[Reiseblogger-Kooperation] Wir haben so unsere Erfahrungen mit Familienurlaub in der Jugendherberge. Aber unser letzter gemeinsamer Aufenthalt in einer deutschen Jugendherberge ist fünf Jahre her. Deshalb freuen wir uns, als ein Familienwochenende im norddeutschen Bad Zwischenahn uns auf den neuesten Stand bringt.
Unsere Erfahrungen mit Jugendherbergen
Zum Thema Familienurlaub in der Jugendherberge muss ich ausholen.
Martin und ich sind seit eineinhalb Jahrzehnten große Fans dieser Einrichtungen. Die automatische Verlängerung der Mitgliedschaft sorgt dafür, dass jedes Jahr wieder der Familienbeitrag von unserem Konto abgebucht wird und uns die kleinen Plastikkarten zugeschickt werden, die uns als ordnungsgemäße Mitglieder ausweisen.
Unser Ideal: Britische Jugendherbergen
Allerdings gilt unsere Jugendherbergsliebe von jeher eher der britischen Variante. In England, Schottland, Wales und auch in Irland nämlich sind Jugendherbergen häufig Unterkünfte in urigen Anwesen, die – für uns bisher immens wichtig – über eine Gästeküche für Selbstversorgung verfügen. Irgendwo zwischen den verwinkelten Schlafsälen und Zimmerchen gibt es dort immer einen Gemeinschaftsraum, der manchmal samt knisterndem Kaminfeuer an Hogwarts erinnert, meistens über ein gut bestücktes Bücherregal, einen Haufen Gesellschaftsspiele und immer über ein gemütliches, very Britishes Flair verfügt. (Zumindest in meiner Erinnerung. Ich weiß ganz genau, dass diese Art von youth hostel auch in Großbritannien vom Aussterben bedroht ist und zunehmend von anonymen Massenabfertigungsanlagen für junge Backpacker ersetzt wird.)
Auf unserer ersten gemeinsamen Reise im Jahr 2002, kurz nach dem Abi, lernten Martin und ich die britischen Jugendherbergen kennen. Natürlich setzten sie für uns idealisierte Standardvorstellungen.
Frühere Erfahrungen mit deutschen Jugendherbergen
Ein paar Jahre später probierten wir mit unseren Kindern die Jugendherbergen in ihrem Mutterland Deutschland aus. An unsere Erwartungen reichten die nicht recht heran. Hier regierten laute Schulklassen und Jugendgruppen. Entsprechend ein- und zugerichtet waren die Anlagen. Als studierende Eltern pickten wir uns für unsere Kurzurlaube in Deutschland allerdings auch stets die allergünstigsten Möglichkeiten heraus. So landeten wir zum Familienurlaub in der Jugendherberge natürlich auch immer in den Häusern, die mit der Durchrenovierung und der Umsetzung des neuen Jugendherbergskonzepts noch nicht angefangen hatten.
Und so wurde Familienurlaub in der Jugendherberge zu einer Angelegenheit, die wir nur alle paar Jahre in Großbritannien (und Skandinavien) nutzten. Vierteljährlich flatterte uns das DJH-Mitgliedermagazin ins Haus. Regelmäßig dachte ich: Könnte man eigentlich doch noch mal probieren… Aber dabei blieb es dann. Bis der Landesverband Nordwest mich auf der ITB (der Internationalen Tourismusmesse in Berlin) zu einer Runde Ostfriesentee einlud. Dort erläuterte man mir (und einer ganzen Horde anderer Reiseblogger natürlich) das moderne Konzept der Jugendherbergen. Wir wurden eingeladen, die Sache selbst einmal auszuprobieren. Klar: Da war ich sofort war ich Feuer und Flamme.
Die Jugendherberge aus der Wundertüte
Und so kommt es, dass wir über Himmelfahrt nach Bad Zwischenahn fahren. Ich habe mir eine Wundertüte gewünscht in dieser Kooperation mit den DJH Nordwest: Ziel egal, Hauptsache schön. Als die Einladung nach Bad Zwischenahn in meinem E-Mail-Postfach erscheint, muss ich erst einmal auf der Karte nachschauen, wo das überhaupt ist. Westlich von Bremen liegt die kleine Stadt, im Ammerland. Südlich des Jadebusens, ziemlich genau bei Oldenburg.
Wir nutzen den Feiertag, um entspannt zwei Stunden lang über die Landstraße zu tuckeln. Kurz hinter Diepholz legen wir einen ausgedehnten Spaziergang durch ein Moorgebiet ein, in dem deutlich die Spuren des Torfabbaus zu sehen sind. Spannende Gegend! Die Sonne scheint durch jeden Spalt im maigrünen Blätterdach, während wir auf den krummgewachsenen Ästen einer Birke picknicken. Keine Menschenseele kommt uns in die Quere. Herrlich!
Familienurlaub in der Jugendherberge Bad Zwischenahn
Am späten Nachmittag erreichen wir unsere Jugendherberge in Bad Zwischenahn. Sie liegt am Ortsrand, mitten im Grünen. An der Rezeption werden wir herzlich empfangen. Wir erhalten einen Stadtplan, auf dem sämtliche Sehenswürdigkeiten von Bad Zwischenahn eingezeichnet sind: Freibad, Wellenbad, Minigolf, Museum. Hauptsehenswürdigkeit ist der Park der Gärten, der für Familien echt schön ist. (Hier habe ich einen separaten Bericht darüber geschrieben.)
Das W-Lan ist offen. Tischtennischschläger und -bälle können kostenlos an der Rezeption geliehen werden. Wer abends was trinken möchte (und alt genug ist), bekommt dort auch Bier, Wein oder Prosecco. (Wer nicht alt genug ist oder aus Prinzip alkoholfrei bleiben möchte, bekommt dort auch verschiedene Softdrinks.)
Unser Familienzimmer in der Jugendherberge
Unser Familienzimmer liegt im ersten Stock. Es enthält zwei Hochbetten, ein Einzelbett, einen Tisch mit fünf Stühlen und einen großen Schrank mit sechs Fächern. Anders als ich es von früher (und aus England) kenne, haben wir unser eigenes Bad. Man sieht schon, dass hier regelmäßig Kinder und Jugendliche ohne durchgängige Aufsicht untergebracht sind. Aber die allgegenwärtigen Kritzeleien und Vandalismen, die ich aus früheren Jugendherbergen gewohnt bin, gehören offenbar der Vergangenheit an. Hier ist alles zweckmäßig und robust, aber sauber und sogar recht schick.
Trotzdem hält uns bei diesem Wetter nichts im Innern. Die Jungs sind durch die Tür und im Garten, bevor wir Erwachsenen die letzte Reisetasche abgestellt haben. Hinterm Haus gibt es einen kleinen Spielplatz mit Rutsche, Schaukeln und – für unsere Jungs der Hit – einer Seilbahn. Ein Stück weiter hinten im Gebüsch beginnt eine herrliche Kletterwelt aus den Ästen von Bäumen, die im matschigen Brackwasser stehen. „Wer reinfällt, hat verloren!“, ermahne ich meine Kinder. Die Jungs haben nur ein Paar Schuhe mit. Aber sie hangeln sich souverän durch den Urwald. Mal alleine zu zweit, mal mit den anderen Kindern, die in der Jugendherberge ihr langes Wochenende verbringen und schnell zu Spielkameraden werden.
Jugendherberge plus Wassersport
Noch ein paar Schritte weiter hinten beginnt das Zwischenahner Meer. Das ist das Besondere an der Jugendherberge Bad Zwischenahn: Sie liegt direkt am Wasser und verfügt über die DJH-Segelschule. In Kooperation mit dem Outdoor-Anbieter wsm funsports gibt es direkt auf dem Gelände der Herberge (beziehungsweise im Wasser dahinter) nicht nur Einsteigerkurse im Segeln, sondern auch im Windsurfen und der Trendsportart SUP (stand up paddeling), und einen Kanuverleih. Gruppen (und alle Segler) buchen ihre Programmpunkte im voraus. Individuell reisende Familien klopfen einfach am Samstag oder Sonntag an die Tür der wsm Hütte am Seeufer, gleich hinter Grillhütte und Spielplatz der Jugendherberge. In der Zeit von 11 bis 17 Uhr sind dort nette junge Leute anzutreffen, die Material verleihen (auch Neoprenanzüge und Schwimmwesten) und Anfänger in die gewählte Wassersportart einführen.
Wir liebäugeln kurz mit dem Crashkurs im Windsurfen. Dann sehen wir aber an unserem ersten Abend am kleinen Strand einem fortgeschrittenen Anfänger dabei zu, wie er alle zwei Minuten ins Wasser plumpst, und kriegen dabei doch kalte Füße. Also paddeln wir zwei Tage später ganz konservativ in einem Kanu über den See. Auch das macht richtig viel Spaß. Die Kinder wählen den Programmpunkt einstimmig zum Höhepunkt unserer Ferien.
Vollpension in der Jugendherberge
Erst einmal aber gibt es jetzt Essen. Wir haben Vollpension gewählt und dürfen deshalb drei Mal täglich zum Buffet im Speisesaal. Der ist, gemessen an den 153 Betten der Jugendherberge Bad Zwischenahn, recht klein und ein bisschen beengt, wenn wie an diesem Wochenende alle Zimmer ausgebucht sind. Aber bei dem herrlichen Wetter sitzen wir meistens draußen, und da stört uns das kaum. Nur dass die große christliche Jugendgruppe prinzipiell gesammelt das Buffet stürmt, Gang für Gang, ist ein wenig kontraproduktiv. Die Damen und Herren in den weißen Uniformen des Küchenpersonals haben alle Hände voll zu tun, dem Andrang beizukommen.
Das ist auch nicht anders als auf Kreuzfahrt. Wie dort lernen wir schnell, antizyklisch zu essen. Am entspanntesten sind die Mahlzeiten, wenn wir pünktlich hinterm Tisch sitzen. Das Frühstück beginnt um halb acht. Mittag gibt es um zwölf, Abendessen um halb sechs. Im ersten Moment ist vor allem letzteres viel zu früh für uns. Aber nach den kommenden Tagen voller Programm entwickeln wir mehr als genug Appetit, um früh zu Abend zu essen.
Das Nachtleben in Jugendherbergen hält sich in Grenzen. (Das offizielle jedenfalls. Möglicherweise sieht das in den einzelnen Zimmern auf Klassenfahrten anders aus, wie wir uns wohl alle erinnern.) So jedenfalls liegen wir alle vier spätestens um halb zehn im Bett.
Für Martin und mich ist das eine ganz neue Erfahrung: Wir müssen ja – im Gegensatz zu unserer Langzeitreise letztes Jahr – keine weitere Reiseplanung gebacken kriegen, keine Couchsurfing-Anfragen schreiben, keine Unterrichtseinheiten fürs „Travelschooling“ vorbereiten. Wir müssen nicht noch eben schnell einkaufen. Und abwaschen müssen wir auch nicht. Gerade das Prinzip Vollpension spart uns so viel Zeit! So haben wir das Gefühl, unser Urlaub sei doppelt so lang wie in Wirklichkeit.
Übernachtung mit Frühstück
In aller Frühe also genießen wir in den nächsten Tagen das ausgiebige Frühstück. Es gibt mehrere Sorten Müsli, Joghurt und Quark. Dazu stehen Brot, Brötchen, Toast und Knäckebrot zur Auswahl. Außerdem gibt es Obst, Rohgemüse, Wurst, Käse, Marmelade und – zur Freude der Jungs – auch Schoko-Creme. Zu trinken können wir uns Wasser, süßes Getränk mit Fruchtgeschmack, Tee und Kaffeespezialitäten aus dem Automaten holen. Sogar mein heißgeliebter Cappuccino ist dabei!
Und dann, schon um kurz nach acht, sind wir bereit für alles, was Bad Zwischenahn uns so zu bieten hat. Aber weil das viel ist, gibt es darüber einen eigenen Beitrag: Bad Zwischenahn – unser Familienprogramm fürs lange Wochenende.
Praktische Hinweise für den Familienurlaub in der Jugendherberge
Um ein Familienzimmer in einer Jugendherberge buchen zu können, ist eine Mitgliedschaft beim DJH erforderlich. Die kostet aktuell 22,50 Euro pro Jahr.
In Deutschland gibt es rund 500 Jugendherbergen. Dem internationalen Verband sind weltweit etwa 4.000 angeschlossen. So gilt die deutsche Mitgliedschaft z.B. auch beim britischen Ableger YHA.
Das kostet der Familienurlaub in der Jugendherberge
Als Familie zahlen in der Jugendherberge alle den Kinderpreis. In Bad Zwischenahn sind das 27,50 Euro. In der klassischen Konstellation, zwei Erwachsene, zwei Kinder, macht das für eine Übernachtung mit Frühstück und Bettwäsche im Familienzimmer 110 Euro.
Eine Ferienwohnung ist günstiger. Richtig charmant wird die Jugendherberge meiner Meinung nach deshalb erst durch Halbpension. Das wären in unserem Beispiel 122 Euro pro Übernachtung für alle. Vollpension liegt bei 130 Euro pro Familie und Nacht. 20 Euro zusätzlich also zahlen wir für Mittagssnack (wahlweise Lunchpaket) und Abendessen für alle vier. Dafür lohnt sich das Kochen kaum. – Und was für Zeit man spart!
Die deutschen Jugendherbergen bieten auch viele verschiedene Erlebnisurlaube zu bestimmten Themen und mit bestimmten Programmbausteinen an.
Auf der Homepage des DJH gibt es außerdem eine eigene Sektion über Familienfreundliche Jugendherbergen.
Mehr über Urlaub in der Jugendherberge
Inzwischen haben wir schon mehrmals in deutschen Jugendherbergen übernachtet und auch darüber gebloggt.
- Goslar mit einer meiner Lieblings-Jugendherbergen (2022)
- Oldenburg mit brandneuer Jugendherberge (2021)
- Städtetrip Braunschweig (2021)
- Wasserschloss Windischleuba bei Altenburg, Thüringen (2020)
- Thüringer Wald und Stadt in Ilmenau (2020)
- Urwald-Camp Hainich (2020)
- Städtetrip Düsseldorf (2017)
- Städtetrip Augsburg (2016)
- Baumhaus-Herberge Beckerwitz, Ostsee [inzwischen keine Jugendherberge mehr] (2016)
- Bad Zwischenahn – ausführlicher Bericht über Familienurlaub in der Jugendherberge (2016)
Auch in der Schweiz sind wir zweimal in Jugendherbergen untergekommen:
Transparenzhinweis: Wir danken dem DJH Nordwest für die Einladung! Unsere Eindrücke und Meinungen sind wie immer unzensiert und ganz unsere eigenen.
Wie schön! Wir lieben die deutschen Jugendherbergen sehr (ich habe auf meinem Blog auch schon öfter davon berichtet) und machen mehrmals im Jahr Wochenendtripps in verschiedene Jugendherbergen. Im Juli ist es das nächste Mal so weit und dann wieder über den 1. Advent wie jedes Jahr…
Ich wünsche euch noch viele tolle neue Jugendherbergs-Erfahrungen!
Danke! Das klingt auch spannend.