Mehr oder weniger aus Versehen landen wir in Bielefeld. Wir haben einen ganzen Nachmittag Zeit und fragen uns: Was kann man in Bielefeld mit Kind unternehmen, möglichst günstig? Zum Glück gibt es da einiges. So verbringen wir einen wunderschönen Tag im Bielefelder Bauernhausmuseum und im Tierpark Olderdissen. Inzwischen gibt es auch ein Update mit dem Katzencafé Miezhaus. Und einen ganzen Haufen Ideen und Ausflugstipps fürs nächste Mal haben wir auch noch auf der Liste.
Ein Tag in Bielefeld mit Kind
Hier kommt unser Erfahrungsbericht vom Ausflug nach Bielefeld mit Kind. Wir waren zu zweit als Mutter-Kind-Team unterwegs: Sohn Silas (7 Jahre alt) und ich, cappuccinoliebende gelernte Historikerin und verantwortlich für dieses Reiseblog.
Update: Es ist unglaublich, aber es hat satte neun Jahre gedauert, bis wir das nächste Mal einen netten Familienausflug nach Bielefeld mit Kindern eingelegt haben. Jetzt aber! Inzwischen mit 16-jährigem Teenager und neuem Kind (Franka, drei Jahre alt) haben wir uns Bielefeld noch einmal genau angeschaut. (Bei Regen. War nicht so super. Aber einen ganz, ganz tollen neuen Tipp für Bielefeld mit Kind haben wir mitgebracht!) Damit es sich besser lesen lässt, behalte ich aber die „alte Timeline“ bei. Ich aktualisiere diesen Artikel also diskret und füge am Ende ein neues Kapitel ein (sobald ich dazu komme – ich hab hier mal wieder am offenen Herzen operiert und jetzt kommt mir was dazwischen…)
Nun denn. Bielefeld ist sicher nicht die allererste Adresse, wenn man an einen Städtetrip mit Kind denkt. Auch uns treibt an diesem Tag eine Erledigung ins Nachbarbundesland. Bei dieser Gelegenheit können wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Und schon gehört fast der komplette Nachmittag in Bielefeld mit Kind uns!
Bielefeld, die Unbekannte
Die Stadt Bielefeld liegt im Osten Nordrhein-Westfalens und hat rund 333.000 Einwohner. Als Stadt gibt es Bielefeld schon seit dem Mittelalter. Lange war sie die Leineweberstadt. Als solche war sie weit über die Grenzen der Region Ostwestfalen-Lippe bekannt. Heute kommen die Steuereinnahmen aus der Nahrungsmittelindustrie und dem Dienstleistungsgewerbe.
In Bielefeld gibt es weder ganz große Sehenswürdigkeiten noch eklatante Naturschönheiten. Architektonisch sticht nichts bombastisch hervor. Der berühmtester Sohn der Stadt ist Dr. Oetker. (Und auch der ist geklaut, denn eigentlich ist der bei uns in Obernkirchen geboren ist, jawohl!) Auf den ersten Blick ist touristisch nicht so ganz viel zu wollen in Bielefeld.
Aber natürlich gibt es dann doch ein paar echt schöne Ausflugstipps, gerade auch wenn man in Bielefeld mit Kind unterwegs ist.
Das Bielefelder Bauernhausmuseum
Das Bielefelder Bauernhausmuseum liegt an der Dornberger Straße zwischen den Stadtteilen Mitte und Hoberge-Uerentrup im Grünen. Als Museum ist es ziemlich genau hundert Jahres alt und damit eines der ältesten Freilichtmuseen Deutschlands. Neun historische Gebäude stehen auf dem überschaubaren Gelände.
In Empfang nimmt uns die Bockwindmühle. Wir steigen hinauf zum Arbeitsplatz des Müllers. Von hier haben wir nicht nur einen guten Blick über das Museum, sondern auch in die hölzerne Technik des rund 150 Jahre alten Mechanismus. Und nicht nur für Kinder gibt es eine spannende Fühl-Station. Silas und ich machen den Test: Können wir mit geschlossenen Augen Getreidesorten unterscheiden? Bei Mais und Buchweizen klappt das bei uns noch ganz gut. Aber Gerste und Roggen auseinanderzuhalten ohne hinzugucken, da scheitern auch wir als Bauern-Enkel und Bauern-Urenkel tragisch.
Herzstück des Bauernhausmuseums ist der Hof Möllering. Er wurde 1590 im nahegelegenen Rödinghausen gebaut und ist auf dem Stand von 1850 eingerichtet. Wir dürfen alle Ecken und Winkel erkunden. Infotafeln geben uns die nötigen Erklärungen. Auf dem Dachboden gibt es eine gute Ausstellung zu den Lebensbedingungen der Zeitgenossen. Kleinere Kinder können sich die Zeit mit einer Mäusesuche vertreiben.
Sonderausstellungen
Richtig spannend finden wir nicht nur die Dauerausstellung in dem kleinen Haus mit der wunderschön verzierten Haustür, sondern auch die Sonderausstellung zum Thema Hunde. Im unterirdischen Teil des Museums erfahren wir, wie sich die Beziehungen zwischen Herr und Hund in Ostwestfalen entwickelt haben.
Die Sonderausstellungen im Bielefelder Bauernhausmuseum wechseln immer wieder. 2023 sind beispielsweise noch zwei Stück geplant, zum Thema Geschichtsausflüge und Steinhagen im Nationalsozialismus. Was aktuell los ist, schaut ihr am besten auf der Museums-Website nach.
Museumscafé
Und wir genießen richtig guten lippischen Pickert im Museumscafé. Das Familienrezept, das sich bei uns zu Hause durchgesetzt hat, ist Nachkriegsware und entsprechend eher was für die schlanke Linie. Die Version des Kartoffel-Hefefladens, die das Café serviert, ist goldbraun ausgebacken und schmeckt himmlisch. Tipp!
Praktische Infos für das Bauernhausmuseum Bielefeld mit Kind
Adresse: Dornberger Str. 82, Bielefeld.
Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 10 bis 18 Uhr, am Wochenende und Feiertagen 11 bis 18 Uhr.
Eintritt: Familienkarte 8 Euro, einzeln Erwachsene 4 Euro, Kinder 2 Euro. (Löblich: Diese Preise sind seit 2017 gleich geblieben!)
Parken: Der ausgeschilderte Parkplatz für das Bauernhausmuseum Bielefeld ist kostenlos. Direkt nebenan befindet sich ein Sport-Spielplatz mit Ausdauer-Geräten, die auch Kinder witzig finden. Der Fußweg beträgt fünf bis zehn Minuten (und ist ein bisschen steil, also yay: Bewegung!).
Heimat-Tierpark Olderdissen
Nachdem wir mit dem Bielefelder Bauernhausmuseum fertig sind, neigt der Tag sich erst langsam dem Ende entgegen. Wir haben noch nicht die rechte Lust, nach Hause zu fahren. Also machen wir einen Abstecher in den Heimat-Tierpark Olderdissen. Der liegt keine fünf Minuten Fahrzeit entfernt.
Hier müssen wir nur zwei Euro fürs Parken bezahlen. (Auch dieser Preis ist in all den Jahren derselbe geblieben. Wow.) Der Eintritt selbst ist kostenlos. Wer ganz sparsam sein will, kann auch auf dem Bauernhausmuseumsparkplatz stehen bleiben und in etwa zehn Minuten dem ausgeschilderten Fußweg folgen.
Der Heimat-Tierpark Olderdissen ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien in Bielefeld, gerade mit kleinen Kindern. Hier gibt es in den weitläufigen Gehegen jede Menge Wildtiere zu sehen, die eben auch so in heimatlichen Gefilden vorkommen. Rehe und Wildschweine sind da zu sehen, ebenso Biber und verschiedene Wasservögel. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich die schottischen Soay-Schafe und Ziegen auf der Streichelwiese. Die darf man nämlich hautnah auf ihrem Weidegrund besuchen.
Auch die ursprünglich chinesischen Sikahirsche haben aber nichts gegen Begegnungen mit Anfassen, augenscheinlich. Wahrscheinlich, weil Menschen hier manchmal die Futterrinne auffüllen (nur mit tauglichem Futter, bitte!), kommen die Tiere arglos angetrottet.
Silas gefallen die Murmeltiere. Ich bin ganz baff, einen Biber beim Abnagen eines kleinen Baumes beobachten zu können.
Ein großer Spielplatz bietet Kinder jeden Alters Herausforderungen. Gleich am Eingang ist das Café-Restaurant Meierhof mit vergleichsweise fairen Preisen auf der Speisekarte. (Wir haben es nicht ausprobiert, aber es sah nett aus.)
Toll ist, dass der Tierpark keine festen Öffnungszeiten hat. Die Spazierwege quer durch die Gehege und die Streichelwiese werden irgendwann abgeschlossen. Aber die breiten Wanderwege darf man zu jeder Tages- und Nacht-Zeit entlanglaufen, wenn man denn unbedingt will.
Praktische Hinweise zum Heimat-Tierpark Olderdissen
Adresse: Dornberger Str. 149, Bielefeld.
Öffnungszeiten: frei zugänglich rund um die Uhr.
Eintritt: frei.
Parken: Tagesticket 2 Euro.
Weitere Ideen für Ausflugsziele in Bielefeld mit Kind
Folgende Museen, Institutionen und Ausflugsziele stehen noch auf meiner persönlichen Liste für den nächsten Besuch. Wir haben sie also noch nicht selbst ausprobiert, weshalb ich sie hier einfach extern verlinke. So kann jede Familie sich ihr persönliches Programm für Bielefeld mit Kindern selbst zusammenstellen.
- Die Sparrenburg – eine Burgruine aus dem Mittelalter, die besichtigt und bestiegen werden kann. Es gibt regelmäßig öffentliche Führungen.
- Historisches Museum Bielefeld – Das Stadtmuseum befindet sich in den Hallen der Ravensberger Spinnerei, die einst die größte in ganz Europa war. Entsprechend Bielefelds Stadtgeschichte steht hier die Industriekultur im Mittelpunkt. Inwiefern sich der Museumsbesuch speziell mit Kindern lohnt, kann ich nicht sagen, da wir es noch nie bis hierher geschafft haben.
- namu – wohl ein klassisches kleines Naturkundemuseum mit Schwerpunkt Geologie.
- Museumshof Senne – eine Art Mini-Freilichtmuseum mit einer umfangreichen historischen Hofanlage, die typisch für die Region ist.
- Botanischer Garten Bielefeld – auch in der Nähe von Tierpark und Bauernhausmuseum gelegen.
- Teutoburger Wald – ein riesengroßes Naherhohlungsgebiet mit ganz vielen Wander-Möglichkeiten.
Bielefeld? Gibt’s doch gar nicht!
Schon klar, dieser Spruch musste noch kommen in einem Bielefeld-Bericht. Er ist für alle Bielefelder und umzu dermaßen abgenudelt, dass wir uns Mühe geben müssen, bei diesem Stichwort nicht mit den Augen zu rollen. Besucher von außerhalb wollen uns gern einer nach dem anderen euphorisch-konspirativ in die Bielefeld-Verschwörung einweihen, als das die Neuigkeit schlechthin. Ja, beim ersten bis etwa 14. Mal ist die Geschichte ganz witzig…
Sie rührt vermutlich daher, dass Bielefeld enorm viele Eingemeindungen eher ländlicher Ortschaften besitzt. Deshalb gibt es jede Menge Ortsschilder mit dem Namen der Stadt, hinter denen dann aber erst einmal nicht viel passiert. Gerade wenn man von der Autobahn abfährt, ist die Erfahrung etwas skurril. Besuchende empfängt das gelbe Bielefeld-Schild. Dahinter kommen ein paar Häuser. Und dann – nichts. Also, klarer Fall: Bielefeld gibt es gar nicht.
Eine andere Theorie besagt, dass die Keimzelle von Bielefeld die Universität sei und die in Wirklichkeit ein großes Ufo ist. Eines Tages wird es sich wieder gen Himmel erheben, und dann war’s das mit Bielefeld. Wer sich das Universitätsgebäude mal angesehen hat, vor allem auf Luftbildern, wird sich dieser Theorie vermutlich anschließen.
Aber im Ernst: Verkneift es euch, Bielefelder über die Tatsache aufzuklären, dass es Bielefeld nicht gibt. Das haben die schon das eine oder andere Mal gehört.
Achtung: Ostwestfalen!
Zum Schluss noch eine kleine (natürlich nicht ganz ernst gemeinte) Warnung: Bielefeld wird von Ostwestfalen bevölkert, und die sind so eine Sorte für sich. Der klassische Bilderbuch-Ostwestfale ist maulfaul und allem Fremden gegenüber sehr skeptisch.
Was mich dort tatsächlich immer wieder irritiert, ist die Weigerung zu grüßen. Betrete ich beispielsweise einen Fahrstuhl, in dem sich bereits eine Person aufhält, grüße ich reflexhaft. Handelt es sich bei der Person um eine aus Ostwestfalen, starrt er oder sie wahrscheinlich missmutig zurück und vermittelt mir damit das Gefühl, mit der unnötigen Ansprache einen gesellschaftlichen Faux-Pas begangen zu haben. Es herrscht keine kultivierte Pampigkeit wie oft in Berlin und auf Rügen. Und natürlich gibt es auch tonnenweise nette Ostwestfalen und sogar ein paar Extrovertierte (die möglicherweise zugezogen sind). Aber vergnüglichen Smalltalk sollte man von Servicekräften und Verkäufer:innen von vornherein besser nicht erwarten.
(Ich selbst bin übrigens Schaumburgerin, und kurz hinter der Landesgrenze sind wir damit natürlich vollkommen andere und automatisch viel bessere Menschen… ;) )
Noch mehr Tipps für Bielefeld
Ich habe mich umgesehen und habe auch bei einigen Blogger-Kollegen Berichte und Tipps für Bielefeld entdeckt.
- Andrea von Indigo-Blog hat zwei Restaurant-Tipps in Bielefeld, einen in einer säkularisierten Kirche und einen (mit Kuchen-Flatrate!) im Haus eines ehemaligen Lebensmittelhändlers.
- Und Janett als Teilzeitreisender.de hat gleich mehrere Bielefeld-Artikel online. Unter anderem hat sie die Sparrenburg erkundet .
- Vielweib Tanja hat Tipps für Bielefeld bei Regen und hat mir so von der verlassenen Bielefelder Wäschefabrik vorgeschwärmt, dass ich sie gleich auf meine Liste gesetzt habe.
Noch mehr Ausflugsziele in der Nähe von Bielefeld
Wenn ihr euch für familientaugliche Ausflüge rund um Bielefeld auch in einem etwas weiteren Radius interessiert, hätte ich noch ein paar andere selbst ausprobierte Tipps für euch. Die folgenden Ziele sind alle in weniger als einer Stunde Fahrzeit von Bielefeld aus erreichbar.
- Bückeburg – In meiner Geburtsstadt gibt es Deutschlands einzige Hofreitschule, ein Märchenschloss und ein Hubschraubermuseum. Und haufenweise tolle Cafés.
- Externsteine – Die mystisch anmutende Felsformation lohnt nicht nur für Geschichtsromantiker und Verschwörungstheoretiker einen Ausflug.
- Lemgo – Die hübsche Fachwerkstadt war einst ein Zentrum der Hexenverfolgung, was in einem spannenden Museum aufgearbeitet wird.
- Porta-Westfalica – Am Kaiser-Wilhelm-Denkmal sind bestimmt die meisten schon mal auf der Autobahn vorbei gefahren. Wie der alte Monarch aus der Nähe aussieht und wer ihn da hingebaut hat, haben wir just im April 2024 interessiert erkundet.
- Hüllhorst-Schnathorst – Nein, das kleine Dorf bei Minden an sich ist jetzt nicht wirklich sehenswert, aber es gibt dort einen absoluten Geheimtipp: ein uriges Spielzeugmuseum, das ein komplettes Wohnhaus einnimmt.
In ganz Deutschland haben wir schon über 180 Reise- und Ausflugsziele ausprobiert. Hier geht es zu unserer Auflistung nach Bundesländern und zur Übersichtskarte: Familienurlaub in Deutschland – unsere Erfahrungen und Empfehlungen von den Bergen bis ans Meer.
Transparenzhinweis: In Bielefeld waren Silas und ich ganz spontan und „incognito“ unterwegs, haben alles selbst bezahlt und niemandem verraten, dass wir Reiseblogger sind. Ihr könnt ja gerne mal vergleichen, ob wir deshalb mehr oder weniger begeistert sind, als wenn wir offiziell zum Testen ausgeschickt werden. Mein Anspruch ist es immer und in jedem Fall, im Rahmen unser subjektiven Erfahrungen möglichst objektiv und nach journalistischen Maßstäben zu berichten, um euch den maximalen Informationsgehalt zu bieten.
Liebe Lena, nach langer Zeit lese ich mal wieder auf Deiner Seite. Ich habe mal eine Zeit lang in der Stadt gearbeitet und gelebt. Besser als der Ruf! Ein klasse Bericht. Der alte Witz über BI kommt wirklich jedes Mal… Auch die Ostwestfalen hast Du recht treffend beschrieben; aber sie tauen ja zum Glück auch mal auf. Zum Tag mit Kind(ern): an einem heißen Sommertag auch empfehlenswert ist eines der vielen Schwimmbäder. Z.B. das Wiesenbad, in der Nähe des schon erwähnten Historischen Museums, bietet einen Riesensprungturm, eine große Rutsche usw., ein anderes kinderfreundliches Bad wären das Freibad Jöllenbeck oder auch Gadderbaum. (Lustige Namen der Stadtteile…) Ein tolles Restsurant in ca. 25 m Höhe über dem zentralen Jahnplatz ist das “ Bernstein“. Bisschen schick, nicht ganz billig, aber eine super Terrasse und schönes Ambiente. Liebe Grüße und bis bald. Ich lese mich dann hier mal Stück für Stück durch… Christine
Liebe Christine, herzlichen Dank! Die Ergänzungen sind super.
Huch, der Kommentar war aber lang…