Die Isle of Arran – kurz einfach nur Arran – ist die südlichste der größeren Inseln in Schottland. Formal zählt sie nicht zu den Inneren Hebriden. Sie liegt östlich der Halbinsel von Kintyre, im Firth of Clyde. Von Glasgow aus ist es gar nicht weit. Deutsche Urlauber haben das kleine Eiland oft gar nicht recht auf dem Schirm. Wer die Trauminsel aber einmal entdeckt hat, ist meistens begeistert. Hier kommen unsere Erfahrungen und Tipps für Arran mit Kindern.
Unsere Reisen nach Arran mit Kindern
Zum ersten Mal auf Arran gelandet sind wir im August 2017 auf unserer großen Recherchereise für unseren Reiseführer „Schottland mit Kindern“.* Meine Erfahrungen dieser ersten Begegnung bilden die Grundlage dieses Artikels. Mit dabei waren Janis (damals 13) und Silas (11). Die Zusammenfassung der ganzen Reise gibt es hier: Schottland-Roadtrip – Alleine mit Kindern durch Highlands und Islands.
Inzwischen sind wir – zur regulären Überprüfung all unserer Wandertouren in besagtem Reiseführer – ein zweites Mal auf Arran gewesen. Und es war wieder genauso schön! Im April 2022 waren wir zu fünf unterwegs: mit dem Papa diesmal, dazu zwei Teenager und ein zwischenzeitlich auf der Bildfläche erschienenes Kleinkind. Auch über diesen Trip gibt es einen Reisebericht: Schottland in den Osterferien – unsere Rundreise im April.
Achtung: Die schottische Insel Arran wird leicht verwechselt mit den Aran Islands in Irland. Jene haben hier im Blog ihren eigenen Artikel! ;)
Und wenn ihr Inspiration braucht, welche andere schottischen Inseln sich noch für euren Familienurlaub eignen, schaut mal hier: Inseln in Schottland – welche sind am schönsten?
Warum Urlaub auf Arran mit Kindern?
Tatsächlich ist die Isle of Arran meine ganz persönliche Lieblingsinsel in Schottland. – Oder na ja, zumindest eine meiner drei Lieblingsinseln, denn Jura und Mull mag ich auch ganz schrecklich gerne. Islay eigentlich auch. Und Kintyre, „the Mainland Island„. Aber Arran als Reiseziel ist wirklich etwas Besonderes.
Auf 32 Kilometern Länge und 16 Kilometern Breite bietet Arran landschaftlich quasi ganz Schottland im Hosentaschenformat. Da ist zerklüftete, bergige Wildnis im Norden. Im Westen gibt es Steilküste und ein Moor voller prähistorischer Schätze. Liebliche Landschaften im Süden grenzen an Sandstrände, auf denen sich Robben sonnen. Schmucke Dörfer mit weißgetünchten Cottages und einem Bilderbuchschloss und herrlichen Gärten samt supercoolem Abenteuerspielplatz im Westen machen das Maß voll.
In gut erreichbarer Nähe zur Fähre in Newcastle und zu den Großstädten Glasgow und Edinburgh liegt hier ein eigener kleiner Kosmos im Meer. Schottland für Anfänger sozusagen. Und weil alles so nah beieinander liegt, eignet sich Arran ideal auch schon für eine Woche Familienurlaub in Schottland.
Sehenswürdigkeiten auf der Isle of Arran
Die schönsten Ecken von Arran finden sich in jedem Reiseführer – auch in unserem. Natürlich freue ich mich, wenn ihr euch den kauft, wenn ihr euch denn für einen Familienurlaub auf Arran mit Kindern entscheidet. Dort gibt es Tipps für alle Sehenswürdigkeiten, die ich auch hier aufführe. Vor allem aber bietet das 360 Seiten dicke Büchlein insgesamt 66 Wander- und Entdeckertouren im gesamten Westteil Schottlands.
Vier davon liegen auf Arran, und sie führen wirklich zu den allerschönsten Ecken der Insel. Für die detailliert ausgearbeiteten familientauglichen Wandertouren gibt es Karten und Wegbeschreibungen inklusive Koordinaten zur Anfahrt des Parkplatzes. Meiner Meinung nach sind es nämlich vor allem die Naturschönheiten, die Arran zu einem so wunderbaren Reiseziel für Familien machen. 2022 haben wir alle Touren auf Arran gewissenhaft überprüft und befriedigt festgestellt, dass alle Wegbeschreibungen noch passen. („Schottland mit Kindern“ heißt unser Reiseführer und es gibt ihn entweder hier bei Amazon* oder in jeder anständigen Buchhandlung auf Bestellung.)
Aber hier soll es jetzt vor allem ganz allgemein um die Sehenswürdigkeiten auf Arran gehen.
Brodick und das Isle of Arran Heritage Museum
Brodick ist der Hauptort der Insel Arran. Rund 850 Menschen leben hier. Entlang der Dorfstraße gibt es ein paar Cafés, Restaurants und Geschäfte, die durchaus auf Urlauber ausgerichtet sind. Ein netter Ort zum Bummeln.
Ebenfalls direkt an der Hauptstraße liegt das Isle of Arran Heritage Museum. Das kleine Freilichtmuseum widmet sich der Geschichte der Insel. Ein Wohnhaus, eine Schmiede und die alte Dorfschule sind „wie zu Urgroßmutters Zeiten“ eingerichtet. In separaten Ausstellungsgebäuden geht es um Themen wie Archäologie, die Anfänge des Tourismus und Arrans (ziemlich unbedeutende) Rolle in den Weltkriegen. Für Kinder gibt es einen schönen Spielplatz, auch mit überdachtem Bereich.
Brodick Castle
Hauptsehenswürdigkeit Brodicks, wenn nicht der ganzen Isle of Arran, ist Brodick Castle. Der herrschaftliche Familiensitz geht auf eine alte Wikingerburg zurück. Seine heutige Erscheinungsform nennt sich „Scottish Baronial“, was der schottischen Version der Neogotik aus dem 19. Jahrhundert entspricht. Seit dem 15. Jahrhundert herrschten hier die Herzöge von Hamilton. 1957 starb die letzte Besitzerin, Mary Louise Hamilton, und vermachte das überdimensionierte und schwer zu unterhaltende Wohnhaus dem Staat. Seitdem ist es Glanzstück und gleichzeitig Sorgenkind des National Trust for Scotland, denn trotz hochwertiger Ausstellungen kommen einfach nicht genügend Besucher auf die Insel und ins Schloss, als dass sich die Angelegenheit rechnen würde.
Bis 2019 ist die Anlage über mehrere Jahre aufwändig saniert und restauriert worden. Nun ist auch das Innere von Brodick Castle der Öffentlichkeit wieder zugänglich.
Brodick Castle innen
Die Besichtigung lohnt sich. Infotafeln führen durch die Familiengeschichte der Hamiltons. In jedem Raum stehen Guides Rede und Antwort. Zu sehen ist die pompöse Inneneinrichtung auf dem Stand des beginnenden 20. Jahrhunderts, zur Glanzzeit Brodick Castles.
Wir lesen uns gewissenhaft beinahe jeden Text durch, der zur Verfügung steht. (Freundlicherweise nutzt unser Kleinkind die Schlossbesichtigung zum Mittagsschlaf in der Kraxe, draußen bewacht von einem ihrer Brüder.) So brauchen wir für sämtliche Innenräume eine Dreiviertelstunde.
Meiner Meinung nach lohnt sich die Schlossbesichtigung von Brodick Castle auch mit Kindern durchaus. Wenn das Urlaubsbudget begrenzt ist, empfehle ich aber ein Familienticket nur für „Garden & Country Park“. Das sind dann für klassische Familien 22 Pfund statt 38,50 – und die Hauptattraktion auf Brodick Castle liegt definitiv draußen! (Aktuelle Eintrittspreise und Öffnungszeiten nennt die Website des National Trust.)
Brodick Castle Garden & Country Park
Besonders schön sind die Außenanlagen des Landschaftsparks, der Brodick Castle umgibt. Im Frühling steht hier die Rhododendron-Sammlung der Adelsfamilie in Blüte – Wahnsinn!
Highlight für Kinder ist ein riesiger Abenteuerspielplatz. Mit seinen hölzernen „Geheimgängen“ überspannt er ein ganzes Tal. Selbst unsere Teenager begeistert die Mischung aus Baumwipfelpfad, Kletterparcours und Irrgarten.
Außerdem gibt es noch mehrere historische Gartenhäuser, den Nachbau eines bronzezeitlichen Rundhauses und eine überdachte Ausstellung zum Naturraum auf Arran. Dort warten auch etliche Beschäftigungsmöglichkeiten für Kinde bei Regenwetter.
Highlight unserer kleinen Franka ist der brandneue Feenpfad. Der kleine Rundweg über das Gelände ist gesäumt mit fantasievoll gestalteten Behausungen örtlicher Fabelwesen.
Holy Isle
Ein beliebtes Ausflugsziel auf Arran ist die Holy Isle, ein kleines, bergiges Inselchen ein Stück südlich von Brodick. Hier befindet sich hauptsächlich ein buddhistisches Zentrum, das Sinnsuchenden ohne Ansehen der Herkunft offensteht und diverse Meditationskurse anbietet. Tagesbesucher sind ebenfalls willkommen. Es gibt ein paar Spazierwege, die teilweise von farbenfrohen Felszeichnungen und anderen Überraschungen im buddhistisch-hinduistischen Stil gesäumt sind.
Wir selbst haben den Ausflug zur Holy Isle leider auch im zweiten Anlauf nicht geschafft. Zur eigenen Recherche empfehle ich die Homepage des Meditationszentrums, die auch Auskünfte über die Fähre nach Holy Isle gibt.
Die Wasserfälle von Glenashdale
In dem winzigen Küstendorf Whiting Bay beginnt der Wanderweg zu den Glenashdale Falls. Der höchste Wasserfall der Insel stürzt sich über zwei Absätze insgesamt 45 Meter in die Tiefe. Von einer Aussichtsplattform lässt sich das Spektakel beobachten. Die unserer Meinung nach schönste Art, die vorhandenen Wege zu einer familientauglichen, gut fünf Kilometer langen Rundwanderung zu verknüpfen, hat Eingang in unseren Reiseführer gefunden.
Die Steinkreise im Machrie Moor
Das Moor voller prähistorischer Monumente ist eine weitere Top-Sehenswürdigkeit der Insel Arran. Auch Machrie Moor ist eine eigenständige Tour in unserem Reiseführer: Nicht weniger als vier Steinkreise lassen sich hier auf einem einzigen vergnüglichen Spaziergang erkunden. Dazu kommen weitere Standing Stones und Hügelgräber sowie eine durchaus ebenfalls spannende Farmhaus-Ruine aus neuester Zeit. Infotafeln geben Hinweise auf die Erbauer, die in der Bronzezeit ganz in der Nähe siedelten. Alle Monumente sind frei zugänglich.
Wer die trockenen Pfade verlässt, kann hier sogar noch mehr vorzeitliche Hinterlassenschaften finden. So sind es insgesamt mindestens sechs Steinkreise, die über Jahrhunderte hinweg genutzt worden sein müssen. Aller Wahrscheinlichkeit nach gingen sie auf noch ältere Vorgängerbauten aus Holz zurück. Warum sich die megalithischen Monumente hier derart häufen, ist ein Rätsel. Vieles ist noch ungeklärt und etliches noch gar nicht ausgegraben. Superspannend!
Achtung: Der (kostenlose) Parkplatz ist oft ab etwa 10 Uhr gnadenlos voll. Es empfiehlt sich daher, die Steinkreise von Machrie Moor eher am späten Nachmittag zu besuchen.
King’s Cave: Das königliche Geheimversteck
Ein weiterer wunderschöner Spaziergang führt zur King’s Cave. (Hier bietet unser Reiseführer ebenfalls die ausführliche Wegbeschreibung inklusive Abstechern zu „Geheimtipps“.) In einer von etlichen Hohlräumen an der Steilküste soll sich der spätere schottische König Robert the Bruce nach einer verlorenen Schlacht vor den Engländern versteckt haben.
In ihrer heutigen Erscheinungsform ist die Königshöhle eher durch ihre Verwendung als „Heckenschule“ und geheime katholische Kirche im 18. und 19. Jahrhundert geprägt, als die Engländer solche Eigenständigkeiten im besiegten Schottland verboten. Wer eine Taschenlampe dabei hat und weiß, wo er oder sie suchen muss, kann aber immer noch Spuren der mittelalterlichen Nutzung finden, etwa ein eingeritztes Kreuz in der Höhlenwand.
Die Höhle ist frei zugänglich. Sogar der Parkplatz ist gratis, aber oft schon am späten Vormittag überfüllt.
Lochranza Castle
Die Nordspitze der Isle of Arran gefällt uns am besten, denn sie ist rau, wild und ungekämmt. Lochranza ist mehr oder weniger die einzige dauerhafte Ansammlung menschlicher Anwesenheit dort. Zumindest das Rotwild nimmt die Siedlung trotzdem nicht ernst und spaziert in Seelenruhe über die Hauptstraße und den Golfplatz.
Die Meeresbucht Loch Ranza bildet einen natürlichen Hafen und bot damit einen naheliegenden Siedlungsplatz. Im 13. Jahrhundert entstand die Burg, die heute die Ansicht des kleinen Ortes prägt. Wer sie erbaute, ist nicht ganz klar. Lange unterstand sie der schottischen Krone, als es denn eine gab, und wurde unregelmäßig als Jagdschloss genutzt. So richtig am Herzen lag das typisch schottische Turmhaus aber anscheinend niemandem. Schließlich wurde Lochranza Castle zu einem Kreditpfand, und spätestens seit dem 18. Jahrhundert kümmerte sich niemand mehr, sodass die Burg verfiel.
Besichtigen kann man sie nicht, es gibt ohnehin nicht viel zu sehen. Als Fotomotiv ist sie beliebt. Für uns war sie Ausgangspunkt einer schönen Wanderung (deren detaillierte Beschreibung es natürlich wieder im Reiseführer gibt). Jener Spaziergang führte uns außerdem zu einem „Feenportal“ und manch anderem magisch anmutenden Ort rund um die Nordspitze von Arran.
Goat Fell
Der Goat Fell, wahlweise auch Goatfell geschrieben, ist der höchste Berg der Insel Arran. 874 Meter hoch ist er und besteht aus Granit. Die kürzeste Route hinauf beginnt am Brauerei-Parkplatz nördlich von Brodick. Rund fünf Kilometer lang ist dann die Strecke hinauf zum Gipfel. Ob man sich die Sache mit Kindern wirklich antun möchte, sollte man sich gut überlegen. Das Wetter ändert sich schnell. Und nicht umsonst leitet sich der Name des Berges nicht etwa von harmlosen Ziegen, sondern vom gälischen gaoth = Wind ab. Außerdem beklagen Naturschutz-Organisationen die Erosion der empfindlichen Vegetationsdecke durch allzu viele Wanderer. Wir persönlich haben das als willkommene Ausrede genutzt, uns den anstrengenden Aufstieg zu ersparen. ;) Aber wer einmal oben steht, soll bei (rarem) guten Wetter bis nach Irland und zum Loch Lomond blicken können.
Glen Sannox
Unbedingt empfehlenswert ist ein Zwischenstopp im wildromanischen Nirgendwo nördlich von Sannox. Wer mag, startet hier eine herausfordernde, tagesfüllende Wanderung zum Goat Fell oder quer durch die Bergwelt des Nordens. (Wir hatten dazu nie die Gelegenheit.) Gemütlichere Urlauber finden im Glen Sannox in unmittelbarer Nähe zum Parkplatz an der Durchgangsstraße herrliche Ausblicke. Der beeindruckende Fluss hätte wohl einen stolzeren Namen als das lapidare North Sannox Burn verdient. Breite Felsen laden hier zum Klettern ein. Ab und zu fährt ein Auto durchs Bild. Trotzdem ist Glen Sannox einer meiner Lieblingsorte auf Arran.
Noch mehr Infos über Arran Island aus eigener Anschauung gibt der Schottland-Blogger Stephan Goldmann auf MyHighlands.
Anfahrt nach Arran: Die Fähre
Wer zur Isle of Arran übersetzen möchte, muss die Fähre nehmen. Es gibt zwei Strecken. Beide werden von der einen großen Fährgesellschaft CalMac bedient, die praktisch alle Fährrouten im Westen Schottlands auf die Inneren und Äußeren Hebriden befährt. Mit vollem Namen heißt sie Caledonian MacBrayne (das sagt vor Ort aber keiner).
Fährroute Ardrossan – Brodick
Die meisten Urlauber erreichen die Insel von Ardrossan aus, einer kleinen Stadt in Ayrshire. Das liegt südwestlich von Glasgow, eine knappe Stunde Fahrzeit von der Großstadt entfernt. Vom Fährhafen in Newcastle (wo man als deutscher Urlauber meistens mit der Fähre ankommt, wenn man mit eigenem Auto unterwegs ist und nicht quer durch England gurken möchte), braucht man nicht ganz dreieinhalb Stunden Fahrzeit.
Die Überfahrt selbst dauert eine knappe Stunde. An Bord gibt es einen Imbissbetrieb, sonst nicht viel.
Fünf Überfahrten gibt es täglich. In der Hauptsaison (Ende April bis Ende September) steigert es sich auf doppelt so viele. Den Fahrplan (mit der Möglichkeit, sich zum Buchen der Tickets durchzuklicken) gibt es hier.
Eine vierköpfige Familie samt Auto zahlt 2022 59,40 Pfund für Hin- und Rückfahrt (aktuell also rund 70 Euro). Das ist nicht viel, wenn man mal ernsthaft darüber nachdenkt. (Das liegt daran, dass der Staat die Fähren gut subventioniert, um der Landflucht auf den Inseln entgegenzuwirken.)
Update 2022: Rechtzeitiges Buchen ist unbedingt empfehlenswert! Seit Brexit und Co sind Schottland und vor allem Arran bei Briten noch beliebtere Urlaubsziele geworden. Mit einem guten Monat Vorlaufzeit haben wir am Donnerstag vor Ostern nur noch mit Ach und Krach (und dem Ass des Presseausweises im Ärmel) einen Platz auf der Fähre bekommen. Obwohl es fünf Abfahrten pro Tag gibt, war die Fähre nach Arran von Ardrossan aus für mehrere Tage ausgebucht.
Fährroute Claonaig – Lochranza
Eine Alternative zur „großen“ Fähre nach Brodick ist die Strecke Claonaig-Lochranza. Von einem winzigen, eigentlich gar nicht wirklich existenten Ort im Nirgendwo auf der Halbinsel Kintyre fährt man über eine Rampe auf eine Nussschale und damit innerhalb von 25 Minuten hinüber nach Lochranza, der nördlichsten Siedlung auf Arran. Hier gibt es keine Vorbuchungen. Bei schlechtem Wetter wird die Abfahrt gerne mal hinauf nach Tarbert verlegt und das nicht unbedingt gut kommuniziert. Zum Glück kennen die Einheimischen das Problem und kümmern sich dann um die paar Touristen in der Warteschlange, damit auch die davon in Kenntnis gesetzt werden.
Diese Art der Überfahrten an „unattended ferry ports“ (also Häfen ohne Personal, wo man sich einfach in die Warteschlange einreiht) erfordert schon ein bisschen grundlegende Tiefenentspannung. Mit deutscher Planungswut und minutiöser Effizienz ist sie nicht unbedingt kompatibel. Für eine schöne Schottland-Rundreise bietet sich die Strecke an. Aus Erfahrung gebe ich aber zu bedenken, dass zur Bewältigung der möglicherweise auftretenden Komplikationen eine gewisse Kontaktfreudigkeit sowie gute Englischkenntnisse (und Hörverstehen des lokalen Dialekts!) nötig werden könnten.
Tücken auf der Strecke Lochranza – Claonaig
2022 haben wir Arran auf der nördlichen Fährroute wieder verlassen. Obwohl das unterm Strich (für uns) auf Anhieb geklappt hat, hatten wir dabei mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. In der Wartezone am Anleger in Lochranza sind auf dem Boden nummerierte Warteplätze eingezeichnet. Die Autofahrenden sollen sich hier selbstständig in die Zahlenfelder ordnen. In der Praxis haben wir es so erlebt, dass sich vor allem dicke Karren der reichen Wochenendhausbesitzer direkt von der Straße aus im Auffahrprozess in die Warteschlange drängeln. Leider ist kein Personal abgestellt, um das zu verhindern. Die Einweiser sind ausschließlich direkt auf dem Schiff tätig. (Vielleicht ist das nur ein Problem gewesen, weil Ostermontag war.)
Mein Tipp daher: Früh genug da sein, um in der ersten Reihe der Warteplätze zu stehen. Um den Anleger herum ist es schön genug, um ein knappes Stündchen zu überbrücken. Es gibt eine Schaukel mit Meerblick, einen Geocache und die Sandwich-Station.
Es gibt auch noch (ab und zu und wohl nicht ganz geregelt) die Möglichkeit, von Brodick aus nach Campbeltown im Süden der Halbinsel Kintyre zu fahren. Das haben wir noch nicht ausprobiert.
Arran mit Kindern: Unterkünfte
Natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf Arran mit Kindern zu übernachten. Allerdings sollte man einen Urlaub auf Arran mit Kindern unbedingt rechtzeitig buchen! So ganz viele Unterkünfte gibt es nämlich schlichtweg nicht. Spaßeshalber habe ich gerade in meinem bevorzugten Buchungsportal mal geguckt. Für diesen Sommer ist gar nichts mehr zu wollen. Und selbst in den Sommerferien 2023 ist die Auswahl eher schmal und das Preisniveau entsprechend hoch.
Preisniveau auf Arran
Mit Glück gibt es Camping-Unterkünfte (die beliebten „Pods“) für um die 100 bis 120 Euro pro Tag. Eine Ferienwohnung oder ein Cottage für vier Personen schlägt mit mindestens 130, eher 150 Euro pro Nacht zu Buche. Unser Familienzimmer in der Jugendherberge hat im April 2022 125 Pfund pro Nacht gekostet (ohne Frühstück).
Aus eigener Erfahrung kennen wir auf Arran mit Kindern zwei Unterkünfte der günstigsten Kategorie, die ich an dieser Stelle durchaus empfehlen kann.
Lochranza Youth Hostel
Von jeher sind wir große Freunde der Jugendherbergen, in Deutschland genauso wie in Großbritannien. Tatsächlich schätzen wir die britische Variante noch ein bisschen mehr, denn dort gehört fast immer eine Selbstversorger-Küche zum Konzept. Das senkt die Urlaubskosten enorm, weil man nicht aufs Essengehen angewiesen ist.
Auf Arran gibt es mit dem Lochranza Youth Hostel noch eine richtig, richtig schöne Jugendherberge vom alten Schlag. Sie ist in einer hübschen alten Villa untergebracht, die über die Corona-Zeit frisch renoviert wurde. Die Zimmer wie die Treppenhäuser sind verwinkelt und es herrscht ein ganz eigenes Flair. Mehrere Aufenthaltsräume bieten Rückzugsmöglichkeiten wie Gelegenheit zur Geselligkeit und zum Austausch mit anderen Reisenden. Für Kinder gibt es Spielzeugkisten und für alle Gesellschaftsspiele und eine DVD-Sammlung für schlimme Regentage. Die Lage ist super, in unmittelbarer Nähe zu Lochranza Castle.
Hier also hatten wir ein Familienzimmer mit eigenem Bad. Wer in den Ferien reist, sollte unbedingt rechtzeitig buchen!
Kilmory Haven Bunkhouse
Direkt am entgegengesetzten Zipfel der Insel liegt das Kilmory Bunkhouse ganz im Süden von Arran. Es wird von Freiwilligen geführt, beherbergt außerdem einen kleinen, nur am Wochenende geöffneten Café-Bar-Pub, das örtliche Post-Office, und dient bei Bedarf als Gemeindesaal.
Wie in den meisten Hostels heutzutage gibt es private Familienzimmer, die man komplett mietet. Wir hatten ein Dreibettzimmer mit einem Hochbett und einem Einzelbett sowie unserem eigenen Badezimmer. Dasselbe gibt es noch einmal als Vierbettzimmer. Außerdem sind da noch zwei 8er-Schlafsäle, die auch entweder ganz oder bettenweise und nach Geschlechtern getrennt vermietet werden. Eine gut ausgestattete Selbstversorger-Küche ist ebenfalls vorhanden.
Buchungen werden online angefragt und manuell bestätigt. Und so ein bisschen ist dieses Hostel ein Pendant zum „unattended“- Fährhafen von Claonaig. Denn als wir 2017 ankamen, waren zwar alle Türen offen und unser Zimmer mit einem Post-it-Zettel mit unserem Namen markiert, aber weit und breit kein Mensch zu sehen. Erst recht spät am Abend schaute eine Mitarbeiterin vorbei, hakte die zwischenzeitlich eingetrudelten angemeldeten Gäste auf ihrer Liste ab und kassierte bei denen, die mit Glück spontan die letzten freien Betten im Schlafsaal ergattert hatten. Dafür ist der Standard für ein Hostel recht ordentlich und der Preis okay (25 Pfund für Erwachsene, Kinder bis zehn Jahre 12 Pfund, bis 16 Jahre 19 Pfund).
Für einen längeren Aufenthalt würde ich Kilmory Haven nicht unbedingt empfehlen, allein schon aufgrund der abgeschiedenen Lage im südlichen Nirgendwo im Nicht-wirklich-Dorf Lagg. Für zwei bis drei Tage kann sich eine Familie hier aber bequem einrichten.
Camping auf Arran
Wir selbst haben keine Aktien im Camping, aber meine Kollegin und Mit-Autorin Stefanie Holtkamp ist ausgesprochene Camping-Expertin. Sie hat für Arran fünf familienfreundliche Campingplätze rausgesucht und Kurzbeschreibungen in unseren Reiseführer aufgenommen.
Arran Literatur-Tipps
Das wichtigste Buch, das man auf die Insel Arran mitnehmen sollte, ist natürlich unser Reiseführer. ;) Aber ich hab diesmal auch noch ein paar andere Vorschläge.
„Der Gesang der Wellen nach dem Sturm„*
Der Roman der schottischen BBC-Journalistin Kirsty Wark heißt im englischen Original „The Legacy of Elizabeth Pringle: a story of love and belonging on the Isle of Arran“*. Ich habe mir das Buch auf Arran gekauft in einem Moment von überschwänglichem Optimismus, denn ich lese eigentlich überhaupt keine Romane mehr. Entsprechend habe ich auch diesen niemals durchgekriegt und kann nicht wirklich beurteilen, ob er als Reisevorbereitung etwas taugt. Aber dass die Insel in der (laaangweiligen) Handlung über das Privatleben einer mittelalten Journalistin auf den Spuren des Privatlebens einer kürzlich verstorbenen alten Dame sehr liebevoll und detailreich porträtiert wird, das habe ich auf den 154 Seiten doch feststellen können, durch die ich mich durchgequält habe. Solide Unterhaltung für weibliches Zielpublikum, würde ich sagen. Wer gerne liest, hat hier jedenfalls die ideale Urlaubslektüre für Arran.
Englischsprachige Wanderführer für Arran
Wer richtig Wanderurlaub auf Arran machen möchte, muss auf englischsprachige Literatur zurückgreifen. Es gibt eine knappe Handvoll von Büchern, die auch in Deutschland erhältlich sind. In der Leseecke der Jugendherberge in Lochranza hatte ich einige in der Hand, zum Beispiel „Arran: 40 Favourite Walks“* von Phil Turner.
Wer mit einer deutschen oder alpenländisch geprägten Vorstellung vom Wandern an die Sache herangeht, muss sich allerdings ein bisschen umgewöhnen und wird bei der erstaunlich großen Zahl an Vorschlägen vermutlich von den meisten Touren enttäuscht sein. Briten haben offenbar eine sehr viel höhere Toleranzschwelle fürs Laufen an bürgersteiglosen Landstraßen, genauso wie fürs Wandern in pfadlosen und gerne auch mal extrem nassen Mooren. Für letzteres geben manche Wanderführer bei der Tourenbeschreibung einen „bog factor“ an. Und nicht umsonst ist der typisch schottische Wanderschuh ein hochwertiger Gummistiefel mit Profil.
Sicher lassen sich auf Arran noch mehr schöne Wanderungen als die in unserem Wanderführer vorgestellten vier Stück finden. Nachdem ich mir ein paar der von Phil Turner vorgeschlagenen Routen angesehen und verworfen habe, bin ich aber relativ zuversichtlich, dass wir zumindest die schönsten und auch mit Kindern praktikabelsten erwischt haben.
Schottland mit Kindern: Unser Reiseführer
Unser in diesem Artikel möglicherweise das eine oder andere Mal subtil erwähnte Reiseführer heißt mit vollem Titel: „Schottland mit Kindern: 66 Wander- und Entdeckertouren in den Highlands und auf den Inseln“*. Er ist im Mai 2019 im Naturzeit Reiseverlag erschienen, und ich habe ihn gemeinsam mit Stefanie Holtkamp geschrieben. Er ist überall im Buchhandel erhältlich.
Ich lege ihn allen Familien ans Herz, die Schottland mit Kindern bereisen und dabei vor allem die herrliche Natur dieses fantastischen Reiselands genießen wollen.
Transparenz-Hinweis: Dass ich den Reiseführer, den ich im Artikel immer wieder empfehle, selbst geschrieben habe und an dessen Verkauf somit natürlich (leider keine großen Reichtümer) verdiene, kommt jetzt sicher nicht überraschend. Kommt über die mit * markierten Links ein Kauf zustande, erhalte ich außerdem eine Provision von Amazon (dich kostet es nicht mehr). Ansonsten habe ich für das Verfassen dieses Artikels oder die Erwähnung oder Verlinkung bestimmter Orte, Unterkünfte, Anbieter, Bücher etc. pp. keine Vergütung oder sonstige Gegenleistung bekommen. Unsere Reisen nach Arran mit Kindern gingen komplett auf unsere eigenen Kosten (und amortisieren sich hoffentlich irgendwann über den Reiseführer-Verkauf). Ach doch: Ich hatte 2017 eine freie Journalisten-Mitgliedschaft des National Trusts und brauchte deshalb auf Brodick Castle keinen Eintritt zahlen.
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