[Reiseblogger-Kooperation] Magic Park, Kletterpark, Verdener Dünen und Sachsenhain – für so eine angenehm kleine Stadt bietet Verden Familien mit Kindern ausgesprochen viel Programm. In unserem #cities4family-Sommer ist Verden als Reiseziel deshalb für uns eine DER Neuentdeckungen! Hier gelingt es wirklich gut, Bedürfnisse von großen und kleinen Kindern sowie ihren Eltern gleichermaßen unter einen Hut zu bekommen. Und obendrauf bietet die Stadt ein paar Sehenswürdigkeiten, die es sonst nirgendwo gibt.
#cities4family in Verden
Unser Trip nach Verden mit Kindern ist Teil unserer #cities4family-Aktion. Dabei handelt es sich um eine Zusammenarbeit mit dem Marketing-Verbund about cities. Für deren Blog testen wir sozusagen unter Realbedingungen, wie Familienurlaub in den 18 teilnehmenden Städten funktioniert. Dabei kommen kompakte Berichte voller Tipps und Erfahrungswerte heraus. Diese stehen im about-cities-Blog in der Rubrik cities4family.
Unterwegs sind wir in Verden als Familie mit drei Kindern, davon ein Kleinkind (2) und zwei Teenager (17 und 14). Unsere Reise fällt in den August während der niedersächsischen Sommerferien. Wir kommen an einem Samstag (nach einem ebenfalls sehr schönen Familientrip nach Celle) und bleiben etwas mehr als 24 Stunden in Verden. Die „offizielle“ Version unseres Reiseberichts steht demzufolge bei about cities: Verden für Familien – historisch, sportlich, magisch…
Hier in meinem eigenen Blog berichte ich – sozusagen als „Abfallprodukt“ – ebenfalls über unsere Städtereisen. Da muss ich mich nicht am Riemen reißen, was die Länge angeht. In meinem eigenen Reich darf ich so ausufernd werden, wie ich möchte. (Und hier darf ich auch inhaltlich mal vom Leder ziehen oder in Bereiche abdriften, die ich wichtig finde, ein Stadtmarketing aber naturgegeben nicht so.) Für alle, die es genau wissen möchten und nicht davor zurückschrecken, viel zu lesen (oder zwischendurch entsprechend viel zu scrollen), kommt deshalb nun die GANZE Geschichte…
Anreise – oder: Wo liegt Verden überhaupt?
Verden liegt in Niedersachsen an dem kleinen Fluss Aller. Zeichnet man auf der Landkarte ein Dreieck aus Hannover, Hamburg und Bremen, liegt Verden da irgendwo mittendrin. Bis in die Lüneburger Heide ist es nicht weit.
Verden besitzt knapp 28.000 Einwohner. Seine nachweislich lange Geschichte macht es in der Region zu etwas Besonderem. Die erste Erwähnung erfuhr der Ort im Jahr 782.
Wir reisen an diesem Tag aus Celle an. Das Tor zur Südheide ist etwa eine eine Stunde Autofahrt entfernt (und damit die nächstgelegene #cities4family-Stadt; die nächstgrößere Stadt generell ist das gut 30 Minuten entfernte Bremen).
Die meisten Besucher nähern sich heute wohl von der A27 aus. Über eine lange Ausfallstraße fahren wir am Magic Park vorbei. Der Freizeitpark verschafft Verden bei Familien mit Kindern wohl am zuverlässigsten Bekanntheit. Langsam schält sich aus dem Wald eine weitläufige Kleinstadt heraus. Nachdem wir die Bahnschienen überquert haben, erreichen wir die Kernstadt. Von der schnuckeligen Altstadt, die sich zwischen Aller, Rathaus und Dom verbirgt, sehen wir erst einmal nichts.
Übernachten in Verden mit Kindern
Direkt am Allerpark liegt das Hotel, das das Verdener Stadtmarketing für uns gebucht hat. Während wir Eltern einchecken, verschwinden alle drei Kinder gleich auf den Spielplatz im Park nebenan.
Familienzimmer im Thöles Hotel am Allerpark
Wir beziehen ein Familienzimmer im Thöles-Hotel. Die kleine Kette führt Drei-Sterne-Häuser aus der Kategorie „ordentlich und ohne Schnickschnack“. In Verden speist sich die größte Klientel zumindest unseres Empfindens nach aus den „Bett & Bike“-Nutzern. Schnöde mit dem Auto reisen an diesem Sommerabend die wenigsten an. Alle vor und hinter uns lassen sich an der Rezeption die Gegebenheiten der großen Fahrradgarage erklären.
Unser Familienzimmer ist riesig! Janis hat ein breites Klappsofa für sich. Silas schläft auf einem Klappbett. Für Franka ist ein Babybettchen aufgebaut. Für uns Eltern gibt es ein normales Doppelbett. Obwohl sich außerdem noch ein Schreibtisch und diverse Kleinmöbel in dem Zimmer befinden, könnten wir immer noch Walzer tanzen. (Na ja, vielleicht doch eher Langsamen Walzer. Auf jeden Fall haben Kinder hier viel Platz, um sich auszubreiten.) Auch das Bad ist geräumig. Nur etwas dunkel ist es.
Das Frühstück im Thöles-Hotel am Allerpark ist gut. Allerdings ist das Buffet im Nebenraum sehr eng. Leider gibt es keine Außensitzplätze. Unser Plan, morgens um acht die ersten zu sein, geht gut auf. Eine halbe Stunde später ist das Gedränge erheblich. Ausweichtische befinden sich in einem fensterlosen Flurbereich. Als wir gegen halb zehn zum Auschecken wieder am Frühstücksraum vorbei laufen, herrscht dagegen kaum noch Betrieb.
Jugendherberge Verden
Eine weitere Möglichkeit, um günstig in Verden mit Kindern zu übernachten, ist die Jugendherberge. Wir haben sie nur von außen gesehen, weil der Kletterpark (siehe unten) direkt nebenan liegt. Und ja, das Design des Baus fällt sicherlich unter „optisch streitbar“. Aber aus unserer allgemeinen Erfahrung können wir Jugendherbergen als Unterkünfte für Familien wärmstens empfehlen. (Die Liste unserer Blogberichte mit Übernachtungen in Jugendherbergen ist lang, zum Beispiel Bad Zwischenahn, Borkum, Braunschweig, Düsseldorf, Oldenburg und diverse Jugendherbergen auf unserem Thüringen-Roadtrip letztes Jahr…)
Stadtspaziergang durch Verden mit Kindern
Die Verdener Altstadt nehmen wir uns am Samstag vor. Während der Sonntag mit vollem Familienprogramm mehr als ausgefüllt ist, erkunden wir am Abend nach der Anreise die Stadt selbst auf eigene Faust.
„Der“ Fotospot
Unser erster Spaziergang führt über die Aller. Von unserem Hotel aus bietet sich das an. Rund 500 Meter sind es über die beiden Brücken. Zuerst überqueren wir die Aller. Dann laufen wir ein kurzes Stück – immer auf dem Bürgersteig an der Straße Klusdamm entlang – über den Werder, die Insel im Fluss. Hier grast eine große Herde Hannoveraner. Die Pferde sind zum Wahrzeichen Verdens geworden. Ihr Zuchtverband ist hier ansässig.
Kurz darauf laufen wir über noch einen Fluss. Das ist die „Alte Aller“. Seit die Schleife auf Höhe des Campingplatzes unterhalb des Doms verlandet ist, ist die „Alte Aller“ eigentlich eher der Ablauf des kleinen Bachs Wätern. Kurz hinter der Brücke stoßen wir auf eine Aussichtsplattform. Von hier aus lassen sich die schönsten Fotos von Verden machen. Die „Skyline“ der Altstadt mit dem Dom als markantem Punkt ist gut im Blick. Mit etwas Glück grasen die Pferde gerade in Sichtweite. Und ein Stück Aller ist auch mit drauf. Perfekt!
(Bei unserer Reise nach Verden mit Kindern gelingt uns genau dieses Foto erst im zweiten Anlauf. Kurz vorm Ziel warnt uns nämlich plötzlich mein Handy, dass es in zehn Minuten regnen werde. Tatsächlich ist hinter unserem Rücken eine massive Regenfront aufgezogen. Also rennen wir zurück zum Hotel und passen die dort ab. Erst kurz vor der Abreise holen wir unseren Fototermin dann nach. Passend für solche Fälle gibt es einen kleinen, kostenlosen Parkplatz nur eine Kurve entfernt von der Aussichtsplattform.)
Bummel durch Verdens Altstadt
Nach dem Regen machen wir uns wieder auf. Unser Hotel liegt prima. Nicht nur den Fotospot und den Spielplatz im Allerpark erreichen wir fußläufig, sondern auch die Innenstadt. In wenigen Minuten haben wir eine Straße überquert, sind eine Gasse hinaufgelaufen und stehen in Verdens Fußgängerzone.
Ich weiß, dass Stadtbesichtigungen in vielen Familien nicht gerade hoch im Kurs stehen. Auch meine Kinder sind nicht unbedingt begeistert, die Sehenswürdigkeiten von Verden abzuklappern. MICH interessieren die aber. Und es gilt schließlich immer, alle Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen – auch die der Eltern. Gerade in Verden, wo man Kindern wirklich schöne Erlebnisse bieten kann, ist ein bisschen kulturlastiges Sightseeing deshalb völlig legitim.
So ganz ausufern lassen können wir das ohnehin nicht, denn es ist mittlerweile nach acht Uhr abends. Also belassen wir es bei unserer Standard-Methode: Wir sehen uns alles von außen an und lesen parallel dazu den Wikipedia-Artikel.
Vom Rathaus zum Dom
Der dazugehörige Spaziergang fällt jedenfalls schon mal recht übersichtlich aus. Verdens Altstadt erstreckt sich vom Rathaus im Norden bis zum Dom im Süden. Diese beiden Gebäude bildeten wohl im konkreten wie im übertragenen Sinne die beiden Pole, zwischen denen sich für die Verdener das Leben abspielte.
Zwischen Rathaus und Dom liegen ungefähr 500 Meter Fußgängerzone. Hier reihen sich die Geschäfte aneinander. Natürlich sind die üblichen Ketten vertreten. Was uns aber auffällt, sind die vielen inhabergeführten Läden. Manche wirken gar ein bisschen aus der Zeit gefallen. So gibt es hier beispielsweise einen echten Fachhändler für Nähmaschinen. In einer Seitengasse bietet ein Laden Zubehör für Bartpflege. Und ein großer Eisenwarenhändler präsentiert sich als traditionsreiche Alternative zur Baumarktkette. In Verden macht ein Schaufensterbummel richtig Spaß!
Verdener Dom – mit Spielplatz
Zum Abendessen holen wir uns einen Snack auf die Hand bei einem der zahlreichen Imbisse. Den verspeisen wir mit Blick auf den Dom. Dessen Geschichte reicht zurück bis in die Christianisierung Anfang des neunten Jahrhunderts. Das heutige Kirchengebäude stammt in seinen Grundzügen aus dem 13. Jahrhundert und ist damit älter als die meisten Gotteshäuser im norddeutschen Raum.
Wer sich ernsthaft für Geschichte interessiert, sollte bestimmt einen Blick in die Kirche werfen. Wir sind dafür viel zu spät dran. Ich plane, irgendwann ohne Kulturfaule noch mal wieder zu kommen und die Besichtigung nachzuholen…
Nach unserem Picknick neben dem Dom entdeckt Franka noch einen kleinen Spielplatz am Ende des Parks. Er ist nicht groß. Es gibt eine ungewöhnliche Viererwippe mit Geduldspiel, ein Wippkrokodil und einen Holzwagen mit zwei Holzpferden. Vor allem die Pferde beschäftigen unser Kleinkind allerdings selige 20 Minuten lang. Erst als es dunkel wird, gelingt es uns, sie für den Rückweg zu motivieren.
Allerpark für große und kleine Kinder
Am nächsten Morgen sind wir früh wach. So bleibt uns nach Frühstück und Auschecken vor unserem ersten offiziellen Programmpunkt noch etwas Zeit. Schon während wir Eltern die letzten Dinge einpacken und uns in die Schlange beim Checkout einreihen, verschwinden alle drei Kinder im Allerpark.
Der Park ist nicht besonders groß. Das Schöne daran ist die vielseitige Nutzung für alle Altersklassen. Für Jugendliche gibt es ein Beachvolleyballfeld, kleine Kletter-Herausforderungen und eine Slackline. Das gepflasterte Schachbrett samt übergroßer Figuren ist wahrscheinlich eher für ältere Semester gedacht.
Highlight ist natürlich der große Spielplatz in der Mitte des Parks. Fast alles ist hier aus Holz. Ganz Kleine können die unteren Etagen erkunden. Größere wagen sich währenddessen hoch hinaus. Franka fasziniert der Matschbrunnen, wo auf Hebeldruck Wasser aus einem Stein austritt. Und selbstverständlich liebt sie die Nestschaukel. Hier im Allerpark könnten wir gut und gerne einen halben Tag in Verden mit Kindern verbringen.
Kletterpark Verden
Aber wir haben ja auch noch andere Termine! Um zehn Uhr sind wir im Verdener Kletterpark angemeldet. Der befindet sich etwas außerhalb direkt neben der Jugendherberge. Auch das VerWell-Erlebnisbad liegt hier – was sich bei Regenwetter in Verden mit Kindern sicher gut anbietet.
Die Jungs sind verwöhnt, was Kletterparks angeht. Wir haben schon viele ausprobiert (zum Beispiel am Sauerländer Erlebnisberg Kappe, im Vogtland, in Kühlungsborn, im Allgäu, auf dem Feldberg und auf der dänischen Insel Seeland, um nur die zu nennen, über die ich ausführlich gebloggt habe). Auf den ersten Blick äußert Silas Enttäuschung. „Ganz schön klein“, moniert er, als wir vor dem Zaun stehen und nach oben blicken.
Wie sich zeigt, täuscht der erste Eindruck. Sechs Parcours sind es, die sich auf bis zu zehn Metern Höhe im Zickzack zwischen den Bäumen spannen. Während die ersten auch gut für Einsteiger geeignet sind, haben die letzten es in sich. Alle sind ab einer Körpergröße von 1,30 Metern zu meistern. Oft haben kleinere Leichtgewichte sogar einen Vorteil. Das zeigt sich, als Martin an einer der 50 Stationen im ersten Anlauf in den Seilen versackt. Der nimmt’s sportlich und ist trotzdem voll des Lobes für den Kletterpark.
Um die Sicherheit brauche ich mir vom Boden aus keine Sorgen zu machen. Die Sicherungsseile folgen einem umlaufenden System, da kann gar nichts schiefgehen. Und wer es sich leicht machen will, hält sich einfach am Sicherungsseil fest. Dann wird alles viel einfacher.
Minigolf
Wer nicht klettern kann oder möchte (oder schon fertig damit ist), hat die Möglichkeit, bei einer Partie Minigolf am Boden zu bleiben. Eine reguläre Anlage mit 18 Bahnen nimmt den Platz zu Füßen der Kletterbäume ein.
Wir lieben Minigolf. Natürlich spielen wir eine Runde! Sogar Franka macht schon eifrig mit…
Ritter Rost Magic Park Verden
Der kleine Freizeitpark am Stadtrand von Verden ist eine richtig schöne Einrichtung, die ich für Familien von Herzen gerne empfehle!
(Nachdem ich das in aller Deutlichkeit gesagt habe, kann ich es mir in meiner Inkarnation als Lektorin nicht verkneifen zu erwähnen, wie bescheuert ich dieses Namensungetüm und vor allem die bindestrichlose Schreibweise desselben finde. Sorry, musste raus, jetzt geht’s wieder.)
Der wunderbare Vergnügungspark in Verden also richtet sich vor allem an Familien mit Kindern im Alter von drei bis zwölf Jahren.
Weil meine Schwärmerei hier doch zu üppig und detailliert ausgefallen ist, gliedere ich diesen Teil meines Berichts in einen eigenständigen Blogbeitrag aus. (Und weil der Park nach den Herbstferien ohnehin in die Winterpause geht, stelle ich den Artikel bis zum Frühjahr zurück. Der Magic Park ist bis Ende Oktober regulär geöffnet. Im November finden einzelne „Märchennächte“ statt. Im Dezember gibt es eingeschränkte Winteröffnungszeiten an den Wochenenden und „zwischen den Jahren“. Alle weiteren Details könnt ihr direkt auf der Homepage einsehen.)
Alle, die Verden zwischen Ostern und Oktober mit Kindern bereisen wollen, sollten sich den Magic Park auf jeden Fall ganz dick vormerken! (Etliche „Live“-Eindrücke gibt es übrigens auch in meinem Instastory-Highlight zu Verden.)
Verdener Dünen
Ein weiterer veritabler Grund, Verden mit Kindern zu bereisen, ist die kuriose Dünenlandschaft. Mitten im Verdener Stadtwald scheint auf einmal ein Strand zu beginnen. „Wir wollen das Meer suchen!“, fordert Franka auch prompt. Als wir vom Wanderparkplatz Uhlemühlen über die Kuppe steigen, liegt die malerische Sandkuhle unter uns. Die Jungs lassen sich voll Wonne zwischen den Kiefern in den warmen Sand fallen. Da partout kein Meer auftaucht, verlegt sich Franka aufs Buddeln.
Zu schade, dass der Tag schon vorbei ist. Die Abendsonne senkt sich bereits über die Baumspitzen. 24 Stunden sind einfach zu wenig für Verden mit Kindern! Ein ganzes Wochenende wäre besser. Dann könnten wir auch den Wanderweg ausprobieren, der sich rund um die Verdener Dünen erstreckt. (Bis wir das selbst auf die Reihe kriegen, verweise ich an dieser Stelle auf meine Kollegin Tanja von Spaness, die genau über ihre Wanderung an den Verdener Dünen gebloggt hat.)
Auch für einen Kurzbesuch ist das Dünengebiet aber empfehlenswert. Vom Parkplatz sind es nur wenige Meter. (Achtung: Es gibt keinen direkten Wegweiser. Man muss die Straße überqueren und dem Trampelpfad bergauf folgen.)
Entstanden ist das geologische Kuriosum übrigens in der letzten Eiszeit. Im Urstromtal der Aller lagerten sich größere Mengen Sand ab. Noch bis ins 19. Jahrhundert waren diese als Wanderdünen unterwegs. 1930 wurde hier das erste Naturschutzgebiet auf niedersächsischem Territorium ausgewiesen.
Sachsenhain
Sozusagen als „Bonus-Level“ wäre da dann noch der Sachsenhain. Während Martin und die Jungs klettern (und ich leider eh nicht mitmachen kann, weil ja einer bei Franka unten bleiben muss), nutze ich das Zeitfenster für meine Geschichtsexkursion. In wenigen Minuten brausen das Kleinkind und ich an den nördlichen Stadtrand in den Ortsteil Dauelsen.
Der Sachsenhain ist eine streitbare Sehenswürdigkeit. Es handelt sich dabei um eine monumentale Anlage, die die Nazis gleich nach der Machtübernahme ab 1934 errichten ließen. 4500 Findlinge wollten sie in den Wald stellen. So viele Sachsen soll Karl der Große im Jahr 782 beim „Verdener Blutgericht“ köpfen lassen haben. Die Nazis um ihren Chefideologen Alfred Rosenberg drehten sich daraus eine vor Heldenpathos triefende Legende, die von standhaften Heiden und bösen Invasoren handelte. Später zeigte sich, dass das werte deutsche Volk kein Interesse am Neuheidentum hegte und lieber das „blutig aufgezwungene“ Christentum behalten wollte. Außerdem entschied Hitler, dass sich Karl der Große doch viel besser als sein grandioser Vorgänger deuten ließe denn als zwangstaufender Bösewicht. So erlangte der „Thingplatz“ im Sachsenhain nie die Bedeutung, die ihm anfangs zugedacht war.
Spaziergang durch den Nazi-Wald
Die moderne Geschichtsforschung deutet die Blutgericht-Erzählung heute eh ganz anders. Wie, lässt sich auf dem rund 2,5 Kilometer langen Rundweg herausfinden. In regelmäßigen Abständen stehen Infotafeln, die verschiedene Aspekte über die Hintergründe des Nazi-Monuments erklären. Wer glaubt, er oder sie wüsste alles Wichtige übers Dritte Reich, lernt hier bestimmt noch was dazu!
Das Gelände ist heute Privateigentum der Evangelischen Kirche. Die Gebäude, die damals als „germanisches“ Freilichtmuseum geplant waren, nutzt sie heute als Begegnungsstätte für Jugendfreizeiten. Die Häuser sind nicht öffentlich zugänglich. Das Gelände schon.
So viel gäbe es über den Sachsenhain noch zu schreiben. Meiner Inkarnation als Historikerin (ja, ich habe so viele…) juckt es in den Fingern, auch dazu einen eigenständigen Bericht zu verfassen. Mal sehen, ob ich dazu irgendwann mal die Zeit finde. Auf jeden Fall ist das Kapitel wahnsinnig spannend. Im Hinblick auf Geschichtsdeutung, Legendenbildung, Fake News und allem, was dazu gehört, bietet der Sachsenhain als Ausflugsziel bestes Anschauungsmaterial. Und dann ist es es – trotz der Nazi-Belastung – dort auch noch einfach wunderschön und idyllisch! Auch und gerade mit Kindern eignet sich ein Ausflug zum Sachsenhain meiner Meinung nach gut bei einem Städtetrip nach Verden.
Wohl um rechtem Gesocks die Wallfahrt nicht zu einfach zu machen, ist der Sachsenhain nicht gut ausgeschildert. Als Parkplatz eignet sich der öffentliche an der Grundschule (Mühlenweg). Hinter Schule und Kita geht es rechts rein. Der Rest ist selbsterklärend, da die großen Steine als Wegweiser fungieren.
Mehr Städtereisen mit Kindern
Eine Übersicht über unsere Aktion mit 18 Städtetrips in einem Sommer habe ich hier geschrieben:
#cities4family: Städtetrips mit Kinder in Niedersachsen
Dort sind auch die einzelnen Berichte alle verlinkt.
Weitere Lese-Tipps für Städtereisen mit Familie in ganz Deutschland habe ich hier aufgelistet:
Kurzurlaub in Deutschland: Die 20 schönsten Städtetrips mit Kindern
Wenn es auch eine Nummer kleiner sein darf (und erfahrungsgemäß weniger voll), habe ich hier einen weiteren Lese-Tipp:
Kleinstadtperlen: 24 alternative Städtetrips mit Kindern
Und in diesem Artikel sind alle unsere Reise- und Ausflugsziele in Deutschland verzeichnet, inklusive Kartenansicht:
Familienurlaub in Deutschland: Unsere geballten Tipps und Erfahrungen
Transparenz-Hinweis: Wie oben bereits angesprochen, war die Reise Teil einer bezahlten Auftragsarbeit für about cities. Dieser Artikel im family4travel-Blog entsteht parallel dazu und unabhängig davon. Er greift aber natürlich auf Material und Erfahrungen zurück, die ohne die Kooperation nicht entstanden wären.
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