[Reiseblogger-Kooperation] Bremerhaven ist die größte Stadt an der deutschen Nordseeküste. Ich bin mir sicher: Sie ist auch die allerbeste Adresse im ganzen Norden für einen Städte-Trip mit Kindern. Selten habe ich eine Stadt erlebt, die Familien auf so engem Raum so viel und so Hochwertiges bietet wie die Havenwelten. Unser Erfahrungsbericht vom idealen Wochenend-Trip nach Bremerhaven mit Kindern.
Als wir an diesem Freitagnachmittag ins Auto steigen, wissen wir schon, dass uns ein grandioses Wochenende erwartet. Klimahaus und Auswandererhaus – die beiden touristischen Aushängeschilder der Stadt – kennen wir schon von einem Besuch aus meiner Prä-Blogger-Ära im Januar 2012. Damals habe ich praktisch keine Fotos gemacht, und so ließ sich die Angelegenheit nie im family4travel-Blog verwerten, obwohl ich die Stadt für so empfehlenswert halte. Als ich auf der ITB in Berlin Dörte vom Tourismusmarketing Bremerhaven kennenlernte, zögerte ich deshalb nicht, mit ihr eine Recherchereise zum Thema „Bremerhaven mit Kindern“ auszukungeln.
Anreise mit Hindernis
Beim ersten Mal Bremerhaven waren unsere Jungs fünf und sieben Jahre alt. Jetzt sind sie fast elf und 13, ein ganz anderes Kaliber. Trotzdem sind wir uns sicher: Bremerhaven wird uns auch diesmal gefallen.
Einen kurzzeitigen Dämpfer erfährt unsere Begeisterung, als wir nach einer halben Stunde auf der Landstraße feststellen, dass wir die wichtigste Tasche zu Hause stehen lassen haben. Nicht nur die ganzen Kinderklamotten sind da drin, auch die Waschtasche. Klassiker (und das, nachdem ich gerade erst damit angegeben habe, wie toll wir packen können).
Eine gute Stunde später sind wir wieder auf dem Patt. Dass das mit dem Weserstrandbad heute nichts mehr wird, das uns Dörte in unseren Programmvorschlag geschrieben hat, sagt uns aber nicht nur die Uhr, sondern auch der Himmel: Es gießt in Strömen.
Regenwetter ist aber gar nicht so schlimm, wenn man Bremerhaven mit Kindern erkunden will, weil die Hauptattraktionen alle drinnen sind und so nah beieinander liegen. Ich würde sogar sagen, Bremerhaven ist deshalb auch der ideale Städte-Trip für die Winterferien.
Bremerhaven mit Kindern: Zum Auftakt Fisch mit Bratkartoffeln
Zum Abendessen haben wir uns mit Silas‘ Patentante verabredet, die ganz in der Nähe wohnt. Auf ihre Empfehlung hin speisen wir in der Villa Seebeck. Da ist es schick, nicht ganz billig, aber lecker. Und einmal frischen Fisch mit Bratkartoffeln wollten wir uns schon gönnen, wenn wir an der Nordsee sind.
Silas‘ Kopf kippt gegen meine Schulter. „Ich bin müde“, gibt der Zehnjährige unumwunden zu. Tante Tina und ihr Freund müssen morgen um vier Uhr raus, weil sie im Containerhafen arbeiten (der zu den größten weltweit zählt). Also endet unser erster Tag in Bremerhaven recht fix.
Halb Ferienwohnung, halb Hotel: Das im-Jaich Boardinghouse Bremerhaven
Vorher müssen wir noch unser Wochenend-Domizil beziehen. Dörte hat für uns eine Kapitänsuite im Boardinghouse der Kette im-Jaich gebucht. Das ist mitten in den Havenwelten (Bremerhavens Version einer stylischen Hafen-City), und wer mit seinem Segelboot anreist, kann das im dazugehörigen Jachthafen vertäuen.
Für schnöde Autofahrer wie uns gibt es auch Parkplätze.
Der Late Check-in mit Code und Schlüsselbox funktioniert problemlos. Einen Moment lang genießen wir noch die Aussicht über das maritime Lichtermeer, dann fallen wir in unsere Kojen.
Der nächste Tag beginnt mit einem ausgiebigen Frühstück im Bistro Übersee. Die Gäste im Boardinghouse haben zwar alle eine Selbstversorger-Küche in ihren Appartments und Suiten, können aber nach Voranmeldung für 9,50 Euro pro Person frühstücken. Die Auswahl ist für den Preis wirklich gut, alle Kaffeespezialitäten sind inklusive. Wir genießen Müsli, Brötchen und Rührei mit Blick auf die Segeljachten. Für kleinere Kinder gibt es eine Spielkiste mit Holzeisenbahnschienen.
Unterkünfte für Familien gibt es im im-Jaich Boardinghouse ab 147 € pro Nacht. Mehr Infos auf der Webseite.
Muss auch bei Regen: Bummel durch die Havenwelten
Um zehn Uhr öffnen die Attraktionen der Havenwelten. Da es immer noch regnet, lassen wir uns Zeit beim Frühstück, denn die Strecke an sich ist kurz. Sieben Minuten Fußweg gibt Google bis zum Auswandererhaus an.
Wir brauchen dann trotzdem eine halbe Stunde. Es ist einfach zu spannend um uns herum! Hier die breite Mündung der Weser, die bei uns zu Hause so viel schlanker ist, da ein Leuchtturm, dort die Schleusenbrücke, die automatisch aufschwenkt, wenn ein Boot den Hafen verlassen will. Und dann erst all die Schiffe! Der Großsegler Alexander von Humbold 2 („das Schiff aus der Becks-Werbung“) legt an diesem Morgen nach langer Zeit wieder in seinem Heimathafen an. Am Kai steigt ein regelrechtes Begrüßungsfest – trotz Regenwetter.
Gleich nebenan liegt der Zoo am Meer, den wir von unserem letzten Besuch kennen. Und als Martin den Rollklappmechanismus der Fußgängerbrücke direkt am Auswandererhaus entdeckt, ist es ganz vorbei. Mitten im Regen stehen meine drei technikbegeisterten Jungs und müssen sich alles ganz genau vergegenwärtigen.
Das Auswandererhaus Bremerhaven
Das Konzept des Auswandererhauses ist ein ganz besonderes. Unsere Erlebnisse in der Ausstellung über Aus- und Einwanderung sind so umfangreich, dass ich diesen Punkt ausgegliedert habe. Was genau es da zu sehen gibt, inwiefern sich ein Besuch lohnt und ob man dazu wirklich die Kinder mitnehmen sollte, berichte ich in aller Ausführlichkeit in diesem separaten Beitrag:
Spaziergang zum Fischereihafen
Als wir das Auswandererhaus rund drei Stunden später wieder verlassen, hat es aufgehört zu regnen. Nächste Station auf unserem Programm ist die Phänomenta im Fischereihafen. Der ist zu Fuß eine Dreiviertelstunde entfernt. Martin möchte unbedingt laufen, und so tun wir ihm den Gefallen.
Zunächst ist der Weg auch noch spannend: Es geht am Schifffahrtsmuseum vorbei (eine Attraktion, die mich persönlich jetzt nicht so wahnsinnig reizt, die aber unter maritimen Fans hoch im Kurs steht). Dann kommt ein schöner Spielplatz, und immer wieder viele, viele Boote. Bremerhaven ist wirklich eine echte Seemannsstadt.
Dann aber laufen wir erst an einer stark befahrenen Straße entlang, danach durch ein Gebiet, das halb Hafen, halb Industriebrache zu sein scheint. Auf dem Rückweg schlagen wir einen langen Bogen durch nichtssagende Wohngebiete.
Mein Tipp: Nehmt lieber den Bus! :) Oder macht den Marsch spannend durch Geocaching. Dass es genau auf dieser Route den Multi-Cache „Fish the Cache“ gibt, hab ich leider zu spät geschnallt.
Schaufenster Fischereihafen
Unser Mittagessen erledigen wir im „Schaufenster Fischereihafen“. In der ehemaligen Fischpackhalle reihen sich eine Menge Restaurants und Läden aneinander.
Wir entscheiden uns kostenbewusst für ein Fischbrötchen auf die Hand. Das essen wir unter dem Vordach, denn inzwischen regnet es wieder…
Phänomenta Bremerhaven
Die Phänomenta ist eine naturwissenschaftlich-technische Ausstellung, die sich unter dem Motto „Anfassen erwünscht“ in erster Linie an Familien mit Kindern richtet. Die Jungs kennen das schon aus anderen Orten: Hier darf nach Herzenslust experimentiert werden. Genau das Richtige für meinen Maschinenbau-Ingenieur und seine Söhne.
Janis und Martin führen optische Experimente mit Linsen durch, Silas spielt die Star-Wars-Melodie mit einem alten Badelatschen auf Dachrinnenrohren. Ich konzentriere mich derweil auf die hölzernen Logik-Puzzel.
Die Jungs haben einen Heidenspaß und würden am liebsten den ganzen Tag bleiben. Meine Kritik ist dieselbe wie bei allen ähnlichen Ausstellungen, die wir besucht haben: Mir sind zu wenig Informationen vorhanden. So viele Phänomene lassen sich herbeiführen und beobachten, aber warum sie geschehen, verrät die Ausstellung selten. Klar, weil sie für Kinder gemacht ist und die detaillierten physikalischen Zusammenhänge eh selbst mein erwachsenes Hirn überfordern. Aber die Jungs stellen Fragen, die oft nicht einmal Martin beantworten kann.
Aber egal, sie sind mit Feuereifer dabei, und das allein zählt ja schon eine Menge. Ich würde sagen, Kinder ab dem Grundschulalter lassen sich hier locker für zwei, drei Stunden beschäftigen.
Die Phänomenta ist täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eine Familienkarte kostet 15 €. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage.
Durch den Sonnenschein an den Abendbrotstisch
Auf dem Heimweg haben wir Glück, denn die Sonne ist hervorgekommen, und wir laufen unter herrlich blauem Himmel. Auf einmal sieht Bremerhaven noch viel schöner aus!
Auf der Suche nach einem Supermarkt finden wir dann auch heraus, dass Bremerhavens Fußgängerzone (die Bürgermeister-Smidt-Straße) im Gegensatz zu den Havenwelten keinen Umweg wert ist. Hier herrscht eher 70er-Jahre-Charme.
Im Columbus-Center besorgen wir uns alles, was wir für ein fürstliches Mahl in unserer Appartment-Küche brauchen. Es gibt Nudeln mit Tomatensoße, zum Nachtisch Joghurt mit Apfelmus und Schokoladenstückchen. Inklusive Getränken sind wir mit knapp zehn Euro dabei – ein preislich sehr angenehmer Unterschied zu den 70 Euro am Vorabend (der ohne Nachtisch, und ohne alkoholische Getränke blieb).
Im direkten Vergleich merken wir wieder einmal, wie sehr sich Selbstversorger-Unterkünfte auch beim Städtetrip mit Familie rechnen.
Klimahaus Bremerhaven
Am nächsten Morgen genießen wir noch einmal die herrliche Aussicht über die Havenwelten und unser Frühstück im Bistro Übersee. Dann checken wir aus unserem Kurzzeit-Heim aus und schlendern hinüber zum Klimahaus.
Das ist nicht nur meiner Meinung nach die mit Abstand grandioseste Attraktion Bremerhavens! Schon bei unserem ersten Besuch vor fünf Jahren waren wir so hochgradig begeistert, dass wir von morgens um zehn blieben, bis man uns abends um sechs höflich vor die Tür kehrte. Diesmal haben wir es ähnlich gehalten.
Einen ausführlichen Bericht über die virtuelle Weltreise an einem Tag, inklusive Begründung, warum ich davon so eingenommen bin, gibt es hier im Blog:
Bremerhaven mit Teenagern und Kleinkind
Inzwischen sind wir ein weiteres Mal mit Kindern in Bremerhaven gewesen. Die Jungs sind inzwischen Teenager und haben eine kleine Schwester bekommen. Unser Kurztrip zu fünft war ebenfalls ein voller Erfolg. Wir haben noch viele weitere tolle Attraktionen und Sehenswürdigkeiten von Bremerhaven entdeckt. Während wir Mädels im Zoo waren, hat der männliche Teil der Familie den riesigen Containerhafen mit dem HavenBus erkundet und wahr sehr begeistert. Was wir sonst noch erkundet haben, steht ausführlich in diesem Bericht:
Bremerhaven: Kurztrip mit Teenagern und Kleinkind.
Noch mehr Erfahrungsberichte über Bremerhaven mit Kindern
Ich hab mal geguckt, welche Blogger-Kollegen mit Familie sonst noch über Bremerhaven berichtet haben.
- Andi und Jenny von Travelisto haben so ziemlich dieselbe Tour mit zwei deutlich kleineren Jungs gemacht, allerdings – Respekt! – deutlich mehr Programm untergekriegt als wir.
- Julia von den Jägern des verlorenen Schmatzes war mit Bulli und Kind ganz in der Nähe von Bremerhaven in hauptsächlich kulinarischer Mission unterwegs.
Transparenzhinweis: Ich hab’s ja nicht gerade zwischen den Zeilen versteckt: Unser Wochenende in Bremerhaven wurde von Erlebnis Bremerhaven, der Gesellschaft für Touristik, Marketing und Veranstaltungen mbH unterstützt, indem Übernachtung und Frühstück übernommen wurden. Auch im Auswandererhaus, in der Phänomenta und im Klimahaus mussten wir keinen Eintritt zahlen. Das ist super, denn nur so können wir es uns leisten, so viel für euch auszuprobieren, um euch dann davon zu berichten. Unsere Meinung lassen wir davon nicht beeinflussen.
Also ist es doch auch Dir passiert.. /kicher/
Ich habe mir Bremerhaven immer irgendwie fad vorgestellt, und da ich von einer Stadt vor allem tolle alte Architektur erwarte, steht sie noch immer nicht auf meiner Wunschliste. Meinen Kindern werde ich aber erstmal nicht verraten, was Phänomenta ist und dass es in Bremerhaven so viel Interessantes für die Jungs gibt, sonst…
Nein, tolle alte Architektur hat Bremerhaven nicht so. Da würde ich in der Gegend eher Bremen empfehlen. Oder Lübeck, das ist traumhaft! Aber grad so mit etwas älteren Kindern und bei nicht so traumhaftem Wetter ist Bremerhaven mit diesen Sehenswürdigkeiten top.
Moin liebe Lena,
herzlichen Dank für deine schönen, ausführlichen und so lebendig geschriebenen Beiträge. dass der Wettergott nicht so nett zu euch war, tut mir ja leid – umso fantastischer, dass ihr das Beste daraus gemacht habt. Da du ja praktisch das Programm für den nächsten Aufenthalt schon gestrickt hast, melde dich doch bitte einfach, wenn euch nach Umsetzung ist. :-)
Herzliche Grüße aus Bremerhaven von Dörte
Vielen lieben Dank noch mal, das war echt eine feine Aktion! Dein Angebot nehme ich ganz bestimmt an – vielleicht in zwei, drei Jahren unter dem Motto „Bremerhaven mit Teens“. Dann hab ich das Set voll. :)
Bremerhaven hat man ja als kinderfreundlichen Städtetrip gar nicht so auf dem Schirm – wir zumindest früher nicht. Aber wie ihr es auch erlebt habt gibt es eine Menge toller Sehenswürdigkeiten. Und die meisten sind ja nicht weit voneinander entfernt. Trotzdem hätten wir locker seinerzeit noch einen Tag länger bleiben können, denn das Auswandererhaus haben wir dann nicht mehr geschafft ;-)
[…] das Schaufenster Fischereihafen, die Phänomenta und das Klimahaus vor. Für den Titel Bremerhaven mit Kindern – Der ideale Städte-Trip und ihr Fazit sind wir natürlich ganz besonders […]
Mein Sohn (7) und ich fahren am Wochenende nach Bremerhaven und nach dem Lesen deines Berichtes freue ich mich nun riesig. Ach, ich liebe es Neues zu entdecken und begeistert zu sein.
Das freut mich! Ich wünsche euch ganz viel Spaß in Bremerhaven!!
[…] -> Die Family4travel war ebenfalls begeistert von Bremerhaven […]