Lockt Till Eulenspiegel heute noch Kinder hinter dem Ofen hervor – beziehungsweise nach Mölln? Die jahrhundertealte Romanfigur des schalkhaften Tunichtguts ist in der hübschen Kleinstadt Mölln allgegenwärtig. Auf unserem Zwischenstopp haben wir seine Spuren verfolgt und einige andere Sehenswürdigkeiten entdeckt. Unser Fazit: Ob nun wegen Till Eulenspiegel oder trotz – auf jeden Fall ist ein Ausflug nach Mölln für Familien mit Kindern eine nette Sache.
Zwischenstopp in Mölln
An diesem Tag in den Herbstferien sind wir auf dem Weg an die Ostsee. Rund um Hamburg ist mal wieder alles dicht. Statt uns im Stau hinten anzustellen, entscheiden wir uns für die Überlandfahrt über Lüneburg, Lauenburg und Mölln, um erst bei Lübeck wieder auf die A20 zu wechseln. Das dauert zwar länger, führt uns aber auch an schönen Zwischenzielen vorbei. (Alle anderen erwähnten Städte haben wir auf diese Weise schon kennengelernt, darüber gebloggt und verlinkt. :) )
Da wir gerne nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ reisen, widmen wir diesmal eine sehr ausgiebige Pause der kleinen Stadt Mölln. Weil wir eh fast mitten durch fahren. Weil man mit Kindern irgendwann eine Pause braucht und wir da halt gerade in Mölln sind. Und weil wir gehört haben, dass es hier schön sein soll.
Großbaustelle Innenstadt
Nach einigem Hin und Her finden wir einen zentrumsnahen Parkplatz. Die Innenstadt selbst finden wir nicht so richtig. Die Hauptstraße ist eine einzige Großbaustelle. Das bleibt sie wohl auch noch bis mindestens Anfang 2025. Kurz ärgern wir uns. Hätten wir das doch vorher mal gecheckt!
Aber keine Panik. Die Hauptstraße ist zwar derzeit wirklich kein schöner Anblick. Der hübscheste Teil von Mölln liegt aber ohnehin woanders. Die historische Altstadt rund um Marktplatz und Nikolaikirche ist baustellenfrei und wunderhübsch.
Wer war dieser Till Eulenspiegel?
Auf dem Marktplatz wartet auch endlich Till Eulenspiegel auf uns. In vollem Ornat mit Narrenkappe sitzt der Schalk in bronzener Pracht auf dem Eulenspiegel-Brunnen. Im Laufe des Tages begegnet er uns noch unzählige Male. Auf den Lokalhelden ist man hier unzweifelhaft stolz.
Zunächst einmal googeln wir, was es mit dem historischen Unruhestifter eigentlich auf sich hatte. Wir Eltern können uns zwar beide an Geschichten aus dem Deutschunterricht erinnern. Aber so richtig präsent ist die Figur in unseren Köpfen nicht.
Wikipedia setzt uns schnell ins Bild, dass es sich bei dem Mann mit dem berühmten Namen um die Hauptfigur eines Bestsellers aus dem 16. Jahrhundert handelt. Ob Till Eulenspiegel eine reale Vorlage hatte, ist nicht geklärt. Gelebt haben soll er im Mittelalter, Anfang des 13. Jahrhunderts. Der 1510 veröffentlichte Schelmenroman nennt das Umland von Braunschweig als Heimatort des Protagonisten, der im Original übrigens Dyl Ulenspegel heißt. Dass Mölln den Herrn derart vereinnahmen konnte, liegt daran, dass er hier gestorben sein soll. Das „beweist“ eine Grabplatte (von der sich die Wissenschaft wohl recht einig ist, dass es sich eher um ein Produkt des damaligen Stadtmarketings aus dem 16. Jahrhundert handelt).
Till-Eulenspiegel-Museum
Ob nun real oder doch „nur“ fiktiv: Über Till Eulenspiegel gibt es viel zu erzählen. Im Laufe der Jahrhunderte sind die Possen aus dem Roman immer wieder neu erzählt und an die aktuelle Lebenswelt angepasst worden. Das dokumentiert das kleine Eulenspiegel-Museum, das sich direkt am historischen Marktplatz befindet. Es ist in einem hübschen Fachwerkhaus untergebracht. Der Eintritt ist nicht teuer. Wir wollen gerne mehr erfahren. Und außerdem ist uns kalt. Also gehen wir rein.
Ein kurzer Film erläutert uns, wie Mölln und Till Eulenspiegel zusammenhängen. Ein Kettenhemd ist ausgestellt, das dem historischen Vorbild gehört haben soll. An einer Hörstation können wir einige seiner bekannteren Streiche erfahren. Das beschäftigt vor allem die fünfjährige Franka.
So ganz das Richtige für ihr Kaliber sind das Museum und die Figur an sich aber nicht. Sie versteht nicht, warum der Bäcker von Eulen und Meerkatzen redet und warum es etwas anderes als eine gute Idee sein soll, dass Till die backt. Dass er die Schuhe der Leute durch einen Trick an sich bringt und dann in den Bach schmeißt, findet sie einfach nur blöd und nicht lustig – und ich ehrlich gesagt auch. Der derbe Humor vergangener Jahrhunderte passt nicht gut zu einem bedürfnisorientiert erzogenen Kind im Jahr 2024. Macht nichts: Die Ausstellung ist übersichtlich und keine tagesfüllende Angelegenheit. Zumindest für uns Eltern interessant ist die Adaptionsgeschichte des Romans, die immerhin bis weit ins 20. Jahrhundert gedauert hat.
Stadtmuseum
Das Eulenspiegel-Museum ist in Mölln trotz allem Pflicht, würde ich sagen. Wahrscheinlich interessanter, auch für Kinder, ist das Stadtmuseum schräg gegenüber. Da das am Tag unseres Besuchs außerplanmäßig früh schließt, geht es uns leider durch die Lappen. Zu sehen gibt es dort unter anderem Schätze und eine multimediale Reise auf den historischen Wasserstraßen, verrät die Webseite der Stadt. Das Kombiticket für Stadtmuseum und Eulenspiegelhaus kostet für Familien (2+2) 8 Euro.
Café-Tipp mit Spielecke
Wir kehren stattdessen in das vermutlich beste Café am Platz ein. Zumindest bezogen auf den Marktplatz ist es das, allein schon weil es das einzige ist. Folgerichtig heißt es „Café Markt“. Das verwinkelte Fachwerkhaus steht direkt neben dem Eulenspiegel-Museum.
Großer Pluspunkt für uns: Es gibt eine Spielkiste, aus der Franka sich mehrere Bücher mit an unseren Tisch nehmen darf. Wir sitzen oben auf der Empore und haben es sehr gemütlich.
Ein Minuspunkt: Der Kuchen muss als Katze im Sack bestellt werden. (Er ist durchaus lecker, aber hätte ich gewusst, dass der Schoko-Kirschkuchen aus so viel Sahne besteht, hätte ich mich für etwas anderes entschieden.)
Spaziergang durch die Altstadt und Kurpark
Anschließend spazieren wir noch einmal rund um die Nikolaikirche. Die steht auf einem Hügelchen über dem Marktplatz. Hier sehen wir auch die berühmte „Grabplatte“.
Parallel zur Hauptstraße verlaufen weitere Gassen, die wesentlich hübscher sind als die Großbaustelle. Wir flanieren über das Kopfsteinpflaster, würdigen die liebevolle Deko in Fenstern und Vorgärten und erspähen manchen Eulenspiegel-Hinweis.
Schließlich laufen wir über eine Brücke in den Kurpark und durch die hübsche Grünfläche im Bogen zurück zum Parkplatz.
Spielplätze in Mölln
Bei unserem eigenen Ausflug nach Mölln haben wir tatsächlich keinen Spielplatz gefunden. (Wir haben aber auch nicht sehr danach gesucht.) Direkt in der Altstadt von Mölln gibt es leider keine Spielplätze.
Extra für diesen Artikel habe ich noch einmal nachgeschaut. Innenstadtnah gäbe es einen netten kleinen Spielplatz am Stadthaus (Gudower Weg). Der „Elefanten-Spielplatz“ (mit entsprechend markanter Rutsche) liegt schon ein ganzes Stück außerhalb in Verlängerung des Wallgrabens „Auf den Dämmen“.
Ein Ausflugsziel für sich ist in der warmen Jahreszeit das Luisenbad am Schulsee. Das Naturbad kostet keinen Eintritt. Neben der Wasserrutsche gibt es auch noch einen klassischen Spielplatz auf der Liegewiese am Badesee.
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Transparenz-Hinweis: In Mölln waren wir auf eigene Kosten unterwegs. Alle Links setze ich als Service für euch. Hier ist nichts gekauft und alles ausschließlich meine eigene Meinung.
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