Das Frühlingswetter zwingt uns zu einer Fahrradtour durch das Schaumburger Land. Es gibt schlechtere spontane Ideen. Und bessere Arten, sie umzusetzen… Unser Erfahrungsbericht von der LandTour Bückeburg (beziehungsweise den kurzen Teilen davon, die wir wirklich getroffen haben).
Es ist Wochenende, und das kann im Hause family4travel zwei Dinge bedeuten. Entweder Taschen packen für den Kurztrip und ab durch die Mitte. Oder Pflichttermine und ein Haufen Arbeit für die Erwachsenen, um die vergangenen auswärts verbrachten Wochenenden auszugleichen. Eigentlich ist dieses Wochenende nun eins von der unangenehmeren Sorte. Aber die Sonne scheint endlich einmal, die Hyazinthen knospen und die Schneeglöckchen blühen. Was soll man da machen? Wenn Frühling ist, ist Frühling. Also lassen wir alles stehen und liegen und brechen auf zur ersten Fahrradtour durchs Schaumburger Land im Jahr 2017.
Schaumburg ist voller Orte, an denen wir noch nicht waren
Wir mögen Reisen, die vor der eigenen Haustür beginnen. Trotzdem unternehmen wir sie viel zu selten. Obwohl ich mein ganzes Leben in meinem Heimatstädtchen Obernkirchen verbracht habe (bis auf das knappe Jahr unseres Europa-Roadtrips, versteht sich), finde ich immer noch viele Ecken, die ich noch nicht kenne. Ein großer Fundus an Prospekten und Broschüren aus der Tourist Information hilft mir dabei. Er nimmt eine ganze Schublade ein und dient den Jungs (und mir) bis heute gelegentlich als Bilderbuch-Alternative, die wir gern einfach mal so durchblättern.
Wir haben eine regelrechte Bucketlist für Ausflugsziele im Schaumburger Land und Umgebung: lauter Dinge, die wir längst besichtigt haben wollten. Das Besucherbergwerk in Kleinenbremen zum Beispiel, die Festung Wilhelmstein auf dem Steinhuder Meer, den Naturlehrpfad im alten Steinbruch von Liekwegen und das Bückeburger Mausoleum, das immerhin das größte der Welt in Privatbesitz ist. All das befindet sich keine halbe Stunde Fahrzeit von unserem Zuhause entfernt, und trotzdem haben wir es unseren Kindern noch nie gezeigt. Ziemlich doof eigentlich.
Mit dem Rad auf der LandTour Bückeburg
Für unsere spontane Fahrradtour fische ich das Faltblatt „Radkarte Schaumburger Land“ aus besagter Schublade. Im Landkreis Schaumburg und umzu gibt es gleich eine ganze Reihe von ausgeklügelten Tourenvorschlägen, die hier verzeichnet sind. Wir entscheiden uns für eine zurechtgestutzte Variante der LandTour Bückeburg. Die führt mehr oder weniger an unserer Haustür vorbei und lässt sich so abkürzen, dass sie auch mit Kindern an einem Samstagnachmittag zu schaffen ist.
Der Fahrtwind weht uns als milde Frühlingsluft um die Nasen. Obernkirchen schmiegt sich an die Flanke des Bückebergs, der ein Ausläufer des Weserberglands und mehr oder weniger der letzte Hügel vor der Nordsee ist. Die ersten Kilometer rollen die Räder beinahe von allein, durch Vehlen und Achum, bis wir endgültig in der Norddeutschen Tiefebene angekommen sind.
In dem beschaulichen Dorf Warber treffen wir zum ersten Mal auf einen Wegweiser der LandTour Bückeburg. Die 53 Kilometer lange Route beginnt offiziell am Bückeburger Bahnhof und führt im großen Bogen über Bad Eilsen und den Harrl bis nach Bad Hiddenserborn am Mittellandkanal und durch den Schaumburger Wald, vorbei am Jagdschloss Baum mit seiner Pyramide, wieder zurück.
Unsere Kurzversion beschränkt sich auf den Mittelteil, auf dem keine besonderen Sehenswürdigkeiten locken und stattdessen die Natur rund um die alten Bauerndörfer die Hauptrolle spielt.
Die erste Familien-Fahrradtour im Frühling hat ihre Tücken
Um es gleich vorwegzunehmen: So richtig gut funktioniert die Routenführung nicht, wenn man die Sache so spontan und unvorbereitet angeht wie wir. Die Karte aus der Tourist Information bietet eher einen groben Überblick. Und weil wir die Strecke ja nicht exakt nachfahren wollen (und weil wir nicht die aufmerksamsten Finder sind, und vielleicht auch doch, weil Schaumburgs Budget für Tourismus jetzt nicht direkt aus allen Nähten platzt und nicht so richtig viele davon in der Gegend stehen), klappt es nicht, sich einfach nach den Wegweisern zu richten. So verlieren wir unsere Route immer wieder.
Macht aber nichts, denn eigentlich ist es in der lieblichen Landschaft zwischen Feldern und Fachwerkhäusern überall recht schön.
An der Meinser Grundschule finden wir einen Spielplatz am Bach, und in Warber machen wir Pause an der kleinen Backsteinkirche. In Rusbend staune ich, welch hübsches Dorf sich in den Seitenstraßen verbirgt, denn für mich stand der Ortsname jahrzehntelang nur für die Kanalbrücke. Dort stehen wir eine Weile und schauen auf den breiten Wasserweg. Unter der Woche schieben sich hier schwer beladene Kähne von der Nordsee nach Berlin und zurück. Heute trainieren nur ein paar Ruderer.
Knapp zehn Kilometer haben wir inzwischen auf der Uhr, und so langsam beginnt das Quengeln über müde Beine und schmerzende Hinterteile. Im vergangenen Sommer haben wir lange Fahrradtouren ohne jeden Mucks unternommen. Mitte März muss sich aber wohl erst wieder Hornhaut bilden.
Als die Tour uns ein ganzes Stück direkt auf der Landstraße Richtung Hespe schickt (oder wir uns vielleicht auch mal wieder verfahren haben), kippt die familiäre Stimmung endgültig. Janis steigt ab, parkt zwischen kurviger Fahrbahn und Straßengraben und verschränkt die Arme. Offene Meuterei ist selten bei uns, und es bleibt uns nichts übrig, als sie ernstzunehmen. Also streichen wir die gekürzte Landtour noch einmal zusammen und machen uns nun völlig abseits der vorgeschlagenen Route auf den direkten Weg nach Hause.
Vorteil der Heim-Reise: Picknick im Garten
Bis wir dort ankommen, ist die schlechte Stimmung zum Glück verflogen. Wir bezwingen den Sirenengesang des Hofcafé Eggelmann in Gelldorf (das auch noch auf unserem Wunschzettel steht, aber wir haben immer noch unser Picknick in der Satteltasche), schaffen die leichte Steigung auf den heimatlichen Hügel und kommen gerade noch rechtzeitig zu Hause an, um die letzten Strahlen der Nachmittagssonne zu genießen. Eigentlich hatte ich einen Picknickplatz auf der LandTour angepeilt. Aber der Rasen hinter unserem Haus eignet sich auch hervorragend für diesen Zweck. Eilig reaktivieren wir die Gartenmöbel und widmen uns selbstgebackenen Muffins und dem inzwischen weitgereisten Tee aus der Thermoskanne.
„Eigentlich war es ja ganz schön“, sagt Silas gnädig.
„Aber beim nächsten Mal fahren wir nicht wieder so weit!“ fordert Janis.
„Wir sind schon vor Jahren bis nach Hameln gefahren, und ihr habt nicht mal gemeckert“, erinnert Martin die Jungs.
Wir müssen wohl einfach wieder ein bisschen üben…
Fahrradfahren im Schaumburger Land: So läuft es (besser als bei uns)
Schaumburg ist ein prima Fahrrad-Gebiet. Die meisten Straßen haben Radwege, und nördlich von Obernkirchen und östlich von Bückeburg ist alles flach. Gerade mit kleinen Kindern eignet sich das Revier hervorragend für Fahrradtouren.
Damit unser nächster Ausflug auf zwei Rädern besser klappt, schreibe ich mir aber einige Dinge hinter die Ohren.
- Vorsatz #1: Spontan ist super, aber nächstes Mal werden wir unsere Route zu Hause festlegen und dabei auch checken, ob es an den entsprechenden Landstraßen wirklich Radwege gibt.
- Vorsatz #2: Wenn wir es schaffen, uns wirklich an eine der vorgeschlagenen Routen zu halten, nutzen wir auch das Material, das dafür zur Verfügung steht. Zur Bückeburger Landtour gibt es zum Beispiel eine eigene Internetseite der Stadt Bückeburg, komplett mit interaktiver Karte und Hinweisen auf die 14 Erzählstationen entlang der Strecke, die wir tatsächlich alle verpasst haben.
- Vorsatz #3: Wir picknicken dann, wenn es nötig ist, und nehmen genügend Motivationskekse mit, um Meuterei frühzeitig entgegenzuwirken.
- Vorsatz #4: Lieber eine kurze Fahrradtour mit vielen Pausen und fröhlichen Kindern, als auf Teufel komm raus eine feste Strecke absolvieren zu wollen. Wir können uns ja immer wieder einen anderen Abschnitt vornehmen.
- Vorsatz #5: Nicht wieder so lange warten, bis wir die nächste Reise vor unserer Haustür im Schaumburger Land unternehmen!
PassengerOnEarth veranstaltet eine Blogparade zum Thema „Schönste Radtouren in Deutschland„. Auch hier lohnt sich das Schmökern!
Transparenzhinweis: Als glühende Lokalpatriotin mache ich gerne Werbung für meine Heimat. Aber obwohl ich weiß, dass der Geschäftsführer des Schaumburger Land Tourismusmarketings sich freut, wenn ich was über unsere Gegend schreibe, ist in diesem Fall kein Geld geflossen und dieser Artikel damit ein ganz normaler freier Blogbeitrag.
Das erinnert mich: ich muss auch mal wieder dringend nach Bückeburg und umzu! Die Gegend ist so herrlich!
LG
Ulrike
Ja, das ist sie wirklich!
Hallo Frau Hahn, über Ihren Beitrag habe ich mich gefreut. Zur besseren Orientierung senden wir Ihnen die neue Radwanderkarte Schaumburger Land Bückeburg zu, die wir zusammen mit der BVA erstellt haben.
Schöne Frühlongstage wünscht Ihnen und Ihrer Familie
Olaf Boegner
Haha, die können wir wirklich gut gebrauchen, offenbar. Wobei die Internetseite ja sogar auch die interaktive Karte dabei hat, was super ist – wenn man denn darauf kommt, rechtzeitig dort nachzugucken. :)
Als Nicht-Radfahrerin hatte ich gerade sehr viel Spass daran, eure Route auf Google Maps nachzureisen! Aber es wäre wohl auch im wirklichen Leben wert, dort zu … laufen. Die Gegend ist wirklich herrlich.
Ja klar, auch zu Fuß ist es schön dort. Wobei es in der flachen Gegend halt schon viel geradeaus geht. Zum Spazierengehen würde ich eher den Bückeberg oder den Harrl empfehlen, wo es ein bisschen rauf und runter geht und landschaftlich auch abwechslungsreicher ist.
Liebe Lena, das stelle ich auch immer wieder fest: vor der eigenen Haustür ist man viel zu selten unterwegs. Es gibt so viele Ausflugsziele, die wir vielleicht nicht gerade mit dem Fahrrad aber auf jeden Fall ganz schnell mit dem Auto erreichen könnten. Und es irgendwie nie schaffen. Ist doch echt ’ne Schande! Und Picknick im Garten ist super! Wir campen manchmal in unserem Garten (direkt am Haus) und fühlen uns morgens beim Aufwachen am kleinen Teich wie im Urlaub. Manchmal ist wenig so viel… Herzliche Grüße!! Nina
Camping im Garten, das ist auch eine witzige Idee! Es kommt echt nur auf die Einstellung an.
Wir sagen manchmal an meilenweit entfernten Orten am anderen Ende von Deutschland oder Europa: „Total schön hier! Ein bisschen wie bei uns im Auetal“, oder: „Der Sonnenuntergang ist hier ja fast so toll wie bei uns vorm Wohnzimmerfenster“. :)