Maihaugen bei Lillehammer ist das wohl schönste Freilichtmuseum von Norwegen. Auf einem riesigen, idyllischen Areal sind rund 200 historische Bauwerke aus ganz Norwegen zu sehen. Viele davon können auch von innen besichtigt werden. Dazu gibt es Tiere, Cafés und Angebote für Kinder. – Es ist das perfekte Ausflugsziel für Familien! Hier kommt unser Erfahrungsbericht aus erster Hand.
Anmerkung: Unsere Reise durch Norwegen und nach Maihaugen und Lillehammer fand schon im Jahr 2009 statt. 2023 habe ich meinen Erfahrungsbericht zuletzt ausführlich aktualisiert und alle Angaben überprüft.
Freilichtmuseum Maihaugen bei Lillehammer
Maihaugen – auf Deutsch „Maihügel“ – ist die wohl wichtigste Sehenswürdigkeit im Gudbrandsdal bei Lillehammer. Etwas außerhalb der Stadt liegt das Freilichtmuseum absolut idyllisch im Grünen. Gerade Familien mit Kindern können hier einen perfekten Urlaubstag verbringen.
Gegründet hat das Museum ausgerechnet ein norwegischer Zahnarzt. Anders Sandvig begann 1887 damit, auf seinem privaten Grund und Boden alte Gebäude aus ganz Norwegen zu sammeln. Das war noch vor der Eröffnung von Skansen in Stockholm 1891, das den Titel „ältestes Freilichtmuseum der Welt“ für sich reklamiert. Allerdings wurde Maihaugen „erst“ 1904 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Heute umfasst das Freilichtmuseum Maihaugen rund 200 Gebäude.
Unser Besuch im Freilichtmuseum Maihaugen mit Kindern
Dass wir auf unserer Norwegen-Reise in Lillehammer Station machen, ergibt sich wie so oft recht zufällig. In dem kleinen Nachbarort Mesnali finden wir eine sehr nette kleine Couchsurfing-Familie, die bereit ist, uns für zwei Nächte zu beherbergen. „Lillehammer selbst hat für Familien eigentlich nicht so viel zu bieten“, hat uns Anne vorher schon per E-Mail vorgewarnt. Dafür hat sie uns an einen Ort geschickt, der sowohl für uns als auch für die Kinder ungeheuer lehrreich und unterhaltsam zugleich ist, dazu mitten in wunderschönster Norwegischer Natur: das Freilichtmuseum Maihaugen.
Einen Sonntag verbringen wir fast komplett in Maihaugen. Neben dem Norsk Folkemuseum in Oslo auf der Museumsinsel Bygdøy ist Maihaugen eines der beiden großen Freilichtmuseen in Norwegen.
Maihaugen in der Nachsaison
Die Vogelbeeren färben sich rot, die ersten Blätter gelb. Unser Besuch fällt in die Nachsaison. Dadurch haben wir es wieder einmal mit den beiden typischen Phänomenen zu tun. Erstens: Wir zahlen deutlich weniger als die Familien im Sommerurlaub zur Ferienzeit. Klarer Vorteil. Zweitens: Dafür sind auch nur etwa die Hälfte der Häuser offen. Klarer Nachteil.
Da sich das Museum über ein ausgesprochen riesiges Gelände erstreckt und fast 200 historische Bauwerke umfasst, beschäftigt uns das aber immer noch mehr als genug.
Ausstellung „How we won the land“
Wir starten mit der grandiosen Ausstellung „How we won the land“. Da die sich gleich am Haupteingang befindet, ist der Beginn damit naheliegend. Daher empfehle ich das auch so weiter.
Hier gibt es die Geschichte Norwegens zum Erleben und Anfassen. Sie beginnt in der Eiszeit und reicht bis in die Gegenwart. Auf unseren ersten Schritten begleitet uns das Knirschen und Knacken der Gletscher während der Eiszeit. Wir sehen die Rentierhaut-Zelte der ersten Nomaden. Dann betreten wir die ersten festen Hütten, laufen über die ersten Felder und vorbei an einem Wikingerboot. Der Glockenklang einer Kirche verkündet die Ankunft des Christentums.
Dann steigen wir auch schon hinab in die dunkelsten Kapitel der norwegischen Geschichte. Mehr als die Hälfte aller Menschen sind damals im Mittelalter an der Pest gestorben, mehr als in jeder anderen Region Europas. Erleichtert verlassen wir die stöhnenden Bewohner einer ärmlichen Behausung und verabschieden uns in die Neuzeit.
Hier tuten die Dampfer der Auswandernden. Wir linsen bei Bürgertum und Fabrikarbeiterschaft durch die Fenster. Stacheldraht und Hakenkreuze scheuchen uns durch den Zweiten Weltkrieg. Dahinter warten der Nierentisch, die Beatles, Flower Power und schließlich Artefakte der allerjüngsten Vergangenheit.
Der letzte Raum gilt der Zukunft. Als steriler, dunkel gepflasterter, weiß gestrichener Raum mit nichts darin als einer blauen Pfütze stimmt er betroffen.
Wir atmen tief durch und haben das Gefühl, dass sich das Eintrittsgeld schon jetzt rentiert hat.
Bollerwagen ja oder nein?
Dann erst stürzen wir uns in das eigentliche Freilichtmuseum. Gegen Pfand nach dem Einkaufswagenprinzip leihen wir Handwagen – nach reichlich Streit und Gezeter für jedes Kind einen. Mit ihren kleinen Vollgummirädern lassen sie sich sehr schlecht über die Schotterwege ziehen. Ungefähr die Hälfte Zeit müssen die Jungs auf der hügeligen Strecke aussteigen und beim Schieben helfen.
Aber immerhin schaffen wir es so, einen guten Teil des riesigen Geländes zu sehen. Es umfasst drei ganze Siedlungen, dazu noch etliche Einzelgehöfte. – Um mehr als einen Bruchteil zu schaffen, solltet ihr euch auf jeden Fall einen ganzen Tag Zeit für das Museum nehmen.
Maihaugen im Vergleich mit Gamle Bergen
Maihaugen ist nach Gamle Bergen das zweite norwegische Freilichtmuseum, das wir zu Gesicht bekommen. Während Letzteres sich auf die Geschichte der Regenstadt beschränkt, hat Maihaugen eher den Anspruch, die komplette Landesgeschichte abzubilden.
Die Unterschiede sind teilweise bemerkenswert. Erstaunlich finde ich beispielsweise, wie viel Platz in den frühneuzeitlichen Bauernhäusern zur Verfügung stand, verglichen mit der beklemmenden Enge der Bürgerhäuser in Gamle Bergen. Wir sehen auch viele wunderschöne Holzschnitzereien, sehr hübsche Schränke, Truhen und auch Türen.
Viele Fragen bleiben offen
Einerseits gefällt es uns sehr gut, das Gelände in der Nachsaison auf eigene Faust zu erkunden. Im Sommer werden die Häuser von historisch gewandeten Guides „bewohnt“. Wir haben sie nun ganz für uns.
Andererseits bleiben so natürlich viele Fragen offen. Bei zweigeschossigen Häusern verläuft die Treppe immer außen. Warum? Das ist doch schweinekalt im Winter, wenn man auf dem Weg von der Feuerstelle in die Schlafkammer erst noch nach draußen muss! Und Platz im Innenraum ist wie gesagt auch nicht das Problem. Leider haben wir keine Erklärung dafür gefunden. (Erklärung vom Gegenwarts-Ich an mein Vergangenheits-Ich: Wärme steigt immer nach oben. Durch einen Deckendurchbruch für eine Treppe im Wohnraum.
Neueste Geschichte im Freilichtmuseum Maihaugen
Ganz besonders gefällt uns dann noch der zeitgenössische Bereich. Hier befinden sich typische Einfamilienhäuser aus allen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Im Sommer werden sie wohl, ebenso wie die anderen Gebäude, von zeitgemäß gekleideten Mitarbeitenden bespielt. Jetzt in der Nachsaison können wir bei den meisten nur durch die Fenster gucken. Schade.
Trotzdem ist es witzig, im 90er-Jahre-Haus Spielzeug und Einrichtungsgegenstände zu sehen, an die ich mich aus meiner eigenen Kindheit noch gut erinnern kann. – Und Dinge, die ganz anders sind, eben typisch norwegisch.
Unser Fazit zum Freilichtmuseum Maihaugen mit Kindern
Auch in der Nachsaison ist das Freilichtmuseum Maihaugen absolut sehenswert für die ganze Familie! Bringt viel Zeit mit! Und bequeme Laufschuhe. Lasst die Kinder ihre eigenen Entdeckungen machen. Erwartet aber nicht zu viel Informationsvermittlung. Taucht einfach ein in das Norwegen vergangener Jahrhunderte und Jahrzehnte.
Freilichtmuseum Maihaugen: Eintrittspreise und Öffnungszeiten
Das Maihaugen Freilichtmuseum hat die Adresse Maihaugvegen 1 in Lillehammer.
Öffnungszeiten: Im Juni, Juli und August täglich von 10 bis 17 Uhr. Außerhalb dieser Saison ist dienstags bis sonntags von 11 bis 16 Uhr bei eingeschränktem Programm geöffnet.
Eintritt: Tickets kosten 2023 für Erwachsene 145 NOK in der Nachsaison. (Umgerechnet sind das 12,60 Euro.) Kinder und junge Leute von 6 bis 25 (!) zahlen 65 NOK (5,64 Euro). Kinder bis einschließlich fünf Jahre sind frei. Ein Familienticket gibt es nicht mehr, aber einen family deal: Alle Erwachsenen, die Kinder mitbringen, zahlen immer nur für ein Kind. (Ich werde nicht so ganz schlau, ob das für die klassische Zwei-Eltern-Familie nun heißt, dass sie erst ab dem dritten Kind oder schon beim zweiten sparen.) Die Preise für die Hauptsaison 2024 stehen laut Website aktuell noch nicht fest.
Alle aktuellen Gegebenheiten erfahrt ihr am zuverlässigsten auf der Maihaugen-Website (auf Englisch).
Der Vollständigkeit halber: Inzwischen ist das Angebot des Freilichtmuseums um das Norwegische Postmuseum und das Museum der Olympischen Winterspiele in Norwegen erweitert worden. Beide Museen waren vorher eigenständig und sind nun dem Freilichtmuseum angegliedert worden.
Maihaugen und Lillehammer in anderen Reiseblogs
So ganz viele andere Erfahrungsberichte über das Freilichtmuseum Maihaugen habe ich nicht gefunden. Selbst in Lillehammer, immerhin Olympiastadt, sind offenbar erstaunlich wenige Kolleginnen und Kollegen gewesen und haben berichtet. Ein paar Meinungen und Einsichten aus neuerer Zeit wären nämlich schon ratsam, denke ich mir…
- Geertje von der Nordic Family war mit ihrer Familie im Sommer in Maihaugen und hat ein richtig lebendiges Museum erlebt.
- Viele Tipps für Lillehammer mit Kindern hat die Wahl-Norwegerin Alexandra von Levart World.
- Das Womo-Blog zeigt hauptsächlich viele, viele Fotos aus Maihaugen und Lillehammer und versteckt dazwischen einen interessanten und sehr persönlichen Erfahrungsbericht.
- Und auf Trakkis Reiseblog gibt es den Reisebericht durch Norwegen samt Maihaugen eines Seniorenpaares mit Hund im Tagebuchstil.
Mehr über Norwegen mit Kindern
Eine Übersicht über alle meine Erfahrungsberichte über unsere Familienreise durch Norwegen gebe ich in diesem Artikel:
Norwegen mit (kleinen) Kindern: Unsere Erfahrungen
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