Die Osterferien stehen vor der Tür. Normalerweise wären wir jetzt voller Pläne und voller Vorfreude. Aber vor besagter Tür lauert allem vor allem auch Corona. Pläne haben wir zwar reichlich, aber um die zittern und bangen wir. Gleichzeitig nimmt das Fernweh überhand. Oder, ist das Fernweh? Wenn man mit einem Städtetrip im eigenen Bundesland schon total zufrieden wäre?
Blog-Parade „Fernweh 2021“
Sabine vom Blog Ferngeweht hat unter Reisebloggern sozusagen zur Umfrage per Blog-Parade aufgerufen:
„Was bedeutet für dich Fernweh – generell und vor allem in diesen Zeiten des Stillstands? Wie hat sich das Gefühl im Laufe des letzten Jahres verändert? Was machst du, um die Zeit zu überbrücken, bis Reisen endlich wieder möglich sein wird?“
Perfekte Gelegenheit, mal wieder etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern, während ich obige Fragen beantworte – und nebenbei eine Neuigkeit ausplaudere.
Fernweh stillt sich nicht pro Kilometer
Wir sind ja genügsam. Schon immer. Reisen muss für uns nicht weit sein. Wir sind total gerne in Deutschland unterwegs und erkunden dort all die tausend Ecken, die wir noch nicht kennen. Allein damit könnten wir uns noch viele Jahre beschäftigen.
Wenn wir „weit reisen“, erkunden wir Europa. Wir fliegen nicht, noch nie. (Ich hasse dieses Gefühl des Ausgeliefertseins im Flugzeug und sehe unter Umweltgesichtspunkten keinen Grund, gegen diese Abneigung zu arbeiten. Das mit den Umweltgesichtspunkten nutze ich schon seit 20 Jahren als Ausrede, aber seit einiger Zeit kann ich damit natürlich karmatechnisch noch viel besser punkten, weil Nichtfliegen hip geworden ist. :) )
Klar würde mich auch die weite Welt mal reizen. In meinem Job als Lektorin habe ich gerade ein Manuskript mit Fernreise-Geschichten auf dem Schreibtisch. Couchsurfing bei einer modernen Beduinenfamilie in Jordanien, Eintauchen in eine indigene Kultur in Südamerika oder kurzzeitige Freiwilligenarbeit auf einer australischen Avocado-Farm – da hätte ich schon Lust zu. Aber es muss nicht sein. Da zieht sich nichts im Bauch vor lauter Sehnsucht zusammen. Beim Gedanken daran schlägt das Fernweh bei mir nicht zu mit voller Wucht.
Das sehnsuchtsvolle Ziehen im Bauch
Dabei kenne ich dieses Gefühl durchaus. Ein innerstes Bedürfnis nach Abenteuer. Nach Neuem. Es klopft auch, wenn ich die weltweiten Reisegeschichten lese.
Noch viel mehr aber macht es sich bemerkbar, wenn ich mir Fotos unserer vergangenen Reisen ansehe. Vor allem bei Bildern unseres 11-monatigen Europa-Trips ist das so. Diese Zeit war so toll! So aufregend! So bereichernd! So intensiv und wunderbar.
Während die 13 Monate seit dem ersten Corona-Lockdown wie im Flug vergangen zu sein scheinen, fühlen sich die 11 Monate unserer Europareise an wie ein halbes Leben. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass wir in jener Zeit jeden einzelnen Tag so viele neue Erfahrungen machen durften wie sonst in Wochen. Dunkel erinnere ich mich daran, von einer Studie gelesen zu haben, die besagte: Je mehr Neues wir erleben, desto mehr Erinnerungen legen wir ab im Gehirn, und desto länger erscheint uns die Zeitspanne. Demnach wäre bei objektiv selber Lebensdauer ein Leben voller Reisen gefühlt viel länger, viel erfüllter. Ich denke, daraus speist sich mein Fernweh, danach sehne ich mich: nach Leben.
Reisen in Corona-Zeiten
Ich habe das große Glück, dass wir uns auch in der Corona-Zeit mehrmals kleine Reisen gönnen konnten. Blicke ich auf das vergangene Jahr zurück, stechen diese Auszeiten wie leuchtende Sterne hervor. Die Rhön, das Sauerland und Thüringen sind drei Regionen, die wir mit großer Freude und Entdeckergeist erkundet haben (und übrigens mit ganz viel Vorsicht und aktivem Einhalten aller Hygienemaßnahmen).
Klar, die Möglichkeiten waren eingeschränkt. In der Ferienwohnung oder der Jugendherberge blieben wir für uns. Das Äußerste der Gefühle waren maskenbewehrte Ausflüge zum Baumwipfelpfad oder Kletterwald. Das war toll, aber nicht ganz vergleichbar mit einer Expedition ins Donaudelta, Couchsurfing in Albanien oder Sightseeing im Kosovo. Ich mache auch drei Kreuze, wenn wir wieder mal – mit sicherem Gefühl und geimpft – ins (europäische) Ausland reisen und dort auch Kontakte knüpfen können.
Aber auch auf kleinen Reisen in Deutschland gibt es reichlich Möglichkeiten zu echten Abenteuern und neuen Erfahrungen. Dauerhaft in Erinnerung bleiben werden uns zum Beispiel die Wanderung in der Drachenschlucht, die Begegnung mit Wildkatzen im Hainich und mit Sicherheit auch das Reinschnuppern ins Downhill-Mountainbiking. (Martin hat übrigens nächste Woche seinen hoffentlich letzten OP-Termin zum Richten des in Brilon nicht so optimal zusammengeschraubten Fingers.) Das alles waren großartige neue Erfahrungen mit Abenteuer-Charakter. Und die sind eben auch unfern der eigenen Haustür durchaus möglich.
Sie stillen mein Fernweh. Dieses ziehende Sehnsuchtsgefühl im Bauch, das sich immer bemerkbar macht, wenn ich Fotos unserer früheren Reisen oder Bilder von Orten sehe, wo ich so gerne mal hin möchte. Ich brauche diese neuen Eindrücke dringend. Aber ich bin sehr genügsam hinsichtlich des Ortes, an dem ich sie bekomme. Um die Ecke ist völlig okay.
Fernweh nach Niedersachsen
Insofern könnte das ein sehr befriedigendes Reisejahr 2021 bei uns werden. Dass wir Deutschland wieder nicht verlassen, steht fest. Aber aller Voraussicht nach wird mich das nicht jucken. Denn – wenn denn die Corona-Zahlen mitspielen und innerdeutsche Reisen erlaubt sind: Wir haben feste Pläne für viele neue Erfahrungen an bisher unbekannten Orten.
Ich darf an dieser Stelle ausplaudern, dass wir eine umfangreiche Kooperation mit „about cities“ geschlossen haben. Der Marketingverbund umfasst insgesamt 18 niedersächsische Städte (und Bremerhaven), die in einem Blog und auf Instagram gemeinsam ihre Schokoladenseiten präsentieren. Wir werden nun in allen (die mitmachen wollen) einen Tag verbringen und für das „about cities“-Blog einen Gastbeitrag aus Familiensicht schreiben. Klar, dass es nebenbei auch jeweils einen Artikel hier im Blog geben wird.
Je nachdem, was dann die aktuelle Corona-Lage hergibt, wird das mit einfließen, was zu dem Zeitpunkt mit einem guten Gefühl möglich ist. Ich freue mich riesig darauf! Nicht zuletzt, weil ich fest glaube, dass das auch für viele meiner Leser einen tollen Mehrwert bietet: Den ganzen Sommer über zeige ich euch Reisen, die auch für Durchschnittsfamilien im zweiten Corona-Jahr realistisch möglich sind (wenn sie denn möglich sind).
Und ja, ich bin fest überzeugt, dass auch eher unbekannte Reiseziele wie beispielsweise Papenburg, Gifhorn, Verden jede Menge neue Erfahrungen und spannende Anblicke bereithalten, die auch Familien mit Kindern aller Altersklassen Spaß machen.
Akutes Fernweh 2021
Sofern die Corona-Inzidenz das Reisen nicht auch im Inland wieder unmöglich macht, bin ich guter Dinge, dass ich 2021 nicht an schlimmem Fernweh leiden muss. Wie optimistisch ich in dieser Hinsicht bin, schwankt je nach Tagesform von: „Wir machen uns da doch echt alle was vor“ bis: „Das wird schon klappen mit den jeweiligen Hygienekonzepten und gesundem Menschenverstand“. Vielleicht wird das ja doch noch was, dass man es in der Bundesregierung nach den bisherigen Fehlversuchen zur Abwechslung mal mit gesundem Menschenverstand probiert. 14 Tage echter Lockdown im Sinne von #ZeroCovid und dann pünktlich zu Pfingsten die anständig konzeptionierte Inland-Reisesaison eröffnen – das hätte was. (Ja, ich bin ein fantasievoller Mensch. In guten Momenten glaube ich fast dran…)
Ein bisschen kritisch ist es bei mir mit dem Fernweh ganz aktuell. Wir waren seit Oktober ausschließlich zu Hause. Gut über die Durststrecke geholfen hat mir bis jetzt meine Aktion #WandernInSchaumburg. Denn tatsächlich gab es quasi auch fußläufig in der direkten Umgebung noch eine Menge zu entdecken. Nach wie vor ist da noch Potenzial vorhanden. Mindestens fünf Touren hab ich fertig ausgearbeitet, für die wir bei nächster Gelegenheit einfach loslaufen können.
Aber so langsam sehne ich mich dann doch auch mal nach einem richtigen Reise-Erlebnis. Tagesausflüge sind gut und schön. Aber das auswärtige Übernachten gehört doch auch dazu.
Mein Fernweh ist vielleicht eher ein Endlich-mal-wieder-raus-Weh. Das Bedürfnis, das Alltagsleben hinter mir zu lassen und mich ganz und gar einzulassen auf etwas Neues. Und ja, das brauche ich im Moment dringend. Wie wohl die meisten Menschen.
Mehr Fernweh
Dass wir alle mit diesem Gefühl in bester Gesellschaft sind, zeigen die vielen Beiträge, die bei Sabines Blog-Parade schon zusammengekommen sind. Alle bisherigen Einsendungen sowie die „Bedienungsanleitung“ listet Sabine hier: Fernweh 2021 – eine Blogparade. Die Aktion läuft noch bis zum 30. April 2021.
Bereits 2014 gab es auf Ferngeweht schon einmal eine Blog-Parade zu dem Thema. Alle Beiträge von damals sind in einem kostenlosen E-Book zusammengefasst.
Moin!
Schön zu hören, dass es Euch gut geht! Ich sehne mich danach, auch mal wieder ins schöne Schaumburg-Lippe zu reisen. Endlich meinen lange geplanten Artikel über Bückeburg schreiben!
Ich wünsche Euch weiterhin viel Erfolg und Gesundheit!
LG Ulrike
Danke! Und den Artikel würde ich gerne lesen! :)
Oh ja, Fernweh stillen im Kleinen. Die Elternzeitreise abgesagt, hatten wir doch bis vor zwei Wochen noch eine Minihoffnung wenigstens in den Osterferien in SH verreisen zu können. Von Lübeck immerhin bis nach Kappeln! Wie du so schön geschrieben hast: auch mal wieder auswärts schlafen. Und die Ferienwohnung sah so schnuckelig aus, die Zahlen in SH waren gut – und sind mit etwas über 60 im bundesweiten Vergleich immer noch nicht schlecht. Ferienwohnung, Fahrrad- und Wandertouren, aber eben mal etwas entfernter als im ein-Stunden-Radius. Nun, mal wieder nichts. In den Sommerferien stehen noch die Frankreichbuchungen, aber mal schauen, was daraus dann wird. Momentan bin ich da pessimistisch, die Entwicklung dort ist gerade ganz mies, landesweite Inzidenz von 300. Ich wäre ja schon fast mit einer Radreise im Norden zufrieden, von Campingplatz zu Campingplatz, aber wer weiß, wann die wieder für Zelte öffnen, denn wir müssten ja auch die Gemeinschaftsbäder benutzen. Obwohl wir nur 10 km von MV entfernt wohnen, dürfen wir ja auch dort nicht hin, immer noch Verbot von Tagestoursimus. Da gäbe es noch einige nette Radtouren in der näheren Umgebung. Bei gutem Wetter wollen wir nach Ostern mal den Plöner See umrunden, vielleicht von Kiel aus an der Küste gen Schönberg radeln oder zwischen Geesthacht und Lauenburg an der Elbe. Immerhin drei coronakonforme Ideen, die wir Dank Fahrradträger erreichen könnten. Ein richtig guter Tipp für alle SHer: Radfahren auf Fehmarn, aber bevor die Touris kommen: tolle Strecken am Wasser, momentan noch leere Nebenstraßen und vergleichsweise oft Sonnenschein laden zu Familientouren ein.
Das ist echt blöd für euch mit der abgesagten Elternzeit. Ich drücke ganz fest die Daumen, dass die Zahlen auf wundersame Weise im Sommer wieder unten sind… Dass MV euch nicht mal für eine Fahrradtour reinlässt, finde ich total bescheuert. Das engt den Radius ja auch so ein, plötzlich eine „harte Grenze“ vor der Haustür.
Vielen Dank für Deine Gedanken zu meiner Blogparade! Ja, Fernweh muss sich gar nicht auf ferne Ziele beziehen. Ich würde auch gern einfach mal wieder nach Holland oder so … Man wird ja bescheiden ;-)
[…] Lena von family4travel: „Dieses ziehende Sehnsuchtsgefühl im Bauch, das sich immer bemerkbar macht, wenn ich Fotos unserer früheren Reisen oder Bilder von Orten sehe, wo ich so gerne mal hin möchte. Ich brauche diese neuen Eindrücke dringend.“ […]