Eine Schokoladenfabrik besichtigen und bei der Gelegenheit nach Herzenslust Schokolade futtern – wer hat nicht schon einmal davon geträumt? Im Tessin, dem italienischsprachigen Teil der Schweiz, sind wir tatsächlich über so eine Möglichkeit gestolpert.
Werbung?
Zuerst ein paar Worte zum Stichwort Werbung: Da hier immer wieder der Markenname im Bild ist und sogar im Titel auftaucht, könnte man das als schweren Fall von ungekennzeichneter Blogger-Werbung werten. Das Ausflugsziel ist aber nun einmal untrennbar mit dem Namen des Unternehmens verknüpft. Ich bekomme kein Geld (und leider auch keine Schokolade) dafür, über die gläserne Fabrik und die Produkte zu schreiben, die sie fertigt. In Caslano haben wir niemandem erzählt, dass wir Blogger sind, und ganz normal Eintritt bezahlt. Dieser Text ist also keine Werbung, sondern eine komplett unabhängige Rezension.
Kindheitstraum: Eine Schokoladenfabrik besichtigen
Seit ich als Kind „Charlie und die Schokoladenfabrik“ gelesen habe, wollte ich eine solche besichtigen. Das Buch mochte ich nicht einmal besonders, und natürlich war mir klar, dass es in einer echten Schokoladenfabrik anders zugeht. Aber ich liebe schon immer alles, was mit Schokolade zu tun hat, und ich wollte einfach mal „live“ sehen, wie sie gemacht wird.
Die Neugier an sich befriedigte mir zwar die „Sendung mit der Maus“. Und probieren, wenn’s geht. Bei alprose geht das tatsächlich. Natürlich darf man nicht einfach einen Löffel unter die Düsen der Fertigungsstraße halten. Aber fast!
Ausflugsziel bei Lugano gesucht
Die Besichtigung der Schokoladenfabrik ist zwar ein alter Kindheitstraum, aber nun auch nicht mein Lebensziel. So steht der Punkt zwar seit langem auf meiner Bucketlist. Bei unserer ersten Schweizreise habe ich die Augen offen gehalten nach einer verkehrsgünstig gelegenen Möglichkeit (leider vergeblich in der kurzen Zeit und mit festem Plan). Aber im Tessin, der italienischen Schweiz, erwarte ich nicht unbedingt die große Schokoladenmacherkunst.
Deshalb bin ich regelrecht überrascht, als wir in unserer Unterkunft in Lugano auf der Suche nach einem schönen Ausflugsziel für einen halben Tag die Prospekte wälzen und auf die Schokoladenfabrik alprose mit angeschlossenem Museum stoßen.
Die Fabrik steht in dem kleinen Ort Caslano, der ein Vorort von Lugano ist. Mit dem Auto wie auch mit dem Zug fährt man eine knappe halbe Stunde vom Stadtzentrum aus. Es gibt reichlich kostenlose Parkplätze direkt vor der Tür, und auch die Haltestelle der Regionalbahn, die jede Viertelstunde abfährt, ist keine zehn Minuten Fußmarsch entfernt.
Die Bewertungen des Schokoladenmuseums bei GoogleMaps variieren. Offenbar war die Ausstellung früher einmal kostenlos, und manch einen wurmt es, dass er oder sie nun 5 Franken Eintritt zahlen soll. Wir beschließen, uns selbst ein Bild zu machen, ob das nun angemessen ist oder nicht.
Empfang mit Schokobrunnen
Die Schokoladenfabrik ist von der Schnellstraße aus einsehbar. Um den Parkplatz zu erreichen, müssen wir aber eine ganze Weile durch ein gemischtes Wohn- und Gewerbegebiet kurven. Als wir vor dem eigentlich recht unscheinbaren Gebäude mit Blick auf private Gärten stehen, wirkt das Ganze putzig provinziell. Eine schon ziemlich verwitterte bunte Kuh mit Markenschriftzug steht auf dem Rasen. Ein kleines Schild weist uns zum Museum.
Drinnen will uns gleich der gut besuchte Fabrikverkauf einfangen. Wer auch Museum und Fabrik besichtigen möchte, hält sich rechts davon. Um uns abzukassieren und einzulassen, muss eine Verkäuferin kurz eine Kasse schließen. Das verdeutlicht, wo hier der Fokus liegt.
Dennoch nimmt sich die junge Frau viel Zeit, um uns in einer Mischung aus Englisch, Deutsch und viel Italienisch den Rundgang zu erklären. Und sie drückt uns Waffelkekse in die Hand, die wir in den Schokoladenbrunnen halten dürfen. Der ist nur unter Aufsicht zugänglich (wohl aus Gründen), aber wir dürfen zweimal neue Kekse duschen und bekommen es sogar noch ein drittes Mal angeboten.
Wir möchten uns so langsam aber der Ausstellung widmen (außerdem mag ich Waffelkekse nicht besonders). Aufgeklebte Hufabdrücke der alprose-Kuh führen uns tiefer ins Gebäude hinein. An den Wänden befinden sich Bilder und kurze Erklärtexte, was Schokolade überhaupt ist und wie der Kakao in die Schweiz gelangt.
An einer interaktiven Station sollen wir uns für ein Familienfoto mit der Marken-Kuh positionieren. Unser Bild erscheint auf dem gegenüberliegenden Bildschirm vor einem aufgeklebten Postkartenmotiv. Und nu? Pflichtbewusst fotografiere ich das Ensemble. Mehr lässt sich damit anscheinend nicht anstellen.
Richtig rein in die Fabrik
Dafür dürfen wir nun eine schwere Tür durchschreiten und uns die richtig echte Schokoladenproduktion ansehen: von oben. Etliche Schilder weisen darauf hin, dass hier das Fotografieren verboten ist – Industriespionage und so.
Umso aufmerksamer steigen wir die Stahltreppen hinauf und verfolgen die kompliziert anmutenden Fertigungsstraßen. Mehrsprachig beschriftete Texttafeln erklären uns, wo was passiert. Auch mit bloßem Auge können wir verfolgen, wie aus den Rohstoffen Schokolade wird und wie diese in ihre endgültige Form gelangt.
Besonders interessant finden wir die Verpackungsanlage, die gerade neu eingestellt wird. Winzige Täfelchen werden hier in buntes Papier gewickelt, das Schweizer Sehenswürdigkeiten zeigt – und zwar so schnell, dass Silas irritiert fragt, ob die Verpackung einfach aufgestempelt werde.
Ganz schön laut ist es, und mein Baby klopft mit dem Besenstiel an die Bauchdecke. Aber wahnsinnig interessant ist es auch! Der Ingenieur an meiner Seite kann seinem wissbegierigen Sohn jedes kleine Detail erklären. Der technisch eher nicht so interessierte Sohn und offensichtlich auch die noch ungeborene Tochter wollen weiter, und so verlassen wir die aktive Fabrik nach etwa einer Viertelstunde. Die Technikfreak-Fraktion braucht eine gute halbe Stunde, bis sie ansatzweise genug hat.
Das Schokoladenmuseum
Weiter geht es in einen großen Ausstellungsraum. Hier wird zum einen die Firmengeschichte aufbereitet, aber auch die Geschichte der Schokolade an sich.
Als „gelernte Historikerin“ mit Erfahrung im museumspädagogischen Bereich bin ich zufrieden: Das Verhältnis aus Ausstellungsstücken und locker aufbereitetem Text stimmt. Aus wenig wurde hier viel gemacht.
Das Marzipanmuseum in Lübeck gefällt mir zwar immer noch besser, und das ist kostenlos. Aber da darf man auch nichts probieren.
Bis zum Abwinken: Die Verkostung
Das regelrechte Schokoladenbuffet erwartet uns hinter der nächsten Kurve. Zehn verschiedene Produkte hier aus der Firma dürfen wir uns mit einer Servierzange aus Gläsern angeln. Ohne Aufsicht. Soviel wir wollen. (Wahrscheinlich ist das der Grund, warum das Eintrittsgeld für Museum und Fabrik eingeführt werden musste.)
Wir üben uns in Selbstbeschränkung. Eine ältere Dame, die von Aussehen und Kleidung her eher das Klischee eines wohlhabenden Schweizers verkörpert, schaufelt ohne nervösen Schulterblick seelenruhig eine Handvoll Pfefferminzstangen in ihre Gucci-Handtasche.
Natürlich: Fabrikverkauf
Anschließend stehen wir im Fabrikverkauf – da gibt es kein Entrinnen. Natürlich geht das Konzept auch bei uns auf, und wir kaufen jede Menge süße Urlaubsandenken.
Interessant ist, dass die Firma alprose nur wenig unter Eigennamen produziert. Vor allem werden hier Hausmarken-Schokolade für verschiedene Supermärkte und diverse Spezialprodukte in Lizenz gefertigt. Und auch die Schokoladentafeln und Hohlkörper, die mit Schweizbildchen versehen in Souvernirläden verkauft werden, stammen oft von hier.
Im Fabrikverkauf gibt es das volle Sortiment „in schön“, aber auch reichlich 2. Wahl zu – für Schweizer Verhältnisse – günstigen Preisen.
Wer ausschließlich auf kostenloses Probieren aus ist (und somit dazu beitragen möchte, dass der Kaufpreis für alle steigt), kann übrigens auf den Museumsbesuch verzichten und sich auf die Verkostungsschälchen im Fabrikverkauf stürzen.
Öffnungszeiten und Eintrittspreise in der Schokoladenfabrik alprose
Das Schokoladenmuseum mit gläserner Fabrik ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, der Shop noch eine halbe Stunde länger.
Erwachsene zahlen 5 Franken Eintritt, Kinder ab sieben Jahren 2 Franken, darunter gratis. Mit der Ticino-Gästekarte (die Übernachtungsgäste in Hotels und auf Campingplätzen erhalten) wird es etwas günstiger.
Der Ort Caslano
Nach unserem Schokoladenabenteuer haben wir noch etwas Zeit. Auf der Karte haben wir gesehen, dass es nicht weit bis zum Luganersee ist, dem riesigen Gewässer, an dem auch Lugano liegt. Keine zehn Minuten laufen wir durch die Nebenstraßen Caslanos an Einfamilienhäusern und Vorgärten vorbei. Ein winziger Park, eher eine kleine Grünfläche, gewährt uns Zugang zum Wasser. Besonders aufregend ist es wirklich nicht, aber für ein paar Minuten genießen wir das Panorama.
Sehr viel mehr hat Caslano nämlich tatsächlich nicht zu bieten, soweit wir herausgefunden haben. Wir sind dennoch vollkommen zufrieden mit unserem Ausflug. Auch wenn in der Schokoladenfabrik – nicht überraschend – der Produktabsatz im Vordergrund stand, haben wir interessante Einblicke gewonnen und auch ein bisschen was über die Herstellung und die Geschichte der Schokolade gewonnen.
Mehr Schokolade auf family4travel
- In Berlin kennen wir zwei Adressen für interaktiven und vor allem leckeren Schokoladen-Spaß.
- In Tessaloniki waren wir in einem (mittelprächtigen) Schokoladenmusem.
Mehr Schweiz mit Kindern
Zwei Mal waren wir jetzt in der Schweiz unterwegs und haben darüber gebloggt.
Über unsere Osterferien 2019, in denen wir auch die Schokoladenfabrik alprose besucht haben, habe ich zusammenfassend hier geschrieben: Roadtrip zwischen Schwarzwald und Schweiz.
Unsere Übernachtungsmöglichkeit ganz in der Nähe von Caslano (auf halbem Weg in die schöne Stadt Lugano) habe ich hier ausführlich beschrieben: „Glamping“ in der Schweiz: Mobile Homes auf den TCS Campingplätzen.
Über Lugano selbst will ich die ganze Zeit schon noch einen ordentlichen Bericht schreiben, bin aber bisher noch nicht dazu gekommen.
Dafür gibt es über das nahe Locarno einen Erfahrungsbericht: Locarno mit Kindern (in der Jugendherberge).
2016 haben wir schon einmal einen Backpacking-Trip komplett mit öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Schweiz gemacht. Die Zusammenfassung davon gibt es hier: AbenTEUER Schweiz mit Kind – Backpacking zwischen Genfer See und Berner Oberland.
Dort sind auch alle weiteren Artikel verlinkt, z.B. über Genf, Lausanne, Bern, Thun und Interlaken.
Transparenz-Hinweis: Dass wir überhaupt im Tessin unterwegs waren, verdanken wir einer Kooperation mit den TCS-Campingplätzen. Unser Ausflug in die Schokoladenfabrik war allerdings komplett unser eigenes Ding.
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