Eine harmlose kleine Frage steht am Anfang unseres unverhofften Wochenendausflugs. Gibt es eigentlich noch den Badesee in Lahde? Darf man da noch ins Wasser? In meiner Kindheit sind wir in den Sommerferien oft für einen Nachmittag dort hingefahren. Seitdem bin ich nicht mehr da gewesen. Ich kenne niemanden, der davon erzählt hätte. Und in der Auflistung der nahegelegenen Badeseen, die die Kollegen von den Schaumburger Nachrichten neulich veröffentlicht haben, war der See bei Minden jenseits der Landesgrenze auch nicht vertreten. Natürlich könnten wir jetzt einfach googeln. Aber es ist Samstag, wir haben nichts Dringendes vor. Und so beschließen wir: Wir schauen einfach mal nach.
Die Heimat vom Fahrradsattel aus genießen
Wir schwingen uns auf die Fahrräder, sind ruckzuck in der Feldmark und lassen den Geruch nach frisch gemähten Stoppelfeldern an uns vorbeiziehen. Das ländliche Schaumburg ist wunderschön! Wir fahren durch Dörfer, passieren alte Bauernhäuser mit der typischen gewölbten Vordachform, den „Schaumburger Mützen“. Manchmal müssen wir neben der großen Straße fahren, aber abgesehen von zwei kurzen Stückchen auf westfälischer Seite gibt es immer einen separaten Radweg.
Auf der Brücke über den Mittellandkanal legen wir eine Pause ein und schauen zu, wie die großen Kähne über das endlose Wasserband schippern. Dann umfängt uns der Schaumburger Wald mit seinem kühlen Schatten. Das Wetter ist ein bisschen schwül, deshalb sind wir darüber nicht böse. Wir verlassen unser kleines heimatliches Fürstentum und gelangen in den nordrhein-westfälischen Landkreis Minden-Lübbecke. In Cammer erledigen wir ganz spontan den Schuhkauf, der für Janis schon lange auf meiner To-do-Liste steht. Am Horizont sehen wir jetzt schon die Türme des Kohlekraftwerks, das den Kindern als hervorragender Indikator dient, wann wir „endlich da“ sind.
Idylle, Infos und Kinderspaß im Vogelschutzgebiet
Dann stoßen wir auf den Rundweg durch die Lahder Marsch. Ein wahlweise acht oder drei Kilometer langer Weg führt durch das Naherholungsgebiet entlang der alten Kiesteiche, barrierefrei und kinderwagengeeignet. Eine ganze Handvoll von kleinen Seen liegt hier nah bei einander. Es herrscht Idylle pur. Baden darf man allerdings nicht. Die Gewässer hat der Anglerverein gepachtet. Alle paar Meter verbieten Schilder eindringlich, der Wasserfläche auch nur nahe zu kommen – Vogelschutzgebiet. Zwischendurch aber gibt es auch freundlichere Schilder, die uns über Flora und Fauna der Gegend informieren. Sie erklären uns, warum die Vögel ihre Ruhe brauchen. Viele bieten Mitmach-Möglichkeiten für Kinder: Quizz-Klappen, Gucklöcher und Bilder zum Weiterkurbeln.
Am Dorfrand von Lahde betrachten wir die Klostermühle, ein seltener Hybrid, sowohl mit Wasser- als auch Wind betrieben. Die Jungs haben sich schon damit abgefunden, dass die Bade-Option passé ist. Was ich ihnen zu diesem Zeitpunkt nicht verrate ist, dass der Badesee meiner Kindheit ein ganzes Stück die Straße runter liegt. Auf der Karte, die ihnen zu langweilig war, habe ich ihn schon eingezeichnet gesehen. Aber noch binde ich ihnen das nicht auf die Nase, denn ich möchte jetzt erstmal einen Cappuccino. Der ist für mich unerlässlich, um von einem gelungenen Familienausflug reden zu können.
Die Klostermühle befindet sich An den Meierhöfen 5 in Petershagen-Lahde. Sie dient als guter Start- und Zielpunkt für den Rundweg durch das Vogelschutzgebiet der Lahder Marsch.
Und dann endlich: Baden im See
Wir wollen nicht an der Straße entlang fahren und verfransen uns dadurch ein bisschen in der Pampa. Das Jauchzen von Kindern und vergnügtes Gegröle von Teenagern und eigentlich erwachsenen Männern leitet uns dann aber zuverlässig Richtung Badesee. Spätestens als uns der Geruch nach Friteusen-Pommes in die Nase steigt, wissen wir, dass wir richtig sind. Und da ist er dann, der Baggersee von Lahde. Froh, nicht auf den überfüllten Parkplatz angewiesen zu sein, stellen wir unsere Fahrräder ab und suchen uns eine Handtuchbreite Sandstrand nahe am Wasser. Dafür, dass das benachbarte Schaumburg den Teich offenbar vergessen hat, ist er an einem Samstag im Sommer doch sehr gut besucht. Die Jungs stürzen sich sofort in die Fluten. Ich mag nicht gerne Schwimmen gehen. Aber es ist okay. Ich hatte einen herrlichen Cappucchino. Und ich freue mich schon auf den Rückweg, der wieder entlang der Wälder und Felder dieser wunderschönen Landschaft führt.
Der Badesee in Lahde ist über die Friller Straße zu erreichen. Typische Schwimmbad-Gastronomie ist vorhanden, ebenso eine Rettungswache der DLRG. Der Zugang ist kostenlos.
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