In den Sommerferien haben wir dieses Jahr die Rhön als Reiseziel für Familien entdeckt. Eine Woche haben wir vor allem im bayerischen Teil des Mittelgebirges verbracht. Die wunderschöne Natur der Rhön mit ihren eher sanften Steigungen eignet sich perfekt fürs Wandern mit Kindern. Tatsächlich finde ich alle Touren, die wir in unserer Urlaubswoche in der Rhön ausprobiert haben, absolut empfehlenswert. Deshalb stelle ich sie hier alle kurz vor – Nachmachen erlaubt!
Die besten Wanderungen für Familien in der Rhön?
Die Spaziergänge und Familienwanderungen, die ich hier vorstelle, erheben in keinster Weise Anspruch auf Vollständigkeit. Sie sind vielmehr eher zufällig herausgegriffen aus einem großen Angebot. Über einige sind wir mehr oder weniger zufällig gestolpert, als wir spontan online in der Nähe unseres primären Ausflugsziels nach „einer Runde zum Gehen“ gesucht haben, wie wir es gerne tun. Andere Touren wie das Rote und das Schwarze Moor habe ich mir schon gezielt rausgesucht. Und dann sind vermutlich echt hochkarätige Wanderziele (wie zum Beispiel die Wasserkuppe, der höchste Berg der Rhön) überhaupt nicht dabei, weil unser Urlaub dafür nicht gereicht hat.
Diese Sammlung als Best Of der familienfreundlichen Wanderwege der Rhön zu verkaufen, wäre gelogen. Es sind einfach die Touren, über die ich etwas erzählen kann, weil wir sie selbst gelaufen sind. Empfehlenswert finde ich sie alle. Und ich bin überzeugt, dass es in der Region noch viele, viele weitere gute Wanderwege für Familien mit Kindern gibt.
Unsere Wanderungen mit Kindern von Nord nach Süd
Die folgenden sechs Routenvorschläge habe ich nicht von gut nach mittelmäßig, sondern geografisch von Nord nach Süd geordnet.
Da unsere Ferienwohnung in Burkardsroth lag, mithin im bayerischen Teil der Rhön, sind wir vor allem in der bayerischen Rhön gewandert. Lediglich das Rote Moor liegt in Hessen.
Schwarzes Moor: Das größte Moor der Rhön
Das Schwarze Moor liegt fast genau am Dreiländereck von Bayern, Hessen und Thüringen und damit wirklich mitten in der Rhön. Hier vereinen sich Hoch-, Nieder- und Regenmoor.
Was genau es damit auf sich hat, erklären 22 Infotafeln entlang des 2,7 Kilometer langen Moorlehrpfads. Der führt beinahe vollständig über einen Holzbohlenweg.
Im Gegensatz zum Roten Moor ist dieser Teil des Schwarzen Moores kaum wirtschaftlich genutzt worden, da er immer deutlich nasser war. Deshalb gibt es hier noch mehr „echtes Moor“ zu sehen.
Der Lehrpfad führt an verschiedenen Stationen vorbei und erklärt die Phänomene der Pflanzenwelt sowie ökologische Zusammenhänge. Es gibt einen 17 Meter hohen Aussichtsturm mit hervorragendem Blick über das gesamte Areal. In einem kleinen Bereich darf das Moor betreten und „bemoorbadet“ werden.
Anfahrt und Parken: Das Schwarze Moor ist weiträumig ausgeschildert. Es gibt einen großen kostenlosen Parkplatz mit Besucherzentrum. Achtung: Von dort aus muss die Straße überquert werden, um zum Startpunkt des Rundwegs zu gelangen.
Kinderwagentauglich: ja.
Länge: 2,7 km.
Steigung: keine (abgesehen vom Turm).
Nächste Toilette: Besucherzentrum am Parkplatz (Wildpinkeln streng verboten wegen Naturschutz, außerdem mangelnde Deckung).
Gut zu kombinieren mit: dem Fränkischen Freilandmuseum in Fladungen mit Einkehr im typisch fränkischen Gasthof Adler mit Biergarten. (Bestimmt gibt es auch noch nähergelegene Alternativen; wir haben es nur so gemacht, weil wir beides sehen wollten, aber nur einmal so weit fahren.)
Rotes Moor: Im Karpatenbirkenwald
Das Rote Moor wird aktuell renaturiert, nachdem es wie die meisten deutschen Moore jahrzehntelang der Land- und Holzwirtschaft zuliebe trockengelegt wurde. Bis 1984 wurde hier Torf abgebaut. Ein Naturlehrpfad begleitet den Renaturierungsprozess und lenkt die Blicke auf die Bereiche, die schon wieder richtig Moor-Charakter haben. Besonders gefällt uns der Karpatenbirkenwald, der uns an Estland und Finnland erinnert.
Der Naturlehrpfad ist gut drei Kilometer lang und als Rundweg angelegt. Erste Station ist ein Moorsee, hinter dem bald ein 1,2 Kilometer langer Holzbohlenweg beginnt.
Der Moorlehrpfad führt mit mehren Infotafeln zunächst durch den Karpatenbirkenwald. Eine ehemalige Torfabbaufläche schließt sich an, auf der sich nun die typischen Pflanzen eines Niedermoores wieder ausbreiten. Ein kleiner Aussichtsturm bildet den Abschluss. Zurück geht es eher langweilig durch den angrenzenden Forst. Kurz vor Ende der Schlaufe ist ein schöner, weitläufiger Rastplatz mit mehreren Picknicktischen angelegt.
Anfahrt und Parken: Das Rote Moor liegt ganz in der Nähe der Wasserkuppe zwischen Ehrenberg und Bischofsheim an der Rhön. Als Touristenattraktion ist es weiträumig ausgeschildert. Es gibt einen großen Parkplatz am „Nabu-Haus des Moores“. Das Tagesticket kostet 2 Euro. Achtung: Um zum Naturlehrpfad zu gelangen, muss die große Straße überquert werden.
Kinderwagentauglich: ja.
Länge: 3 km
Steigung: keine.
Nächste Toilette: Am Parkplatz liegt das „Nabu-Haus am Roten Moor“, wo sich kostenlose Toiletten befinden. Wer es nicht bis zurück zum Parkplatz schafft, sollte wenigstens nicht ins labile Naturschutzgebiet pinkeln, sondern bis zum Forstweg dichthalten.
Gut zu kombinieren mit: Gersfeld, wo das Café MandelRose am Marktplatz empfehlenswert ist, die Stadt selbst aber nicht unbedingt ein Must-See. Wasserkuppe und Fulda-Quelle sind auch ganz in der Nähe. Ich ärgere mich ein bisschen, dass wir zumindest bei Letzterer nicht noch kurz angehalten haben.
Kreuzberg: Der Berg der Franken
Eine Freundin von mir sagte noch vor unserem Urlaub: Der Kreuzberg ist ein bisschen arg überlaufen, die Wasserkuppe ist schöner. Weil aber der Kreuzberg im Gegensatz zu jener ganz in der Nähe unserer Ferienwohnung liegt, landen wir doch hier. Und verkehrt ist das nicht, denn der „Berg der Franken“ bietet durchaus wunderbare Ausblicke über die gesamte Rhön.
Auf dem Gipfel befindet sich das Kreuzbergkloster. Hier haben sich einige sehr touristische Läden und Gastronomie angesiedelt. Besonderer Beliebtheit erfreut sich die Klosterbrauerei, die ihr eigenes Bier ausschenkt. Die kleine Klosterkirche im Barockstil ist frei zugänglich. Wir sind an einem Sonntag oben, und da ist es schon sehr, sehr voll. Wer kann, sollte sich besser einen anderen Wochentag aussuchen.
Wenige Meter abseits des kommerziellen Gewusels wird es aber auch ganz schnell wieder friedlich. Es gibt mehrere Varianten, die vorhandenen Wanderwege zu einem familientauglichen Rundweg zu kombinieren. Ausgeschildert ist zum Beispiel die Gipfeltour mit 3 km.
Anfahrt und Parken: Der große Besucherparkplatz direkt am Kloster auf dem Kreuzberg ist kostenpflichtig. Unsere Alternative an der bewirtschafteten Gemündener Hütte mag ich nur sehr eingeschränkt empfehlen. Die daraus resultierende Runde zum Gipfel ist zwar sehr nett zu gehen, aber es gibt nur wenige offizielle Parkplätze und danach (am Sonntag) ein Parkchaos, das ich eigentlich nicht mit einer öffentlichen Empfehlung verschlimmern möchte. Lieber noch mal anderweitig informieren!
Kinderwagentauglich: nein (es sei denn, man bleibt bei der ganz kleinen Klosterrunde vom Hauptparkplatz aus).
Länge: kommt drauf an; unsere Tour umfasste 8 km.
Steigung: vorhanden, je nach Streckenwahl (zweithöchster Berg der Rhön).
Gut zu kombinieren mit: einem Stadtbummel durch das schöne Städtchen Bischofsheim.
Aschach: Naturerlebnispfad der Extraklasse
Naturlehrpfade sind sich oft sehr ähnlich. Da geht es eine Runde durch den Wald, und in regelmäßigen Abständen stehen Infotafeln. Auf der einen geht es um die Tiere des Waldes, auf der nächsten um die Altersbestimmung der Bäume durch Jahresringe und auf der übernächsten um Gewässerschutz. Diese Themen kommen alle auch am Naturerlebnispfad in Aschach vor. Aber dieser Themenweg ist darüber hinaus mit so vielen kreativen, unverbrauchten Ideen gespickt, dass ich ihn deutschlandweit zu meinen Favoriten in Sachen Familienwanderweg zähle!
Mit gerade einmal drei Kilometern ist die Strecke auch für kleinere Kinder schon machbar. Die Wegführung ist abwechslungsreich, nur ab und zu ein bisschen steil. Zu den Highlights der Strecke zählen ein Barfußpfad, mehrere schöne Picknickplätze, viele Infotafeln, teilweise mit Schaukästen und Holzskulpturen.
Am besten fand ich den Abenteuerparcours, auf dem wir Eltern und unsere großen Jungs uns auf den Geschicklichkeitselementen messen konnten. Das Baby hatte dort ebenfalls schon Spaß, mochte aber auch die vielen aus Holz geschnitzten Tiere. Am meisten Spaß hatten unsere Kinder bei ihrer Jam-Session mit den drei Wald-Xylophonen. Es war ein rundum toller Tag!
Anfahrt und Parken: Von Aschach aus ist der Naturerlebnispfad ausgeschildert. Es ist möglich, sehr weit und tatsächlich bis zum Startpunkt des Erlebnispfads in den Wald zu fahren. Dann steht aber das Auto direkt am Picknickplatz am Teich und stört das Naturerlebnis (finde ich). Besser ist der Kompromiss, den nur wenige hundert Meter vorher ausgewiesenen Wanderparkplatz im Wald zu nutzen.
Kinderwagentauglich: ja (wenn geländegängig).
Länge: 3 km.
Steigung: sehr moderat.
Nächste Toilette: nicht in Laufnähe, vermutlich in Aschach.
Gut zu kombinieren mit: den Schlossmuseen in Aschach und einer Einkehr in den Aschacher Schlossstuben.
Klaushof (Burkardroth): Der Pfad der Baumgiganten
Eine schöne, wenn auch eher unspektakuläre Runde ist der „Pfad der Baumgiganten“. Hier geht es durch ein teils steiles Waldstück mit altehrwürdigem Baumbestand.
Einzelne Eichen, Buchen, Fichten und Tannen werden persönlich vorgestellt. Auf einer kleinen Tafel sind jeweils ihr vermutliches Alter und ihre Maße vermerkt. Mehr Informationen gibt es nicht. Das ist ein bisschen schade, denn auch weniger alltägliche Baumriesen wachsen hier, etwa eine Douglasie und eine Robinie. Macht nichts: Wir zücken einfach das Handy und schlagen bei Wikipedia nach. Auf jeden Fall ist der Pfad der Baumgiganten ein hübscher Rundweg mit knappem, aber doch interessantem Input. Und der Wald, gerade hier in seiner würdevoll gealterten, schönsten Gestalt, darf auch mal einfach für sich selbst sprechen.
Achtung: Wenn wir nichts übersehen haben, gibt es nur eine einzige Bank auf der gesamten Strecke.
Anfahrt und Parken: Der Start- und Zielpunkt des Wanderwegs befindet sich auf dem kostenlosen Parkplatz des Wildparks Klaushof, welcher gut ausgeschildert ist.
Kinderwagentauglich: nur bedingt (wir hatten den Buggy mit, haben unterwegs aber ausgiebig darüber geflucht).
Länge: 2,1 km
Steigung: ernstzunehmend.
Gut zu kombinieren mit: dem Wildpark Klaushof.
Bad Kissingen: Zwischen Wichteln und Dinosauriern
Zwischen Bad Kissingen und Euerdorf befindet sich ein Waldgebiet, in dem schon Dinosaurier und – der Sage nach – auch Wichtel gern Spazieren gingen. Der offizielle Themenweg sieht vor, an der Jugendherberge zu beginnen und dann an den Wichtelhöhlen und den Dinosaurierfährten vorbei bis zum Museum Terra Triassica nach Euerdorf zu laufen. Das sind hin und zurück 13 Kilometer. Bestimmt ist es auch möglich, nach dem Museumsbesuch mit dem Bus zur Jugendherberge zurück zu fahren (Achtung: Das Museum hat nur am Wochenende und dann nur nachmittags geöffnet! Wir waren selbst nicht dort, für eigene Recherche ist hier die Homepage des Museums (klick)).
Wir sind vom offiziellen Start zu den Dinospuren und wieder zurück gelaufen. Das waren insgesamt acht Kilometer, für uns hat das gut gepasst. Wer mit kleinen Kindern oder wenig Zeit unterwegs ist, läuft einfach nur bis zur Schutzhütte an den Wichtelhöhlen. Das ist – eine Strecke – ziemlich genau ein Kilometer.
Der erste Teil des Weges zu den Wichtelhöhlen ist uneben und abwechslungsreich. Ab der Schutzhütte beginnt der geologische Lehrpfad. Der ist immer wieder mit interessanten Infotafeln gespickt. Allerdings wird die Wegführung hier recht eintönig. Es geht auf recht geraden Forstwegen durch den Wald. Erst auf den letzten Metern zu den Dinospuren wird es wieder spannender. Dafür verbindet die Strecke halt zwei Wanderziele, die an sich sehenswert sind.
Anfahrt und Parken: Südlich von Bad Kissingen der B287 Richtung A7 den Schildern rechts zur Jugendherberge folgen. Die Parksituation ist hier leider sehr merkwürdig. Am offiziellen Startpunkt der touristisch beworbenen Wanderwege „Pfad der Sinne“ und „Weg durch die Zeit“ gibt es zwar ausreichend Parkflächen, aber die gehören alle zur Jugendherberge und sind mit Warnschildern versehen, dass Unbefugte abgeschleppt werden. Direkt am Waldrand gibt es dann eine Stelle, an der genau zwei Autos problemlos parken können. Wenn man dort kein Glück hat, soll es direkt auf Höhe der Wichtelhöhlen (ein Stück weiter die Bundesstraße runter) noch einen kleinen Parkplatz geben, von dem aus der Aufstieg dann sehr steil ist (haben wir nicht ausprobiert).
Kinderwagentauglich: ja (wenn geländegängig; der erste Teil des Weges an den Wichtelhöhlen ist teilweise mit Wurzeln überwachsen).
Länge: Vom offiziellen Startpunkt aus bis zu den Saurierfährten und zurück sind es 8 km.
Steigung: Ein Stück weit geht es zäh bergauf. Insgesamt moderat.
Gut zu kombinieren mit: Bad Kissingen.
Mehr über Familienurlaub in der Rhön
Hier im family4travel-Blog habe ich bisher erst eine Zusammenfassung über unseren Sommerurlaub geschrieben:
Sommer in Deutschland: Unser Urlaub im Corona-Jahr
Sobald mehr online ist, werde ich die neuen Artikel hier verlinken.
Zum Glück haben aber auch ein paar andere Reiseblogger über die Rhön geschrieben. Schaut doch mal bei folgenden Kollegen:
- Florian von flocutus.de (klick) ist alteingesessene Reiseblogger-Elite und stammt aus der Rhön. Klar, dass er richtig ausführlich und informativ über seine Heimat geschrieben hat.
- Auch Valentin und Jasmin von vakuya (klick) kommen aus der Rhön. Bei ihnen gibt es Tipps vor allem auch für den hessischen Teil, den wir nur gestreift haben.
Mehr Reise- und Ausflugsziele für Familien überall in Deutschland – und bestimmt auch in eurer Nähe – zeigt unsere family4travel-Deutschlandkarte bei GoogleMaps an (klick). Die nach Bundesländern geordnete Übersicht mit mehr als 140 Einträgen gibt es her:
Familienurlaub in Deutschland: Unsere geballten Tipps.
Meine Oma wohnt in der Rhön und mir fallen nie Ausflüge ein wenn wir zu Besuch sind. Falls wir (deutsch-amerikanische Familie) irgendwann mal wieder nach Deutschland reisen dürfen, werde ich dankbar auf deine Vorschläge zurückgreifen!
Im ersten Moment dachte ich auch, gerade in der Ecke Burkardroth/Bad Kissingen gäbe es eigentlich gar nichts. Aber es gibt dann doch eine Menge kleiner Ausflugsziele, finde ich. Wenig Superlative, aber viel Nettes. Und eben überall Natur und schöne Wanderwege mittendurch. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr sie bald mal ausprobieren könnt! :)