Eine Woche lang haben wir Mitte September äußerst günstig Ferien am Balaton gemacht. Hier haben wir vorgestellt, was man in der toten Zeit jenseits der Tourismussaison als Familie doch noch unternehmen kann. Und hier verraten wir euch jetzt unsere Reinfälle…
Unsere Flop 5 am Balaton
Flop 1 am Südufer: Wo im Sommer der Bär steppt und ab September niemand mehr
Über das gesamte Südufer des mehr als 80 Kilometer langen Balaton zieht sich eine mehr oder weniger durchgängige Bebauung. Einzelne Dörfer gehen hier in einander über. Die guten Badebedingungen haben dafür gesorgt, dass ein Ferienhaus neben dem anderen entstand. Während der drei Monate langen Saison pulsiert hier das Leben – nehmen wir an, aufgrund der vielen Pensionsschilder, der geschlossenen Kneipen und Restaurants und der gähnend leeren Marktstände, die sommers wahrscheinlich in jedem Zentrum einen lebhaften Basar beherbergen. Außerhalb dieser Zeit wirkt alles traurig und trist und man kommt sich vor wie ein ungebetener Eindringling in einem geschlossenen Vergnügungspark.
Aber: In Balatonboglar haben wir direkt am Wasser einen sehr ansprechenden Spielplatz entdeckt, der richtig liebevoll gestaltet war und auf dem sich unsere Jungs – ganz alleine – eine gute halbe Stunde lang freudig vergnügt haben.
Flop 2: Toteste Hose in Balatonbereny
Sorry, aber unseren Urlaubsort können wir zumindest in der Nachsaison (die es am Balaton praktisch nicht gibt) echt nicht empfehlen. An jedem zweiten Gartenzaun hängt ein Schild mit der Aufschrift: „Èlado!“ – zu verkaufen. Und die Häuser sehen aus, als ob die Suche nach einem Käufer schon etwas länger andauert. Zu wohnen scheint hier kaum ein Mensch; was nicht permanent leer steht, ist ein nur sommers belebtes Ferienhaus.
Aber: Das (einzige!) ganzjährig geöffnete Restaurant Korona direkt an der Hauptstraße durch Balatonbereny ist sehr empfehlenswert! Nicht unbedingt aufgrund seines Ambientes (Fliesenboden und Sowjet-Atmosphäre sind östlich des Neusiedler Sees halt Standard), aber das Essen ist auch nach westlicher Beurteilung ganz große Klasse! Der beste Wels, den ich von hier bis zum Donaudelta gegessen habe, klasse Wildgerichte. Und das Gulasch ist „sogar besser als bei Oma“, sagt Silas, und das will aus seinem Mund wirklich was heißen!).
Flop 3: Im Niedriglohnland Ungarn zu Friseur
Es ist politisch himmelschreiend unkorrekt, eine einzelne Erfahrung derart zu verallgemeinern. Und wer monatelang durch die Gegend tingelt, muss irgendwann mal den Rasenmäher anschmeißen, wenn man nicht im Wischmob-Look nach Hause kommen will. Aber nach diesem Erlebnis bin ich vom deutschen System der Berufsausbildung doch wieder überzeugter denn je.
Die nicht mehr ganz junge Dame, der wir vier einer nach dem anderen unseren Haarschopf anvertrauten, war ganz entschieden keine gelernte Kraft. Eitelkeit ist mir fremd, und ich sah vorher schon aus wie eine Stranddistel nach einem Seesturm, weshalb ich nicht viel zu verlieren hatte. So nahm ich selbst dann noch auf dem Frisierstuhl Platz, als das Mädel Janis schon einen derart krummen Pony geschnitten hatte, dass er selbst mit einer Schere nicht viel Schlimmeres hätte anrichten können. Gar kein Englisch, ein paar wenige Brocken Deutsch – ein Foto aus (frisiertechnisch) besseren Zeiten musste als Inspirationsquelle reichen, diente letztlich aber nur als Indikator einer ungefähren Länge für „einmal sauber rum“. Im Endeffekt kann ich noch am zufriedensten sein, denn bei mir war der Lernprozess anscheinend schon so weit fortgeschritten, dass die Haarlinie halbwegs gerade geworden ist.
Aber: Preislich ist der Friseurbesuch in Ungarn natürlich unschlagbar. Ich habe umgerechnet etwa 20 Euro bezahlt – für uns alle vier! Zu Hause muss ich alleine für eine Handbreit gerade rum schon deutlich mehr auf den Tisch legen, hier krieg ich noch drei Männer damit kurzgemäht.
Flop 4: Bootsfahrt auf dem Balaton – Fehlanzeige
Wir haben es uns so idyllisch vorgestellt. Auf so einem großen See, dachten wir, muss man doch wunderbar Boot fahren können. Wir mieten uns ein Kanu oder Ruderboot und schippern ein bisschen durch die Gegend. Vor allem Janis hatte sich so darauf gefreut. Aber: nix war. Im Internet fanden wir einige Campingplätze, die in der Saison Boote an Urlauber vermieten. Die hatten im September natürlich alle schon zu. Und auch sonst war in dieser Hinsicht einfach nichts zu wollen. Das gesamte Südufer bis Siofok haben wir abgeklappert mit unserer Mission,. Wir haben keinen einzigen Bootsverleih gefunden.
Aber: Als wir unserer Vermieterin in Balatonbereny, die nur äußerst gebrochen Deutsch und überhaupt kein Englisch sprach, schließlich unser Leid begreiflich machten, bot sie uns ihr eigenes Fischerboot an. Auch daraus wurde allerdings nichts, denn am folgenden Tag kam Wind auf. Der Plattensee ist so groß, dass auch die Wellen ernstzunehmende Größe erreichen können, und da zog sie ihr Angebot ganz schnell wieder zurück (ob nun aus Angst um uns oder ihr Boot, ließ sich nicht ermitteln).
Flop 5: Ungarische Konditorkunst
Mittlerweile wissen wir, dass es sich gar nicht um ein lokales Plattenseeproblem oder auch nur eines der Magyaren handelt. Wie es scheint, haben Torten und Kuchen generell östlich der Gemütlichkeitsgrenze keine große Tradition und bestehen prinzipiell zum größten Teil aus Zucker und billigem Pflanzenfett. Als wir in Hèvìz ins größte Café am Platz einkehren, sind wir jedoch noch tief enttäuscht von der äußerlich so ansprechenden Tortenpracht. Selbst die Jungs, die sonst für jede süße Leckerei zu haben sind, pulen erst die zuckerkörnige Fondantschicht vom Gebäckstück, sortieren dann auch die fettige, dafür umso geschmacklosere Buttercreme aus und lassen schließlich sogar vom künstlich schmeckenden Bisquitboden die Hälfte übrig. Da nutzt es auch nichts, dass das Stück Sahnetorte umgerechnet nur 1,30 Euro kostet.
Unsere Couchsurfer in Budapest erklären uns später, dass es durchaus gute Konditoren in Ungarn gibt, die man jedoch mit der Lupe suchen muss. In der Hauptstadt haben wir dann auch anständiges Gebäck gegessen. Davor, danach und währenddessen (und auch in Rumänien) sind wir allerdings bei jeder sonstigen Gelegenheit bäckereitechnisch nur unansprechender Mangelware begegnet (und mittlerweile haben wir es aufgegeben, weitere Versuche zu riskieren).
Aber: Strudel können sie, die Ungarn! Den gibt es in verschiedenen Varianten (Apfel, Kirsch und auch Kastaniencreme, sehr zu empfehlen). Und man soll im Ausland ja auch nicht überall heimatliche Kost erwarten, nicht wahr? ;)
Auf unserer Familien-Langzeitreise haben wir in der letzten Septemberwoche am Balaton Station gemacht. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sind wir bereits am östlichsten Zipfel der EU im rumänischen Donau-Delta angekommen und hinken hoffnungslos mit der Berichterstattung hinterher – sorry!
Ähnliche Tortenerfahrungen habe ich schon in China gemacht. Gibt’s „östlich der Gemütlichkeitsgrenze “ eben nicht! Dafür klingt der Wels umso leckererer. Weiterhin gute Fahrt! Ulrike
Danke! Ja, es ist eigentlich keine große Überraschung, wenn man so darüber nachdenkt, dass man einfach das essen sollte, was lokal traditionell hergestellt wird… Ist in China sicher ganz genauso.
Da habe ich mich mal ganz kurz krumm gelacht ab deiner ironischen Schreibweise bezüglich dem Frisör-Besuch in Ungarn.
Man würde es kaum für möglich halten, aber ähnliche Erfahrungen hatten wir in den USA gemacht. Das führte dann dazu, dass ich mir im Verlauf der zwei Jahre ein pflegeleichte Langhaar-Frisur zulegte und meinem Mann die Haare selbst schnitt. O-Ton: „Sooo gut kriegst du das auch noch hin.“ Die beiden Frisurtechniken haben sich übrigens bis heute gehalten; ich schneide meinem Mann die Haare noch immer (und immer besser) selber.
Über Torten mag ich mich nicht äussern. Da ist schon alles gesagt.
Und am Balaton waren wir zwar im Juni, aber bei widerlichem Wetter. Wir waren uns schnell einig: Hier müssten wir bei Vollbetrieb sofort das Weite suchen.
Herzliche Grüsse
Bea
Oh, von der Service-Mentalität der Amerikaner hätte ich jetzt mehr erwartet…
Falls du Musse hast, das Thema „Langzeitreisefrisur“ zu vertiefen – ich hab darüber schon mal gebloggt.
http://flohnmobil.wordpress.com/2010/11/22/haarig/
Ich hätte Euch allen sogar umsonst die Haare geschnitten!
Und ohne etwas über deine Künste zu wissen (obwohl, ich kann mich auf euren Fotos nicht an schlechte Frisuren erinnern) – du hättest es auf jeden Fall besser hingekriegt, Nathalie! :)
Ich lache noch über die Sache mit dem Friseur! :-D
Lasst wachsen, Leute, bindet Zopf!
Einmalige Gelegenheit! :-)
Das war tatsächlich Plan A, aber dann haben wir gemerkt, wie viel Zeit mit dem abendlichen Kämmen und dem morgendlichen Frisieren drauf geht. Plan B lautet jetzt: Egal, wie’s aussieht, Hauptsache praktisch. :)
Solche Bewertungen sollte und kann man nicht ernst nehmen….
Sie sprechen in Ungarn in einem nicht sehr stark besuchten Touristenort kaum deutsch oder englisch….
Warum sprechen sie nicht ihre Sprache??
Immer das erwarten das sie überall nur deutsch reden müssen..Mann Mann…kein Geld ausgeben wollen und sich beschweren…
Ich gebe mir gerade Mühe, diesen Kommentar ernst zu nehmen, scheitere aber ein bisschen an der Unverständlichkeit. Was genau ist jetzt dein Problem? Wer spricht nicht seine Sprache? Oder ist das ein Schreibfehler und soll eine Anrede an mich sein, und ein Vorwurf, dass ich für 10 Tage Urlaub in Ungarn nicht Ungarisch lerne?
Ich persönlich erwarte übrigens von niemandem, dass er oder sie außerhalb Deutschlands Deutsch spricht. Englisch schon eher. Ich frage mich, woraus du, liebe/r W.f, schließt, dass ich das täte. Im Gegenteil habe ich mich gewundert, dass überall in Ungarn von sehr vielen Menschen Deutsch gesprochen wird.
Ferner soll dieser Beitrag keine Sammelbeschwerde sein (die würde ja nur Sinn machen, wenn ich sie an die Verursacher richte), sondern einfach eine Beschreibung unserer Erlebnisse, damit nachfolgende Urlauber unsere Fehler nicht wiederholen müssen.
Ich als Ungarin, finde die Bewertung stark diskriminierend.
Liebe Lena, mache lieber wo anders Urlaub.
Die Leute am Plattense werden auch glücklicher sein!
Stark diskriminierend? Ernsthaft? Hast du mal nachgeschlagen, was dieses Wort bedeutet? Nur weil ich den Balaton im September aus eigener Erfahrung nicht als Urlaubsziel empfehlen kann, heißt das doch noch lange nicht, dass ich gegen Ungarn hetze. Nenn mir doch bitte mal Textstellen, die deiner Meinung nach diskriminierend sind. Dass meinen Kindern die Sahnetorte nicht schmeckt? Ist nicht diskriminierend, wirklich nicht. Im Gegenteil, ich differenziere noch überall und stelle immer etwas Gutes heraus. Also weißte. So eine bescheuerte Unterstellung ist mir lange nicht untergekommen. (Und nein, auch das ist keine Beleidigung und diskriminiert dich nicht als Ungarin. Das kritisiert einfach nur deine Kompetenz, Textinhalte zu erfassen.)
Hallo und Danke für den informativen Post! Toller
Blog.