Familien mit Kindern (und allen anderen) hat der Südwesten von Sizilien viel zu bieten. Sciacca ist eine gute Basis für eine Station auf dem Roadtrip oder gleich für einen ganzen Urlaub. Und die nahe Ruinenstadt Agrigento ist ein absolutes Must-See auf Sizilien! Hier kommt unser Erfahrungsbericht mit Tipps für Sciacca und die Umgebung…
Auf der Sizilien-Rundreise nach Sciacca
Dies ist Teil 4 meiner kleinen Serie über unsere Sizilien-Rundreise mit Kindern. 2015 haben wir ein Familien-Sabbatical eingelegt. Auf unserer großen Europa-Reise verbrachten wir knapp zwei Wochen auf Sizilien. Mit dabei waren unsere damals acht und zehn Jahre alten Söhne Silas und Janis.
Die Zusammenfassung über unsere Sizilien-Reise gibt es hier: Sizilien-Rundreise mit Kindern – unsere Erfahrungen. Über die einzelnen Stationen unseres Roadtrips berichte ich hier:
- Messina, Catania und der Ätna
- Heiße Tage in Palermo
- Castello Incantato: Das verwunschene Schloss mit den tausend Köpfen
Nun kommt unser Abstecher zur Südküste der Insel an die Reihe.
Urlaub in Sciacca
Vier Nächte verbringen wir in Sciacca. Wir beziehen eine günstige Ferienwohnung, die wir über eines der gängigen Buchungsportale gefunden haben. Sie liegt etwas außerhalb. Wir haben Meerblick, kommen aber aufgrund von Privatwegen und Steilufer nicht direkt ans Wasser. (Direkt empfehlen mag ich unsere Unterkunft daher nicht. Aber meine Reiseblogger-Kollegin Nina vom Familienreisefieber hat eine Empfehlung für ein Ferienhaus in Sciacca direkt am Strand.)
Die kleine Stadt im Südwesten der Insel besitzt gut 40.000 Einwohner. Sie ist um einiges touristischer als Catania. (Aber vielleicht erscheint uns das auch nur so, weil wir hier in einer Ferienwohnung zwischen anderen Ferienhäusern unterkommen. In Catania haben wir im Gegensatz dazu als Couchsurfer im normalen Wohngebiet genächtigt.)
Die Thermen von Sciacca?
– Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Sciacca ist, nach dem, was man so liest, vor allem für seine Heilquellen und Thermalbäder bekannt.
Ob man auch als Urlauber darin baden kann, finden wir trotz Internet-Recherche und persönlichem Abklappern der Thermen kurioserweise nicht heraus. Wenn, dann gibt es die Infos nur auf Italienisch. Der Bau, der auf dem Stadtplan als historisches Thermalbad eingezeichnet ist, sieht nett aus, ist aber zu.
(Fairerweise muss ich zugeben, dass wir jetzt auch nicht sooo viel Energie in das Lösen des Mysteriums legen. So wichtig ist es uns jetzt nicht.)
Die Altstadt von Sciacca
Was uns an Sciacca richtig gut gefällt, sind die hübschen kühlen Gassen der Altstadt. Viele alte Kirchen und Mauerreste fanden pragmatisch in neueren Gebäuden Verwendung. Der Stilmix aus römischem, normannischem und alt-italienischem Erbe ist beeindruckend.
Eine Gasse gibt es, die künstlerisch ausgestaltet ist und auf jeden Fall einen Abstecher lohnt: Cortile Carini. Überall, selbst in den Fugen des Mauerwerks, lassen sich hier bunte Kunstwerke entdecken.
Die Feigenbäume von Sciacca
Im kleinen Park in der Nähe der Steilküste wachsen ein paar bemerkenswerte Feigenbäume. Sie gehören zu der Art, die Goethe in Palermo so sehr faszinierten. Sie wachsen nicht nur von unten nach oben, sondern von den ausladenden Ästen auch wieder von oben nach unten. – Schon ein bisschen spektakulär! So entstehen skurrile Baumgestalten, die eine echte Sehenswürdigkeit darstellen.
Wer eh noch nach Palermo fährt, kriegt hier nur einen kleinen Vorgeschmack. Denn die dortigen Kollegen sind noch beeindruckender. Aber auch für diese Exemplare lohnt sich ein Spaziergang. Unsere Jungs stehen jedenfalls lange staunend vor dem gewachsenen Kunstwerk.
Und ein ganz besonderes Ausflugsziel in Sciacca ist das Castello Incantato, das einer anderen Welt zu entstammen scheint. Der zauberhafte Ort hat mich so beeindruckt, dass ich damals gleich sofort darüber geblogt habe:
Castello Incantato: Verwunschenes Schloss der tausend Köpfe
Agrigento, das „Tal der Tempel“
Absolutes Highlight jeder Sizilienreise ist Agrigento. – Zumindest, wenn bei den Reisenden ein gewisser Bildungsanspruch präsent ist. Etwas kulturelles Interesse reicht auch auch schon.
Ganz ehrlich: Ich wusste vorher nichts von diesem Ort. (Und das, obwohl ich doch immer so gerne mit meinem historischen Fachwissen angebe.)
Jedenfalls: Schon Goethe war begeistert von Agrigento. Wir auch.
Agrigento liegt ziemlich genau eine Stunde Fahrzeit von Sciacca entfernt. Zu griechischen Zeiten hieß die Stadt Akragas, unter den Römern später Agrigentum. Im Deutschen findet sich mitunter die Verkürzung zu Agrigent.
Griechische Antike, besterhalten
Zwischen all den antiken Ruinen auf Sizilien und in ganz Italien die Agrigento etwas Besonderes. Es ist der Fakt, dass die monumentalen Tempel der alten Stadt noch so hervorragend erhalten sind.
Entsprechend wird die archäologische Stätte bezeichnet. Allerdings kursieren sowohl die Bezeichnungen „Berg der Tempel“ als auch „Tal der Tempel“. Beides ist irgendwie richtig: Die heutige Stadt blickt auf die Ruinen herab. Wer hingegen vom vier Kilometer entfernten Meer heraufkommt, sieht das antike Agrigento auf einem Hügel liegen.
Der einstige Reichtum der griechischen Kolonie äußert sich in einer regelrechten Parade von Tempeln. Sie zählen zu den besterhaltenen überhaupt. Berühmtester von allen ist der Concordia-Tempel. (Dessen Name wurde in der Antike-begeisterten Renaissance ziemlich willkürlich gewählt.)
Ich halte mich an dieser Stelle mit aller Macht zurück, um nicht in einen Monolog über historische Rekonstruktionen und architektonische Details dorischer Ringhallentempel abzugleiten. (Dabei sind beides in Bezug auf Agrigento spannende Themen!)
Die Tempelparade von Agrigento
Halten wir fest, dass es im „Tal der Tempel“ auch für weniger eingefleischte Geschichts-Nerds eine Menge zu gucken gibt.
Ein Spaziergang über das Ruinenfeld bis zur Spitze des Felsplateaus umfasst etwa zwei Kilometer. (Das ist aber nur geraten.) Dieser führt – unter anderem – vorbei am Tempel des Zeus. Dieser Tempel wird auch Olympieion genannt und soll der drittgrößte Tempel im antiken Griechenland überhaupt gewesen sein. Weiter in der Reihe liegen der Tempel der Dioskuren, der archaischen chthonischen Gottheiten, der Herakles-Tempel und der für Concordia und Hera.
Außerdem gibt es noch die Gärten von Kolymbethra mit ihrer antiken Wasserversorgung. (Wissenschaftlich ist die heutige Grünfläche interessant. Wir finden sie von oben nicht spannend genug, um den Hügel hinunterzusteigen.) Zuletzt gibt es noch eine frühchristliche Nekropole zu sehen.
Praktische Hinweise für den Ausflug nach Agrigento
Allermindestens einen halben Tag sollte man für den Ausflug nach Agrigento einplanen.
Wichtig: Genügend Wasser, Sonnenschutz und ein Picknick mitnehmen! Das Gelände ist weitläufig, und es gibt (zumindest im März) nur am Eingang eine Versorgungsstation.
Parkplätze sind ausgewiesen. 2015 kostete das Parken für Autos 3 Euro, für Wohnmobile 5 Euro. Von dort aus ist es ein kleines Stück zu laufen, ein paar hundert Meter über einen sehr hübsch angelegten Weg. Für Faule gibt es auch einen kostenpflichtigen Shuttle, der sich sehr penetrant anbietet. Aber wer nicht gerade mit Rolator oder Krücken unterwegs ist, braucht den nicht. Ehrlich, das schaffen auch kleine Kinder.
Eintritt: Leider weiß ich nicht mehr sicher, was wir bezahlt haben. Die offizielle Seite des parco valle dei templi gibt es ausschließlich auf Italienisch. (Das ist so typisch Italien!) Wenn ich das richtig übersetze, geht es um 12 Euro pro Person. Anderswo im Internet lese ich was von 4 Euro pro Person, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass wir mehr bezahlt haben. Es war jedenfalls kein Wucher und gefühlt angemessen. Kinder unter 18 sind in staatlichen Museen und Ruinenstätten in Italien generell frei.
Mehr über Sizilien (mit Kindern)
Alle Sizilien-Artikel in meinem Reiseblog im Überblick:
Liebe Lena, danke für die Infos! Agrigento steht auf jeden Fall auf meiner „zu-besuchen-Liste“ für Oktober – das sieht wirklich toll aus. Aber die Gasse mit den vielen bunten Mosaiken ist ja der Hammer!! Das möchte ich unbedingt sehen. Ich fürchte nur, eine Woche ist wirklich viel zu kurz… Danke für`s zeigen! Liebe Grüße, Nina
Sizilien in nur einer Woche, da ist wirklich ein stammer Zeitplan nötig. Habt ihr schon ausgeklügelt, wie viele Tage ihr wo verbringen wollt?
Nein, bin gerade dabei. Wir werden nur wenig sehen können, das ist mir gestern Nacht klar geworden, als ich mal die Entfernungen gegoogelt habe… Aber mehr wie diese eine Woche gab der Arbeitgeber nicht nicht her. Da wir beide arbeiten, müssen wir sehen, wie wir die Ferien abdecken. Lehrer hätte man werden sollen… LG! Nina
Hallo Lena! Hier kommen endlich, wie vor Ewigkeiten versprochen, meine „Ergänzungen“ zu deinem Post:
Du warst dir mit den Eintrittspreisen ja nicht mehr sicher. Ich kann dir nun brandaktuell den Preis nennen, wir waren im Oktober erst da.
Wie du schon schreibst, sind Kinder frei. Und Erwachsene zahlen jeweils 10 €. Am Eingang stand übrigens Security, die uns abgescannt und außerdem unsere Rucksäcke nach verdächtigen Gegenständen durchgesehen hat.
Innerhalb der Anlage gab es verschiedene Eingänge, in deren Nähe es auch immer 1. eine Toilette gab und 2. waren die „Versorgungsstationen“ geöffnet, es gab kleine Snacks und Getränke. Wie lange die Stationen geöffnet haben (jahreszeitlich gesehen), weiß ich allerdings auch nicht. Die Parkplatzpreise sind gleich geblieben. Vielleicht hilft das ja dem ein oder anderen noch weiter…
Liebe Grüße, Nina
Super, vielen lieben Dank für die Ergänzung!