So lange hatten wir uns darauf gefreut, München mit Kindern zu erkunden. Die Landeshauptstadt sollte ein Höhepunkt unseres Bayern-Roadtrips in den Herbstferien sein. Aber wenn die sich bis in den November hineinziehen, kommt schlechtes Wetter nicht eben überraschend. Zum Glück hatten wir uns vorbereitet und kamen mit den leicht widrigen Umständen gut zurecht. Unser Erfahrungsbericht, inklusive Hotel-Tipp für Familien.
München bei Regen und Sturm
An einem düsteren Sonntagabend beziehen wir unser Hotel in einem Münchner Außenbezirk. Ein Sturmtief hat unsere Anreise von Bad Reichenhall her bestimmt. Viele Autobahnen waren gesperrt, und wir mussten über die Landstraßen kriechen. Auch für den kommenden Tag verheißt der Wetterbericht nichts Gutes. München gibt sich nicht eben Mühe mit uns.
Wir haben nur einen einzigen vollen Tag zur Verfügung, um München mit Kindern zu erkunden. Wie sich herausstellt, ist das angesichts des Regenwetters aber gar nicht so verkehrt. Zu ausgedehnten Sightseeing-Touren hat bei Kälte und Nieselregen niemand lange Lust.
Das Deutsche Museum auf der Museumsinsel in München
Das Deutsche Museum ist unser Hauptprogrammpunkt. Von unserem Hotel aus fahren wir eine knappe halbe Stunde mit der S-Bahn bis zur Haltestelle Isartor und laufen dann in wenigen Minuten bis zur Museumsinsel.
Wer nur einen Tag in München verbringt, ist mit dem größten naturwissenschaftlich-technischen Museum der Welt (!) mehr als gut ausgelastet. Wir hätten vermutlich eine Woche in dem Komplex verbringen können, bevor uns langweilig geworden wäre.
Hier geht es zu unseren Praxis-Tipps zum Besuch im Deutschen Museum mit Kindern.
Raus in die Stadt – oder einfach im Deutschen Museum bleiben?
Am späten Nachmittag pellen Silas und ich uns schweren Herzens aus dem Museum. Janis will sich unbedingt noch die Vorführung im Flugsimulator angucken, und dann will er noch ins Bergwerk, und dass er die Astronomie auf keinen Fall mehr ganz durch schaffen wird, ärgert ihn jetzt schon. Martin, der Ingenieur mit Leidenschaft für alles Technische, würde ohnehin am liebsten ganz in dem Gebäudekomplex einziehen. Sein jüngerer Sohn und ich sehen uns jedoch moralisch verpflichtet, auch von der Stadt um das Museum drum rum noch etwas mitzukriegen.
„Wenn wir schon mal in München sind, dann sollten wir uns auch München angucken“, bestimmt der Zehnjährige nachdrücklich. (Eine Silas-typische Grundhaltung, die uns schon ins Berliner Reichstagsgebäude und ins UNO-Hauptquartier in Genf geführt hat.)
Sightseeing in der Münchner Innenstadt
Wir haben einen Kinder-Reiseführer für München dabei (siehe unten). So finden wir problemlos in die innere City der bayerischen Hauptstadt. Auf dem Viktualienmarkt sehen wir uns die bunten Auslagen der Obst- und Gemüsehändler an. („Den Naschmarkt in Wien fand ich aber cooler“, sagt Silas.)
Dann schlendern wir weiter durch Wind und Nieselregen, um am Marienplatz das Rathaus zu begutachten. („Erinnert mich an, ähm, wie heißt die Stadt, in der auch das Miniatur-Wunderland ist?“, sagt Silas. Ich beginne mich zu fragen, ob man mit Kindern auch einfach zu viel reisen kann. – Obwohl er recht hat: Das Hamburger Rathaus sieht dem in München durchaus ein bisschen ähnlich.)
Als wir die Frauenkirche besichtigen, warte ich die ganze Zeit auf seinen Einwurf, dass wir die doch schon in Dresden angeguckt haben. Aber da ist er zu sehr mit Motzen beschäftigt, dass er nicht wieder raus in die Kälte will.
Zum Glück hat unser Reiseführer einen Kompromissvorschlag parat: die Fünf Höfe. Die Einkaufspassage ist größtenteils überdacht und bietet neben (teils astronomisch teuren) Geschäften einiges zum Gucken. Besonders witzig sind die „Hängenden Gärten“ der Künstlerin Tita Giese. Unser Reiseführer lenkt unsere Blicke nach oben und weiß einiges zu erzählen über die durchdachte Bepflanzung der Glasdecke.
Auch in den anderen Bereichen der Passage befinden sich Kunstwerke, auf die uns „Paula“ aufmerksam macht. Die Zeit bis zum verabredeten Treffen mit dem Rest der Familie schlagen wir dann einfach in der Buchhandlung tot. München oder egal wo, ein Buchladen zieht immer.
Schöne Cafés in München – Fehlanzeige
München mit Kindern (oder ohne) – für uns gehört ein Café-Besuch eigentlich zu jedem erfolgreichen Städtetrip dazu. Schöne familienfreundliche Cafés in der Innenstadt von München haben wir jedoch vergebens gesucht. Mein Café-Finder der Wahl ist immer meine GoogleMaps-App. Die präsentiert mir auch eine ganze Reihe Orte, an denen es angeblich „den besten Kaffee“ gäbe. Leider entpuppen die sich einer nach dem anderen als entweder winzig und überfüllt, Open-Air-Marktstände oder Fast-Food-Filialisten. So ein richtig schönes Café, wo man sich gerne mal ein Stündchen entspannt und im Reiseführer schmökert, finden wir nicht.
Eine Freundin aus München hat mir hinterher gesagt, die Stadt habe halt nicht so die Café-Kultur. Ein Biergarten-Besuch ist natürlich eh authentischer. Gehen die Münchner im Winter dann mit der ganzen Familie ins Wirtshaus? Dieser Angelegenheit bin ich leider nicht ganz auf die Spur gekommen.
Nachdem die Kaffeezeit ohnehin schon rum ist, entscheiden wir uns letztlich für ein Abendessen in der hübsch gestalteten Filiale von „dean & david“ in einem Seitenarm der Fünf Höfe. Frische Sandwiches, Salate und Smoothies sind immer noch besser als die Fast-Food-Ketten.
Literatur-Tipps: München-Reiseführer für Kinder
Wir haben extra einen München-Stadtführer für Kinder im Gepäck, und der hat uns gute Dienste geleistet: „München-Touren auf Paulas Spuren: Ein Stadtführer für Kinder“* von Diana Hillebrand. Eigentlich sind es acht verschiedene Touren entlang aller wichtiger Sehenswürdigkeiten. So mancher Geheimtipp ist auch dabei. Die Touren sind so kurz, dass Einheimische sie mit Kindergarten-Kindern an einem Nachmittag erledigen können. Wir, die wir in unserer kurzen Zeitspanne so viel wie möglich sehen wollen, basteln die Stationen einfach fröhlich anhand der Karte zusammen, wie es gerade passt.
Das Buch ist so geschrieben, dass man es in München mit Kindern prima unterwegs stationsweise lesen oder vorlesen kann. Die Stadtführung ist in eine (allerdings doch sehr oberflächliche) Geschichte um Paula und ihren Kumpel Luca eingebettet. Meinen beiden ist das mit 13 und fast elf schon ein bisschen zu albern. Aber da die Geschichten-Elemente kursiv gedruckt sind, lassen wir die einfach aus. Die Informationen zu den Sehenswürdigkeiten sind unterhaltsam und leicht verständlich geschrieben, ohne allzu belehrend zu wirken. Mit der bunten Karte im Einband kann der Nachwuchs selbst navigieren. (Wobei Silas da durchaus noch etwas elterliche Unterstützung brauchte, weil die Karte dann ein bisschen grob ist und man heute ja immer einen mitwandernden Positionspunkt gewohnt ist…)
Richtig nett zur Vorbereitung wäre auch das schmale Büchlein „München: Die Kinder-Uni erzählt die Geschichte der Stadt“* von Volker Ufertinger. Hier werden Historie und Legenden rund um die Stadtgeschichte in kurzen Kapiteln auf eine Art und Weise erzählt, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen unterhaltsam ist. Es eignet sich daher prima zum Vorlesen. (Ich habe das Buch leider erst nach unserem München-Trip in die Finger gekriegt und konnte die Rückbank-Fraktion dann nicht mehr zum Lesen motivieren. Bei rechtzeitigem Einsatz finde ich es aber durchaus empfehlenswert.)
München mit Kindern: Unser Fazit
Wir reisen so gerne, und ich erliege immer wieder der Versuchung, späte Herbst- und Winterferien für Städte-Trips zu nutzen. Und eigentlich ist das auch das Beste, was man mit diesen Auszeiten zur Unzeit machen kann (als Nicht-Flieger zumindest). Aber natürlich endet das damit, dass man diesen Städten automatisch einiges an Unrecht tut. Denn bei milden Temperaturen und Sonnenschein ist es einfach überall schöner. Insofern: Sorry, München, du hattest eine miese Startposition.
Wir kommen einfach noch mal wieder, wenn wir die weitläufigen Parkanlagen nutzen können und ich in einem von diesen Biergärten einen Cappuccino kriege.
Oder wir bleiben beim nächsten Mal einfach den ganzen Tag im Deutschen Museum, wenn wir im Herbst oder Winter mit Kindern in München sind und es regnet.
Mehr Tipps für München mit Kindern
- Unser Hotel-Tipp für Familien in München: Wir haben im Econtel Hotel in München Pasing gewohnt und waren sehr zufrieden damit.
- Unsere Praxis-Tipps für das Deutsche Museum mit Kindern: Was für uns gut funktioniert hat, und was nicht.
- Ganz viele familientaugliche Tipps von einer echten München-Kennerin gibt es bei butterflyfish.
Transparenz-Hinweis: Wir waren auf Einladung von Amber-Hotels in München. Als Blogger hatten wir (wie alle Journalisten mit Berichterstattungs-Absicht) freien Eintritt im Deutschen Museum. Das Buch der „Kinder-Uni“ ist mir als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt worden (das andere habe ich selbst gekauft). Ja, ich bin furchtbar penibel in solchen Dingen, auch wenn diese Fakten meine Meinung ohnehin nicht beeinflussen.
Liebe Familie Hahn,
ich freue mich, dass Sie mit meinem Buch „München-Touren auf Paulas Spuren“ so gut unterwegs waren.
Ich wünsche Ihnen weiterhin eine gute Reise!
Herzlich aus München
Diana Hillebrand
PS. Und weil Sie schöne Cafés gesucht haben… Ich abe auch ein Cafébuch geschrieben, in dem ich 35 sehr schöne Cafés vorstelle. Der Titel lautet „Zuhause im Café“. Es gibt sehr, sehr schöne Cafés in München, man muss nur wissen wo! :-)
DAS klingt in der Tat nach einer lohnenswerten literarischen Anschaffung!
Danke schön!
Sehr gern! :-)
Liebe Lena,
das Deutsche Museum will ich mit meinem Sohn schon soooo lange besuchen, und obwohl wir Verwandtschaft in München haben (oder vielleicht auch gerade deshalb) kommen wir nie dazu. Vielleicht klappt es ja dieses Jahr endlich!
Liebe Grüße
Angela
Kann ich verstehen (so geht es uns in Braunschweig). Aber das Deutsche Museum lohnt sich echt so sehr! :)
Liebe Lena, hättste mich mal gefragt ;-) Cafés gibt es sehr wohl, ganz wunderbare sogar mit herrlichem Kuchen … Ich hoffe ihr gebt der Stadt nochmals ein Chance. Es gibt Kinderführungen, die erzählen dann ganz spannende Geschichten, warum der Fußabdruck des Teufels (gesehen?) in der Frauenkirche ist und was es mit dem Affen und dem Königsbaby im alten Hof auf sich hat.
Ich steh ja total auf Cafés, und normalerweise betreibe ich da im Vorfeld schon einige Recherche. Bei München dachte ich, dass wir in der Innenstadt schon irgendwas Nettes finden würden. Und dann sind wir bestimmt eine Stunde da rumgelaufen, von einer Niete zur nächsten. In unserem Kinder-Reiseführer waren einige erwännt, aber die waren entweder weit abseits unserer selbstgestrickten Route, oder eben brechend voll. Nächstes Mal werfe ich einen Blick in das Buch von Diana Hillebrand UND befrage dich! Und dann plane ich die Sehenswürdigkeiten um die Cafés herum. So! :)
Die Geschichten vom Teufel und vom Affen stehen auch in dem Paula-Buch. Genau so etwas braucht es, um Kinder (und Erwachsene!) bei Stadtbesichtigungen bei der Stange zu halten, egal, ob „live“ oder vorgelesen.
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