Auf meiner inneren Themen-Liste trägt der heutige Blog-Beitrag den Titel „Wandern im Harz“, und ich schiebe ihn schon wochenlang vor mir her. Wandern mit Kindern, das ist ein spannendes Thema, und gerade im Harz liegt der Gedanke nahe. Nur, so richtig sicher bin ich mir nicht: Waren wir überhaupt Wandern? Oder war das nicht eher ein locker-flockiger Spaziergang, mit dem wir den Oderteich im Nationalpark umrundet haben?
Wo fängt Wandern an?
Was ist Wandern überhaupt? Ich hab hier einen zu Hause, der sich mit den Kumpels öfter mal auf höchst männliche Touren begibt, über Alpenpässe, durch ostsächsische Wildnis und entlang madeirischer Bewässerungskanäle in halsbrecherischer Höhe stiefelt, den ganzen Tag und bis zum Horizont. DER wandert, definitiv. Aber wir? Was unterscheidet denn nun einen Spaziergang von einer ernsthaften Wanderung?
Ich starte eine kleine Umfrage auf Facebook und stelle fest, dass die Mehrheit der Antwortenden dem Wandern deutlich skeptisch gegenübersteht. „Wenn es weh tut und anfängt zu nerven, DANN ist es Wandern“, meint zum Beispiel meine Freundin Anne. Und Christina, selbst Mutter von zwei Kindern, erzählt: „Wenn ich zu den Mädels sage, wir gehen spazieren, dann kommen sie mit. Beim Wandern wird gemotzt.“ Isabell dagegen berichtet von ihren Jungs: „Zum Spaziergang kommen die zwei nicht mit. Gehen wir aber Wandern, ist das gleichbedeutend mit Abenteuer und Picknick.“
Ich frage Janis, und der definiert das so: „Zum Wandern zieht man sich extra feste Schuhe an und geht raus in die Natur, und es dauert eine ganze Weile. Spazierengehen kann man auch im Park oder in der Stadt.“ Silas stimmt zu. „Und was ist besser?“ frage ich. „Das kommt drauf an“, antworten beide Jungs wie aus einem Mund. Und selbst dabei, worauf es ankommt, sind sie sich einig. Einfache Faustregel: Gibt es zwischendurch ein Picknick, ist Wandern gut. Führt der Spaziergang zu einer Eisdiele, ist das besser. „Aber meistens ist eine Wanderung schöner, zumindest wenn man einen interessanten Weg entlang geht, den man noch nicht kennt“, sagt Silas. „So wie zum Beispiel da im Harz, wo wir über diesen Holzsteg gelaufen sind.“
Wunderbar, aufs Stichwort! Nachdem ich auf diese Weise kindlich legitimiert von Wanderung sprechen darf, empfehle ich euch unsere Kurz-Tour um eben jenen Oderteich.
Ein Stausee mit Geschichte
Rund vier Kilometer führt der Weg um den See, den seit 1722 ein Staudamm zu einer der ältesten deutschen Talsperren macht. Der Oderteich ist Teil des Oberharzer Wasserregals, seines Zeichens Unesco-Weltkulturerbe. Bis 1913 diente er dem Bergbau in Sankt Andreasberg als Reservoir, um auch in Trockenzeiten zuverlässig die Wasserräder der Förder-Mechanik in Gang halten zu können. Seit dem Ende der Silberförderung wird der Stausee nun zur Stromgewinnung genutzt – und als Naherholungsgebiet natürlich. Der vordere (dammnahe) Teil ist zum Baden freigegeben, mit etwas Fantasie lässt sich im freien Uferbereich ein Strand erkennen. Ein breiteres Bächlein, in seiner Harz-typischen Färbung von Janis euphemistisch als „bernsteinfarben“ bezeichnet, lädt zum Klettern ein.
Nicht immer führt der Weg direkt am Wasser entlang. Das Gelände ist abwechslungsreich: von wurzelübersäten Pfaden bis zu breiten, gut ausgebauten Wanderwegen ist alles dabei. Am schönsten ist der Teil am östlichen Ufer, der über einen Holzbohlensteg durch einen Hochmoor-Bereich führt. Hier gibt es auch eine Bank, auf der wir das unumgängliche Picknick einlegen. Um uns herum plätschert das Wasser, die Vögel zwitschern – herrlich!
Ideale Kinder-Strecke
Länge und Abwechslungsreichtum machen die Runde um den Oderteich zu einer idealen Mini-Wanderstrecke für Kinder im Grundschulalter. Für Kinderwagen ist der Weg allerdings nicht geeignet (vor allem das letzte Stück am Ostufer ist sehr schmal und von hohen Wurzeln geprägt). Und es gibt auch keine Toiletten und keine Gastronomie in Reichweite, nur Natur pur. Ein Blick auf die Umgebungskarte zeigt uns später, dass ein ähnlich schöner Rundweg unter zehn Kilometern Länge im Nationalpark schwer zu finden ist – überall sonst verhindern die Schluchten zwischen den Tälern, dass man den Zirkel allzu bald wieder schließt.
Wir nehmen uns viel Zeit und dehnen den Wander-Spaziergang zu einem Halbtags-Trip aus. Für die andere Hälfte des Tages empfiehlt sich beispielsweise das Höhlenerlebniszentrum Iberger Tropfsteinhöhle. Und wer nach einer Unterkunft sucht, dem hilft vielleicht unsere Gasthof-Erfahrung weiter.
Fazit: Für Nachwuchs-Wanderer und Spaziergänger ohne Anspruch an touristische Infrastruktur ist die Runde um den Oderteich ideal!
Der Oderteich befindet sich in der Nähe von Sankt Andreasberg direkt an der B242, die über die Staumauer führt. Ein kostenloser Parkplatz ist vorhanden.
Sehr schön! In meiner Kindheit hießen die kurzen Wanderungen durch finnische oder schwedische Wälder „Pilze sammeln“ oder „Preiselbeeren pflücken“. Leider meistens ohne Picknick. Als Kind war ich davon nicht so begeistert. Aber die Pilze und leckere selbstgesammelte Beeren habe ich immer gerne gegessen.
LG Ulrike
Die mangelnde Begeisterung lag bestimmt am fehlenden Picknick! ;)
Martin erzählt immer, wie begeistert er früher Pilze gesammelt hat – obwohl er genau wusste, dass es sie nachher zu essen geben würde, und er hasst sie bis heute. :) Also genau andersrum. ;)
Janis hat recht. Ich habe noch nie gehört, dass jemand im Park gewandert wäre. :) Gute Definition!
Bei mir ist es wandern, wenn ein Rucksack dabei ist.
Bemerkung in anderer Sache: Bei deinen Texten und auch den Kommentaren werden die Wörter zwar korrekt getrennt, aber ohne Trennstrich. Sieht etwas abartig aus.
Rucksack – auch ein gutes Qualitätsmerkmal für eine Wanderung! ;)
Mit welchem Gerät schaust du dir denn das Blog an? Und ist das nur bei mir so? Am Rechner hab ich hier nämlich einen ganz normalen Flattersatz ohne Silbentrennung, und am Smartphone auch.
@ all: Hat noch jemand dieses Problem??
Ich fass es nicht! Jetzt sind alle Striche wieder da! Und dabei hatte ich extra nochmals den Text überflogen. Ich schreib übrigens am Notebook.
In meinem letzten Kommentar ist witzigerweise genau das Wort getrennt ge-trennt. :-)
Sorry für die Aufregung.
Wandern mit Kids? Kann anstrengend sein, muss es aber nicht. Wichtig finde ich vor allem die Auswahl der richtigen Strecke. Sie sollte nicht zu lang , erlebnisreich und nicht zu steil sein. Ein Stückchen können die Kleinen schon zu Fuß gehen, keine Frage. Aber jagt man sie fünf Stunden bergauf einen Hang hinauf, wird nur seitens weniger Kinder Begeisterung kommen, Da hilft wahrscheinlich nicht einmal das Picknick als Motivation was. Toll für Kinder finde ich auch Wanderwege, die etwas Action mit sich bringen. Eben wie du beschrieben hast: verwurzelte Wege, Holzstege, ein kleiner See für eventuelle Badepausen, Hängebrücken, etc. – all diese Komponenten machen eine langweilige Wanderung zum Abenteuer. :)
In Österreich war ich selbst als Kind mit meinen Eltern Wandern. In den (ernsthaften) Bergen ist das ja noch einmal eine ganz andere Sache. :) Zwischendurch war es fies anstrengend, aber dafür erlangt man das unbezahlbare Gefühl, am Gipfelkreuz zu stehen und zu denken: Yo, das hab ich selbst geschafft! Das ist auch als Kind schon toll.