Stadtbummel durch Torun. Aus meinem alten Reisetagebuch.
Mittags
Wir sitzen auf einer Restaurant-Terrasse in einem Laden namens Torun ta tu und warten auf unser Essen (schon fast eine Stunde…). Wir haben eine lange Tafel zusammengestellt, damit wir, die Couchsurfer und deren Großeltern alle dran passen. Vor uns stehen immer noch die halbleeren Gläser unserer Vorgänger, genau wie die abgegessenenTeller. Mit Mühe können wir die hungrigen Kinder davon abhalten, sich über die Reste herzumachen. Die Bedienung hegt keine gesteigerte Arbeitsbereitschaft und hat uns schon bei der Bestellung mit schweren Seufzern zu verstehen gegeben, dass sie englischsprachige Kundschaft für eine Zumutung hält.
Torun selbst aber ist außerordentlich hübsch. An jeder Ecke begegnet einem hier Kopernikus, der in dieser Stadt geboren wurde. Gegründet wurde sie vor rund 700 Jahren vom Deutschritterorden. Bisher haben wir nur die Fußgängerzone gesehen. Wenn das Essen nicht bald kommt, wird sich daran auch nicht mehr viel ändern, denn vor uns liegen noch vier Stunden Fahrt bis Masuren.
Abends
Ein bisschen was haben wir dann doch noch gesehen von Torun, wenn auch längst nicht alles. Hauptsächlich haben wir gewartet. Erst auf das Essen, das dann übrigens auch noch falsch ausgeliefert wurde, dafür aber für uns vier auch nur 15 Euro kostete. Dann in der Schlange des Lebkuchenladens (keine Selbstbedienung), denn Tomek riet uns zum Kauf dieser Toruner Spezialitäten, die eigentlich genauso schmecken wie deutsches Weihnachtsgebäck. Und dann warteten wir noch mal in der Schlange vor der Eisdiele, wo wir uns und unseren Gastgebern eine große Tüte Softeis gönnten.
Dann haben wir uns noch kurz eine Kirche angesehen, in der der seliggesprochene Stefan Wincenty Frelichowski verehrt wurde – der Schutzpatron der Pfadfinder. Vor dem zweiten Weltkrieg war er der Priester der Gemeinde und Führer der Pfadfinder in Pommern. Ich hab nicht so wirklich herausgefunden, wie genau es dazu kam, aber er starb jedenfalls in Dachau im KZ, und heute ist ihm eine große Stele mit Kapelle in der Altstadt-Kirche von Torun geweiht.
Und einige Drachen haben wir auch noch gesehen. Die Kameraden aus Keramik oder Metall erinnerten an das Untier, das im Jahr 1746 zwei Toruner Bürger nach amtlicher Aussage unabhängig voneinander gesehen haben. Ein Zimmermeister und die Frau eines Soldaten beschrieben eine etwa zwei Meter lange Kreatur mit glänzender, dunkelgrüner oder brauner Haut und vier Beinen. Sie sei im Bach geschwommen und schließlich Richtung Festung davon geflogen.
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