Erinnerungen aus Estland…
Morgens haben wir den Küchentisch in den Garten getragen und da gefrühstückt. Das war toll, es hatte so was Ursprüngliches und fühlte sich nach Guter Alter Zeit an. Aber unglaublich, wie viele Bremsen und Mücken es hier gibt!
Anschließend sind wir nach Elistvere gefahren, wo es einen kleinen Tierpark gibt. Nach dem Großstadtprogramm in Riga wollten wir mal wieder was Nettes für unsere Jungs ins Programm heben. Inwiefern das alles artgerecht für die Bewohner ist, ist natürlich eine andere Frage…
In Palamuse haben wir uns das kleine Städtchen mit seiner schlichten Kirche, der Mühle und der alten Schule angesehen. Das war sehr hübsch, aber die Jungs zeigten immer deutlicher, dass sie nicht auf dem Damm waren. Als sie anfingen, vor Kopfschmerzen zu weinen, entschlossen wir uns, auf dem kürzesten Weg zurück zu fahren. Leider ist auch der kürzeste Weg nicht wirklich direkt. Wir mussten am Peipsi-See vorbei, in dessen Mitte die EU-Außengrenze zu Russland verläuft. Der See ist riesig, viermal so groß wie der Bodensee. Das andere Ufer sieht man nicht.
Auch am Westufer siedeln aber schon seit langer Zeit Russen. Die Altgläubigen sind im 17. Jahrhundert ins Exil gegangen, weil sie die Reformen in der russisch-orthodoxen Kirche nicht hinnehmen wollten. Kallaste, wo wir grad vor dem bunkerähnlichen Supermarkt parken, befindet sich zwar auf estnischem Grund und Boden, ist aber durch und durch russisch und immer russisch gewesen. Auf der Bank neben dem Parkplatz sitzen Matroschkas in Kittelschürzen und bieten Blaubeeren und Pilze an, die sich die Käufer aus ihren Kiepen direkt in ihre eigenen Körbe abfüllen können. Die Häuser sind grau, die Straßen schlecht, trotz des strahlenden Sommerwetters macht alles einen recht trostlosen Eindruck.
Diesen Eintrag meines Reisetagebuchs habe ich am 30. Juli 2012 verfasst.
Weiterlesen? –> 40 Grad.
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