. Das ist so die typische Spaziergang-Strecke fürs Wochenende, sagt Sharon, und entsprechend viele andere Familien sind unterwegs. Trotzdem wirkt der gewundene Weg nicht überlaufen. Die Kinder entdecken Schafe, Geheimpfade und eine Riesenraupe. Das Rauschen des Wassers lockt uns weiter. Schließlich stehen wir vor der steil aufragenden Felswand. Die Kinder wagen sich unter Aufsicht der Papas näher ran. Sharon und ich bleiben da, wo wir uns über das Tosen hinweg noch gut verständigen können.
Als der Wasserfall zur Genüge erkundet ist, breiten wir uns ein Stück entfernt am Bachlauf aus. Hier führen Trittsteine übers Wasser. Die Kinder ziehen Schuhe und Strümpfe aus und balancieren. Silas und Ella erkunden eine Alternativ-Route etwas abseits und schaffen das fast ohne nasse Hosenbeine.
Wir Großen haben uns immer noch viel zu erzählen. Wir könnten den ganzen Tag an diesem idyllischen Ort vertrödeln, und die Kinder hätten wohl auch nichts dagegen. Um die Mittagszeit aber wird der kleine Jakey quengelig, und auch bei uns anderen stellt sich leichter Hunger ein. Wir laufen die zweite Hälfte des Rundwegs zurück und durchqueren einen dunklen Nadelwald – auf den die Waliser stolz wie Oskar sind, denn dunkle Wälder sind in ganz Großbritannien Mangelware. „Das ist so ein magischer, ganz ungewöhnlicher Ort“, findet Sharon. Wir erneuern bloß ein weiteres Mal unsere Gegeneinladung, denn derlei magische Orte haben wir in Schaumburg und überall in Deutschland freilich zuhauf.
Zu Hause bei unseren Gastgebern essen wir ein paar Sandwiches und trinken – ganz im Sinne jedes anständigen Briten – zwei, drei Tassen Tee dazu. Die Jungs und Ella sind schon wieder in den Lego-Kisten versunken. Wir müssen arge Disziplin aufbringen, um uns nicht der heimeligen Wohnzimmeratmosphäre zu überlassen und den Nachmittag zu verplaudern. Aber Sharon hat uns schon so viel vom Pier und dem kleinen tea room am Ende der Seebrücke erzählt, auf dem es ihrer Meinung nach die besten Scones ganz Großbritanniens gibt. Die können wir uns unmöglich entgehen lassen! Also raffen wir uns auf, alle Mann, und fahren hinunter in die Stadt.
Und weil ich mit dem Tippen wieder hoffnungslos hinterher hinke, gibt’s unsere Eindrücke vom Bangor Garth Pier erst übermorgen…
Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs hätte ich am 27. August 2013 verfassen sollen. Da er nur aus ein paar Stichworten bestand, hab ich ihn aus der Erinnerung heraus arg nachbearbeitet. Da auch das gängige Praxis bei Reisebloggern ist, hält sich mein schlechtes Gewissen in Grenzen. :)
Ein toller Wasserfall. Der hätte mich auch begeistert, sicher viel mehr als die Scones am Pier. ;-)
Herzlich, Katja
Oh, die Scones hätten dich auch begeistert, aber die kommen am Mittwoch.