Salzderhelden: Ausflugstipp zu Heldenburg und Leinepoldern

Salzderhelden – was für ein Ortsname! Er beflügelt die Fantasie und verspricht interessante Geschichten. Wer mit der Bahn oder dem Auto die große Talbrücke der B3 überquert, sieht ihn als weißen Schriftzug am Hang. Was ist das für ein Ort? Wir haben nachgesehen und Salzderhelden samt Heldenburg und Leinepoldern dabei gleich auf seine Tauglichkeit als Ausflugsziel für Familien geprüft.

Ausflug nach Salzderhelden bei Einbeck

Salzderhelden ist ein kleines Nest im südlichen Niedersachsen, nicht weit von Göttingen. Leinebergland nennt sich die Region. Eine eigenständige Gemeinde ist Salzderhelden seit 1974 schon nicht mehr. Damals wurde der Flecken ein Ortsteil von Einbeck. (Die vier Kilometer entfernte Fachwerkstadt besitzt derer inzwischen 46. In einem davon wurde mein Vater geboren.) Aktuell leben gut 1700 Menschen in Salzderhelden.

Martin und ich sind unzählige Male hier vorbeigefahren auf dem Weg nach Thüringen zu seinen Eltern. Jedes Mal hat der weiße Ortsname als überdimensionales Kalksteinpuzzel mich fasziniert. Aber gegoogelt habe ich irgendwie nie.

Unser Städtetrip nach Einbeck im Rahmen unserer #cities4family-Kooperation verschafft uns schließlich die Gelegenheit, Salzderhelden zu erkunden. Wir sind als vierköpfige Familie unterwegs mit Kleinkind (2) und Teenager (17).

Highlight: Mit der Bahn nach Salzderhelden

Von Einbeck aus fahren wir mit der Ilmebahn nach Salzderhelden. Für unser Kleinkind ist die kurze Zugfahrt schon ein echtes Highlight. Gerade einmal sechs Minuten dauert die Fahrt in eine Richtung. Einen Zwischenhalt gibt es noch im Nirgendwo. Dann fahren wir in den kleinen Bahnhof von Salzderhelden ein.

Direkt in der Verlängerung des Sack-Gleises befindet sich eine kleine Terrasse. Sie gehört zum Café „zur Molli“, der sich als „solidarischer Mitmach-Kiosk“ versteht. Er wird rein ehrenamtlich, mit viel Liebe und nach dem Prinzip „pay what you want“ betrieben. Leider öffnet er unter der Woche (außer montags) nur morgens, wenn die Pendler unterwegs sind. Sonntags von 13 bis 16 Uhr ist Gleiskonzert mit selbstgebackenem Kuchen. (Leider verpassen wir das knapp.)

Immer zugänglich ist das Bahnhofsklavier. Hier darf jede und jeder mal spielen.

Spaziergang durch die Leinepolder

Zwischen dem Bahnhof und dem alten Dorfkern fließt die Leine. Wir könnten sie einfach schnell über die Autobrücke überqueren. Oder wir nehmen den kaum längeren Umweg über das Sperrwerk der Leinepolder. So bekommen wir gleich einen Eindruck vom größten ökologischen Schatz der Region.

Etwa 30 Dämme ziehen sich rund um den Fluss von Northeim bis Salzderhelden. Sie bilden fünf Polder, also Flächen, die bei Bedarf überflutet werden. Ein Werk an der Abschlusssperre steuert die Wassermassen in der Fläche. Schon 1972 begann man mit dem Bau eines großen Rückhaltebeckens. 1994 wurde die komplexe Anlage vollendet.

Was in einer technikgläubigen Zeit als Hochwasserschutz geplant wurde, hat sich seitdem zu einem wichtigen Baustein des Naturschutzes entwickelt. Obwohl hier auf den ersten Blick massiv in die Natur eingegriffen wurde, entstanden auf der anderen Seite wichtige Rückzugsorte für heimische Wasser- und Zugvögel. Störche, Eisvögel, Reiher und Kormorane beispielsweise haben sich in den Leinepoldern angesiedelt oder machen hier regelmäßig Station.

Vom Bahnhof kommend laufen wir direkt auf eine Informationstafel zu. Hier finden wir auch einen QR-Code zu den neuen Hörstationen. Der Online-Audioguide liefert wenige Minuten lange Hörspiele mit Hintergrundinformationen zu Natur und Geschichte des Ortes.

Weil das Wetter heute ziemlich schlecht ist, verzichten wir auf die Wanderung durch das Naturschutzgebiet, mit der wir eigentlich geliebäugelt haben. Stattdessen belassen wir es bei einem kurzen Spaziergang über das Wehr in das Städtchen. Während wir dem Audioguide zuhören, haben wir verschiedene Vogelarten im Blick. Für einen kleinen Eindruck reicht das schon. Wer tiefer in das Thema einsteigen möchte, kann sich auf der Leinepolder-Website informieren. (Ich könnte mir hier zum Beispiel sehr gut eine Fahrradtour vorstellen.)

Die Ruine der Heldenburg

Größte Sehenswürdigkeit von Salzderhelden ist die Burgruine. Die alte Heldenburg thront über dem historischen Ortskern. Von hier geht der Blick weit über das Leinebergland (wenn denn das Wetter besser ist als bei unserem Besuch).

Der Aufstieg ist steil, aber kurz. Durch den Burggraben nähern wir uns der Ruine. Auf diesem Pfad erfahren wir auch einiges über die Geschichte des Bauwerks. In regelmäßigen Abständen warten Infotafeln auf uns, sodass wir uns unseren Weg gut einteilen können.

Wie wir erfahren, diente die Heldenburg von 1291 bis 1596 als Residenz des welfischen Fürstentums Grubenhagen. Vor allem sollte sie die Salzquelle sichern, die sich am Fuße des Hügels befand.

So erklärt sich auch der Ortsname leider ziemlich unromantisch. Keine Helden waren hier am Werke. Halden gab es am Rande der Salzgewinnung, die sich im Laufe der Zeit klanglich verfärbten und zum edleren Wort wandelten.

Burgbesichtigung

Wer mag, kann bei Dirk Heitmüller eine persönliche Führung buchen. (Ich will nicht ungefragt die Telefonnummer veröffentlichen, aber sie steht hier auf der Salzderhelden-Website.)

Genauso gut möglich ist aber die Besichtigung auf eigene Faust. So machen wir es. Bestimmt ist die Tour mit dem Profi erhellend und interessant. Mit kleinem Kind (und erfahrungsgemäß nur mäßig zu motivierendem Teenager) sind wir so flexibler.

So ganz viel zu sehen gibt es in der Ruine der Heldenburg nicht mehr. Reste der Burgkapelle sind erhalten. Sie werden gelegentlich als Draußen-Kirche genutzt, sind daher bestuhlt und nicht frei zugänglich. Zwei Türme und zwei Bierkeller sind ebenfalls noch gut zu erkennen. Besonders markant ist die Außenwand des Palas. Dort lassen sich ein Kamin und ein Abort noch erahnen.

Auch im Burghof gibt es mehrere Infotafeln. Gleich mehrere schöne Sitzgelegenheiten, teils mit Tischen, bieten gute Gelegenheiten für ein Picknick.

Wer weniger gut vorbereitet ist, kann in der Burgschänke am Fuß der Burg einkehren. Hier gibt es auch einen Parkplatz.

Die Saline Salzderhelden

Zur namensgebenden Keimzelle des Ortes schaffen wir es leider nicht. Die Saline blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Aus der auf simple Weise abgeschöpften Solequelle entwickelte sich schon im Mittelalter eine rege Salzproduktion. Bereits in der frühen Neuzeit kamen neue Techniken zum Einsatz, um die Erträge zu steigern und die Wirtschaftlichkeit zu sichern. Von der Wasserkunst über Dampfmaschinen bis zur Elektrifizierung der Pumpen lief der Betrieb bis 1960.

Danach ließ ein Kulturförderkreis das Industriedenkmal in den den Zustand um 1930 zurückversetzen. Die historische Stätte diente als Museum – bis sie im Juli 2020 durch Brandstiftung komplett zerstört wurde. Im Moment sammelt der Verein Spenden zum Wiederaufbau. Aktuelle Infos gibt dessen Internetseite.

Das Haar in der Suppe

Nicht ganz unerwähnt lassen will ich an dieser Stelle, dass wir auf der Rückfahrt ein sehr unschönes Erlebnis hatten. Klar, unangenehme Leute gibt es überall. In der kleinen Ilmebahn ist es aber schwer, ihnen aus dem Weg zu gehen. Einer unserer wenigen Mitfahrer (ohne Haare, in Springerstiefeln) stellt ein sehr aggressives Verhalten zur Schau. Er trägt keine Maske. Kaum setzt sich der Zug in Bewegung, beginnt er rasselnd zu husten. Dabei sieht er herausfordernd in die Runde. Dass freundliche Bitten hier nicht weiterhelfen, ist von vornherein klar.

Ein Zugbegleiter ist nicht in Sicht. Ich löse die Situation für mich, indem ich mich mit dem Kleinkind einfach in die leere erste Klasse setze. (Im ÖPNV und ähnlichen Situationen trägt Franka zwar Maske, aber ihr passen nur geknotete Stoffmasken so halbwegs. Und ihre Motivation dafür ist zwar anfangs immer groß, hält aber nie lange.) Der Rest der Familie vertraut auf FFP2. (Und holt sich letztlich auch weder Corona noch Tuberkulose oder Raucherhusten – was auch immer besagte Knalltüte im Zug ausgehustet haben mag.)

Schade, dass uns Salzderhelden so blöd verabschiedet. Denn insgesamt war unser kleiner Ausflug so schön!

Mehr Ausflugstipps in der Nähe

Wer sich in Salzderhelden herumtreibt, sollte auch keinesfalls Einbeck auslassen! Die kleine Stadt ist wunderschön mit ihren Fachwerkfassaden. Mit dem PS-Speicher bietet sie auch ein absolut empfehlenswertes Ausflugsziel. Ausführlich habe ich darüber hier geschrieben:

Einbeck mit Kindern: Fachwerk, Oldtimer – und Spielplätze

Weitere schöne Städte in der Nähe, die sich auch mit Kindern gut erkunden lassen, sind

• Göttingen
• Hildesheim
• Hann. Münden (mit dem tollen Tierpark Sababurg in der Nähe)
• Bad Pyrmont
• Goslar

Noch mehr Inspirationen für Städtereisen mit Familie in Niedersachsen gibt es hier:

#cities4family – Städtetrips mit Kindern in Niedersachsen.

Alle unsere Erfahrungsberichte aus erster Hand (mittlerweile über 190!) habe ich in diesem Beitrag gelistet und auch dort auch auf der Deutschlandkarte verlinkt:

Familienurlaub in Deutschland: Unsere geballten Tipps

Transparenz-Hinweis: Unsere Reise nach Salzderhelden war Teil eines bezahlten Rechercheauftrags für das Blog des Marketing-Verbunds about cities. Dass und wie ich auch hier in meinem eigenen Reiseblog darüber schreibe, ist meine eigene Entscheidung.