Nach vier Jahren gründlicher Sanierung ist der Aquazoo Löbbecke-Museum wieder geöffnet. Wir haben uns angeguckt, was aus Düsseldorfs Aushängeschild in Sachen Unterhaltung und Bildung geworden ist. Vorweg kann ich eins sagen: Wir haben uns ganz schön in den Hintern gebissen – dass wir viel zu wenig Zeit mitgebracht haben. Der Aquazoo Düsseldorf ist nämlich ein grandioses Ausflugsziel mit Kindern (und ohne)!
Zunächst muss ich zugeben: Ich kannte den alten Aquazoo nicht. Wie viel besser oder wie viel anders die neu konzeptionierte Ausstellung geworden ist, kann ich also nicht beurteilen. Ich weiß nur: Mir gefällt die Mischung aus Aquarium und Museum so hervorragend.
Sneak Preview im Aquazoo
Ich hab das schon mal erzählt: Unser Wochenend-Trip nach Düsseldorf ist äußerlich motiviert, ich will vor allem meine Liste der Landeshauptstädte voll kriegen. Wir planen also eine Reise in NRWs Kapitale, und ich gucke: Was kann man denn in Düsseldorf mit Kindern so machen?
Sehr schnell stoße ich dabei auf den Aquazoo. Und dann auf den Fakt: Der ist zu und wird schon seit Jahren renoviert. Aber dann haben wir Glück. Weil unsere Reise als Blogger-Kooperation läuft, ergibt es sich, dass Zoodirektor Jochen Reiter von meinem Interesse erfährt und uns kurzerhand persönlich zu einer kleinen Führung eine Woche vor der offiziellen Wiedereröffnung einlädt.
Fast alles ist schon fertig, die letzten Kleinigkeiten werden noch hinter den Kulissen gerichtet, als der promovierte Biologe uns in der neugestalteten Eingangshalle vor dem Wal-Skelett begrüßt. Die Jungs staunen, fühlen sich ans Ozeaneum in Stralsund erinnert. „Fische von innen“ gibt es im Aquazoo genauso wie „Fische von außen“, also lebendig in Aquarien.
Und das gilt nicht nur für Fische, sondern für alle möglichen Wasserbewohner, von der Schildkröte bis zum Papageientaucher. Letztere tummeln sich nebenan in einem großen Becken. Nachdem wir sie neulich erst in Schottland in freier Wildbahn gesehen haben (aber natürlich von ziemlich weit weg), kleben die Jungs an der Scheibe, um ihre Eindrücke aufzufrischen.
Edutainment at its best
Uns Großen erläutert Jochen Reiter währenddessen das Konzept seines Hauses. Es ist nicht nur interaktiv, wie es heute ja schon zum guten Ton gehört, sondern schon immer dual. Unterhaltung und Bildung eben, oder Edutainment, wie man neuerdings dazu sagt. Zoo und Museum gleichermaßen, perfekt verzahnt. Daher rührt auch der recht sperrige Name Aquazoo Löbbecke Museum. Die Einrichtung ist weder das eine, noch das andere – sie ist von Grund auf beides.
Löbbecke ist dabei übrigens der Name des Gründers. Theodor Löbbecke war eigentlich Apotheker, sammelte aber Schnecken und Muscheln mit wissenschaftlichem Interesse. Nach seinem Tod um die vorige Jahrhundertwende entstand aus seinem Nachlass ein Museum, das in den 1980ern im neuen Aquazoo mit aufging.
Evolution Marsch!
Der heutige Hausherr führt uns der Reihe nach durch die neue Ausstellung. Dabei folgen wir dem Weg der Evolution. Von der Ursuppe aus landen wir bei den Schwämmen und Würmern. Bei den Kopffüßern dürfen die Jungs selbst Hand anlegen. Die Schale eines Nautilus kann und darf im Wortsinn „begriffen“ werden. Überall im Haus gibt es Stationen für ganz handfeste Sinneserfahrungen.
Alles ist bis aufs i-Tüpfelchen durchdacht, Farbschema und Beleuchtungskonzept sind genau auf die Ausstellungsräume abgestimmt. Jochen Reiter macht uns auf so viele Details aufmerksam und strahlt dabei eine hochansteckende Begeisterung aus. Mit ganz viel Liebe und Bedacht wurden hier so einige Millionen investiert. Die meisten davon sind freilich hinter den Kulissen zum Einsatz gekommen, denn im 1987 eröffneten Haus war die Technik böse in die Jahre gekommen.
Eine Erbschaft in Höhe von 1,8 Millionen kam da gerade recht, um auch eine publikumswirksame Neuerung einbauen zu können. Das Haifischbecken heißt deshalb nun Anton-Lendle-Riff und beinhaltet in einer täuschend echt wirkenden Unterwasserlandschaft auch majestätisch dahinschwebende Rochen und Muränen.
Bunt ist alle Theorie
Uns interessiert vor allem auch die theoretische Seite. Wir wollen nicht nur gucken, wir wollen auch was lernen. Mit dieser Einstellung sind wir im Aquazoo Löbbecke Museum genau richtig. 900.000 Objekte nennt die Institution ihr eigen.
Klar, längst nicht alle sind hier oben in der Ausstellung zu sehen, aber bei der riesigen Auswahl ist das Niveau denkbar hoch. Es gibt fantastische Modelle, etwa, wie ein Seestern von innen aussieht. In der neuen Ausstellung „Meer und Mensch“ können wir selbstständig durch Mikroskope schauen und eine simulierte Tauchfahrt mit einem U-Boot unternehmen. Auch klassische Wissensvermittlung über Texte und Bilder gibt es, selbstverständlich modern gestaltet und umgesetzt. Ich bin hochzufrieden und bedauere lediglich, dass wir nicht die Zeit haben, uns mindestens einen ganzen Vormittag in all die verschiedenen Themengebiete zu vergraben.
Expedition in die Tropen
Ein besonderer Leckerbissen ist der Regenwald im Zentrum der Anlage. Klar kann man hier einfach nur kurz durchlaufen und einen Blick auf Schildkröten und Alligatoren werfen, die unter dem Holzbohlenweg im Wasser dümpeln. Die Bepflanzung des Tropenbereichs mit 25 verschiedenen Arten, von der Bananenstaude bis zur Ölpalme, durch die frisch geschlüpfte Schmetterlinge flattern, ist aber ein Highlight für sich. Wer mag, kann die tropische Pflanzenwelt mit einem eigenen kleinen „Reiseführer“ in Form von laminierten Karten erkunden.
Aquazoo speziell für Kinder
Der Aquazoo Löbbecke Museum ist der größte außerschulische Lernort in Düsseldorf. Bis zu 600 Schulklassen sollen jährlich durch die Ausstellung laufen. Kein Wunder, dass das Ausflugsziel auch bei Lehrern und Schülern so beliebt ist, denn besser als hier geht Biologie zum Anfassen kaum.
Auch kleinere Kinder können im Aquazoo eine Menge Spaß haben. Alle Aquarien sind für kleine Leute über Trittstufen zu erreichen. Die Mitmach-Stationen vermitteln ebenso leicht einen Zugang zur Materie wie die Animationsfilme mit Theodor dem Schlammspringer, die Themen wie Landgang und Osmose kindgerecht erklären.
Aquazoo Löbbecke Museum aus Kindersicht
Das sagt Silas (10 Jahre alt): „Ich fand den Aspekt toll, dass man nicht nur Tiere betrachten, sondern auch was lernen konnte, also dieses ‚Museum und Zoo in einem‘. Die Pinguine fand ich toll, und den Dschungel. Und ich habe sehr viel darüber gelernt, wie sich die Meere in ihrem Salzgehalt unterscheiden, im Gegensatz zu Flüssen, und was das für Auswirkungen auf die Tiere hat, die darin leben. Also, wenn man in Düsseldorf ist, sollte man dem Aquazoo einen Besuch abstatten.“
Das sagt Janis (13 Jahre alt): „Ich fand vor allem die Krokodile in dem Wasserbecken cool, die man sich von oben und von unten angucken konnte. Und diese Filmchen fand ich nett gemacht, vor allem auch für kleinere Kinder. Man konnte ganz viel selbst erkunden, und das fand ich gut.“
Praktische Infos zum Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf
Adresse (fürs Navi): Kaiserswerther Str. 380 in Düsseldorf. Parkplätze gibt es direkt vorm Haus, weitere im Messeparkhaus P4 (alle gebührenpflichtig).
Anfahrt mit Öffis: U78 und U79 fahren zur Haltestelle „Nordpark/Aquazoo“
Öffnungszeiten: täglich 10 bis 20 Uhr (im Winter nur bis 18 Uhr)
Eintrittspreise: Eine Familienkarte (2+x) kostet 18 Euro. Einzeln zahlen Erwachsene 9 Euro, Kinder von sechs bis 18 Jahren 5 Euro, darunter frei. Im Vorverkauf sind die Tickets etwas teurer, dafür geht es dann ohne Schlange.
Andere tolle Edutainment-Ausflugsziele in Deutschland
Wer das Konzept des Düsseldorfer Aquazoos mag, dem werden wahrscheinlich auch diese Ausflugsziele gefallen, die wir ausprobiert, für gut bis grandios befunden (und darüber gebloggt) haben:
- Klimahaus Bremerhaven: die interaktive Reise einmal um die Welt
- Zoo Rostock mit Darwineum: vom Einzeller bis zum Menschen(affen)
- Ozeaneum Stralsund: ein ähnlicher Hybrid aus Aquarium und Museum
- Auswandererhaus Bremerhaven: beinahe bühnenreife Inszenierung der Migrationsgeschichte
- Varusschlacht Kalkriese bei Osnabrück: schon mehr Ausstellung als „Was zum Gucken“, aber supertoll gemacht
Unsere Top Ten deutscher Museen
Übrigens: Der Aquazoo Löbbecke Museum hat es in unsere ganz persönlichen Top Ten der Museen in Deutschland geschafft!
Mit Kindern ins Museum: Unsere Top Ten der besten Museen in Deutschland
Transparenzhinweis: Steht ja im Klartext, trotzdem noch mal ausdrücklich: Wir waren auf Einladung im Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf. Dass wir einen eigenständigen Artikel darüber schreiben, war keine Voraussetzung, und was drin stehen sollte, schon gar nicht. Eine unabhängige Meinung ist uns wichtig und Voraussetzung für unsere Arbeit als Blogger.
Toll, danke für den Einblick. ich war vor Jahren – als ich noch keine Kinder hatte – mal im Aquazoo. Aber nun hat sich anscheinend viel verändert. Deshalb wandert das jetzt mal auf meine „nochmal besuchen“-Liste :-)
Liebe Grüße, Anna
Wie gesagt, ich kannte es vorher nicht, aber ich fand es jetzt wirklich, wirklich toll!
[…] skelettierte Museumsstücke. Ein Farbkonzept unterstreicht die unterschiedlichen Konzepträume. Family4travel mit Kids war […]