Regensburg zählt zu den schönsten Städten Bayerns. Die Unesco hat die Altstadt mit der Steinernen Brücke und der Donau-Insel Stadtamhof als Weltkulturerbe eingestuft. Wie viele, viele andere Besucher sind auch wir ganz angetan von dieser hübschen Stadt im angenehmen Format. Das Protokoll eines netten Tagesausflugs nach Regensburg mit Kindern.
Familienausflug nach Regensburg
Es muss nicht immer unbedingt ein ausgeklügeltes Programm geben für den Familienausflug. Klar ist es schön, wenn tolle Ausflugsziele locken. Es ist aber auch völlig in Ordnung, gemeinsam eine Stadt ohne weitere Vorbereitung zu erkunden. So haben wir es mit unseren Kindern in Regensburg gemacht. Acht Stunden, einen ganzen Tag also, haben wir uns durch die wunderschöne Welterbe-Stadt treiben lassen.
Dabei haben sind uns viele tolle Sehenswürdigkeiten begegnet. Das Wichtigste haben wir so gesehen. Ein paar schöne kleine Entdeckungen links und rechts des Weges haben wir auch gemacht. Weil uns mit dieser Herangehensweise doch einiges durch die Lappen gegangen ist, verlinke ich am Ende des Artikels auf einige andere Reiseblogs, die noch mehr Erfahrungen aus Regensburg zu bieten haben.
10 Uhr: Regensburger Dom
Von unserem Parkhaus schlendern wir Richtung Altstadt. Gleich als erstes stolpern wir über den imposanten Dom. Schon um das Jahr 700 soll hier eine erste Kirche mit Bischofssitz gestanden haben. Das macht Regensburg zu einem der ältesten Bistümer im deutschen Raum. 1273 begann der Bau der Kathedrale im gotischen Stil. Nach rund 250 Jahren war das Werk dann auch endlich vollbracht.
Die Jungs, beide Kunstbanausen, stehen ehrfurchtsvoll vorm Hauptportal und bewundern die reichen Verzierungen. „Das muss ganz schön Arbeit gemacht haben“, stellt Janis trocken fest.
Innen suchen wir den lachenden Engel. Der kleine Wicht soll so etwas wie die geheime Hauptattraktion sein. Die Jungs finden noch spannendere Sachen. Wir sehen uns in der Bischofsgrablege konservierte Menschenknochen an und fragen uns vergeblich, was es wohl mit dem Brunnen mitten in der Kirche auf sich hat. Schade, dass es – zumindest auf den ersten Blick – keine Informationsangebote für individuelle Besucher gibt.
Wir liebäugeln mit der Führung, die täglich außer sonntags um 10.30 Uhr (und 14 Uhr) beginnt. Weil wir uns nicht sicher sind, ob die Jungs heute 75 Minuten Kirchengeschichte aushalten, entscheiden uns dann aber doch dagegen. Stattdessen lassen wir einfach nur die imposanten Säulen und das 32 Meter hohe Kirchenschiff auf uns wirken.
11 Uhr: Chillen an der Donau
Wir erreichen das Ufer der Donau und lassen uns auf eine Bank fallen. Zum ersten Mal seit Tagen ist es sonnig. Wir genießen das Wetter, indem wir faul dem Fluss beim Fließen zusehen. Ich hätte es ja nicht gedacht, aber tatsächlich ist heute selbst das eine Attraktion mit Kindern in Regensburg.
Normalerweise hätten wir von hier auch prima das Wahrzeichen der Stadt im Blick: die Steinerne Brücke. Die aber ist im Moment fast komplett eingerüstet. Macht nichts, die Jungs finden die Bauarbeiten ohnehin interessanter als eine uralte Steinbrücke. Auch sonst gibt es einiges zu gucken auf dem Wasser. Immerhin ist die Donau nach der Wolga der zweitlängste Fluss Europas.
Immer wieder gleiten Schiffe an uns vorbei. Gerade sind es vor allem kleine Motorboote. Aber auch große Flusskreuzfahrer müssen dabei sein, wie uns die zahlreichen Touristengruppen mit entsprechenden Insignien überall in der Stadt vermitteln.
Ein Schiff liegt vor Anker, das Silas’ Aufmerksamkeit erregt. „Schifffahrts-Museum“ buchstabiert er sich mit großer Ausdauer zusammen. „Können wir da rein?“ bettelt der Siebenjährige.
Martin und ich wiegeln ab. Ein Schifffahrtsmuseum haben wir in Rostock bei Oma und Opa vor der Haustür. Dafür müssen wir nicht nach Bayern fahren. Wir versuchen, dem Kulturkind stattdessen das Historische Museum schmackhaft zu machen.
Aber der Kleine ist hartnäckig. Er fragt selbstständig an der Kasse nach den Eintrittspreisen und kommt mit stolzgeschwellter Brust zurück.
„Es kostet nur sieben Euro für uns alle!“ verkündet er.
Martin und ich seufzen. Unsere Kinder mit Macht von einem Museumsbesuch abzuhalten, gehört nicht zu unserem Erziehungskonzept.
12 Uhr: Schifffahrtsmuseum im Ex-Wrack
Wir bereuen diese Entscheidung nicht. Denn in dem kleinen Museum erfahren wir nicht nur etliches über die Eigenheiten der Donau-Schifffahrt. Wir dürfen auch das alte Dampfschiff selbst von oben bis unten erkunden.
Als die Ruthof 1923 in Dienst gestellt wird, treibt noch Kohlenfeuerung die zwei Schaufelräder links und rechts des Schiffes an. Der große Schornstein lässt sich abklappen, um unter den Brückenbögen durchzukommen. Im zweiten Weltkrieg lief das Schiff in Ungarn auf eine Mine auf und sank. Zwölf Jahre später wurde es gehoben, aufgemöbelt und fuhr noch etliche Jahre unter ungarischer Flagge. Ein Regensburger Förderverein rettete die Ruthof vor der Verschrottung und richtete in ihrem Rumpf das kleine Museum ein.
Modelle und andere Exponate vermitteln die Geschichte der lokalen Schifffahrt. Da geht es beispielsweise ums Treideln, und um die Tradition des Flößens. Die Jungs – vor allem der Maschinenbau-Ingenieur unter ihnen – begeistern sich für die alte Technik im Maschinenraum. Auch Mannschaftsquartiere und Kombüse sind durchaus einen Blick wert.
Ein echter Tipp für Regensburg mit Kindern!
13 Uhr: Insel-Hopping
Heute erstreckt sich Regensburg auf beiden Seiten des großen Flusses. Ihre erste Karriere erlebte die Stadt bereits als Römer-Kastell. Damals und noch lange war sie auf die südliche Uferseite beschränkt. Mehrere Inseln erleichterten an dieser Stelle die Überquerung der Donau: die so genannten Wörthen. Auch hier siedelten sich bald Menschen an.
Die Steinerne Brücke sorgte für lukrative Handelswege. Sie ist seit 1146 begehbar und damit anscheinend die älteste Steinbrücke dieses Kalibers nördlich der Alpen. Auch die anderen Wörthen sind mit Stegen und Brücken untereinander verbunden.
Wir mäandern durch die engen Gassen, die fast durchgängig mittelalterlich anmuten. Gemeinsam mit den Kindern stellen wir uns dabei vor, wie es wohl wäre, in Regensburg zu wohnen.
14 Uhr: Mittagessen in Stadtamhof
Schließlich landen wir in Stadtamhof, der größten Donau-Insel. Bis der Europa-Kanal zur Umgehung der Brückenstrudel gebaut wurde, lag die Siedlung am Nordufer. Die bajuwarischen Herzöge lagen mit den bischöflichen Herrschern der Stadt sowie dem erstarkenden Bürgertum im Clinch. Daher gründeten sie die Stadt neben der Stadt. So konnten sie Regensburgs hohen Zöllen entgehen. Hier errichteten sie ihren eigenen Salzstadel. Das „weiße Gold“ war es vor allem, das für den Reichtum der Handelsstadt sorgte.
Uns treibt an diesem Tag der Hunger her. Etwas abseits des allgemeinen Touristengewusels erhoffen wir uns günstigere Mittagskarten. An Gastronomie herrscht in diesem Stadtteil jedenfalls kein Mangel. Auch qualitativ sind wir mit dem von uns erwählten Italiener völlig zufrieden. (Als Tagesgericht kosten Pizza, Pasta oder Salat inklusive kleinem Getränk 7,40 Euro. So bleibt Regensburg mit Kindern auch bezahlbar.)
15 Uhr: Welterbe Steinerne Brücke
Das Wunderbauwerk selbst ist derzeit, wie gesagt, aufgrund von Renovierungsarbeiten blickdicht verhüllt. Wir überqueren die Donau auf einer Behelfsbrücke dicht daneben. Dann begeben wir uns ins Besucherzentrum im alten Salzspeicher. Das informiert über die aktuellen Bauarbeiten, aber auch über das gesamte Weltkulturerbe und seine Geschichte.
Ein interaktives Modell zeigt die Entwicklung der Stadt im Lauf der Jahrhunderte. Nach der Gründung durch römische Legionen siedelten sich schnell Handwerker und Händler an der verkehrsgünstigen Mündung des kleinen Flusses Regen an. Im Mittelalter verfügte Regensburg bereits über 20.000 Einwohner und war damit eine der größten Städte des Kaiserreichs. Die Blütezeit dauerte bis in die frühe Renaissance. Danach war es aber auch vorbei mit dem herausragenden Reichtum. Für uns ist das heute ein Glücksfall. Denn dadurch blieb das spätmittelalterliche Stadtbild erhalten und wurde nur sehr vereinzelt von modernerer Pracht verdrängt.
Wir lernen, welche Gefahren die Pfeiler der 14 Brückenbögen für die Schifffahrt mit sich brachten. Außerdem erfahren wir, wie die findigen Regensburger die erhöhte Fließgeschwindigkeit gleich für sich nutzten, indem sie Mühlräder in der Donau installierten. Und wir hören, dass der 13. Brückenbogen als Hinrichtungsstätte für Kindsmörderinnen diente. Die Frauen wurden in einen Sack gesteckt und kurzerhand versenkt.
Die kostenlose Ausstellung informiert außerdem interaktiv über die insgesamt mehr als 900 anderen Welterbe-Stätten, die die Unesco ausgezeichnet hat. Ein durchaus lohnendes Stündchen lässt sich hier beim Besuch von Regensburg mit Kindern verbringen. Weiterer Pluspunkt: kostenlose, saubere Toiletten.
17 Uhr: Bummel durch die Altstadt von Regensburg
Richtig viel schöne Altstadt finden wir von der Steinernen Brücke kommend rechter Hand. Während sich auf den Donau-Inseln vor allem Handwerker ansiedelten, lässt sich hier der Reichtum der Regensburger Kaufleute erahnen. Im ewigen Zwist zwischen Kirche, Herzögen und Bürgertum erstarkten die Patrizier im ausgehenden Mittelalter. Sie wurden so reich, dass sie die Stadt mit spektakulären Palästen und Wohntürmen pflasterten. Etliche davon sind heute noch zu sehen. Außerdem lohnt sich ein Bummel durch die vielen niedlichen Lädchen, Kneipen und Cafés.
Unser Fazit für Regensburg mit Kindern
Regensburg ist auch mit Kindern ein lohnendes Ziel für einen netten Tagesausflug. Die vielen engen Gassen und prächtigen Patrizierhäuser mit ihren reichen Details faszinieren auch Kinder und motivieren zum Stadtspaziergang.
In acht Stunden haben wir mit Sicherheit nicht alle Sehenswürdigkeiten der Stadt abklappern können. Aber wir hatten einen wunderschönen Tag in der Stadt an der Donau.
Mehr Tipps für einen Tag in Regensburg
- Wer mehr konkrete Tipps für Sehenswürdigkeiten in Regensburg haben möchte, wird zum Beispiel bei Tina und Manfred von urlaubsreise.blog fündig.
- Noch mehr Regensburg-Erfahrungen, darunter auch eine historische Wurstküche und ein Abstecher in die nahegelegene Walhalla, teilt Dagmar in ihrem Bestager-Reiseblog.
Mehr Tipps für Familien mit Kindern in Bayern
In Regensburg waren wir mit unseren Kindern zum Auftakt unserer großen Europareise, die uns elf Monate lang über den Kontinent führte und durch die unser Reiseblog überhaupt erst entstanden ist. Inzwischen haben wir aber noch oft Urlaub in Bayern gemacht. Ein paar Ideen zum Weiterlesen:
Unfassbar! Ein Kind, das sich nicht vom gewünschten Museumsbesuch abbringen lässt! Ich bin schwer beeindruckt! Du hast tolle Kinder! Wie macht Ihr das jetzt mit dem „Homeschooling? Wann, wieviel usw? Ich würde mich freuen, mehr darüber zu lesen.
LG
Ulrike
Die Schulsachen lassen sich gut an soweit. Gerade sind die Bedingungen sehr gut, da arbeiten wir ein bisschen vor. Nächste Woche werden wir couchsurfen, da wird das zwangsläufig weniger sein. Danach haben wir dann wieder eine Ferienwohnung und machen mehr. Zum normalen Kurrikulum kommen dann die Sachen wie Museumsbesuche, aufmerksame Stadtbesichtigungen, Wanderungen mit Naturbeobachtung und ab und zu landestypische Arbeitseinsätze wie z.B. heute Vogelbeeren ausknipsen für die Weiterverarbeitung. Ich bin guter Dinge, dass die Bildung unserer Jungs nicht zum kurz kommt. :)
Das glaub ich dir! Bei so tollen Jungs und so tollen Eltern! Weiterhin viel Spaß!
Schöner Beitrag!
Übrigens kann man am unteren Wöhrd (Grossparkplatz) kostenlos parken. Fußweg an der Donau entlang max. 10 Minuten in die Altstadt
In Regensburg? Danke für den Tipp! Genau wegen solchen Dingen würde es sich eigentlich doch lohnen, VORHER schon über Reiseziele zu schreiben (oder wenigstens bei den Kollegen nachzulesen). :D Na ja, jetzt hilft es hoffentlich dem einen oder anderen Leser hier.