Die Niederlande haben es in unserem Familienurlaub bisher immer nur zum Transitland gebracht. Die kleine Hafenstadt IJmuiden ist aber mittlerweile ein etablierter Zwischenstopp, auf den wir uns ganz besonders freuen. Hier fährt die Fähre nach Newcastle Richtung Schottland ab. Und auf dem Hin- und/oder Rückweg legen wir mit den Kindern eine herrliche Pause am Strand ein!
IJmuiden: Mehr als ein Fährhafen
Als Stadt ist der 32.000 Einwohner große Ort eher mäßig interessant. Seine wirtschaftliche Bedeutung verdankt er dem im 19. Jahrhundert gebauten Nordseekanal, der den Hafen von Amsterdam mit dem Meer verbindet. Dank einer großen Schleuse passiert das unabhängig von Gezeiten. Inzwischen sind es gleich vier Seeschleusen, an denen Interessierte große und kleine Schiffe beobachten können.
Hübsch mit all den bunten Fischerbooten und dem langgezogenen Komplex der Fischhallen ist auch der Fischereihafen (Vissershaven). An der Straße Halkade befindet sich direkt zwischen Fischhallen und Hafenbecken ein kostenloser Parkplatz. Reisende, die auf die Fähre fahren wollen, können sich hier wenige Meter vor dem Check-in gut noch einmal sortieren und sich bei besserem Ausblick als in der Warteschlange die Beine vertreten. Wir holen uns bei der Gelegenheit immer noch einmal Proviant bei Bakker Oscar. (Nicht günstig, aber sehr lecker sind zum Beispiel die Rosinenschnecken dort.)
Wer Lust auf maritime Ansichten hat und sich mehr Wartezeit direkt in IJmuiden vertreiben möchte, kann von hier aus eine Runde bis zum großen Leuchtturm („Hoge Vuurtoren“) drehen. Besteigen und besichtigen kann man den Leuchtturm allerdings nicht.
Ein besonders sehenswertes Stadtzentrum haben wir in IJmuiden nicht gefunden.
IJmuiden Strand
Die größte Attraktion von IJmuiden aber ist – zumindest für uns – der Strand. Mit dem Auto sind es weniger als zehn Minuten Fahrtzeit vom oder zum Fährterminal.
Der nächste Strand von Amsterdam aus ist wunderbar breit und feinsandig. Über Kilometer zieht er sich bis hinüber nach Zandvoort. Das sehr flache Wasser eignet sich besonders gut für Kinder zum Baden.
Eine Kurtaxe oder sonstige Eintrittsgelder werden nicht erhoben: Der Zugang zum Strand ist gratis. Da die meisten Besuchenden mit dem Auto kommen, relativiert sich das über die Parkgebühren. Wir haben diese jedoch als angemessen in Erinnerung.
Wer sparen will, parkt nicht am Kennemeer-Boulevard, sondern etwas ab vom Schuss in Zone III am Heerenduinweg. Hier haben wir 2022 für zwei Stunden 2 Euro bezahlt. Auf dem Hinweg (als uns die die Check-in-Zeit der Fähre im Nacken saß) haben wir weiter vorne am IJmuiderslag geparkt und für dieselbe Zeit 5 Euro zahlen müssen. Ich bin mir nicht sicher, ob es drüben an der Promenade noch teurer ist.
Der Nachteil von Zone III ist natürlich ein etwas weiterer Fußweg zum Strand. Wobei das meinem Empfinden nach kein echter Nachteil ist. Ein schöner Spaziergang führt dann in einer Viertelstunde durchs Naturschutzgebiet ans Wasser.
Das schönste Strand-Café von IJmuiden
Ein weiterer Vorteil: An diesem Strandaufgang liegt auch das Beach Inn. Das Strand-Café gefällt uns zumindest besser als die Gastronomie am Hauptstrand.
(Generell ist die Verpflegung am Strand aber deutlich hochpreisiger, als wir es von der deutschen Ostsee gewöhnt sind. Ein Brownie, immerhin mit einer Kugel Eis serviert, sollte 10,50 Euro kosten [2022]. Ein Schälchen Pommes gab es immerhin ab 4 Euro.)
Direkt vorm Strandpavillon liegt im Sand ein kleiner Spielplatz mit drei niedlichen bunten Figuren. Hier haben unserer Erfahrung nach vor allem Kleinkinder Spaß.
Zur Wahrheit über den Strand von IJmuiden gehört aber auch, dass von der Autorennbahn im nahen Zandvoort eine nicht unbeträchtliche Lärmbelästigung ausgeht. Ich habe das als schon ziemlich störend empfunden. Wer da empfindlich ist, sollte besser weitergehende Nachforschungen anstellen, ob am Tag des Strandausflug nach IJmuiden in Zandvoort ein Rennen stattfindet.
Nationalpark Zuid-Kennemeerland
Direkt am Strand von IJmuiden beginnt der Nationalpark Zuid-Kennemeerland. Auf 38 Quadratkilometern erstreckt er sich bis zur Nachbargemeinde Zaandfort. Es handelt sich um eine wunderschöne Dünenlandschaft, durchsetzt mit Gewässern und kleinen Waldgebieten. Mehrere Wanderwege durchziehen das Areal.
Hier finden vor allem verschiedene Vogelarten Zuflucht und gute Brutmöglichkeiten. Sie können von mehreren Aussichtstürmen beobachtet werden. Außerdem sind zur Landschaftspflege mehrere Shetlandponys und Hochlandrinder angestellt.
In einem umzäunten Bereich lebt halbwild eine Herde Wisente. Sie kommt ohne Zufütterung über den Winter, was der Definition von „wild“ schon ziemlich nahe kommt. Es gibt einen „Bison-Trail“ durch das Gehege, der in Wurmenveld bei Zandvoort beginnt. Von Overveen aus führt eine kürzere Runde zu einem Aussichtsturm aufs Wisentgebiet. (Beides ist zugegebenermaßen schon ein ganzes Stück von IJmuiden entfernt. Wir haben es uns nicht persönlich angeschaut. Für mehr Infos verweise ich deshalb auf die auch deutschsprachige Nationalpark-Seite.)
Mehr Tipps für IJmuiden
Ganz bestimmt hat die Stadt noch mehr zu bieten, als wir bei unseren Stippvisiten bisher bemerkt haben. Ein paar Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten gerade mit Kindern habe ich für die nächsten Male noch auf dem Zettel.
Bezahl-Spielplatz Speeltuin Zeewijk
Im Vorbeifahren entdeckte unsere Tochter den wirklich toll aussehenden Naturspielplatz. Leider standen wir vor verschlossener Tür. Der Spielplatz am Dennekoplaan, Ecke Orionweg, ist nämlich privat geführt. Den Eintrittspreis von einem Euro pro Mensch (egal welches Alter) hätten wir für einen schönen Spielplatz gerne bezahlt. Tückisch sind jedoch die Öffnungszeiten: nur nachmittags von 14 bis 17 Uhr, montags gar nicht. Außerhalb der Sommersaison gibt es noch mehr Ruhetage, spätere Öffnungszeiten, nach den Herbstferien ist ganz zu. Deshalb solltet ihr bei Interesse die (niederländische) Website checken!
Bunkermuseum
In IJmuiden sind zahlreiche Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg erhalten. Viele von ihnen sind zumindest von außen frei zu besichtigen. An der Straße Badweg beginnt kurz hinter dem Campingplatz de Duindoorn die „Bunkerroute“. Wir haben es hierhin bisher noch nie geschafft. (Zu verlockend war immer der Strand.) Rezensionen zufolge sind viele der Bunker vermüllt und dreckig, aber durchaus sehenswert. Es gibt auch ein kleines Museum mit ausschließlich niederländischer Homepage und sehr eingeschränkten Öffnungszeiten.
See- und Hafenmuseum
In der Innenstadt befindet sich ein kleines Museum zu maritimen Themen. Auch hier ist die Internetseite ausschließlich niederländisch und lässt auf ein sehr kleines Etablissement schließen.
Pieter-Vermeulen-Museum
Ein weiteres kleines Museum liegt schon im Nachbarort Driehus, scheint mir aber mit Kindern ein netter Anlaufpunkt zu sein. Auch hier waren wir nicht selbst vor Ort. Ich habe mir nur die Bilder auf der – wieder ausschließlich niederländischen – Homepage angeschaut. Demnach gibt es in den liebevoll mit beschränkten Mitteln gestalteten Ausstellungsräumen Naturgeschichtliches und Bastelangebote.
Zum Weiterlesen
Unser Erfahrungsbericht über die DFDS-Fähre von IJmuiden nach Newcastle steht hier: Mit der Fähre nach Schottland – Amsterdam-Newcastle mit DFDS.
Hallo Lena Marie,
danke für die schönen Erinnerungen und die Beschreibung von Ijmuiden. Meine Schwester hat dort lange gewohnt, deswegen kenne ich es sehr gut. Mein Highlight war immer das Tragflächenboot nach Amsterdam, was es aber glaube ich nicht mehr gibt.
Liebe Grüße
Julia
Hallo Julia, witzig, dass du ein Tragflächenboot erwähnst. Just gestern habe ich meiner Tochter im Wartezimmer ein altes Bilderbuch vorgelesen, in dem eins vorkam, und niemand hatte je so eins gesehen. Und jetzt weiß ich, wo sie zumindest früher mal gefahren sind. :) Danke dafür!
WOW, herrliche Bilder. Wir sind wirklich oft in den Niederlanden, aber dort waren wir noch nie! Direkt mal recherchieren und buchen :-) Lieben Dank für den Tipp!
LG Chris
Danke und viel Spaß! :)