Der Peloponnes gilt nicht eben als erste Adresse für den Griechenland-Urlaub. Die Halbinsel in der südlichsten Ecke des Festlands ist eher etwas für kulturelle Kenner, für individualreisende Experimentierfreudige – und für Familien? Wir haben hier auf unserem 10-monatigen Roadtrip durch Europa eine Woche verbracht, die zu den schönsten überhaupt zählt (was vor allem an unserem traumhaft schönen Ferienhaus lag). Gründe genug, den Poloponnes als Urlaubsziel für Familien einmal gründlich vorzustellen.
Dieser Blogbeitrag soll eine Inspirationsquelle sein für ganz individuell organisierten Urlaub auf dem Peloponnes, auch und gerade, wenn Kinder mitreisen. Er beruht auf unseren ganz persönlichen Erfahrungen, die wir während unseres Reiseabschnitts im Februar 2015 eine Woche lang auf dem Peloponnes gemacht haben.
Der Peloponnes oder die Peloponnes?
Der Peloponnes ist das südlichste Stück von Griechenlands Festland – und auch das ist seit dem Durchstich des Kanals von Korinth im 19. Jahrhundert diskutabel. Hier befinden sich etliche von Griechenlands grandiosesten Sehenswürdigkeiten: Mykene mit dem Löwentor, das sagenhafte Sparta und „das echte“ Olympia zum Beispiel.
Aber zunächst müssen wir die Begrifflichkeit klären. Heißt es „der Peloponnes“ oder „die Peloponnes“?
In unserem (älteren und bereits vergriffenen) Reiseführer wird der Begriff mit männlichem Artikel verwendet, weshalb ich das ganz selbstverständlich überall im Blog übernommen habe. Erst als mich Kritik erreichte, habe ich nachgeforscht. Und tatsächlich: Im Griechischen ist die Halbinsel grammatisch weiblich. Der Duden hingegen verwendet standardmäßig die maskuline Form – sagt allerdings, dass es „fachsprachlich auch die Peloponnes“ heiße. Dass sich in Deutschland der männliche Artikel durchgesetzt hat, verdankt die Gegend dieser Quelle zufolge dem Umstand, dass sie im ersten Brockhaus-Lexikon maskulin eingeordnet wurde – warum auch immer.
Da dies hier keineswegs die fachsprachliche Abhandlung einer Griechenland-Expertin ist, fühle ich mich vollkommen berechtigt, in meinen Texten weiterhin „der Peloponnes“ zu verwenden. (Allein schon, weil ich nicht alles ändern will…)
(Und wo ist eigentlich der/die/das Nutella…?)
Unser Familienurlaub auf dem Peloponnes
Eigentlich war unsere Woche auf dem Peloponnes gar kein echter Familienurlaub, sondern Teil unseres Langzeitreise-Projekts. Aber ich denke schon, dass sich unser Programm auch für „normalere Familien“ durchaus empfehlenswert zum Nachmachen ist.
Gesagt sei dabei, dass wir per se keine klassischen Strandurlauber sind. Der ist auf dem Peloponnes natürlich auch möglich, wenngleich er wohl nicht so viel Tradition wie auf den Inseln hat. Wir können jedenfalls keine besonders tollen Sandstrände empfehlen. Bei uns steht Sightseeing mit hohem Kulturanteil im Vordergrund.
Zur Orientierung: Wir sind eine vierköpfige Familie mit zwei Jungs. Zum Reisezeitpunkt waren die beiden 11 und 8 Jahre alt.
Peloponnes im Februar
Unsere Reisezeit war der Februar. Da ist das Wetter auf dem Peloponnes recht angenehm. Knapp unter 20 Grad würde ich sagen, obwohl ich nicht Buch darüber geführt habe. T-Shirt mit Strickjacke, sage ich mal. Es gab jedoch auch Tage mit Mütze und Winterjacke – und einen mit T-Shirt.
(Und weil die Frage: „Wie konntet ihr mit schulpflichtigen Kindern im Februar reisen?“ vorprogrammiert ist: Ich hab da schon mal was vorbereitet.)
Basislager in Tripoli
Insgesamt waren wir ziemlich genau vier Wochen in Griechenland unterwegs, mit dem eigenen Auto. So kamen wir aus Athen und hatten nur eine recht kurze Fahrstrecke zur Anreise. Ungefähr zwei Stunden brauchten wir bis in den kleinen Ort bei Tripoli, in dem unser Ferienhaus lag.
Tripoli ist (beim Durchfahren) nicht besonders hübsch, liegt aber wunderbar zentral. Von diesem Basislager aus haben wir Tagesausflüge unternommen.
Aber Vorsicht, man vertut sich da leicht: Der Peloponnes ist gar nicht so klein. Und die Straßen sind oft kurvig, schmal und manchmal sanierungsbedürftig (wenngleich wir da Schlimmeres erwartete hatten). Obwohl Tripoli (mehr oder weniger) der zentralste Ort der Halbinsel ist, braucht man bis Olympia z.B. zwei Stunden, bis in die „Finger“ auch gerne mal drei. (Theoretisch, wir haben es nicht ausprobiert.)
Während unserer Zeit in Tripoli haben wir folgende Tagesausflüge
- Mykene (ca. 45 Minuten Fahrzeit nach Nordwesten)
- Nafplio (ca. eine Stunde Fahrzeit nach Osten)
- Sparta (ebenfalls ca. eine Stunde Fahrzeit nach Süden)
Danach haben wir noch einen dreitägigen Zwischenstopp in Patras eingelegt. Die Fahrzeit von Tripoli nach Patras beträgt gut zwei Stunden, wenn man Richtung Westen und dann über die Autobahn an der Nordküste fährt (200 Kilometer). Interessanter ist die Strecke „mitten durch“, immer nach Nordwesten. Dann sind es nur 160 Kilometer, aber für die braucht man drei Stunden. (Würde ich trotzdem wieder so machen. Denn auf dieser Strecke ist man so richtig abseits jedes Tourismus.)
Ausflugstipps auf dem Peloponnes
Über die oben genannten Ausflugsziele berichte ich nun ausführlicher.
Mykene: Wiege des antiken Griechenlands
Mykene ist eine der ältesten Städte auf griechischem Boden. Auf dem Festland zumindest gibt es wohl keine ältere. Ihre Geschichte reicht bis in die Jungsteinzeit zurück. In der Bronzezeit erreichte sie eine erste große Blüte. Deren Spuren sind bis heute noch unübersehbar. Was man sich dort unbedingt angucken sollte – Spoiler: alles! -, verrate ich im ersten Artikel der Peloponnes-Reihe:
Mykene mit Kindern besichtigen
Nafplion: Die vielleicht schönste Stadt Griechenlands
Statt Nafplion liest man manchmal auch Nafplio. In englischen Texten ist häufig auch von Nauplio die Rede. Die Stadt befindet sich im Osten des Peloponnes. Ein Stadtbummel als Tagesausflug lohnt sich auf jeden Fall. Ausführliche Infos gibt es hier:
Nafplion: Griechenlands vielleicht schönste Stadt
Sparta: Die überraschend andere Ruinenstadt
Auch so eine Vokabel, die wohl jeder im Geschichtsunterricht mal gehört hat. Spätestens in dem gleichnamigen Actionfilm vor etlichen Jahren wurde klar, dass Sparta eine Riesensache ist. Wir haben nachgeschaut, wie es da heute aussieht (sehr ruhig). Bei der Gelegenheit haben wir herausgefunden, was man in Sparta machen kann (Museum, freies Ruinenklettern) und inwiefern und ob sich der Aufwand überhaupt lohnt (ich sage: ja!). Das war die Kurzfassung. Die ausführliche steht hier:
Erfahrungsbericht: Lohnt sich ein Ausflug nach Sparta?
Patras: Der Brückenkopf des Peloponnes
Fährt man mit dem Auto über die Rion-Antirion-Brücke auf den Peloponnes, ist Patras die erste Stadt, die man zu sehen kriegt. Für uns war es auf dem Rückweg die letzte. Hier kamen wir als Couchsurfer unter. Somit stand Sightseeing für uns an dieser Station nicht im Vordergrund. Trotzdem – oder gerade deshalb – haben wir einiges zu erzählen. Und ein paar Tipps zu den Sehenswürdigkeiten von Patras gibt es doch.
Patras mit Kindern: Couchsurfing und Sightseeing auf dem Peloponnes.
Unser Traum-Ferienhaus auf dem Peloponnes
(Leider wird das wunderbare Ferienhaus offenbar nicht mehr vermietet. Was früher ein schwärmerischer und ausführlicher Unterkunftstipp war, kürze ich deshalb auf ein allgemeines Beispiel für Ferienhäuser auf dem Peloponnes zusammen.)
Basislager und Ausgangspunkt während unserer Reise auf dem Peloponnes war ein gemütliches Ferienhaus bei Tripoli. Ursprünglich war es ein traditionelles Landhaus, wie es in der Gegend viele gibt. Nach dem Tod der Großmutter konnte ein Enkel die anderen Erbberechtigten auszahlen (sonst wohl ein häufiges Problem bei griechischen Landhäusern). So übernahm unser Vermieter das Haus, um es an Gäste zu vermieten. Er lebte hauptsächlich in Schweden, war in unserem Fall aber vor Ort. Tatsächlich war dies während unserer gesamten Reise die Unterkunft mit den größten Wohlfühlfaktor für uns.
Weitere Ausflugsziele auf dem Peloponnes
Eine Woche ist nicht viel, wenn man den ganzen Peloponnes erkunden möchte. Wir haben etliche vielversprechende Ziele nicht gesehen. Dies wäre meine weitere Wunschliste für Tagesausflüge gewesen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!):
Olympia
Die Hauptsehenswürdigkeit des Peloponnes haben wir links liegen gelassen. Von Tripoli aus wären es 2:15 Stunden Fahrzeit – ein bisschen weit mit Kindern. (Und wir brauchten unbedingt auch mal einen Tag Pause, um uns in unserem wunderschönen Ferienhaus auszuruhen.) Die antike Sportstätte soll durchaus sehenswert sein.
Korinth
Der Kanal von Korinth ist schon zu antiken Zeiten angelegt worden, um den Schiffen die mühsame Fahrt um die Halbinsel zu ersparen – allerdings gelang die Vollendung des Durchstichs erst 1893. Einen guten Ausblick soll man von der Brücke der Nationalstraße haben, wo es auch einen kleinen Bereich für Fußgänger gibt. Im Vorbeifahren jedenfalls bietet sich da kein sonderlich einprägsamer Eindruck. Dennoch bin ich mir sicher, dass das Bauwerk eine Menge Arbeit gemacht hat.
Auf dem Hügel befindet sich die antike Stadt. Wir haben sie ausgelassen. (Irgendwann ist auch bei Geschichtsfreaks wie uns die Grenze des Erstrebenswerten erreicht.) Unser Reiseführer bezeichnet sie jedoch als „Höhepunkt jeder Griechenlandreise“. (Allerdings ist das eine Floskel, die ich in diesem Buch mindestens 20 Mal gelesen habe.)
Epidauros
In der heutigen Kleinstadt steht das besterhaltene antike Theater Griechenlands. 14.000 Zuschauer fasst es. Hier wurde Asklepios verehrt, der Gott der Heilkunde. So ist Epidauros das Trümmerfeld einer uralten Kurstadt. Hier sind die Überreste verschiedener Bäder und rituell genutzter Schlafhallen zu finden. Hätten wir uns gerne angesehen, aber – zu wenig Zeit.
Von Tripoli aus sind es bis Epidauros knapp 1,5 Stunden Fahrzeit.
Peloponnes speziell mit Kindern
Spezielle Angebote direkt für Familien mit Kindern haben wir auf dem Peloponnes nicht gefunden. (Aber ehrlich gesagt haben wir auch nicht gesucht.) Für diesen Artikel habe ich extra noch mal gegoogelt und bin auf einen Bericht der Süddeutschen Zeitung gestoßen. Der berichtet allerdings genau dasselbe. Wenigstens nennt er einige Aktivitäten in der Region, die mit (kleineren) Kindern nett sind. Freizeitparks, Aquaparks oder ähnliche touristische Einrichtungen für Kinder gibt es jedenfalls nicht auf dem Peloponnes.
Trotzdem ist die Region (wie ganz Griechenland) hervorragend mit Kindern zu bereisen. Spannend genug ist der Peloponnes allemal, wenn man als Eltern das Interesse an der Landschaft und vor allem an der spannenden Geschichte weckt.
Mehr Erfahrungen mit Peloponnes-Rundreisen von Reisebloggern
Nina von Karl-reist war mit Kleinkind gut zwei Wochen lang im Westen des Peloponnes unterwegs.
Ilona von Wandernd war ohne Kinder auf der Halbinsel unterwegs, berichtet dafür aber sehr gründlich über ihre Route und ihre Erfahrungen.
Und Gabriele und Michael von hier da dort haben (ebenfalls nur zu zweit) ausführlich Monemvasiá erkundet, den „Zeigefinger“ des Peloponnes.
Mehr über unsere Europareise mit Kindern
Eine Zusammenfassung unserer insgesamt vier Wochen in Griechenland habe ich hier geschrieben:
4 Wochen Griechenland: Roadtrip mit Kindern
Über unsere 11-monatige Reise habe ich ein ganzes Buch geschrieben: „Die Entdeckung Europas“. Im Gegensatz zum Blog stehen dort die persönlichen Begegnungen und das „gefühlte Reisen“ während unserer Langzeitreise mit Familie im Mittelpunkt. Auch der Peloponnes hat darin ein eigenes Kapitel, in dem es hauptsächlich um unsere Couchsurfing-Erfahrungen in Patras geht.
Wir waren auch im letzten Jahr in Peloponnes, jedoch mehr Richtung Süden. So besichtigten wir auch Olympia und Umgebung. Und ich kann mich dem oben gesagten nur anschließen. Die Kinder (wir waren zusammen mit Freunden dort) haben es (auch bei uns nicht zuletzt wegen der wunderbaren Unterkunft) sehr genossen.
Eher was zum Entspannen und weniger für Aktion, aber auf jeden Fall gerne noch mal.
Bei uns im Blog gibt es mehr ein Rückblick auf den Nachthimmel, aber vielleicht ja auch so ganz interessant.
https://astrozwerge.wordpress.com/2015/07/28/nachthimmel-waehrend-des-urlaubs-in-griechenland/
Viele Grüße
Jens-Uwe & die AstroZwerge
Schöner Artikel, scheint ein netter und harmonischer Urlaub gewesen zu sein. Wir waren die letzten zwei Sommer auch einige Wochen am Peloponnes mit unserer Segelyacht unterwegs. Letztes Jahr haben wir den Peloponnes umrundet, heuer erkundeten wir sehr intensiv den Süden des Peloponnes und die davorliegende Insel Kithera.
Nachdem es uns dort so gut gefällt, werden wir auch 2017 den großteils des Sommers nochmals in der Gegend verbringen ;-)
Das Stück Griechenland fehlt mir noch und steht inzwischen ganz oben auf meiner Hellas-Reiseliste. Bislang habe ich nur Gutes gehört, was Du ja auch bestätigst. Mal sehen, wann wir es endlich hinkriegen. Liebe Grüße, Ines
Danke für die Verlinkung. Unser Schwerpunkt war ja anders gelagert. Alsvier Historiker war unsere Grenze nicht so schnell erreicht ?
Vielen Dank für die Verlinkung! Wir fanden den Peloponnes auch traumhaft. Ruhig, sauber, tolle Landschaft und freundliche Menschen. Definitiv einer unserer absoluten Lieblingsurlaube! LG, Nina