Normalerweise darf Janis die Themen für seine raren Kinderblogger-Gastbeiträge selbst aussuchen. Diesmal habe ich ihn ein wenig gedrängt, sich dem Dali-Museum in Figueres zuzuwenden – weil eigentlich ich einen Beitrag schreiben wollte und aufgrund des jämmerlichen Standes unserer Reiseplanung nicht dazu komme. Und weil es für die Jungs so ein lehrreiches Ereignis war, von dem ich nicht wollte, dass es einfach so in der Erinnerung versickert. Immerhin ist Salvador Dali einer der bedeutenden Künstler des 20. Jahrhunderts, und das Theatermuseum in seinem Geburtsort ganz im Osten Spaniens, unweit von Barcelona, gilt als bedeutender Pilgerort von Kunstfans (zu denen wir uns trotz kurzer Bekanntschaften mit Hundertwasser, Leonardo da Vinci und den alten Meistern in der Nationalgalerie in Berlin nicht wirklich zählen).
Jedenfalls habe ich dem 10-Jährigen diesen Artikel quasi als Aufsatzthema gegeben, im Rahmen unseres „travel schooling“-Unterrichts. Ich habe ein paar Fragen aufgeschrieben, die er in seinem Text beantworten sollte. Als ich mir sein fertiges Werk ansah, war ich erstaunt, wie detailreich er nach mehr als zwei Wochen einzelne Bilder des Künstlers beschrieb. Offenbar hat der Museumsbesuch Eindruck auf ihn gemacht, obwohl er nicht viel darüber gesprochen hat. Natürlich kommt Dali mit seinem fantasievollen Surrealismus gerade Kindern entgegen (was auch der Grund war, warum wir nicht einfach in Barcelona geblieben und in die Picasso- oder Miró-Sammlung gegangen sind). Die klugen Ausführungen eines Fünftklässlers aber zeigen mir als (Kunstbanausen-)Mutter wieder einmal, wie sinnvoll es ist, Kinder mit Kunst in Berührung zu bringen (und außerdem macht Dalis Wahnwitz auch ahnungslosen Erwachsenen Spaß).
Janis erzählt euch was: Über das Dali-Theatermuseum in Figueres.
Was ist das Dali-Theatermuseum?
Das Dali-Theatermuseum in Figueres ist ein Kunst-Museum in einem abgebrannten Theater. Es ist den Werken von Salvador Dali gewidmet. Dali war ein „verrückter“ Maler. Zum Beispiel hat er, wenn er ein Bild gemalt hat, sich Zucker auf die Wangen gemacht und sich Honig in die Mundwinkel geschmiert. Dann hat er gewartet, bis eine Fliege in seinen Mund geflogen ist, hat den Mund zugeklappt und die Fliege hat bsssssssssssssssssssssssssssssssssssssss gemacht, und danach hat er sie raus gelassen.
Wie lief der Besuch des Museums ab?
Als erstes haben wir uns erkundigt, wo wir lang müssen. Dann sind wir an der riesigen Schlange vorbei gegangen (normalerweise geht das natürlich nicht, nur ausnahmsweise bei Bloggern). Dann haben wir unsere Rucksäcke abgegeben, man darf sie nämlich nicht mit rein nehmen, man ragt ja sonst alles um. Danach sind wir zum ersten Bild gegangen. Das haben wir uns angeguckt, in diesem Raum war es nämlich zum Glück nicht so voll, und sind dann zum zweiten Bild gegangen und haben es einer gründlichen Inspektion unterzogen. Das haben wir dann mit jedem Bild gemacht, bis wir fertig waren.
Was war dort zu sehen?
Im Dali-Museum gibt es viele Bilder vom Surrealismus. Realismus ist Wirklichkeit. Surrealismus ist über die Wirklichkeit hinaus. Für Dali war Surrealismus so was wie eine Katze, der ein Fischskelett aus dem Kopf kommt. Man kann gut erkennen, was für Dinge das sein sollen, aber in dem Zusammenhang, in dem sie gemalt sind, gibt es sie nicht.
Auch andere Maler haben surrealistische Sachen gemalt, und diese Bilder sind da auch zu sehen. Der eine war zum Beispiel ganz von Nägeln besessen. In seinen Bildern sind immer Nägel, die durch die Luft fliegen, abgebildet. Die meisten Bilder und Skulpturen sind aber von Dali. Das ganze Museum selbst ist auch ein Kunstwerk. Bevor es ein Museum wurde, war es ein Theater. Das brannte ab, und dann konnte Dali ein Museum draus machen. In dem einen Innenhof sieht man noch, dass es mal ein Theater war.
Was hat dich am meisten beeindruckt?
Am meisten beeindruckt hat mich das Bild, wo eine Frau dem Sonnenuntergang zuguckt, und wenn man das Bild von weit weg sieht, sieht man den Kopf eines Mannes. Dali hat oft mit optischen Täuschungen gearbeitet.
Was hat dir besonders gut gefallen?
Besonders gut gefallen hat mir das Bild, wo zwei Athleten sich gegenüberstehen, und der eine hat ein Fass als Kopf, in dem eine Kerze schwebt. Den Kopf vom anderen sieht man nur von hinten, allerdings hat er einen Helm auf. Aus dem Rücken des einen kommt ein kleiner Mensch, dem eine Blase aus dem Finger steigt. Der Fass-Mann hat keine Arme, sondern nur Puschel. Aus seiner Brust kommt eine Colaflasche. Aus dessen Boden kommt ein halber Telefonhörer heraus und aus der Hörmuschel kommt Erdöl. Schräg hinter den Athleten sitzt ein nackter Mann, der eine Stange hält. Hinter den drei Gestalten ist ein riesiger Turm mit einer Uhr. Aus dieser Uhr läuft Afrika raus. Afrika blutet und weint. Vor dem Turm sind winzige Leute.
Mir hat es gefallen, weil da so viel drin steckt. Man kann so viel entdecken, wenn man etwas länger vor dem Bild steht.
Und was fandest du nicht so gut?
Nicht so gefallen hat mir, dass es so voll war. Es war nicht proppevoll, aber es war auch nicht so, dass man sich jedes Bild in Ruhe angucken konnte. Es haben sich nämlich immer mal wieder ein paar blöde Bengel dazwischengedrängelt. Aber sonst war eigentlich alles gut.
Empfiehlst du das Museum weiter?
Ich würde das Museum weiter empfehlen, und zwar an alle, die an Kunst interessiert sind. Gerade für Kinder ist es schön, weil die meisten Bilder lustig sind.
Was sollte man beachten, wenn man einen Ausflug in dieses Museum plant?
Wenn man einen Besuch ins Museum plant, sollte man auf die Jahreszeit achten. Im Sommer wird es sicher überhaupt nicht gehen, denn selbst im Frühling ist es schon voll. Im Herbst wird es sicher nicht so voll sein. Ich glaube, dass der Winter die beste Zeit ist, um ins Dali-Theatermuseum zu gehen.
Janis erzählt euch noch mehr…
- … übers Spielen auf der Reise
- … über den ersten Schnee auf unserer Reise
- … über Kinder in anderen Ländern
- … über Bonien-Herzigowina
- … über gute Unterkünfte auf Reisen
- … übers Essen und Trinken auf der Reise
Transparenz-Hinweis: Das Dali-Theatermuseum hat uns als Bloggern kostenlosen Eintritt gewährt. Dafür sind wir dankbar, aber unser Urteil über das Museum beeinflusst das nicht.
[…] „Janis erzählt euch was … über das Dali-Theatermuseum in Figueres“ via family4travel am 21.5.15 […]
Hallo, Janis,
vielen Dank für Deinen Text über das Dalí-Museum. Wir waren vor einer Woche selbst mit unserer Familie da, und meine jüngere Tochter, die genau wie Du zehn Jahre alt ist, fand es sehr spannend, vorher von Deinen Eindrücken zu lesen. Wie Du die Bilder beschreibst, ist super. Wir waren allerdings nicht von allem begeistert, was wir im Theater-Museum gesehen haben. Falls Dich unsere Eindrücke interessieren, hier der Link: http://kindamtellerrand.de/figueres-manege-frei-fuer-dali/
Herzliche Grüße,
Maria